"Die Linken" - wer sind sie und was wollen sie?

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Moderator: Barbarossa

RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
... auf der anderen Seite kann das auch nicht gut erklären. Wer kann schon Emotionen erklären?
...
Emotionen als solche sind ja erstmal nicht schlecht; sorgen sie doch fürs Entstehen von Wünschen und Zielen. Wenn sie allerdings dazu führen, dass man nichtmal über das Thema sprechen (bzw. schreiben) kann, dann ist's psychologisch wohl eher 'n Trauma.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Möglicherweise könnte man das (auf die freie Wildbahn übertragen) in gewisser Weise vergleichen mit einem "Beutetier" (ich), das sich zusammen mit anderen "Beutetieren" (das mehrheitliche DDR-Volk) seiner "Raubtiere" entlegigt hat.
...
Seh' ich anders; und hat man auch im Westen früher zumindest anders gesehen.
Das Perfide einer Diktatur ist ja gerade, dass sie ihre Bev. - u.a. auch diejenigen, die weniger von ihr profitieren bzw. nur teilweise oder gar überhaupt nicht mit ihr einverstanden sind - miteinbezieht und im System zu Komplizen macht. Und das wart ihr allesamt, nämlich der Feind. In dessen Schuld langer Kriegsdienst und horrende Wehrausgaben usw. lagen, in dessen Schuld der Kalte Krieg lag und die meisten damit verbundenen Risiken.

Ausserdem ist's nicht so, dass die ostdeutsche Bev. sich selbst aus den Zwängen der SED oder sowas gewunden hätte. Ohne Gorbatschow, ohne Kohl und ohne Westgeld, ohne das schon umgefallene Polen und Ungarn - und nicht zuletzt auch ohne einen letzten Funken Vernunft in Eurem Politbüro - wärt ihr plattgemacht wie Tienanmen. Sorry für die harten Worte, aber was soll man denn sonst sagen grossartig?

Barbarossa hat geschrieben: ...
Sie sind aber nicht alle beseitigt worden, sondern nur einige. Andere gibt es noch und die versuchen nun im "Schafspelz" wieder mächtiger zu werden und werben nun um Vertrauen auf einem größeren Territorium.
...
Ja, aber doch nicht bei den armen verirrten Mäusen in der Restpartei, das hatten wir doch schon sooft letztens. Das Problem ist in meinen Augen auch, dass Du sie gehörig unterschätzt. Die sind auch nicht volldoof und können sich sehr wohl verstellen. Da werden's doch nicht so beknackt sein und in der all in all doch recht marginalen Linken da rumdrehen am Rad.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Genau das ist im übertragenen Sinne die derzeitige Situation, wie ich sie sehe. Im Grunde kämpfe ich heute noch gegen genau die "Raubtiere", von denen ich einst mehrfach tatsächlich in die Enge getrieben wurde. Das ist ein sehr treffender Vergleich, finde ich.
Gerade deswegen solltest Du Dich bemühen, sie zu erkennen,

und dann ggf. gegen sie anzuschreiben.



LG
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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben: Emotionen als solche sind ja erstmal nicht schlecht; sorgen sie doch fürs Entstehen von Wünschen und Zielen. Wenn sie allerdings dazu führen, dass man nichtmal über das Thema sprechen (bzw. schreiben) kann, dann ist's psychologisch wohl eher 'n Trauma. ...
Keine Ahnung. Bin kein Psychologe.

RedScorpion hat geschrieben: Seh' ich anders; und hat man auch im Westen früher zumindest anders gesehen.
Das Perfide einer Diktatur ist ja gerade, dass sie ihre Bev. - u.a. auch diejenigen, die weniger von ihr profitieren bzw. nur teilweise oder gar überhaupt nicht mit ihr einverstanden sind - miteinbezieht und im System zu Komplizen macht. Und das wart ihr allesamt, nämlich der Feind. In dessen Schuld langer Kriegsdienst und horrende Wehrausgaben usw. lagen, in dessen Schuld der Kalte Krieg lag und die meisten damit verbundenen Risiken. ...
Und genau das sehe ich eben völlig anders. Die große Mehrheit sehe ich als Beute des Regimes. Wie kann eine Beute Schuld an seiner Situation sein oder gar Komplitze?
RedScorpion hat geschrieben: Ausserdem ist's nicht so, dass die ostdeutsche Bev. sich selbst aus den Zwängen der SED oder sowas gewunden hätte. Ohne Gorbatschow, ohne Kohl und ohne Westgeld, ohne das schon umgefallene Polen und Ungarn - und nicht zuletzt auch ohne einen letzten Funken Vernunft in Eurem Politbüro - wärt ihr plattgemacht wie Tienanmen. Sorry für die harten Worte, aber was soll man denn sonst sagen grossartig? ...
Das mag ja alles sein, dass Gorbatschows Freibrief verhindert hat, dass wiederum die die Sowjetpanzer rollten, aber befreit hat sich doch jedes Volk allein. Die Voraussetzungen dafür waren 1989 einfach besser, als 1953, 1956, 1968 und 1980. Der Ostblock war insgesamt abgewirtschaftet und damit auch politsch labil geworden.
RedScorpion hat geschrieben: Ja, aber doch nicht bei den armen verirrten Mäusen in der Restpartei, das hatten wir doch schon sooft letztens. Das Problem ist in meinen Augen auch, dass Du sie gehörig unterschätzt. Die sind auch nicht volldoof und können sich sehr wohl verstellen. Da werden's doch nicht so beknackt sein und in der all in all doch recht marginalen Linken da rumdrehen am Rad. ...
Unterschätzen tue ich sie garantiert nicht. Ja, die Radikalsten von ihnen warten nur wieder auf den richtigen Moment. Und bis dahin verbuchen sie jeden Applaus und jede gelungene Beienflussung der öffentlichen Meinung als Erfolg für sich und ihre Ideologie. Ich weiß, wie sie ticken...
RedScorpion hat geschrieben: Gerade deswegen solltest Du Dich bemühen, sie zu erkennen,

und dann ggf. gegen sie anzuschreiben.
Ich versuchs.
:wink:
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben: Das sollte man schon aus Prinzip ausschließen. Mit ihrer Ideologie sind sie eine Gefahr für unsere Demokratie und damit genauso zu ächten, wie die NPD. Das ist und bleibt meine Meinung.

Persönlich:
Immer wieder stelle ich fest, dass es mir an manchen Tagen nicht leicht fällt, überhaupt Beiträge über die Linkspartei zu schreiben. Oft muß ich Meldungen (egal welche) erst einmal eine Weile sacken lassen, weil bei mir sehr starke und zugleich sehr negative Emotionen hochkommen. Meistens muß ich Berichte im Fernsehen über die Linkspartei erst einmal wegschalten, weil ich diese Typen nicht sehen kann und will. Das ist wie ein Reflex und der geht auch nicht mehr weg. Schließlich kenne ich die SED-Diktatur noch aus eigenem Erleben. Darum werde ich auch niemals damit aufhören, diese Partei zu bekämpfen, wo es nur geht. Sowas jemals wieder in einer Regierung zu sehen, will ich mir nicht einmal vorstellen. So eine Bundesregierung könnte ich niemals akzeptieren. Sollte das wirklich einmal passieren, müsste ich wahrscheinlich über kurz oder lang meine Berichterstattung hier im Forum einstellen, so wie ich das auch für das Land Brandenburg bereits tue. Und darum beteilige ich mich auch nicht an Diskussionen, was wäre, wenn die Linkspartei an Koalitionsverhandlungen einer zukünftigen Regierung teilnimmt - wie gesagt: zu viele negative Emotionen. Ich kann das nicht.
Ich bin der Meinung, dass man eine (linke) Diktatur nicht am eigenen Leib erlebt haben muss, um zu wissen, was sie anrichtet und um sie abzulehnen.

So wie man nicht selber mit dem Kopf gegen die Wand rennen muss, um zu wissen, dass das schmerzt.

Manchen reicht dieses theoretische Wissen aber paradoxer Weise nicht; manchen reicht es nocht nicht einmal, eine Diktatur am eigenen Leib erlebt zu haben, um sie konsequent abzulehnen.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Die Linke streitet über ihren Europakurs, solange die sich dabei nicht einig sind, kann man auch keine Koalitionen auf Bundesebene mit ihnen schließen. :wink:
Das sollte man schon aus Prinzip ausschließen. Mit ihrer Ideologie sind sie eine Gefahr für unsere Demokratie und damit genauso zu ächten, wie die NPD. Das ist und bleibt meine Meinung.

Persönlich:
Immer wieder stelle ich fest, dass es mir an manchen Tagen nicht leicht fällt, überhaupt Beiträge über die Linkspartei zu schreiben. Oft muß ich Meldungen (egal welche) erst einmal eine Weile sacken lassen, weil bei mir sehr starke und zugleich sehr negative Emotionen hochkommen. Meistens muß ich Berichte im Fernsehen über die Linkspartei erst einmal wegschalten, weil ich diese Typen nicht sehen kann und will. Das ist wie ein Reflex und der geht auch nicht mehr weg. Schließlich kenne ich die SED-Diktatur noch aus eigenem Erleben. Darum werde ich auch niemals damit aufhören, diese Partei zu bekämpfen, wo es nur geht. Sowas jemals wieder in einer Regierung zu sehen, will ich mir nicht einmal vorstellen. So eine Bundesregierung könnte ich niemals akzeptieren. Sollte das wirklich einmal passieren, müsste ich wahrscheinlich über kurz oder lang meine Berichterstattung hier im Forum einstellen, so wie ich das auch für das Land Brandenburg bereits tue. Und darum beteilige ich mich auch nicht an Diskussionen, was wäre, wenn die Linkspartei an Koalitionsverhandlungen einer zukünftigen Regierung teilnimmt - wie gesagt: zu viele negative Emotionen. Ich kann das nicht.
Lieber Barbarossa,
wie müßte ich denn reagieren, der seinen Großvater 1945 durch die Amis verlor und das nicht Kampf, nur weil ein amerikanischer Captain aus Jux und Dollerei einen Sprengkörper in ein Feuer warf, wo sich mein Großvater wärmte :?:
Ich betrachte die Amis nicht als Feinde, der Captain dürfte längst tot sein und beziehe die Tat eines Einzelnen nicht auf ein ganzes Land, dass viele verschiedene Rassen und Religionen hat. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Barbarossa hat geschrieben: Persönlich:
Immer wieder stelle ich fest, dass es mir an manchen Tagen nicht leicht fällt, überhaupt Beiträge über die Linkspartei zu schreiben. Oft muß ich Meldungen (egal welche) erst einmal eine Weile sacken lassen, weil bei mir sehr starke und zugleich sehr negative Emotionen hochkommen. Meistens muß ich Berichte im Fernsehen über die Linkspartei erst einmal wegschalten, weil ich diese Typen nicht sehen kann und will. Das ist wie ein Reflex und der geht auch nicht mehr weg. Schließlich kenne ich die SED-Diktatur noch aus eigenem Erleben. Darum werde ich auch niemals damit aufhören, diese Partei zu bekämpfen, wo es nur geht. Sowas jemals wieder in einer Regierung zu sehen, will ich mir nicht einmal vorstellen. So eine Bundesregierung könnte ich niemals akzeptieren. Sollte das wirklich einmal passieren, müsste ich wahrscheinlich über kurz oder lang meine Berichterstattung hier im Forum einstellen, so wie ich das auch für das Land Brandenburg bereits tue. Und darum beteilige ich mich auch nicht an Diskussionen, was wäre, wenn die Linkspartei an Koalitionsverhandlungen einer zukünftigen Regierung teilnimmt - wie gesagt: zu viele negative Emotionen. Ich kann das nicht.
Danke Barbarossa für diesen sehr offenen, persönlichen Beitrag, vor allem, dass du ihn mit der Überschrift "Persönlich" auch so eingeordnet hast. Zwischen den Zeilen konnte man es hier im Forum schon erkennen, es ist jedoch ein großer Schritt, sich so offen zu seinen persönlichen Erfahrungen, Verletzungen zu bekennen. Ob man dir deshalb ein Trauma attestieren muß, weiß ich nicht, bin auch kein Psychologe. Es ist deine ganz persönliche Prägung, die man sicher nicht verallgemeinern kann. Persönliche Erfahrungen kann man nie übertragen. Aber berücksichtigen beim Verständnis des anderen, wenn man davon weiß.
ehemaliger Autor K.

Barbarossa:
Wenn Emotionen eine große Rolle spielen, ist es natürlich manchmal schwierig, die Leistung von bestimmten Personen anzuerkennen. Karl Marx hat auf dem Gebiet der ökonomischen Analyse zahlreiche wichtige Beiträge geleistet. Mit seinen Ansätzen lassen sich viele Abläufe klären, ungeachtet dessen, wie seine Theorien später benutzt wurden.
So geht es vielen Theoretikern. Robert Michels hat eine grundlegende Arbeit über die Soziologie des Parteiwesens geschrieben, noch heute das Standardwerk. Er war ein begeisterter Anhänger des italienischen Faschismus und erhielt in Italien Auszeichnungen. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit seiner Theorie, die heute als die Grundlage zum Verständnis des Parteiwesens zählt.
Vilfredo Pareto hat auf dem Gebiet der Ökonomie ausgezeichnete Arbeiten geleistet, die zu den Grundlagen der Volkswirtschaftslehre gehören. Pareto gilt als theoretischer Begründer des italienischen Faschismus. Mussolini betrachtete ihn als seinen Lehrmeister. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit seiner Theorien, die auch heute unterrichtet werden. Man könnte viele weitere Beispiele dieser Art aufführen. Oftmals muss man eben die Leistung von Leuten anerkennen, auch wenn deren Ideologie einem nicht gefällt oder sie später für brutale Zwecke gebraucht wurde. Marx hat Lenin und Stalin ja nicht erlebt. Michels und Pareto hingegen haben den Faschismus aktiv mitgetragen, sahen also die Konsequenzen ihrer Theorien. Trotzdem, ihre Grundideen waren dennoch richtig.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
Marx und Engels werden sicher in ihren Gräbern rotiert haben, nachdem sie die Leistungen des real existierenden Sozialismus gesehen haben. Heute haben nur noch Nordkorea und Kuba ein kommunistisches Regime. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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Marx, war doch kein Demokrat; er sah ebenso eine Revolution und staatliche Enteignung vor. Oder meinst, er hätte die bösen Großkapitalisten bzw. die böse Bourgeosie erst nett gefragt, ob sie ihre Vermögen und ihre Unternehmen dem Staat schenken wollen? :crazy:
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:...Marx und Engels werden sicher in ihren Gräbern rotiert haben, nachdem sie die Leistungen des real existierenden Sozialismus gesehen haben. Heute haben nur noch Nordkorea und Kuba ein kommunistisches Regime. :wink:
China und Vietnam werden ebenso von Kommunisten regiert. Und nein, ich glaube, sie werden erst "in ihren Gräbern rotiert" haben, als der Ostblock zusammenbrach. Aus ihren Schriften lässt sich erkennen, dass beide die Anwendung größtmöglicher Gewalt zur Erringung und Erhalt der Macht der Kommunistischen Parteien ausdrücklich rechtfertigten - ja sogar forderten, wenn es notwendig sei.
Karlheinz hat geschrieben:Wenn Emotionen eine große Rolle spielen, ist es natürlich manchmal schwierig, die Leistung von bestimmten Personen anzuerkennen. Karl Marx hat auf dem Gebiet der ökonomischen Analyse zahlreiche wichtige Beiträge geleistet. Mit seinen Ansätzen lassen sich viele Abläufe klären, ungeachtet dessen, wie seine Theorien später benutzt wurden.
So geht es vielen Theoretikern. Robert Michels hat eine grundlegende Arbeit über die Soziologie des Parteiwesens geschrieben, noch heute das Standardwerk. Er war ein begeisterter Anhänger des italienischen Faschismus und erhielt in Italien Auszeichnungen. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit seiner Theorie, die heute als die Grundlage zum Verständnis des Parteiwesens zählt.
Vilfredo Pareto hat auf dem Gebiet der Ökonomie ausgezeichnete Arbeiten geleistet, die zu den Grundlagen der Volkswirtschaftslehre gehören. Pareto gilt als theoretischer Begründer des italienischen Faschismus. Mussolini betrachtete ihn als seinen Lehrmeister. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit seiner Theorien, die auch heute unterrichtet werden. Man könnte viele weitere Beispiele dieser Art aufführen. Oftmals muss man eben die Leistung von Leuten anerkennen, auch wenn deren Ideologie einem nicht gefällt oder sie später für brutale Zwecke gebraucht wurde. Marx hat Lenin und Stalin ja nicht erlebt. Michels und Pareto hingegen haben den Faschismus aktiv mitgetragen, sahen also die Konsequenzen ihrer Theorien. Trotzdem, ihre Grundideen waren dennoch richtig.
Das ist natürlich wirklich schwierig, tatsächliche Leistungen dann anzuerkennen.
Bei Marx und Engels kritisiere ich ja auch nicht Werke, wie "Das Kapital" sondern tatsächlich das Kommunistische Manifest - also die Konsequenzen, die beide aus den Gegebenheiten zogen. Denn die führten zusammen mit dem Faschismus direkt in die Barbarei. Und das würde meiner Ansicht nach auch in Zukunft immer wieder so passieren. Das ist die Gefahr, die ich sehe. Das muss nicht zwingend in einer Neuauflage des Stalinismus enden, aber ein neuer Ulbricht oder Honecker wäre schon übel genug.
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RedScorpion

Nu, bleeb mo oofm Debbisch.

Abgesehen davon, dass zu jener Zeit (und auch noch lang danach) auch liberale Demokratien bisweilen eine ganz erstaunliche Portion Gewalt an den Tag legten, wenn das System meinte, den Besitzstand der "Eliten" zu wahren (auch völlig ohne Not und durchaus auch völlig kontraproduktiv, z.B. Erdbeben San Francisco oder Messina kommt mir gerade in den Sinn; das waren Idioten),

und der Kommunismus in D ganz ausdrücklich nicht auf dem Mist der DKP gewachsen ist (sondern ganz konkret auf jenem des NS und des Stalinismus, der ganz allein durch Hitler halb Europa besetzen konnte, und auch schon Lenin eher der Schweiz und dem Kaiserreich zu verdanken ist als Marx oder Engels - soviel Realismus muss sein),

wäre es eventuell nützlich anzuschauen, wo denn nach 1949 die Gefahren für die neugegründete Bundesrepublik lagen, dann könnte man vllt eine Parallele ziehen und vermuten, wo die alten Roten heute stecken, und wo von ihnen Gefahr ausgeht.

Also wahrscheinlich, analog der Situation bis in die 60er im Westen, nicht in kleineren Splittergruppen. Auch wenn die Linke heute an Landesregierungen beteiligt ist.




LG
Zuletzt geändert von RedScorpion am 15.01.2014, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Titus Feuerfuchs
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Marx ist auch als Kind seiner Zeit zu sehen. Demokratisches Bewusstsein war ebenso Mangelware wie ein soziales Gewissen der handelnden Akteure. Arbeitnehmer (inkl. Kinder!!) wurden im 19. und frühen 20. Jh. auch in Westeuropa schonungslos ausgebeutet (wie in kommunistischen Staaten übrigens auch).
MfG,
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Marx, war doch kein Demokrat; er sah ebenso eine Revolution und staatliche Enteignung vor. Oder meinst, er hätte die bösen Großkapitalisten bzw. die böse Bourgeosie erst nett gefragt, ob sie ihre Vermögen und ihre Unternehmen dem Staat schenken wollen? :crazy:
Lieber Titus,
Engels war selbst Fabrikbesitzer, also so schlimm mit der Abgrenzung zu den Großkopfeten kann es nicht gewesen sein. Da Deutschland zu Lebzeiten von Marx nie eine Demokratie war, Preußen hatte bis 1918 das Dreiklassenrecht, kann er gar nicht gewußt haben, wie Demokratie geht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...Marx und Engels werden sicher in ihren Gräbern rotiert haben, nachdem sie die Leistungen des real existierenden Sozialismus gesehen haben. Heute haben nur noch Nordkorea und Kuba ein kommunistisches Regime. :wink:
China und Vietnam werden ebenso von Kommunisten regiert. Und nein, ich glaube, sie werden erst "in ihren Gräbern rotiert" haben, als der Ostblock zusammenbrach. Aus ihren Schriften lässt sich erkennen, dass beide die Anwendung größtmöglicher Gewalt zur Erringung und Erhalt der Macht der Kommunistischen Parteien ausdrücklich rechtfertigten - ja sogar forderten, wenn es notwendig sei.
Lieber Barbarossa,
China kenne ich persönlich ein Bißchen, da ich zu meinem 60. In Beijing und Umgebung war. Die haben keinen Kommunismus sondern einen üblen Manchester-Kapitalismus. Bei Verkaufsständen gab es keine Arbeitszeit, waren Tag und Nacht da, mir kamen ständig Bettler entgegen.
Ich hatte das Erlebnis, nachdem wir vom Essen kamen, ich zu unserem Bus wollte, mir ein Bettler entgegen kam, der beide Hände abhatte und von mir Geld haben wollte. Ich war so erschreckt, dass ich das in einem Kommunistischen Land für nicht möglich gehalten hatte, bei meinen Besuchen in der DDR habe ich so was nicht erlebt. Ich habe mich in unseren Bus geflüchtet und schäme mich heute noch für mein damaliges Verhalten. Haben anschließend anderen Bettlern Geld gegeben.
Wir haben dann noch ein chin. Krankenhaus besucht, die wollten für teures Geld ihre sog. Medikamente teuer verkaufen.
Zu meinem 60. wollte ich mit meiner Frau ein Glas Sekt drinken, wir sollten gleich die ganze Flasche nehmen. Ging aber nicht, da wir am nächsten Morgen ja raus mußten und mit einem dicken Kopf ist das nicht gut.
Soviel zu Deinen chin. Kommunisten. Mein Fazit dazu: Sie sind auf Gewinnmaximierung aus, haben anscheinend keine gute Sozialversicherung, geschweige denn eine Unfallversicherung. :evil: :twisted:
In Vietnam war ich noch nicht persönlich, aber was ich davon gesehen und gehört habe, haben die auch keinen Kommunismus. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Marx, war doch kein Demokrat; er sah ebenso eine Revolution und staatliche Enteignung vor. Oder meinst, er hätte die bösen Großkapitalisten bzw. die böse Bourgeosie erst nett gefragt, ob sie ihre Vermögen und ihre Unternehmen dem Staat schenken wollen? :crazy:
Lieber Titus,
Engels war selbst Fabrikbesitzer, also so schlimm mit der Abgrenzung zu den Großkopfeten kann es nicht gewesen sein. [...]
Es ist ja eine nicht eben neue Erkenntnis, dass die politische (extreme) Linke ihre Vordenker und Eliten des Öfteren unter den Sprößlingen der -wie du sie so schön zu nennen pflegst- "Großkopferten" rekrutiert.

Lenin ist ein weiteres Beispiel, ebenso der steinreiche aber weniger bekannte Felix Weil, Mäzen und Mitbegründer der neomarxistischen Frankfurter Schule, deren Einfluss Wissenschaft, Gesellschaft und Politik der westlichen Welt nachhaltig beeinflusst.

http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Weil
MfG,
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dieter hat geschrieben:... Mein Fazit dazu: Sie sind auf Gewinnmaximierung aus, haben anscheinend keine gute Sozialversicherung, geschweige denn eine Unfallversicherung. :evil: :twisted:
In Vietnam war ich noch nicht persönlich, aber was ich davon gesehen und gehört habe, haben die auch keinen Kommunismus. :wink:
Nicht mehr. In China gab es übrigens schon in den 70er Jahren auch Arbeitslosigkeit. Für uns in der DDR war das schon eine Kuriosität.
Aber die Chinesen haben genau den Weg eingeschlagen, der kurz vor dem Ende der DDR auch stark propagiert wurde. Über Joint Ventures mit Investoren aus dem Westen wollte man die Wirtschaft sanieren. Dazu kam es aber nicht mehr.
:wink:
Die Diskussion ist eröffnet!

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