Die Politik der Grünen

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

Moderator: Barbarossa

Babylon5
Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 30.04.2012, 09:35

Es gab mal im ZDF einen Beitrag über die Grünen, der mich damals nachdenklich gemacht hat- und der den Wandel der Grünen eigentlich ganz gut erklärt, wohl auch sehr passend für Jürgen Trittin steht.
Der Beitrag beschäftigte sich mit der allmählichen Annäherung der Grünen an die CDU- und der Autor fand diese Annhäherung fast zwangsläufig. Die CDU war in den 60ern vor allem die Partei der Bürgerlichen- und die Grünen, das waren die Söhne und Töchter der Bürgerlichen, nicht die der Arbeiter. Und so wie man beobachten kann, daß "Kinder", die mit 20 heftigst gegen ihre Eltern rebellierten, ihren Eltern dann mit 40 doch wieder ähnlicher werden, entwickelt sich auch die Grüne Partei...
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Babylon5 hat geschrieben:Es gab mal im ZDF einen Beitrag über die Grünen, der mich damals nachdenklich gemacht hat- und der den Wandel der Grünen eigentlich ganz gut erklärt, wohl auch sehr passend für Jürgen Trittin steht.
Der Beitrag beschäftigte sich mit der allmählichen Annäherung der Grünen an die CDU- und der Autor fand diese Annhäherung fast zwangsläufig. Die CDU war in den 60ern vor allem die Partei der Bürgerlichen- und die Grünen, das waren die Söhne und Töchter der Bürgerlichen, nicht die der Arbeiter. Und so wie man beobachten kann, daß "Kinder", die mit 20 heftigst gegen ihre Eltern rebellierten, ihren Eltern dann mit 40 doch wieder ähnlicher werden, entwickelt sich auch die Grüne Partei...
Lieber Babylon,
dann kann man nur hoffen, dass die Grünen ihre Farbe nicht wechseln und Schwarze werden. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Babylon5 hat geschrieben:Es gab mal im ZDF einen Beitrag über die Grünen, der mich damals nachdenklich gemacht hat- und der den Wandel der Grünen eigentlich ganz gut erklärt, wohl auch sehr passend für Jürgen Trittin steht.
Der Beitrag beschäftigte sich mit der allmählichen Annäherung der Grünen an die CDU- und der Autor fand diese Annhäherung fast zwangsläufig. Die CDU war in den 60ern vor allem die Partei der Bürgerlichen- und die Grünen, das waren die Söhne und Töchter der Bürgerlichen, nicht die der Arbeiter. Und so wie man beobachten kann, daß "Kinder", die mit 20 heftigst gegen ihre Eltern rebellierten, ihren Eltern dann mit 40 doch wieder ähnlicher werden, entwickelt sich auch die Grüne Partei...
Könnte man meinen. Was du über die CDU als bürgerliche Partei der 60er schreibst, ist richtig. Gegen Ende der 60er regierte aber erst die große Koalition und danach die SPD, diese Phase war stark von der 68er-Bewegung geprägt. Menschen wie Trittin, die in den 50er-Jahren geboren wurden, haben in diesem Zeitraum das Aufbrechen der alten Schichtenmuster erlebt. Deshalb habe ich ihn weiter oben als Spät-68er bezeichnet. So haben etliche heutige Grünenpolitiker von der Bildungsreform in den frühen 70er Jahren profitiert, so dass man nicht mehr sagen kann, dass sie idR die Kinder der Bürgerschicht der 60er sind. Gerade die späten 50er zählen außerdem zu den geburtenstärksten Jahrgängen mit dem gefürchteten Pik 1964, der heute in aller Munde ist. Von daher halte ich die Annäherung an die Eltern-CDU für nicht so wahrscheinlich, dazu hat sich in der Parteienlandschaft und bei der Ausrichtung des Einzelnen zu viel verändert.
Benutzeravatar
Vergobret
Mitglied
Beiträge: 424
Registriert: 08.05.2012, 23:27

Barbarossa hat geschrieben: Ja, ist schon richtig, daß ich nicht zwischen damals und heue unterscheide. Das liegt aber vor allem daran, daß ich gegen Kommunisten/Linke o. ä. ein Grundmißtrauen entwickelt habe. Dieses ist aber auch nicht unbegründet. Es war war ja auch 1989/90 nicht nur einmal zu beobachten, daß Stasimitarbeiter in führenden Positionen von Bürgerrechtsbewegungen und Parteien standen, als sie dann enttarnt wurden - insbesondere Schnur im Demokratischen Aufbruch und Böhme in der SDP/SPD - beide sogar als Vorsitzende!
Mich würd ja seit Langem interessieren, ob Du schon zu DDR-Zeiten so konsequent warst. Nicht als Vorwurf zu verstehen, zumindest nicht zu deinem Verhalten damals. Also keine Panik oder falsche Aggression 8)
Daran sieht man schon, daß sie bei der Indoktrinierung von Organisation und der auch der Gesellschaft insgesamt recht erfolgreich waren. Gerade die Indoktrination - möglichst unauffällig und "aus dem Hinterhalt" - war schon immer die schärfste Waffe dieser Ideologen. Das dürfte sie auch noch heute sein, um in der Bevölkerung bestimmte Stimmungen zu erzeugen und diese Stimmungen in eine bestimmte, ihnen genehme Richtung zu lenken, um so ihre Ideologie möglicherweise doch noch irgendwann zum "Sieg" zu verhelfen. Dabei haben sie einen sehr langen Atem.
Ich kann gar nicht oft genug davor warnen.
Ich glaube die Gefahr des Kommunismus besteht nicht mehr. Auch nicht von den Linken.
Zu Trittin:
Wie er heute tatsächlich denkt und ob er damals tatsächlich ein 100%ig Überzeugter war, vermag ich jetzt nicht einzuschätzen. Fest steht für mich aber: Wenn er absolut überzeugt war, dann ist Vorsicht geboten. Denn so zu 100% kann niemand seine Überzeugung ändern, wie es nötig wäre, wenn man von einem absoluten Antidemokraten zu einem Demokrtaten werden wollte. Das kann keiner - ich auch könnte das nicht.[/quote]
Natürlich geht das. Beispiele sind z. B. Stresemann, es sei denn Du willst wirklich auf die 100 % bestehen. Aber dann ist auch nicht jeder Kommunist, gleichzeitig Antidemokrat. Bei Weitem nicht.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
Babylon5
Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 30.04.2012, 09:35

[quote="Renegat"

Könnte man meinen. Was du über die CDU als bürgerliche Partei der 60er schreibst, ist richtig. Gegen Ende der 60er regierte aber erst die große Koalition und danach die SPD, diese Phase war stark von der 68er-Bewegung geprägt. Menschen wie Trittin, die in den 50er-Jahren geboren wurden, haben in diesem Zeitraum das Aufbrechen der alten Schichtenmuster erlebt. Deshalb habe ich ihn weiter oben als Spät-68er bezeichnet. So haben etliche heutige Grünenpolitiker von der Bildungsreform in den frühen 70er Jahren profitiert, so dass man nicht mehr sagen kann, dass sie idR die Kinder der Bürgerschicht der 60er sind. Gerade die späten 50er zählen außerdem zu den geburtenstärksten Jahrgängen mit dem gefürchteten Pik 1964, der heute in aller Munde ist. Von daher halte ich die Annäherung an die Eltern-CDU für nicht so wahrscheinlich, dazu hat sich in der Parteienlandschaft und bei der Ausrichtung des Einzelnen zu viel verändert.[/quote]

Wenn ich mich hier so umsehe, dann ist in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe eigentlich die Wunschkoalition eine Schwarzgrüne Koalition. Vorausgesetzt natürlich, beide Parteien setzen sich in den "richtigen" Positionen durch. Umweltschutz ist dabei sehr wichtig. Multikulti eher weniger angesagt. Mit der Frauenquote haben sie es auch nicht so, aber das Heimchen am Herd wollen sie auch nicht. Jeder soll die Möglichkeit haben, gut Geld zu verdienen, aber sie sollen die anderen, die das nicht können, nicht ausgrenzen. Die belastungen durch die Wirtschaft sollen sich in Grenzen halten, aber natürlich sollen sie nicht ganz wegbleiben. Die Schulvielfalt muss erhalten bleiben, aber natürlich müssen auch Schulen eingerichtet werden, die Schülern aus allen bevölkerungsgruppen eine Chance bieten. (Ja, ich weiß, in dem Punkt oute ich mich als Anhänger von Schwarz-grün...)

Und natürlich werden Kinder niemals exakt so wie ihre Eltern (es bleibt also ein bißchen Hoffnung), aber nach einer heftigen Ablehungsphase in der Jugend nähern sie sich ihnen dann doch wieder an. Aber sie machen genug anderes. Ich bin dann mal gespannt auf die nächste Jugendpartei.
Da haben die Grünen nämlich tüchtig gepennt...
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Babylon5 hat geschrieben:Es gab mal im ZDF einen Beitrag über die Grünen, der mich damals nachdenklich gemacht hat- und der den Wandel der Grünen eigentlich ganz gut erklärt, wohl auch sehr passend für Jürgen Trittin steht.
Der Beitrag beschäftigte sich mit der allmählichen Annäherung der Grünen an die CDU- und der Autor fand diese Annhäherung fast zwangsläufig. Die CDU war in den 60ern vor allem die Partei der Bürgerlichen- und die Grünen, das waren die Söhne und Töchter der Bürgerlichen, nicht die der Arbeiter. Und so wie man beobachten kann, daß "Kinder", die mit 20 heftigst gegen ihre Eltern rebellierten, ihren Eltern dann mit 40 doch wieder ähnlicher werden, entwickelt sich auch die Grüne Partei...
Interessante Analogie, das muß ich schon sagen.
:D
Vergobret hat geschrieben:Mich würd ja seit Langem interessieren, ob Du schon zu DDR-Zeiten so konsequent warst.
Kannst du hier nachlesen: http://geschichte-wissen.de/politik/695 ... ismus.html
Ich muß mich ja nicht ständig wiederholen.
:wink:
Vergobret hat geschrieben:Ich glaube die Gefahr des Kommunismus besteht nicht mehr. Auch nicht von den Linken.
Und ich glaube, dieser "Kampf" der unterschiedlichen Geselsschaftsmodelle tobt auch heute noch sehr heftig.
Es ist im Grunde genommen der Zwiespalt zwischen Individualismus und Kollektivismus. Die "Neiddebatten" spielen hier auch eine Große Rolle.
Natürlich geht das. Beispiele sind z. B. Stresemann, es sei denn Du willst wirklich auf die 100 % bestehen. Aber dann ist auch nicht jeder Kommunist, gleichzeitig Antidemokrat. Bei Weitem nicht.
Ein wirklich überzeugter Kommunist kann kein Demokrat sein. Das gibt die Ideologie gar nicht her.
Babylon5 hat geschrieben:... Ich bin dann mal gespannt auf die nächste Jugendpartei.
Da haben die Grünen nämlich tüchtig gepennt...
Gibt es die mit den "Piraten" nicht schon? Schon der Name der Partei ist eine Provokation.
:twisted:
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Babylon5 hat geschrieben:Wenn ich mich hier so umsehe, dann ist in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe eigentlich die Wunschkoalition eine Schwarzgrüne Koalition. Vorausgesetzt natürlich, beide Parteien setzen sich in den "richtigen" Positionen durch. Umweltschutz ist dabei sehr wichtig. Multikulti eher weniger angesagt. Mit der Frauenquote haben sie es auch nicht so, aber das Heimchen am Herd wollen sie auch nicht. Jeder soll die Möglichkeit haben, gut Geld zu verdienen, aber sie sollen die anderen, die das nicht können, nicht ausgrenzen. Die belastungen durch die Wirtschaft sollen sich in Grenzen halten, aber natürlich sollen sie nicht ganz wegbleiben. Die Schulvielfalt muss erhalten bleiben, aber natürlich müssen auch Schulen eingerichtet werden, die Schülern aus allen bevölkerungsgruppen eine Chance bieten. (Ja, ich weiß, in dem Punkt oute ich mich als Anhänger von Schwarz-grün...)
Umweltschutz ist heute kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Es ist ihr Verdienst den zum Politikinhalt gemacht zu haben in den 80ern. Nach Wald- und Gewässersterben und vor allem Tschernobyl ist Umweltschutz zum allgemeinen Wert geworden. In letzter Zeit vermisse ich allerdings die neuen, grünen Themen wie Arten- und Sortenvielfalt, Probleme durch Agrarindustrie, Gentechnik u.a.
Multikulti ist ja inzwischen ein Bäh-Wort, es wird aber dringend Zeit, dass sich alle in D daran gewöhnen, dass Deutsche ganz verschieden aussehen und auch fremdklingende Namen haben können. Wenn das überall selbstverständlich wäre, bräuchte man keine grüne Politik mehr. Chancengerechtigkeit für Frauen, Arme, Migranten steht auch in fast allen Wahlprogrammen, die reale Ausgestaltung sieht allerdings anders aus. An der Stelle traue ich den Grünen noch am meisten zu, wie sich das mit dem CDU-Verständnis an der Basis verträgt, übersehe ich nicht, wäre eine spannende Frage bei Koalitionsverhandlungen.
Babylon5 hat geschrieben:Und natürlich werden Kinder niemals exakt so wie ihre Eltern (es bleibt also ein bißchen Hoffnung), aber nach einer heftigen Ablehungsphase in der Jugend nähern sie sich ihnen dann doch wieder an. Aber sie machen genug anderes. Ich bin dann mal gespannt auf die nächste Jugendpartei.
Da haben die Grünen nämlich tüchtig gepennt...
Das stimmt, für die unter 40-Jährigen sind die Grünen die Partei der Eltern, mit den dazugehörigen Abgrenzungstendenzen.
Ob die Piraten eine breite neue Partei werden, weiß ich nicht. Die Grünen formulierten vor 30 Jahren Antworten auf neue Fragen, bes. im Umweltschutz. Eine neue Partei, die sich der aktuell drängendsten Probleme verschreibt, sehe ich im Moment noch nicht.
Babylon5
Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 30.04.2012, 09:35

Renegat hat geschrieben: Umweltschutz ist heute kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Es ist ihr Verdienst den zum Politikinhalt gemacht zu haben in den 80ern. Nach Wald- und Gewässersterben und vor allem Tschernobyl ist Umweltschutz zum allgemeinen Wert geworden. In letzter Zeit vermisse ich allerdings die neuen, grünen Themen wie Arten- und Sortenvielfalt, Probleme durch Agrarindustrie, Gentechnik u.a. .
Das meinte ich aber damit, daß die Grünen in die Jahre gekommen sind. Wer älter wird, der geht gelassener mit neuen Themen um, läßt sie mehr auf sich zukommen. Jüngere ereifern sich mehr, wollen streiten, ihre Dinge voranbringen, um die Welt zu verbessern.
Aber genau das muss bei neuen Themen sein. Da muss es laut sein, muss es Streit geben. Nur wenn man die Leute immer wieder aufs neue mit einem Thema konfrontiert und es ihnen unmöglich macht, auszuweichen, wird man erreichen, daß es irgendwann, 20 Jahre später, breite Teile der Bevölkerung anspricht. Wer sich neuer Themen dipolmatisch verhalten annimmt, wird es nicht schaffen, daß diese Themen wahrgenommen werden.
Gerade in Bezug auf die Themen, die du ansprichst, kommt viel mehr aus der außerparlamentarischen Oppostion.
Renegat hat geschrieben:Multikulti ist ja inzwischen ein Bäh-Wort, es wird aber dringend Zeit, dass sich alle in D daran gewöhnen, dass Deutsche ganz verschieden aussehen und auch fremdklingende Namen haben können. Wenn das überall selbstverständlich wäre, bräuchte man keine grüne Politik mehr.
Nun muss man aber auch sagen, daß auch bei den Grünen niemand (außer Claudia Roth) diesen träumerischen Vorstellungen einer Mutlikulti gesellschaft hat, in der sich alle liebhaben, weil wir Inländer alle Ausländer mit offenen Armen willkommen heißen und unglaublich gerne von ihnen lernen wollen, wie man gutes Essen kocht.
Bei den realistischeren Grünen überlegt man heute schon eher, wie Integration gelingen kann, und dort hat sich auch der Gedanke durchgesetzt, daß beide Seiten daran mitarbeiten müssen. Aber natürlich hast du recht- vernünftige Integrationskonezpete sind vor allem von den Grünen zu erwarten. Aber es ist dann halt doch nicht mehr das Multi-Kulti-Idealisiseren von früher...

Renegat hat geschrieben: Chancengerechtigkeit für Frauen, Arme, Migranten steht auch in fast allen Wahlprogrammen, die reale Ausgestaltung sieht allerdings anders aus. An der Stelle traue ich den Grünen noch am meisten zu, wie sich das mit dem CDU-Verständnis an der Basis verträgt, übersehe ich nicht, wäre eine spannende Frage bei Koalitionsverhandlungen..
Ich denke auch nicht, daß man schon so weit ist, daß es zu einer schwarz-grünen Koalition jetzt kommen könnte. Aber zumindest die Option rückt näher. Denn auch in der Union hat es schon immer Politiker gegeben, die sehr an Chancengerechtigkeit interessiert waren, und gelegentliche Ausbrüche finden auch statt.
Wobei ich mir natürlich sicher bin, daß das Gerede um Kinderbetreuungsmöglichkeiten bei der CDU weniger der Vorstellung geschuldet ist, daß Frauen mit Kindern und Küche vielleicht doch nicht ganz ausgelastet sind, sondern eher dem drohenden Fachkräftemangel...

Renegat hat geschrieben:Das stimmt, für die unter 40-Jährigen sind die Grünen die Partei der Eltern, mit den dazugehörigen Abgrenzungstendenzen.
Ob die Piraten eine breite neue Partei werden, weiß ich nicht. Die Grünen formulierten vor 30 Jahren Antworten auf neue Fragen, bes. im Umweltschutz. Eine neue Partei, die sich der aktuell drängendsten Probleme verschreibt, sehe ich im Moment noch nicht.
Also zunächst einmal- die Piraten sind doch keine wirkliche Partei. Das ist ja eher so, als würde sich (überspitzt ausgedrückt) Facebook für den Bundestag bewerben. Sie haben kein Ziel, keine Vorstellungen und sind seit zwei Jahren, seit sie in Parlamente eingezogen sind, dabei, krampfhaft zu überlegen, was denn ihre poltischen Ziele sein sollten...

Nein, eine neue Partei kommt wahrscheinlich eher aus der Richtung Attac oder Occupy. Vielleicht noch nicht die nächsten zwei, drei jahre, aber ich rechne schon damit. Schließlich wird den jungen Menschen irgendwann klarwerden, welche Zukunft ihnen die heutige Politik gestaltet...
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Renegat hat geschrieben:Das stimmt, für die unter 40-Jährigen sind die Grünen die Partei der Eltern, mit den dazugehörigen Abgrenzungstendenzen.
Ob die Piraten eine breite neue Partei werden, weiß ich nicht. Die Grünen formulierten vor 30 Jahren Antworten auf neue Fragen, bes. im Umweltschutz. Eine neue Partei, die sich der aktuell drängendsten Probleme verschreibt, sehe ich im Moment noch nicht.
Babylon5 hat geschrieben:Also zunächst einmal- die Piraten sind doch keine wirkliche Partei. Das ist ja eher so, als würde sich (überspitzt ausgedrückt) Facebook für den Bundestag bewerben. Sie haben kein Ziel, keine Vorstellungen und sind seit zwei Jahren, seit sie in Parlamente eingezogen sind, dabei, krampfhaft zu überlegen, was denn ihre poltischen Ziele sein sollten...

Nein, eine neue Partei kommt wahrscheinlich eher aus der Richtung Attac oder Occupy. Vielleicht noch nicht die nächsten zwei, drei jahre, aber ich rechne schon damit. Schließlich wird den jungen Menschen irgendwann klarwerden, welche Zukunft ihnen die heutige Politik gestaltet...
Ja, für einige Fragen aus Globalisierung und überschäumendem Kapitalismus könnte man Antworten aus Richtung Attac und Occupy erhoffen. Bei den Problemen des Arbeitsmarktes sehe ich da wenig. Die gute, alte Gewerkschaftsbewegung und die Organe des Betriebsverfassungsgesetzes sind noch mehr in Jahre gekommen wie die Grünen. An der Stelle überlege ich schon länger, wie man die Arbeitnehmersolidarität modernisieren könnte. Gewerkschaften und Betriebsräte sind für unter 30-Jährige fast ein Fremdwort, vermute ich, obwohl die Jüngeren viel mehr unter der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes leiden.
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Babylon5 hat geschrieben:Also zunächst einmal- die Piraten sind doch keine wirkliche Partei. Das ist ja eher so, als würde sich (überspitzt ausgedrückt) Facebook für den Bundestag bewerben. Sie haben kein Ziel, keine Vorstellungen und sind seit zwei Jahren, seit sie in Parlamente eingezogen sind, dabei, krampfhaft zu überlegen, was denn ihre poltischen Ziele sein sollten...

Nein, eine neue Partei kommt wahrscheinlich eher aus der Richtung Attac oder Occupy. Vielleicht noch nicht die nächsten zwei, drei jahre, aber ich rechne schon damit. Schließlich wird den jungen Menschen irgendwann klarwerden, welche Zukunft ihnen die heutige Politik gestaltet...
Piraten, Occupy, ATTAC - da sind die Übergänge fließend. Natürlich gibt es eine Grundrichtung der Piraten: liberal.
Ja genau, das was die FDP immer von sich behauptet, aber längst im Interesse der Klientelpolitik begraben hat.
Was Ihnen fehlt ist eine Parteispitze mit Gesichtern.

Weil die Piraten offen Probleme und Wahrheiten aussprechen, werden sie ins Lächerliche gezogen und/oder als inkompetent dargestellt. Und zwar von einer Politikergilde, die selbst mehr Probleme schafft als zu lösen.

Die GRÜNEN fürchten die neuen Liberalen wie der Teufel das Weihwasser. Mehr noch als die FDP, die eh nur noch von Selbstständigen und Freiberuflern gewählt wird.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Babylon5
Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 30.04.2012, 09:35

Renegat hat geschrieben: Ja, für einige Fragen aus Globalisierung und überschäumendem Kapitalismus könnte man Antworten aus Richtung Attac und Occupy erhoffen. Bei den Problemen des Arbeitsmarktes sehe ich da wenig. Die gute, alte Gewerkschaftsbewegung und die Organe des Betriebsverfassungsgesetzes sind noch mehr in Jahre gekommen wie die Grünen. An der Stelle überlege ich schon länger, wie man die Arbeitnehmersolidarität modernisieren könnte. Gewerkschaften und Betriebsräte sind für unter 30-Jährige fast ein Fremdwort, vermute ich, obwohl die Jüngeren viel mehr unter der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes leiden.
Aber es ist genau diese Felxibilisierung, die dafür sorgt, daß sich die Arbeitnehmer nicht solidarisieren können. Wenn jemand nicht lange in einem Unternehmen bleibt, ist er kaum im Stande, sich in irgendwelche Strukturen einzubringen und sich zu solidarisieren. Diejenigen, die längere Verträge haben, werden sich kaum zusammenschließen, um für die einzutreten, die nur befristete Vertäge haben.
Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und der Arbeitszeit war der taktisch gerissene Schachzug der Unternehmer, die Solidarität unter den Arbeitnehmern gründlich zu zerschießen. Eine taktische Meisterleistung, die beweist, daß die mehrheit der Menschen eben doch blöd ist, und dann noch den Fehler macht zu glauben, daß man selbst ja zu den Schlauen gehört...
Babylon5
Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 30.04.2012, 09:35

Triton hat geschrieben: Weil die Piraten offen Probleme und Wahrheiten aussprechen, werden sie ins Lächerliche gezogen und/oder als inkompetent dargestellt. Und zwar von einer Politikergilde, die selbst mehr Probleme schafft als zu lösen.
Was heitß "als inkompetent dargestellt?" Es ist nun mal leider so, daß die Piraten auf die Fragen, die mich interessieren, aber auch wirklich gar keine Antworten zu geben haben. Ich habe mich da mal versucht, schlau zu machen, bin auf der Internetseite der Piraten in hessen gewesen.
Okay, ich habe auch etwas gegen Datenweitergabe im Internet. Aber dafür brauche ich keine neue Partei. Aber ansonsten- ich lese da zu keinem Thema, das mich interessiert etwas. Gut, sie haben an einer Mahnwache gegen rechts teilgenommen, und unterstützen die Proteste der Asylbewerber wegen ihrer schlechten Behandlung. Das ist zwar schön und gut und lobenswert- aber mir wäre es lieber, sie würden konkrete Vorschläge machen. Aber Pustekuchen.
Und wenn eine neue, junge Partei sich lediglich positioniert, dann brauche ich sie ehrlich gesagt nicht.
Schau dir die Internetseite doch mal an- ich komme mir da nicht vor wie bei einer poltischen Partei, sondern eher wie bei Facebook. Fehlt nur noch, daß ich bei jeder News ein "Gefällt mir" anklicken muss...
Ansonsten- ja, die Piraten stehen für Transparenz. Was sie damit meinen, darüber sind sich noch nicht ml die Piraten einig.
Triton hat geschrieben: Die GRÜNEN fürchten die neuen Liberalen wie der Teufel das Weihwasser.
Klar fürchten die Grünen die Piraten. Aber nicht, weil sie von deren Liberalität so mordsmäßig beeeindruckt sind, sondern schlicht und einfach deshalb, weil die Grünen natürlich gepennt und es versäumt haben, die jungen Leute mit ins Boot zu holen. Die zwitschern jetzt erst mal ab zu den piraten- und wenn sie merken, daß bei denen auch kein Blumentopf zu gewinnen ist, dann haben sie keinen Bock mehr auf Politik und gehen auch den Grünen verloren.
Aber nicht deshalb, weil die Piraten die ANtworten auf die Probleme der jungen Menschen haben... sie können sie halt nur so aufbereiten, daß es es junge Menschen anspricht.
Was die etablierten partein von den Piraten lernen werden, ist, sich das Internet zu Nutze zu machen. Und wenn es dann soweit ist, werden sich die Piraten in den unendlichen Weiten des Netzes verlieren und allenfalls hier und da mal rotgrüne oder schwarzgelbe Mehrheiten unmöglich machen.

Völlig zurecht- denn im Gegensatz zu den damiligen Grünen, in denen sich viele unterschieldiche Protestler vereinten- Umweltschützer, Menschenrechtler, Feministinnen, Homosexuellen-Verbände etc mehr- ist die Piratenpartei eine in sich extrem homogene Partei. 80-90 % der Mitglieder sind männlich, im Alter zwischen 20 und 40 und sind, wie man so schön sagt "internetaffin."
Viel zu homogen, um die Interessen einer breiten Bevölkerungsschicht zu vertreten- und nicht gegeignet, um wirklich Widerstand zu leisten. Leider....

Mehr noch als die FDP, die eh nur noch von Selbstständigen und Freiberuflern gewählt wird.

Beste Grüße
Joerg[/quote]
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Die paar Internetfreaks erklären nicht die hohen Wahlergebnisse.
Einige Positionen der Piraten wie die Legalisierung vieler Drogen (im Grunde nur eine Gleichstellung mit Tabak und der Droge mit dem höchstem Schadenpotential, sprich Alkohol), ein bedingungsloses Grundeinkommen oder eine "Privatisierung" der Religion, weichen von denen anderer Parteien ab. Und sind im klassischen Sinne liberal.
Der Focus aufs Internet und das ganze lächerliche Getue mit "liquid feedback" finde ich dagegen auch infantil. Für mich sind die Piraten nur ein Teil der Protestbewegung aus informierten Kreisen der Bevölkerung, die sich nicht mehr länger vergackeiern lassen.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Babylon5 hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben: Ja, für einige Fragen aus Globalisierung und überschäumendem Kapitalismus könnte man Antworten aus Richtung Attac und Occupy erhoffen. Bei den Problemen des Arbeitsmarktes sehe ich da wenig. Die gute, alte Gewerkschaftsbewegung und die Organe des Betriebsverfassungsgesetzes sind noch mehr in Jahre gekommen wie die Grünen. An der Stelle überlege ich schon länger, wie man die Arbeitnehmersolidarität modernisieren könnte. Gewerkschaften und Betriebsräte sind für unter 30-Jährige fast ein Fremdwort, vermute ich, obwohl die Jüngeren viel mehr unter der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes leiden.
Aber es ist genau diese Felxibilisierung, die dafür sorgt, daß sich die Arbeitnehmer nicht solidarisieren können. Wenn jemand nicht lange in einem Unternehmen bleibt, ist er kaum im Stande, sich in irgendwelche Strukturen einzubringen und sich zu solidarisieren. Diejenigen, die längere Verträge haben, werden sich kaum zusammenschließen, um für die einzutreten, die nur befristete Vertäge haben.
Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und der Arbeitszeit war der taktisch gerissene Schachzug der Unternehmer, die Solidarität unter den Arbeitnehmern gründlich zu zerschießen. Eine taktische Meisterleistung, die beweist, daß die mehrheit der Menschen eben doch blöd ist, und dann noch den Fehler macht zu glauben, daß man selbst ja zu den Schlauen gehört...
Naja, taktische Meisterleistung würde ich das nun nicht nennen. Schon die alten Römer wandten erfolgreich das alte Prinzip "teile und herrsche" (Divide et impera) an. Gehört eigentlich zum urmenschlichen Verhaltensspektrum und sollte deshalb leicht zu durchschauen sein.
Besonders übel ist ein großer Teil der Zeitarbeitsbranche, da werden Personalkosten zu Sachkosten und weil natürlich die Zeitarbeitsfirma mitverdienen will, wird die Arbeitsleistung idR teurer eingekauft, was darstellungsmäßig anders rüberkommt.
Dabei könnten die Firmen die Zeitarbeiter ohne großes Risiko unbefristet einstellen und würden damit insgesamt besser fahren, da sie eingearbeitete, motivierte Mitarbeiter gewännen, deren Arbeitsqualität idR höher ist.
Aber in irgendeinem BWL-Buch steht das anders und irgendwie muß der arme BWLer ja auch sein Geld verdienen.
Benutzeravatar
Balduin
Administrator
Beiträge: 4213
Registriert: 08.07.2008, 19:33
Kontaktdaten:

Für eine Bewertung der Politik der Grünen-Partei darf man die verschiedenen Flügel der Partei nicht außer Acht lassen. Sie pflegen ja ganz konsequent die Unterscheidung in Realos und Fundis.

Fritz Kuhn, Cem Özdemir, Boris Palmer und Winfried Kretschmann sind Vertreter der Realos und haben natürlich seit dem grünen Wahlerfolg 2011 in Baden-Württemberg enormes Gewicht bekommen.
Dennoch haben die Linken bei den Grünen mehr Einfluss, deshalb ist auch ein Schwarz-Grünes Bündnis bei aller Verbiegerei und Selbstverleugnung nicht praktikabel.

Bei den linken Grünen fällt mir auf, dass sie ihre Politik ideologisch behandeln. Das fängt eben schon mit der Forderung nach veganer/vegetarischer Küche bei Bundesparteitagen an. Ich verstehe solche Forderungen schlicht und ergreifend nicht: Warum sollte man anderen Menschen die eigenen Essgewohnheiten aufzwängen?

Durch einen Freund habe ich ganz guten Einblick in die Jugendorganisation der Grünen, er war dort sehr aktiv und weiß immer nette Geschichten zu erzählen. Es ist halt so, dass viele Jungpolitiker dort enorm links eingestellt sind. Das ist wahrscheinlich wie bei der Jungen Union, wo einige etwas rechter eingestellt sind und wie bei den Jungen Liberalen, wo einige Gordon Gekko als Vorbild haben. Ich denke immer, dass sich solche politischen Extremmeinungen mit der Zeit abmildern, bzw. durch den politischen Alltag abgeschliffen werden.
Das könnte bei Trittin ebenfalls so gewesen sein. Die Grünen wurden halt durch die 68er begründet. Da hat sich einiges Volk herumgetrieben, wo ich nur die Nase rümpfen kann: Kommunen, Drogen und Co.
Herzlich Willkommen auf Geschichte-Wissen - Registrieren - Hilfe & Anleitungen - Mitgliedervorstellung

He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Parteien“