Rezession 2020

Unternehmen, Verbraucherschutz, Konjunktur

Moderator: Barbarossa

Cherusker
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Anscheinend haben es noch nicht alle (insbesondere unsere Politiker) mitbekommen: wir haben eine Rezession ! :wink: D.h. 2.Quartale ist das Wirtschaftswachstum zurückgegangen und aufgrund der Corona-Krise hat man jetzt in einem Quartal einen Rückgang von - 10,1% (seit 1970 das BIP berechnet wird, hat es das nicht gegeben oder anders wie seit dem Kriege nicht mehr) !  Zwar frohlocken noch unsere Arbeitsmarkt-Experten, daß man durch Kurzarbeit (6,7 Mio Deutsche bekommen Kurzarbeitergeld) einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosenzahl verhindert hat, aber da kommt noch was .... :crazy:


Gerade in den nächsten Monaten wird es noch einige mittelständische Unternehmen treffen, die die Einnahmenausfälle durch den Lockdown nicht mehr kompensieren können. :shock:
Heute hat mich ein Bekannter angerufen, daß er sein mittelständisches Unternehmen schließen mußte, obwohl er Anfang Januar noch sehr volle Geschäftsbücher mit ausreichend Aufträgen für 2020 hatte. Der Lockdown hat ihn innerhalb kurzer Zeit zur Aufgabe gezwungen. Die staatliche Hilfe ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn die Nachfrage weg ist, dann kann man nicht von einem Wirtschaftswachstum ausgehen.

Aber all das scheint nicht bei unserer Regierung durchgedrungen zu sein.....wir werden in nächster Zeit genügend deutsche arbeitslose "Fachkräfte und Akademiker" haben ! Wir benötigen daher keine neuen "Fachkräften und Akademikern" aus dem Ausland (insbesondere der 3.Welt). Wie will man es denn, z.B. einem durch den Lockdown arbeitslos gewordenen 40jährigen Familienvater, der noch sein Haus abbezahlen muß, erklären, daß man auf die möglichen freien Stellen einen nach Jahren umgeschulten jungen Migranten vorziehen möchte ? :shock:

Unseren Politiker, die größtenteils das Geld in der Welt verteilen, sollte man mal erklären (vielleicht ein paar teure Berater ?), daß all diese neue Staatsverschuldung nur durch eine höhere zukünftige Steuerbelastung der Deutschen aufgefangen werden kann ! Eine Zuwanderung in unser Sozialsystem kann es somit nicht mehr geben ! Eine Steuererhöhnung läßt dann auch wieder die Nachfrage einbrechen. Wie sagte der WIRECARD-Spezialist und Finanzminister Olaf Scholz:  "Die fetten Jahre sind vorbei" und das sagte er Anfang 2019 !  :mrgreen:
Wieder steigende Börsenkurse haben wohl so manchem Politiker Sand in die Augen gestreut. :mrgreen: Die Börsen sind nur eine Prognose in die Zukunft, d.h. für 2021 wird das jetzige Niveau im Dax schon als Ziel gesetzt. Somit bleibt da kein großes Potential. Der leichte Anzug der deutschen Wirtschaft ist somit eingepreist.

Fazit: Es gibt kein Recht auf Wohlstand ! Durch Selbstzerstörung einiger unserer wichtigen Wirtschaftszweige wird zukünftig eine Steuererhöhung nur schwer vermittelbar sein, die aber so sicher ist, wie das Amen in der Kirche. Steigende Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen werden nicht für ein ausreichendes Wirtschaftswachstum reichen. Daher muß man den Sozialstaat nicht noch über Gebühr belasten. Wer das nicht erkennt, der lebt in seiner Utopie vom ewigen Wohlstand und Umverteilung. :mrgreen: :crazy:
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Barbarossa
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Es ist eine schwierige Situation. Und die darf nicht noch ein ganzes Jahr dauern, sondern man wird sich lange vorher etwas einfallen lassen müssen, damit die derzeit noch gültigen Einschränkungen komplett wegfallen können. Andernfalls haben wir so gut wie keine Wirtschaft und keine Kulturschaffenden mehr.
Vor allem letzteres wäre dann sogar schlimmer als in der Steinzeit, denn da gab es wenigstens noch Höhlenmaler.
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Feldwebel57
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Ja , die Höhlenmaler .
Aber heute gibt es dafür die Schwarzmaler .
Außerdem soll man den Teufel nicht an die Wand malen .
Also , ruhig Blut !
Cherusker
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Feldwebel57 hat geschrieben:.
Aber heute gibt es dafür die Schwarzmaler .
Schwarzmalerei ? Man sollte einmal die Daten und Fakten betrachten. Wir sind in einer Rezession und zwar in der schwersten Rezession seit der Aufzeichnung. Das ist Faktum !
Man kann auch den Kopf in den Sand stecken und alles aussitzen. Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn man dann nur noch zu Hause sitzt, weil man arbeitslos ist.  :wink:
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Barbarossa
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Ich sehe das auch so. Je länger die Beschränkungen wegen Corona inkraft sind (vor allem etwa in Gastronomie, Konzertsäle/Kinos oder auch Fußballstadien) umso stärker geraten die Veranstalter unter Druck, da sie die vorhandenen Kapazitäten nicht voll auslasten können und deswegen rote Zählen schreiben. Das ist nach wie vor im Gange.
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Feldwebel57
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Mal abseits vom Thema :
" Den Kopf in den Sand stecken " , ein Sprichwort .
Kürzlich habe ich gelesen , warum das der Strauß so macht .
Der ignoriert keineswegs seine Umwelt oder seine Feinde .
Vielmehr sieht er dann aus wie ein Gebüsch und das ist Tarnung .

Zum Thema : Ja , die Situation ist beunruhigend , aber als schlimmste Rezession sehe ich die Lage nicht .
Cherusker
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Feldwebel57 hat geschrieben:Mal abseits vom Thema :
" Den Kopf in den Sand stecken " , ein Sprichwort .
Kürzlich habe ich gelesen , warum das der Strauß so macht .
Der ignoriert keineswegs seine Umwelt oder seine Feinde .
Vielmehr sieht er dann aus wie ein Gebüsch und das ist Tarnung .

Zum Thema : Ja , die Situation ist beunruhigend , aber als schlimmste Rezession sehe ich die Lage nicht .
Dann sollte man mal auf die Zahlen und Daten schauen. :wink: In der Finanzkrise 2008 traf es größtenteils "nur" Banken. Der Rückgang des BIP war bei ca. 4 %. Heutzutage waren es - 10% ! In der €-Zone bei -12 % (Spanien: -18,5%, Frankreich: -13,8%). In den USA wird es nicht quartalsweise gemessen, da wären es dann -9,5% gewesen. D.h. da wir eine Exportnation sind, die etliche Güter in die USA liefern, wird es sich auch noch negativ auf den Export auswirken.
Ganz besonders hat es die Bereiche Transport, Tourismus, Hotels und Gaststätten getroffen. Gerade bei mittelständischen Unternehmen wird im Herbst eine "Pleitewelle" erwartet, weil die Nachfrage ausbleiben wird.
Übrigens der amerikanische Börsenanstieg ist nur ein paar großen US-Unternehmen (apple, facebook, amazon, google, cisco und microsoft) geschuldet. Es mag dort eine Bodenbildung bei den Unternehmensgewinnen gegeben haben, aber in Europa gibt es noch keine Bodenbildung der Gewinnschätzung. Die DAX-Prognose eines Investment-Unternehmens für den Sommer 2021 liegt auf heutigem Niveau ! 
Vielleicht sollte man auch mal AUFWACHEN und nicht nur seine eigene noch gute persönliche Situation betrachten. :wink: :mrgreen:
Der Staat muß die enormen Ausgaben irgendwie wieder auffangen, d.h. zukünftige Steuererhöhungen ! Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ferner wird es in nächster Zeit noch mehr Staatsausgaben geben, da die Steuereinnahmen wegbrechen (hat der Olaf Scholz jetzt schon festgestellt  :mrgreen:) und die Zahl der Arbeitslosen ansteigen wird. Auch aus der Kurzarbeit kann es dann in die Arbeitslosigkeit gehen. Die SCHWARZE NULL wird dann nur noch ein Märchen sein. :crazy:
Interessant wird es, wenn der Staat dann in den nächsten Jahren keine Rentenerhöhung mehr zahlen kann und die Inflation leicht ansteigen sollte ? :wink:
Dann wird vielleicht das Rentenalter von z.Zt. 67 auf 70 angehoben. Aber nur bei uns......andere starkverschuldete Länder wehren sich gegen solche Erhöhungen. :wink: Aber sicher werden wir denen dann auch wieder unter die Arme greifen. :mrgreen:
Feldwebel57
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Wahrhaftig habe ich schon ewig vor Corona vom Rentenalter 72 gelesen .
Marianne E.
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Nicht ganz so pessimistisch sein, wenn es möglich ist.

Wir schaffen das!
Dieser Satz ist alt, stammt nicht von der Bundeskanzlerin, stammt von uns nach dem Krieg.

Wir hatten damals keine Rezession. Wovon denn auch? Nichts war da, alles war kaputt und unsere Eltern, Großeltern haben die Ärmel hochgekrempelt und geschafft.
Das Wirtschaftswunder ist nicht vom Himmel gefallen. Es brachte uns einen gewissen Wohlstand, auch wenn es etliche Jahre gedauert hat.

Warum schreibe ist das überhaupt? Weil wir Alten wissen, wie es geht, wie man's macht. Deshalb.

Eine Wirtschaftskrise, ein BIP-Rückgang soll uns nicht aufhalten. Damit darf man weder Zeit noch Nerven verplempern.

Wie seinerzeit werden auch jetzt die Familienbetriebe dafür sorgen, dass die Karre nicht vor die Wand fährt.
 
Cherusker
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Marianne E. hat geschrieben: Wie seinerzeit werden auch jetzt die Familienbetriebe dafür sorgen, dass die Karre nicht vor die Wand fährt.
 
Ja ja.....gerade jetzt, wo es den "Familienbetrieben", d.h. dem mittelständischen Unternehmen, deutlich schlechter geht und sie ihrer Existenz bedroht sind, da soll der Mittelstand die deutsche Wirtschaft retten ??? :shock: Sind das Durchhalteparolen ? :crazy:
Seit Dekaden wird der deutsche Mittelstand gegenüber den Großunternehmen benachteiligt.  :wink:
Wie wurde denn das Wirtschaftswunder erreicht ? Ganz einfach, nach dem Krieg war alles zerstört und man konnte u.a. mit amerikanischer Hilfe neue Unternehmen aufbauen, die mit moderner Produktion gegenüber der ausländischen Konkurrenz (z.B. aus Frankreich, Großbritannien) den Weltmarkt erobern konnten. Wo wäre das Wirtschaftswunder geblieben, wenn es keine Investition gegeben hätte ? :wink: Wie will man einem Besitzer eines mittelständischen Unternehmens, das gerade die Tore geschlossen hat, erklären, er solle doch einfach "die Ärmel hochkrempeln" und neu investieren ? Schaut doch einmal in die Städte, wieviele Schaufenster der Geschäfte leer waren und das schon vor der Corona-Krise. Da kommen jetzt noch einige dazu. Die fixen Kosten bleiben bestehen und ein paar Monate finanzieller Ausfall und der darauf folgende Nachfragerückgang lassen sich nicht bei jedem mit den Rücklagen kompensieren. Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst werden das Problem vorerst nicht sehen, weil da das Geld zum Monatsanfang vom Staat kommt, aber jeder Selbständige macht sich seine Gedanken !  Wie ich schon geschrieben habe, hat ein Bekannter von mir, trotz voller Geschäftsbücher für das Jahr 2020 jetzt sein mittelständisches Unternehmen schließen müssen und alle Beschäftigten entlassen müssen. Obendrein bleibt noch ein großer Schuldenberg. Da hilft kein Staat ! Na gut, da kann man sagen Pech gehabt. Aber der nächste Bekannte mit seinem Unternehmen ist sich seiner Sache auch nicht mehr so sicher. Wie lange halten Beschäftige eigentlich Kurzarbeit durch, wenn sie ihren möglichen Verpflichtungen (z.B.Hausfinanzierung) nachkommen müssen ?
Ich bin gespannt, wie man unseren Sozialstaat so weiterhin finanzieren will, wenn es zu drastischen Steuermindereinnahmen kommt und das nicht für den gesamten Staat, sondern bis in die Kommunen herunter. :mrgreen:
Marianne E.
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Cherusker schreibt zurecht:
 "Seit Dekaden wird der deutsche Mittelstand gegenüber den Großunternehmen benachteiligt."
Das stimmt leider, sollte aber unser zukünftiges Handeln nicht auf Null stellen.

Allerdings unterscheide ich zwischen Familienbetrieben und mittelständischen Unternehmen. Als mittelständischer Betrieb gilt ein Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Ein solcher Betrieb hat andere Strukturen als ein Familienbetrieb.

Aber, dennoch. Was bleibt? Jammern hilft nicht weiter. Verstört nur.

Wenn die sog. zweite Corona-Welle ausbleibt, haben wir echte Chancen, mit einem blauen Auge davon zu kommen.
Und ob die 2. Welle ausbleibt, liegt an uns. Wir sollten alle Disziplin üben und Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Mehr haben wir um Moment nicht.
Also, Maske und Abstand. Und den Verneinern können wir raten, macht doch einfach vorsichtshalber und mit Rücksicht auf die anderen mit.

Übrigens kann als kleiner Trost dienen, dass der IFO-Index leicht ansteigt.   
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Barbarossa
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Ja gut, wenn die Geschäftsinhaber die Zukunft langsam wieder positiver sehen, hat das wahrscheinlich auch seine Gründe. Und hoffen wir, dass die Ansteckungszahlken so relativ niedrig bleiben, wie jetzt lange waren. Ich sag mal, alles was bundesweit unter 1000 am Tag ist, ist gut.
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Feldwebel57
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Naja , das ist heute also nicht gut , wir sind darüber .
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Barbarossa
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Gerade Kunstschaffende sind in dieser Krise besonders hart betroffen. So auch Dieter Hallervorden mit seinem Kabarett ,,Die Wühlmäuse''. Anfang des Monats hieß es noch, er hätte sein gesamtes Ensemble herausgeworfen - jetzt stellte er jedoch klar, dass nur ein stark vermindertes Programm gefahren wird und ein Teil ausgesetzt bzw. verschoben wird. Auch sein Theater macht Verluste und wird durch private Mittel gestützt.
Quelle: https://www.berliner-kurier.de/berlin/h ... -li.100274

Man kann nur hoffen, dass der ganze Spuk schnell vorbei geht.
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Feldwebel57
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Der Spuk geht nicht vorbei , er fängt erst an .
Aber keiner kennt keinen der einen kennt , der Corona hatte .
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