Umstrittene Atomkraft in Deutschland

Umweltschutz, Umweltstatistiken, Energiepolitik

Moderator: Barbarossa

Michi
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Laut FAZ sind 54 Prozent der Deutschen für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken. Angesichts der steigenden Energiepreise gesinnen sich immer mehr auf die Seite der atomaren Energie. Dies steht jedoch im Widerspruch zu dem im Koalitionsvertrag stehenden Atomausstieg. Zudem wird Deutschland vom Ausland gerade recht schief angesehen, da sie zwar im G8-Gipel zugesagt haben, ihre CO2 Emisionen deutlich zu veringern, aber die Kernkraftwerke abschalten und sich somit automatischzu den Fosilen Kraftstoffen wenden. Zudem ist dies eigentlich total Kontraproduktiv, da wir eine der sichersten Kraftwerke in Deutschland haben, im Gegensatz zu anderen Staaten. Diese setzen aber immer mehr auf AKW's, was das Sicherheitsrisiko deutlich hebt.
Nichts zu verstehen, hat einen Politiker noch nie davon abgehalten, etwas zu sagen.
Fabi@VfB
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Hey Michi,

da hast du recht, ich bin der gleichen Ansicht wie du, bin mal gespannt wie die große Koalition das hinbiegen wird - auf die Reaktion der Grünen bin ich au mal gespannt.
MdJU - Mitglied der Jungen-Union Deutschlands
elysian
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54%? Andere Quellen reden meist von 46% zu 46%.
Wie auch immer, bemerkenswert ist jedenfalls, dass nichtdeutsche "Grüne" (im weiteren Sinne; z.B. der Gründer von Greanpeace) in der Kernenergie zumindest eine akzeptable Übergangslösung sehen und sich vom Ausstieg als heiligem Kalb längst schon verabschiedet haben.
sic transit gloria mundi
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Balduin
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elysian hat geschrieben:54%? Andere Quellen reden meist von 46% zu 46%.
Wie auch immer, bemerkenswert ist jedenfalls, dass nichtdeutsche "Grüne" (im weiteren Sinne; z.B. der Gründer von Greanpeace) in der Kernenergie zumindest eine akzeptable Übergangslösung sehen und sich vom Ausstieg als heiligem Kalb längst schon verabschiedet haben.
http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1 ... ntent.html
elysian
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Bin ja mal gespannt, ob beim Bundestagswahlkampf den Grünen und villeicht der SPD der Atomausstieg nicht noch wie ein Klotz am Bein hängen wird. Die Grünen haben sich ja mal mit der "5 DM/Liter Benzin"-Forderung erhebliche Akzeptanzprobleme beim Wähler geschaffen, die nun in diesem Gewande auftreten könnten.
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Wrace
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Warum wird die atomkraft eigentlich immer alls vollkommen emissionsfrei angesehen? Nur weil ein AKW kein CO² emittiert ist es kein bisschen umweltfreundlicher als jedes andere KW.
Nur mal als Beispiel wollt ihr direkt über einem Atommüll endlager leben? Sicher nicht. Und genauso denken garantiert viele: AKW für den umweltschutz! Aber ja kein Atommülllager im umkreis von 100 km.
Auf der ganzen Welt gibt es noch kein einziges Endlager für Atommüll, nur jede menge so gennanter Zwischenlager. Aber kein Mensch hat ne ahnung wohin mit all dem Radioaktiven zeug. In All schießen? Zu teuer! Verbuddln? Bringt nix!
Ich bin nicht grundsätzlich gegen AKWs. Ich seh genauso ein, dass das Energieproblem genauso wie das Umweltproblem durch die abschaltung der AKWs nicht besser wird. Schlauer wärs anstatt soviel zeit und geld ins gerede um Atomkraft zu stecken, an neuen Energielieferanten zu forschen und die bestehenden Umweltneutralen/schonenden Energien wie z.B. Solar, Wind, Geothermie weiter zu verbessern, sprich die Forschung daran stärker zu unterstützen. Denn auf lange sicht ist die Energieerzeugung aus Fossilen Brennstoffen, zu dennen auch Uran zählt, zum scheitern verurteilet.
Diplomatie ist die Kunst mit 1000 Worten das zu verschweigen was mit einem gesagt wäre.
elysian
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@wrace
Nur weil ein AKW kein CO² emittiert ist es kein bisschen umweltfreundlicher als jedes andere KW.
Das ist ein Widerspruch in sich. ;)
Schlauer wärs anstatt soviel zeit und geld ins gerede um Atomkraft zu stecken, an neuen Energielieferanten zu forschen und die bestehenden Umweltneutralen/schonenden Energien wie z.B. Solar, Wind, Geothermie weiter zu verbessern, sprich die Forschung daran stärker zu unterstützen. Denn auf lange sicht ist die Energieerzeugung aus Fossilen Brennstoffen, zu dennen auch Uran zählt, zum scheitern verurteilet.
Das ist ja alles richtig, aber wir haben JETZT Probleme, unseren Energiebedarf zu einem vernünftigen Preis zu sichern.
Fusionsreaktoren sind (leider) noch Zukunftsmusik.
Die sogenannten regenerativen Energien reichen nicht, um 100% des Bedarfs zu produzieren. Egal wie stark sie ausgebaut werden.
Zudem sind Wind und Sonne witterungsabhängig und können keine Grundsicherung leisten.
Zuletzt stehen wir aktuell überdies vor dem Dilemma, dass etwa Windkraftparks gerade dann vom Netz genommen werden müssen, wenn sie besonders viel Strom generieren, weil das örtliche Leitungsnetz auf solche Strommengen nicht ausgerichtet ist.
Auch über Effizienz wird man nicht ans Ziel gelangen. Seit den 70er Jahren werden die Geräte effizienter konstruiert und der Strom teurer. Dennoch ist der Energiebedarf gestiegen und gestiegen und wird meiner Meinung nach weiter steigen.
Wenn aber weder Effizienz noch regenerative Energieträger realistische Alternativen darstellen, bleibt außer längeren Laufzeiten für bestehende und gegebenenfalls der Bau neuer AKW nur, neue KW für Gas und Kohle zu bauen, die aber der Zielsetzung, den Co2-Ausstoß zu verringern, zuwiderlaufen.
Abschließend möchte ich noch zu bedenken geben, dass wir uns zwar in Deutschland auf den Standpunkt stellen können, dass wir hier keinen Strom in AKW produzieren wollen, dass wir aber nicht umhin kommen, bereits jetzt Strom aus ausländischen AKW zu verbrauchen.
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Michi
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Was ich nicht verstehe, ist, warum immer alle so groß von den regenerativen Energiequellen reden. Mir ist zwar klar, dass man diese fordern muss und nicht gleich schlechtreden darf, aber ich sehe darin ein riesiges problem. Schauen wir uns doch mal an wie viel wir für eine Kilowattstunde von Solarstrom bezahlen. Vor Jahren bekam man dafür etwas mehr als 50 Cent. Diese wurden zwar vom Staat finanziert, letztlich aber von uns Bürgern! Somit frage ich mich, ob wir diesen Strom finanzieren können, wenn es den atomstrom für 3 cent gibt! Auserdem finde ich es schlecht, wenn man energiemäßig vom Ausland abhängig ist.
Atomstrom ist zwar nur eine Übergangslösung, das möchte ich hier ganz klar stellen, in meinen augen aber zur Zeit unverzichtbar.
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elysian
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Der Preis von 3 Cent kommt auch nur dadurch zustande, dass der Staat diesen Strom finanziell fördert. Ansonsten käme er ebenfalls zu einem ganz anderen Preis auf den Markt.
Was den Strom allgemein betrifft, so wird er europaweit gehandelt und transportiert. Deutschland exportiert zur Zeit jedoch mehr Strom, als es importiert. Völlige Unabhängigkeit ist in diesem System jedoch nicht mehr möglich.
Problematisch ist jedoch eine Abhängigkeit von einem Rohstofflieferanten. Russland hat bereits mehrfach bewiesen, dass es gewillt ist, seine Gasvorräte politisch zu nutzen.
Rot-Grün pries vor einigen Jahren Gas als DIE Alternative an...
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balticbirdy
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3 cent für Atomstrom ist völlig daneben kalkuliert. Wir können die Folgekosten betr. Lagerung der Abfälle, eventuelle Havarien usw. gar nicht abschätzen. Außerdem sind die Uranvorräte ziemlich begrenzt - die Alternative "Schneller Brüter" will keiner, weil dadurch jeder Piefke an waffenfähiges Plutonium kommt. Wer neue AKWs fordert, geht auf Dummenfang.
elysian
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balticbirdy hat geschrieben:3 cent für Atomstrom ist völlig daneben kalkuliert. Wir können die Folgekosten betr. Lagerung der Abfälle, eventuelle Havarien usw. gar nicht abschätzen. Außerdem sind die Uranvorräte ziemlich begrenzt - die Alternative "Schneller Brüter" will keiner, weil dadurch jeder Piefke an waffenfähiges Plutonium kommt. Wer neue AKWs fordert, geht auf Dummenfang.
Folgekosten und Eventualkosten spielen bei dem aktuellen Strompreis aber keine Rolle. Dieser Einwand ist somit unerheblich.
Dass die Uranvorräte endlich sind, ist richtig. Gleichwohl ist das kein Argument, völlig auf diese Energiequelle zu verzichten. Wäre dies ein Argument, müssten wir ja Kohle-, Gas-, Öl-KW gleich mit abschalten.
Auch ist es nicht richtig, dass jeder Piefke an waffenfähiges Plutonium kommen kann, wenn man Schnelle Brüter verwendet. Die Frage wäre allenfalls, wer einen solchen Brüter verwendet.
Die Forderung nach neuen AKW einfach als Dummenfang abzutun, ist m.E. naiv. Je nach Land können die Bedürfnisse sehr unterschiedlich ausfallen.
Insbesondere die Schwellenländer haben einen rapide ansteigenden Energiebedarf, der ohne den Bau neuer AKW vermutlich überwiegend mittels anderer fossiler Energieträger befriedigt werden wird. Damit wird ein Anstieg der CO2-Emmissionen einhergehen, obwohl unser Streben doch darauf gerichtet sein sollte, die Emmissionswerte zu senken und nicht zu steigern.
Für Deutschland stellt sich die Lage ein wenig anders dar. Folgerichtig gibt es hierzulande noch keine Forderung nach neuen AKW. In Deutschland geht es zunächst einmal darum, aus dem Ausstieg halb auszusteigen und die Laufzeiten zu verlängern.
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Balduin
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Man muss deutsche AKWs länger am Netz halten, das ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar. Energiepreise und Co. sind derzeit einfach zu hoch, das kann nicht sein.
Man muss natürlich auch forschen, forschen und forschen - wir brauchen neue Zukunftstechnologien, doch die AKWs sind derzeit einfach unverzichtbar. Natürlich bergen sich Gefahren, aber die Vorteile sind derzeit unverzichtbar. Das ist auch kein Dummenfang, das ist wirtschaftliche Realität - solch hohe Energiepreise wirken sich auf die gesamtdeutsche Wirtschaft negativ aus.
balticbirdy
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@elysian, natürlich spielen die Folgen und Unabwägbarkeiten eine Rolle - die entsprechenden Versicherungskosten bezahlen wir doch mit.

@Balduin, massenhaft Atomstrom in Schwellen- und Entwicklungsländern, mich schüttelt es. Das wäre die Büchse der Pandora - würdest du ruhig schlafen, wenn du wüsstest, dass der Chefingenieur mit 300 Dollar am Monatsende heimgeht. Von der dortigen politischen Instabilität mal abgesehen. Jedenfalls wünsche ich mir diese Technologie nicht nach Kolumbien, Simbabwe oder Kambodscha.

Die alternativen Technologien sind längst da, aber es wird gepokert, solange Öl ein glänzendes Geschäft bleibt.
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Balduin
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Balticbirdy, ich habe mich auf Europa, Deutschland im Speziellen bezogen. Natürlich kann es nicht angehen, dass in solch instabilen Ländern Atomstrom in Hülle und Fülle und das ohne gegebene Sicherheitsvorschriften hergestellt wird.
Doch für Deutschland ist es derzeit wirtschaftlich unabkömmlich, auch wenn man es nicht wahrhaben will.
Und diese Angst vor Unfällen & Anschlägen:
Deutsche Reaktoren sind sehr sicher und wird beschlossen sie länger am Netz zu erhalten, kann man sie noch zusätzlich sichern.
Vor Anschlägen kann man einen Reaktor doch auch sichern, da fällt Herrn Schäuble sicherlich etwas ein, es hilft zwar kein Bundestrojaner, aber ein Mittel gibt es sicherlich.
elysian
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@elysian, natürlich spielen die Folgen und Unabwägbarkeiten eine Rolle - die entsprechenden Versicherungskosten bezahlen wir doch mit.
Sie spielen keine Rolle, wenn wir über den zu zahlenden Strompreis reden, um den es hier ja geht.
Anders ist es natürlich bei den Gesamtkosten. Derlei Probleme bestehen übrigens auch hinsichtlich der stillgelegten Kohlebergwerke. In Deutschland werden Jahr für Jahr und vermutlich bis in alle Ewigkeit sehr große Summen aufgebracht und aufgebracht werden müssen, um das Saure Wasser zu bekämpfen.
Welche Schäden die Windkraft hervorruft (insbesondere bei den Off-Shore-Parks) bleibt noch abzuwarten. Hier fehlen noch die Erfahrungswerte.

Davon unabhängig würde mich Dein Energiekonzept interessieren. Wie kann Deiner Meinung nach eine erfolgreiche Energiepolitik gestaltet werden?
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