Ermordung der Zarenfamilie

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Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Anne » 08.09.2018, 08:23

Ein interessantes Thema!

Die Bolschewiken ermordeten nicht nur Zar Nikolaus, sein Frau und seine Kinder, sondern auch andere Familienmitglieder. Als erstes Beispiel gehe ich auf Michail, den Bruder des Zaren Nikolaus ein.

Als Nikolaus im Februar 1917 abdankte, ging die Macht an seinen Bruder über, der sofort den Thron ablehnte und auf die existierende provisiorische Regierung verwies. 
Die provisorische Regierung zerfiel jedoch kurze Zeit später und Alexander Kerenski übernahm die Macht.
Nach seinem Thronverzicht lebte er für wenige Monate recht unbehelligt und unberührt von der Politik mit seiner Frau Natascha in Gatschina. Aber man fürchtete bald eine monarchistische Konterrevolution, daher wurden die Freiheiten der ganzen Familie Romanow zusehends eingeschränkt.
Ab August 1917 standen Michail, Natascha und Nicholas Johnson auf Anordnung von Alexander Kerenski unter Arrest. In Russland herrschte Chaos, und die Romanows begannen das Land zu verlassen, als Exil hatte man England gewählt. Der britische König konnte. oder wollte, ihnen nicht die Einreise gewähren. Im Herbst 1917 begann die Oktoberrevolution, in der die Bolschewiki die Macht übernahmen.

Michail erkannte die von den neuen Machthabern ausgehende Gefahr für sich und seine Familie. In einem eigens angefertigten Dokument ließ er sich von den Bolschewiki bestätigen, dass seine Familie kein Feind der neuen Sowjetmacht sei. Wenige Tage danach ließ der Rat der Volkskommissare den Bürger Michail Romanow dennoch in die Verbannung nach Perm bringen. Seine Familie und einige Diener, u.a. sein Sekretär Johnson, der trotz seines englisch klingenden Namens ein waschechter Russe war, begleiteten ihn. Untergebracht in einem Hotel, wurden die Verbannten streng bewacht. Bedroht von Gefängnis, konnte er seine Frau und seinen Sohn überzeugen, Perm sofort zu verlassen.
Anfang Juni 1918 beschloss das Permer Parteikomitee der Bolschewiki eigenmächtig, den Großfürsten Michail Romanow umzubringen, damit er nicht zu den Truppen unter Admiral Koltschak überlaufen konnte.Zunächst wurden seine Freiheiten, die ihm als Bürger Romanow zugesichert waren, stark beschnitten.
In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1918 drangen bewaffnete Männer unter der Führung von Markow in das Hotel ein, in dem der Großfürst festgesetzt war, und schafften ihn in einer Kutsche aus Perm heraus, nach Motowilicha. Michail, dem man das Reiseziel Mogilew, etwa 2400 km in westlicher Richtung, genannt hatte, fragte wohin die Reise nun eigentlich ginge. Man erklärte ihm, man würde ihn zu einem Eisenbahnknotenpunkt bringen, da eine Abreise an einer belebten Bahnstation Aufsehen erregen würde. Hinter Motowilicha lag ein Parrafinlager, Malaja Jasowaja, und dahinter begann ein Wäldchen. Die Kutschen hielten auf der Straße und es ging in den Wald hinein, unter der Erklärung, dahinter läge der Eisenbahnknotenpunkt. 
Dann wurde der kaltblütige Mord ausgeführt und es gab kein Ritual, bei dem er noch beten durfe, die letzte Zigarette rauchen, auch die Augen wurden nicht verbunden, nur einfach die Waffen abgedrückt. Die Leichen wurden beraubt und im Wald vergraben. Das Grab des Großfürsten und seines Begleiters wurde bis heute nicht gefunden, man errichtete allerdings in neuerer Zeit ein Gedenkkreuz.
Der Mörder und seine Truppe ließ sich anschließend fotografieren und später schrieb Markow ein Buch über den Mord, er nannte es Erinnerungen.
Die Hinrichtung wurde wenig später nachträglich durch die Führungsebene der Bolschewiki gebilligt. Der Beschluss, alle zu ermorden, wurde an höchster Stelle in Moskau gefasst. Es besteht kein Zweifel mehr, dass die führenden Köpfe der Bolschewiki, insbesondere auch Lenin und Jakow Swerdlow, daran Teil hatten.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Marek1964 » 14.10.2014, 20:08

Hier der Ausgangspunkt der Diskussion, der aus technischen Gründen verschoben werden musste:

http://www.stern.de/politik/geschichte/ ... 31456.html

Die Bolschewiken sahen es als ihre historische Aufgabe, die Romanows als Geschlecht auszurotten, damit keine Restauration der Monarchie mehr möglich war.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Marek1964 » 11.10.2014, 21:12

Conzaliss hat geschrieben:
Quelle: wikipedia
So wird in einem seriösen Forum eine Quelle angegeben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Roman ... geschichte

Den Abschnitt "Familiengeschichte" kann man so verlinken, indem man in der Inhaltsübersicht auf wikipedie den blau gefärbten Titel der Stelle anklickt, und dann aus der www Zeile des Browsers kopiert.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 18:30

Nein, und Danke für den Schiffsnamen, er war der Schlüssel.
Mich hatte nur im Kontext eines evtl. Asyls der Zarenfamilie im Jahr 1917 der Hinweis http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 592#p44919 irritiert.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Orianne » 11.10.2014, 17:40

Stimmt Stephan, das Schiff sollte vor allem die Schwester der Königin von England, Maria, die Mutter von Zar Nikolaus retten. Habe ich mich verschrieben?!?

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 17:37

So jetzt stimmt meine Zeitachse wieder, ich hatte mich schon gewundert, wie vor dem 31. Oktober 1918 ein englisches Schiff in dem von den Deutschen und Türken beherrschten Schwarzen Meer hätte auftreten können. Die erwähnte Evakuierung aus Jalta erfolgte im April 1919, in den Wirren des Russischen Bürgerkrieges. Einen Bericht dazu findet man unter http://www.alexanderpalace.org/palace/marlborough.html.

Mit einem eventuellen Asyl der Zarenfamilie hat das aber a. G. des zeitlichen Abstandes nichts mehr zu tun:

15. März 1917 - Abdankung, Hausarrest im Alexanderpalast in Zarskoje Selo
August 1917 - Verbringung nach Sibirien (Tobolsk)
Nach der Oktoberrevolution
Frühjahr 1918 - Jekaterinenburg
17. Juli 1918 Ermordung

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 17:04

Danke, ich werde mir die Sendung mal ansehen.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Orianne » 11.10.2014, 16:44

Die englische Königin hatte ein Schiff die HMS Marlborough in die Krim geschickt um ihre Schwester Maria zu retten, aber die wollte nicht ohne ihre ganze Familie gehen.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 16:38

Ich nehme an es handelt es sich um >>Königliche Dynastien: Die Romanows<<?

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 13:54

Conzaliss hat geschrieben:Immerhin sandte der britische König ein Schiff auf die Krim, um die dorthin geflüchteten Mitglieder der Zarenfamilie zu evakuieren.

Die Geretteten - bzw. deren Nachkommen - leben jetzt in unterschiedlichen europäischen Ländern und den USA...
:?:
Das finde ich interessant, gibt es dazu nähere Angaben?

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Orianne » 11.10.2014, 13:34

Ich kann jetzt von der Schweiz reden, da wurden nach dem WWI Arbeiteraufstände in Zürich, Genf, Grenchen und Olten mit militärischer Gewalt nieder gerungen, d.h. es gab Schiessbefehl, und es gab Tote. Der Generalstreik dauerte vom 11.11.1918 - 14.11.1918. General Ulrich Wille wurde nach dem Krieg noch unbeliebter als vorher, die schiessenden Soldaten stammten vorwiegend aus bäuerlichen Regimentern, mehrheitlich aus dem Kanton Bern.

*Die Forderungen:

Neuwahl des Nationalrates nach dem Proporzsystem
Frauenstimmrecht
Einführung einer Arbeitspflicht
Beschränkung der Wochenarbeitszeit (48-Stunden-Woche)
Reorganisation der Armee zu einem Volksheer
Ausbau der Lebensmittelversorgung
Alters- und Invalidenversicherung
Staatsmonopole für Import und Export
Tilgung der Staatsschulden durch die Besitzenden

Dass russische Agenten mitwirkten, da bestand kein Zweifel, die wurden nach Streikende auch ausgewiesen. Das Proporzsystem wurde eingeführt, dazu die 48 Stunden-Woche. Viele Streikführer wurden aber eingesperrt, und nach der Entlassung aus dem Gefängnis waren sie arbeitslos, in vielen Fällen half da nur noch die Auswanderung.

Die anderen verbliebenen Punkte aus der Forderungsliste wurden nach und nach durch Gesetze eingeführt, es braucht alles immer seine Zeit.

*Aus einer Vorlesung!

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 13:14

Conzaliss hat geschrieben:Kannst du etwas darüber sagen, warum Dänemark, Griechenland, Norwegen, Spanien und Portugal sich weigerten, der Zarenfamilie Asyl zu gewähren?
Leider nicht, ich habe das auch erst eben bei Jähne gelesen. Die Gründe dürften aber wohl in die von Orianne genannte Richtung gehen. Darüberhinaus wurde die Zarenherrschaft im Westen ja mindestens kritisch gesehen und deshalb der Sturz allgemein begrüßt.

Vielleicht findet ja jemand mit entsprechenden Fremdsprachenkenntnissen etwas in Zeitungsarchiven der Länder.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Gontscharow » 11.10.2014, 13:09

Stimmt, Orianne, das dürfte der Grund gewesen sein !
Ich weiß aus den neutralen Niederlanden, daß Königin Wilhelmina im Herbst 1918
höchstselbst im Land unterwegs war, "um eine kommunistische Revolution zu verhindern".
Wie realistisch diese Gefahr in den Niederlanden oder Norwegen war, weiß ich nicht.
Jedenfalls hatten die Herrschenden Angst davor und viele Arbeiter sympathisierten damals mit dem Kommunismus.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Orianne » 11.10.2014, 13:04

Conzaliss hat geschrieben:Kannst du etwas darüber sagen, warum Dänemark, Griechenland, Norwegen, Spanien und Portugal sich weigerten, der Zarenfamilie Asyl zu gewähren?
Alle hatten sie Angst vor einer kommunistischen Revolution, ich schrieb das einmal vor ca. 2 Monaten in einem anderen Thread, erst vor kurzem sind Dokumente freigegeben worden (vom damaligen Premierminister von England Earl Lloyd-George of Dwyfor), die im Schriftverkehr König George eindringlich vor der Roten Revolution in Grossbritannien warnte. Dazu gab es sicher auch mündliche Unterredungen.

Re: Ermordung der Zarenfamilie

von Stephan » 11.10.2014, 12:39

Conzaliss hat geschrieben:Bis heute streiten Geschichtsgelehrte, ob der deutsche Kaiser den russischen Zaren hätte retten können. Nikolaus II. war durch seine Heirat mit Alice von Hessen-Darmstadt mit Wilhelm II. verschwägert. Als Nachkomme Charlotte von Preußens war der Zar zugleich Wilhelms Neffe dritten Grades. Die beiden schätzten sich allerdings nicht besonders.

Die Bitte, Nikolai Asyl zu gewähren, lehnte Wilhelm mit dem Argument ab, die Bolschewisten könnten darin einen Versuch sehen, die monarchistischen Kräfte in Russland zu unterstützen. Er ließ nur "eindringliche Mahnungen" übermitteln, den Zaren nicht zu töten...
Asyl-Antrag in Dtschl.? Der Zar wollte nie nach Dtschl., er schlug ja sogar die Möglichkeit aus, die sich ihm mit der Unterzeichnung des Vertrages von Brest-Litowsk geboten hätte. Insofern habe ich Zweifel an der obigen Darstellung in der SZ.
Er "fahre nirgendwohin" und "lasse sich lieber den Arm abhacken, als den Brester Vertrag zu unterzeichnen", soll der Ex-Zar gesagt haben.
heißt es bei Armin Jähne , der auch die beschämende Ablehnung ausführt, auf die Nikolaus bei seinen Verbündeten, für die er letztlich Rußland in den Krieg geführt hatte, stieß:
...aber nicht weniger am Unwillen solcher Staaten, wie England, das sich aus Gründen der inneren Sicherheit weigerte, den Ex-Zaren aufzunehmen. Auch Dänemark, Griechenland, Norwegen, Spanien und Portugal wollten seiner Familie kein Exil gewähren.

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