Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

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Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Marek1964 » 31.08.2014, 16:32

Diskussion aus dem Marcuse Thread über Karl Marx hierherüberführt.
Karlheinz hat geschrieben:
Marek1964
Zu Karl Marx Unterständnis habe ich mich schon einmal ausführlich geäussert:

viewtopic.php?f=73&t=2607&hilit=Marx&start=30
Diesen Aufsatz kannte ich noch nicht. Er enthält aber einige Fehler, wie hier zum Beispiel:
Karl Marx werte ich heute als einen historischen Wirtschafts- Gesellschaftstheoretiker und Philosoph, der aber die Kernprobleme des 19. Jahrhunderts nicht richtig verstand - nämlich die Bevölkerungsexplosion. Ihr entgegen wirkte die Industrialisierung, für die eine Kapitalbildung ein Ding der schlichten Notwendigkeit war
Marx hatte sehr wohl die Bevölkerungsexplosion gesehen und zwar anders als Malthus oder Ricardo. Malthus glaubte, das die Bevölkerung auf der Erde ständig wächst und zwar in geometrischer Folge, während die Nahrungsmittelproduktion nur in arithmetischer Reihenfolge wächst. Das würde zur Katastrophe führen. Marx wies daraufhin, dass es so ein absolutes Bevölkerungsgesetz nicht gibt. Die Vermehrung ist abhängig von der Produktionsweise. Jäger- und Sammlergesellschaften können nur wenige Menschen ernähren und haben deshalb nur kleine Populationen. Die deutsche Feudalgesellschaft hatte gleichfalls nur begrenzte Möglichkeiten, deshalb lebten hier im Mittelalter nur 6-8 Millionen Menschen. Die bestimmende Variable ist also die Produktionsweise, die bestimmte Variable dagegen die Bevölkerungszahl. Das Bevölkerungswachstum ist somit eine Folge der Industrialisierung und nicht eine völlig unabhängige Variable. Die fortschreitende Industrialisierung führt laut Marx zu Wachstum und kann daher auch mehr Arbeiter beschäftigen.
Materieller Unterbau und ideeler Überbau - naja, das findet immer mal so in Wellen statt. Mal ist eine Gesellschaft mehr, mal weniger materialistisch, aber genug zu essen braucht sie immer.

Hier ist etwas vielleicht etwas falsch verstanden worden. Materialismus bedeutet nicht Schlemmen, Völlerei oder dergleichen. Der sogenannte Unterbau ist die Art und Weise wie die Menschen produzieren, so etwas tun sie immer. Der Überbau ist hingegen alles andere, der Staat, Kunst, Religion, die Eigentumsverhältnisse.
Schon die Ausbeutungs- und Verelendungstheorie war falsch
Was die Löhne betrifft, er hat seine Theorie im Laufe der Zeit verändert. In der Endfassung: Der Wert der Arbeitskraft wird bestimmt durch das Quantum der zur ihrer Rekonstruktion benötigten Lebensmittel. Die Höhe der Löhne hängt ab von der Kapitalakkumulation und der zur Verfügung stehenden Masse der Arbeitskraft. In dem Maße wie der Wert der Lebensmittel durch die steigende Produktivität sinkt, vermindert sich der Wert der Arbeitskraft. Aber andererseits, durch die steigende Produktivität wird auch der Preis früherer Luxusprodukte herabgesetzt und eine ganze Reihe neuer Waren fließt in das lebensnotwendige Minimum mit ein. Also, der Lohn kann im Wert sinken, doch sagt dies noch nichts aus über die Kaufkraft. Durch die wachsende Produktivität sind nämlich viele Waren billiger geworden und der Lebensstandard steigt. Dieser Aspekt, den Marx schon richtig antizipierte, war zu seinen Lebzeiten aber noch nicht sichtbar.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von dieter » 07.04.2014, 11:55

Lieber Spartaner,
mit dem "gesunden Menschenverstand" ist es so eine Sache, meistens haben andere Menschen einen anderen "gesunden Menschenverstand" als ich ihn habe. :wink: :mrgreen:

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 06.04.2014, 13:52

Marek1964 hat geschrieben: Sollte es uns gelingen, unsere globale Wirtschaft ressourcenschonend weiterzuentwickeln, die Bevölkerungsentwicklung in Griff zu bekommen und destruktive Religionen und Ideologien in Zaum zu halten, können wir zuversichtlich sein. Wir brauchen umweltschonende Technologien. Ansonsten wird nur Bescheidenheit helfen.

Karl Marx hat zu all den Themen wohl genauso viel zu bieten wie Sokrates, Seneca oder Platon, ja wohl noch weniger.
Da sind wir wieder bei der Maßlosigkeit . Man sollte die Maßlosigkeit und Verschwendung überall bekämpfen, dort wo sie auftritt. Dafür brauch man auch kein Kapital von Marx lesen, dafür reicht allein schon der gesunde Menschenverstand.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Marek1964 » 05.04.2014, 23:22

Karl Marx werte ich heute als einen historischen Wirtschafts- Gesellschaftstheoretiker und Philosoph, der aber die Kernprobleme des 19. Jahrhunderts nicht richtig verstand - nämlich die Bevölkerungsexplosion. Ihr entgegen wirkte die Industrialisierung, für die eine Kapitalbildung ein Ding der schlichten Notwendigkeit war. Ihr Wirtschaftssystem vermochte aber immerhin dieses Bevölkerungswachstum einiger Massen zu verkraften, wenn auch mit vielen negativen Begleiterscheinungen wie Kinderarbeit und tiefen Löhnen für die Arbeiter, Auflösung der Grossfamilie etc.

Der Kapitalismus, den man eigentlich eher freie Marktwirtschaft nennen sollte, verkraftete diesen Prozess viel besser als später die Versuche, Marx Ideen umzusetzten. Die Industrialisierung in der Sowjetunion und später in China kostete, je nach Berechnungen, irgendetwas zwischen 50 und 100 Millionen Menschenleben. George Soros kommentierte das Mal so: Karl Marx Medizin war schlimmer als die Krankheit.

Schon die Ausbeutungs- und Verelendungstheorie war falsch. Das Konzept einer Diktatur des Proletariats weltfremd. Auch der Klassenkampf eine zu oberflächliche Theorie. Materieller Unterbau und ideeler Überbau - naja, das findet immer mal so in Wellen statt. Mal ist eine Gesellschaft mehr, mal weniger materialistisch, aber genug zu essen braucht sie immer. Aber dieses Philosophische Konstrukt, das kompliziert beschrieben ist, dass man es kaum versteht, mag interessant für Philosophieliebhaber sein, der praktische Bedeutungswert ist gering, als Grundlage für ein besseres Gesellschaftskonzept ist es ungenügend weil unvolständig, wichtige Zusammenhänge auslassend.

Karl Marx hat die Wirtschaftsmechanismen seiner Zeit wie auch die Probleme der Bevölkerungsexplosion wie auch Chancen der Industrialisierung nicht verstanden. Die Revisionisten stellten das schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fest und rückten von Marx Theorien ab, als klar wurde, dass die Verelendung so nicht stimmte.

Bismarck als zumindest in einigen Dingen Real- und Gleichgewichtspolitiker tat das Richtige, indem er den Kapitalismus mit Einführung der Sozialversicherungen abfederte, und so die spätere soziale Marktwirtschaft vorwegnahm. Wenn man so will, brachen seine Nachfolger einen idiotischen Krieg vom Zaun, der viele der geschaffenen Werte vernichtete und tatsächlich Verelendung brachte, und damit Grundlage für Kommunismus und Faschismus/Nationalsozialismus schuf. Hatte aber eigentlich nichts mit dem Kapitalismus zu tun, sondern mit der Inkompetenz der Entscheidungsträger.

Heute haben wir einen globalen Konkurrenzkampf und einer Gefahr des Verlusts der Konkurrenzfähigkeit der traditionellen Industrieländer Europas und Nordamerikas.

Sollte es uns gelingen, unsere globale Wirtschaft ressourcenschonend weiterzuentwickeln, die Bevölkerungsentwicklung in Griff zu bekommen und destruktive Religionen und Ideologien in Zaum zu halten, können wir zuversichtlich sein. Wir brauchen umweltschonende Technologien. Ansonsten wird nur Bescheidenheit helfen.

Karl Marx hat zu all den Themen wohl genauso viel zu bieten wie Sokrates, Seneca oder Platon, ja wohl noch weniger.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Renegat » 05.04.2014, 20:07

Spartaner hat geschrieben:Aber sicherlich lässt sich die eine oder andere Passage aus dem Kapital noch auf die heutige Zeit übertragen bzw. kann wieder an Gültigkeit gewinnen.
Ja, doch bleibt mein Einwand, dass die Marxsche Theorie mit der Weltrevolution am Ende, eine einseitige theoretische Betrachtung ist. Sie setzt voraus, dass die Kapitalisten "auf dem Baum schlafen". Es ist wie mit allen komplexen Prozessen mit vielen Beteiligten, sie lassen sich nur schwer voraussagen, da nur eine kleine Veränderung an einer Stellschraube, verschiedenste Prozesse auslöst.
An genau dieser Stelle fehlt mir Aneri. :) Wo bist du?

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 05.04.2014, 19:47

Renegat hat geschrieben:Spartaner, ich muß zugeben, dass ich meine Probleme mit der marxschen Sprache aus dem 19. Jhd habe. Meinst du die fett markierten Sätze haben heute noch Relevanz?
ME kann man Marx historisch diskutieren oder kontrafaktisch, iSv was hätte Marx heute geschrieben, mit dem Wissen der Ereignisse der letzten 150 Jahre.
Was in deinem Zitat fehlt, ist die Nachfrageseite, die mW erst im letzten Jhd. von Keynes u.a. näher untersucht wurde.
Es fehlt komplett das seither entwickelte Instrumentarium. Gegen Monopole/Oligopole wurden die Kartellbehörden installiert, über deren Wirksamkait man sicher streiten kann.
Insgesamt liegt mir Wirtschaftstheorie nicht so, ich gucke lieber nach den praktischen Auswirkungen und den Möglichkeiten für einen Ausgleich zwischen allen am Wirtschaftsprozess beteiligten.
Es ist Utopie zu glauben, dass die anderen Seiten stillhalten und nichts ändern, so dass sich theoretische Prognosen 1:1 erfüllen. Die Marxschen Prognosen haben sich jedenfalls bisher nicht erfüllt, die russische Revolution war keine im Marxschen Sinne.
Die marxschen Thesen sind in einer sehr unverständlichen Weise geschrieben und vieles ist nicht mehr zeitgemäß und vieles lässt sich in der heutigen Zeit nicht mehr anwenden. Man müsste das Kapital für die heutige Zeit vollkommen neu schreiben, aber im Sinne einer sozialen Marktwirtschaft zum Nutze der Mehrheit und nicht einer Minderheit. Marx hätte sich sicherlich früher nicht erdacht, dass Verflechtungen und gigantische Finanzströme sowie Manipulationen am Finanzmarkt z.B. zu Ungerechtigkeiten bzw. zu unüberschaubaren Kettenreaktionen im Finanzsektor, sowie im Wirtschaftsbereichen führen können. Aber sicherlich lässt sich die eine oder andere Passage aus dem Kapital noch auf die heutige Zeit übertragen bzw. kann wieder an Gültigkeit gewinnen.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 05.04.2014, 19:10

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Die wenigsten Kapitalmagnaten gibt es in planwirtschaftlichen Systemen, während in marktwirtschaftlichen ihre Zahl beständig steigt, gut zu sehen am Beispiel China.
Deswegen halte ich die Entwicklung in China und in Russland als die denkwürdigsten .Es sind dort größten Heuschrecken des Monopolismus entstanden. Oligarchen die sich mit Volkseigentum bereichert haben und anschließend dort zu Milliardären aufzusteigen. Dort muss sich erst eine soziale Marktwirtschaft entwickeln . Was ich aber im Falle Chinas bezweifle.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 05.04.2014, 19:04

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Das hat sich ja empirisch eindeutig als falsch erwiesen, sonst hätte sich Westeuropa nicht so gut entwickelt. Der westeuropäische Lebensstandard -auch bzw gerade der des sog. Proletariats- ist historisch beispiellos.
Ich vergleiche hier keinesfalls die Marktwirtschaft Westeuropas mit der Planwirtschaft zu Zeiten der Sowjetunion.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 05.04.2014, 18:59

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Was hat das mit anderen Branchen zu tun?
VW steht nicht mit anderen Branchen im Wettbewerb, sondern mit brancheninternen Konkurrenten.

Und warum ist VW so erfolgreich?
Weil VW besser ist als viele seiner Mitbewerber, die in vielen Belangen den Anschluss verpasst haben.
Das ist Marktwirtschaft.
Dann muss man die Geschichte vom Volkswagenkonzern insgesamt betrachten . VW ist angetreten am Aktienmarkt mit dem Werbeslogan "Volksaktie". Viele Menschen von damals haben sich durch diesen Begriff auch verbunden gefühlt und haben sich die ersten Volksaktien von VW gekauft .
" Aus der Erinnerung verschwunden ist, dass es die erste „Volksaktie“ schon Jahrzehnte vorher gab. Volkswagen hat exakt heute vor 50 Jahren erstmals seine Stammaktien im geregelten Freiverkehr handeln lassen. Unter dem Slogan „Wohlstand für alle“ kamen am 7. April 1961 Papiere für die damals unglaubliche Summe von 350 Mark pro Stück unters Volk. Das konnte sein Glück kaum fassen, als daraus kurze Zeit später 750 Mark wurden.
Natürlich ging der Aufstieg nicht in diesem Tempo weiter. Gesetzt den Fall, es hätte heute tatsächlich noch jemand die Aktie, die er am ersten Tag gekauft hatte, er könnte sich über 2200 Euro freuen und hätte in der Zwischenzeit noch 570 Euro an Dividende kassiert. Natürlich hätte er heute auch nicht mehr die eine Aktie, sondern 20. Gab es doch zwei Aktiensplits, die den Preis für einen Anteil seither erträglicher aussehen lassen."

Erst dieses Geld ermöglichte es dem Volkswagen- Konzern zu dem Monopol anzuwachsen, wie es ihn heute gibt.
Daraus erwächst eine historische Verantwortung. Wenn ein Volkswagenkonzern nur 3 Milliarden an Steuern in Deutschland bezahlt, gegenübergestellt seinem gigantischen Gewinn, so ist das ein kümmerlicher Betrag.
Das nächste ist die undurchschaubaren Verflechtungen im Konzern selbst. Die Übernahme von Porsche verlief alles andere als sauber. Wer die Geschichte der Übernahme kennt weiß, dass Porsche schon vorher VW größtenteils gehörte und eine Übernahme von VW durch Porsche utopisch war. Hier wird innerhalb eines Monopols, das schon vorher bestand, Schindluder getrieben . Aktienmärkte werden manipuliert evt. Krisen heraufbeschworen.
Als nächstes die Abwrackprämie: Diese wurde zum größten Teil aus Steuereinnahmen finanziert und kam auch dem Monopol Volkswagen zu gute.
Wer behauptet der Volkswagenkonzern ist nur aus guten wirtschaften heraus stark geworden, dem muss man antworten .So ist es eben nicht. Unter diesen Voraussetzungen kann man jeden Konzern an die Spitze bringen.
... und gerade deshalb resultiert hier eine Verantwortung von Volkswagen --auch einen höheren Beitrag für die Gesellschaft zu zahlen. Auch damit, das kleine Betriebe, die im Verhältnis zu ihren Einnahmen prozentual mehr Steuern an den Staat abführen als Volkswagen , nicht untergehen. Ich spreche hier nicht von Subventionierung , wie es bei Volkswagen und anderen Autofirmen durch die Abwrackprämie geschehen ist , sondern von Steuergerechtigkeit.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Renegat » 05.04.2014, 18:48

Man braucht keine geheimen Preisabsprachen in dunklen Hinterzimmern, schlichte Marktbeobachtung reicht. Wenn beim Aldi die Milch 0,65 Cent kostet, ist das der Preis übermorgen bei Lidl usw. Wie bei der Milch so beim Benzin und vielen anderen Produkten. Natürlich immer bezogen auf die jeweilige Region/Stadt/Land.
Nur bei den Prestigegütern läuft es anders, da ist aber der Markt viel kleiner.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 05.04.2014, 18:30

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Nirgends gab/gibt es so eine extreme Monopolstellung von Betrieben, wie im Kommunismus.

Die Menschen kauften den Trabi ja nicht, weil er so toll war, sondern weil es aufgrund seiner quasi Monopolstellung nicht anderes gab.

Im neoliberalen System hat der Staat als sog "Nachtwächter" die Aufgabe einzugreifen, um marktschädliche Monopole zu verhindern.
[/quote]

Im Falle der Finanzwirtschaft hat er hier allerdings kolossal versagt (u.a. weil er bzw. sein Vertreter am Tropf der Großbanken hängen), sonst gäb es keine systemrelevanten Banken, die nun staatlich subventioniert werden,
Was es in der DDR gab ist die Planwirtschaft und reine Planwirtscahft gilt als überholt . Das meine auch nicht, da ist es de facto das der Betrieb über das Produkt die Monopolstellung hat. Es geht um den Zusammenschluß von mehren Konzernen zu einem Monopol un d die daraus resultierenden Preisabprachen intern(im Monopolkartell selbst) und extern in der Marktwirtschaft.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Titus Feuerfuchs » 05.04.2014, 14:14

Spartaner hat geschrieben:[...]
Durch Monopolisierung verschärfen sich die Unterschiede zwischen kleinen Betrieben und den grossen Konzernen.
Nirgends gab/gibt es so eine extreme Monopolstellung von Betrieben, wie im Kommunismus.

Die Menschen kauften den Trabi ja nicht, weil er so toll war, sondern weil es aufgrund seiner quasi Monopolstellung nicht anderes gab.

Im neoliberalen System hat der Staat als sog "Nachtwächter" die Aufgabe einzugreifen, um marktschädliche Monopole zu verhindern.

Im Falle der Finanzwirtschaft hat er hier allerdings kolossal versagt (u.a. weil er bzw. sein Vertreter am Tropf der Großbanken hängen), sonst gäb es keine systemrelevanten Banken, die nun staatlich subventioniert werden.
Spartaner hat geschrieben: Als jüngstes Beispiel kann man hier die Preisabsprachen von mehreren großen Brauereien aufführen, die kleine Privatbrauerein regelrecht kaput machen und in die Knie zwingen. Oder Beispiel VW : Dieser Konzern hat sich vollgesogen, monopolisiert und kann locker einen 13. Monatslohn für seien beschäftigten aus der Portokasse bezahlen, während andere Branchen ums Überleben kämpfen und nicht mal eine Mindestlohn garantieren können.
Was hat das mit anderen Branchen zu tun?
VW steht nicht mit anderen Branchen im Wettbewerb, sondern mit brancheninternen Konkurrenten.

Und warum ist VW so erfolgreich?
Weil VW besser ist als viele seiner Mitbewerber, die in vielen Belangen den Anschluss verpasst haben.
Das ist Marktwirtschaft.

Spartaner hat geschrieben: Gerade hier wären stärkere Mechanismen zur Umverteilung in der sozialen Marktwirtschaft gefragt und nicht nur die geringen Strafen vom Bundeskartellamt, die Monopolisten nicht vor weiteren Preisabsprachen zurückhalten werden.
VW ist weit davon entfernt, ein Monopol zu sein.

Die Umverteilung ist ohnehin schon gigantisch. Willst du noch mehr davon, damit D bald so deindustrialisiert ist wie Frankreich und die Menschen, die jetzt, z.B. bei VW einen guten Arbeitsplatz haben, auf der Straße stehen, bzw. den Staat Geld kosten, statt ihm welches zu bringen?



Spartaner hat geschrieben: Die Monopolisierung ist auch ein Thema von Marx gewesen und damit komme ich zum oben genanten Thema des historischen Materialismus wieder zurück . Wie hat Marx das Ganze gesehen?

" Vergrösserung des relativen Mehrwertes durch technischen Fortschritt, Anstiegs durch Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Marx erwartet relative Verelendung, d.h. Verstärkung der Polarisierung zwischen Arbeit und Kapital, aber keine absolute Verelendung des Proletariats
Gleichzeitig: techn. Entwicklung führt zu Freisetzung von Arbeitskräften: industrielle Reservearmee. Proletariat wächst schneller als Arbeitsnachfrage(hohe Bev. wachstumsraten, Proletarisierung von Kleinproduzenten durch Kapital konzentration)
Das hat sich ja empirisch eindeutig als falsch erwiesen, sonst hätte sich Westeuropa nicht so gut entwickelt. Der westeuropäische Lebensstandard -auch bzw gerade der des sog. Proletariats- ist historisch beispiellos.
Spartaner hat geschrieben: 3.Verschärfung der Krisen:
Zur Überwindung einer Krise sind technische Neuerungen (Produktivitätssteigerungnotwendig, die immer schwieriger durchzuführen sind
.Kombination von techn. Fortschritt und Klassenkampf führt zu stärkeren Outputschwankungen.[...]
Das Gegenteil ist der Fall, es findet sogar eine Acceleration der Inovation statt. Heutzutage kann es sich VW nicht mehr leisten, jahrzehntelang eine Fehlkonstruktion wie den Käfer (so gern ich dieses Wägelchen auch hab :) ) anzubieten, sonst würde VW von den Mechanismen der Marktwirtschaft hinweggefegt werden.




Spartaner hat geschrieben:diese Entwicklungen führen dazu, dass das kapitalistische System die Bedingungen für sein Ende schafft:
Das Ende des Kapitalismus:
“Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der
kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stetswachsender Stufenleiter, die bewusste technische Anwendung der Wissenschaft, die planmässige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauchals Produktionsmittel kombinierter gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts, und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.
Hatte der Kommunismus etwa keinen internationalen Charakter? :roll:


Spartaner hat geschrieben:
Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch der Empörung der stetsanschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst
geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. [...]
Die wenigsten Kapitalmagnaten gibt es in planwirtschaftlichen Systemen, während in marktwirtschaftlichen ihre Zahl beständig steigt, gut zu sehen am Beispiel China.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Renegat » 05.04.2014, 12:31

Spartaner, ich muß zugeben, dass ich meine Probleme mit der marxschen Sprache aus dem 19. Jhd habe. Meinst du die fett markierten Sätze haben heute noch Relevanz?
ME kann man Marx historisch diskutieren oder kontrafaktisch, iSv was hätte Marx heute geschrieben, mit dem Wissen der Ereignisse der letzten 150 Jahre.
Was in deinem Zitat fehlt, ist die Nachfrageseite, die mW erst im letzten Jhd. von Keynes u.a. näher untersucht wurde.
Es fehlt komplett das seither entwickelte Instrumentarium. Gegen Monopole/Oligopole wurden die Kartellbehörden installiert, über deren Wirksamkait man sicher streiten kann.
Insgesamt liegt mir Wirtschaftstheorie nicht so, ich gucke lieber nach den praktischen Auswirkungen und den Möglichkeiten für einen Ausgleich zwischen allen am Wirtschaftsprozess beteiligten.
Es ist Utopie zu glauben, dass die anderen Seiten stillhalten und nichts ändern, so dass sich theoretische Prognosen 1:1 erfüllen. Die Marxschen Prognosen haben sich jedenfalls bisher nicht erfüllt, die russische Revolution war keine im Marxschen Sinne.

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von Spartaner » 04.04.2014, 14:05

Renegat hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Um Barbarossas Antwort zu ergänzen:

Jedem Hartzer geht es besser als der überwiegenden Mehrheit des "Proletariats" in kommunistischen Diktaturen.
Also das weiß ich jetzt nicht. Eine ungewollte Arbeitslosigkeit kann eine so hohe mentale Belastung sein, dass sie alle anderen Vorteile einer freiheitlichen Demokratie vom Gefühl her überdeckt. Die sogenannte "Ostalgie" gibt es nicht ohne Grund und zwar vor allem bei Leuten, die materiell heute schlechter dastehen, als früher.
Dass man damals von seinem Geld kaum was zu kaufen bekam, wird dabei gerne mal verdrängt.
Es geht ja nicht nur um die finanzielle Seite sondern vor allem um gesellschaftliche Teilhabe, Selbstwertgefühl, das Gefühl gebraucht zu werden und auch die Akzeptanz durch andere.
Bei der Arbeitsverteilung läuft in der aktuellen kapitalistischen Gesellschaft was schief, ob das was mit Ostalgie zu tun hat oder ob Marx eine Antwort darauf hätte, wenn er heute leben würde????
Das ist vollkommen richtig und man kann auch annehmen, dass unter den mehr als 3 Millionen Arbeitslosen in Deutschland nicht nur Faulenzer sind. Schaut man sich um in ganz Europa, summiert sich die Zahl der Arbeitslosen um ein Vielfaches und Deutschland ist noch auf der besseren Seite, da es ein wirtschaflich starkes Land ist.
Durch Monopolisierung verschärfen sich die Unterschiede zwischen kleinen Betrieben und den grossen Konzernen.
Als jüngstes Beispiel kann man hier die Preisabsprachen von mehreren großen Brauereien aufführen, die kleine Privatbrauerein regelrecht kaput machen und in die Knie zwingen. Oder Beispiel VW : Dieser Konzern hat sich vollgesogen, monopolisiert und kann locker einen 13. Monatslohn für seien beschäftigten aus der Portokasse bezahlen, während andere Branchen ums Überleben kämpfen und nicht mal eine Mindestlohn garantieren können. Gerade hier wären stärkere Mechanismen zur Umverteilung in der sozialen Marktwirtschaft gefragt und nicht nur die geringen Strafen vom Bundeskartellamt, die Monopolisten nicht vor weiteren Preisabsprachen zurückhalten werden.

Die Monopolisierung ist auch ein Thema von Marx gewesen und damit komme ich zum oben genanten Thema des historischen Materialismus wieder zurück . Wie hat Marx das Ganze gesehen?

" Vergrösserung des relativen Mehrwertes durch technischen Fortschritt, Anstiegs durch Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Marx erwartet relative Verelendung, d.h. Verstärkung der Polarisierung zwischen Arbeit und Kapital, aber keine absolute Verelendung des Proletariats
Gleichzeitig: techn. Entwicklung führt zu Freisetzung von Arbeitskräften: industrielle Reservearmee. Proletariat wächst schneller als Arbeitsnachfrage(hohe Bev. wachstumsraten, Proletarisierung von Kleinproduzenten durch Kapital konzentration)
3.Verschärfung der Krisen:
Zur Überwindung einer Krise sind technische Neuerungen (Produktivitätssteigerungnotwendig, die immer schwieriger durchzuführen sind
.Kombination von techn. Fortschritt und Klassenkampf führt zu stärkeren Outputschwankungen.
4.Konzentration und Zentralisierung des Kapitals:
zunehmende Akkumulation und zunehmende organische Zusammensetzung des Kapitals führt zu grösseren Unternehmen
(die dann wiederum über einen hohen Anteil des gesellschaftlichenMehrwertes verfügen, weitere Akkumulation).
Unterschiede in den Profitraten während einer Krise erlaubt die Übernahme von Konkurrenten. diese Entwicklungen führen dazu, dass das kapitalistische System die Bedingungen für sein Ende schafft:
Das Ende des Kapitalismus:
“Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der
kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stetswachsender Stufenleiter, die bewusste technische Anwendung der Wissenschaft, die planmässige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauchals Produktionsmittel kombinierter gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts, und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.
Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch der Empörung der stetsanschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst
geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des
kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.”
Karl Marx (1867)
Das Kapital
Band I, 790-91

Re: Der Mechanismus in der kommunistischen Philosophie

von dieter » 04.04.2014, 13:23

Meine Tante aus Leipzig hat das treffend beschrieben: Zu DDR-Zeiten hatten sie Geld und konnten sich dafür nichts kaufen. Heute könnten sie alles kaufen und haben dazu kein Geld. :wink:

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