Ja gut, damit hat Rosa Luxemburg genau die Entwicklung vorausgesagt, die dann auch tasächlich in allen Staaten des Ostblocks genauso stattfand. Alle Achtung!
Aber letztlich ist aus meiner Sicht eine andere Entwickung kaum denkbar. Wie sollte sie auch unter den gegebenen Umständen anders Verlaufen?
Und die gegebenen Umstände sind nunmal diese:
Eine radikale politische Bewegung (die Kommunisten) kommt durch eine - von mir aus mehr oder weniger - blutige Revolution an die politische Macht.
- Aufgabe dieser neuen Regierung ist es, die alten Machthaber (die Bourgeoisie) nach der politischen Entmachtung auch ökonomisch zu enteignen. Das heißt, es müssen so autoritäre politische Strukturen geschaffen werden, dass dies auch möglich ist.
- Dazu muss auch das Recht auf Eigentum erheblich eingeschränkt werden. Es muss nicht nur der Staat autoritär regiert werden, auch das Rechtssystem muss den neuen politischen Verhältnissen angepasst werden - kein Bourgeois darf auf rechtlichem Wege sein Eigentum zurückklagen dürfen. Das bedeutet also gleichzeitig auch das Ende des Rechtsstaates.
- Autoritäre politische Strukturen zu schaffen und diese aufrecht zu erhalten bedeutet, es darf die bestehende Regierung nicht mehr abgewählt werden dürfen. Das geht nur, wenn man das Recht auf freie Wahlen erheblich einschränkt oder erst gar keine andere Partei, als die Kommunistische Partei zulässt.
Die Staaten des Ostblocks sind da z. T. recht unterschiedliche Wege gegangen. In der SU oder auch Ungarn gab es Ein-Parteien-Herrschaften. In der DDR oder auch in der CSSR gab es noch weitere Blockparteien, die gleichgeschaltet waren und die Kommunisten bei der Herrschaftsausübung unterstützten.
- Letztlich ist aber die weitere logische Folge, dass auch politische Diskussionen über das politische System an sich nicht zulässig waren. Es waren also auch Einschränkungen sowohl der freien Meinungsäußerung als auch der Pressefreiheit unerlässlich. Verstöße dagegen mussten strafrechtlich verfolgt werden - politische Verfolgung eben.
- Und schließlich sollte ja eine neue Gesellschaftsordnung entstehen, von der alle Menschen überzeugt waren. Überzeugungsarbeit (Agitation genannt) nahm einen äußerst wichtigen Platz in der Innenpolitik ein. Das begann schon bei der Kindererziehung und hörte später im Arbeitsleben auch nicht auf. Im Ostblock stieß man auf Schritt und Tritt auf Versuche der politischen Indoktrination.
Fazit: Für mich war die Entstehung der totalitären kommunistischen Regimes des 20. Jh. kein Zufall, sondern die logische Folge, wenn man die Vorstellungen von Marx und Engels erfolgreich umsetzen wollte.
Ich sehe vor allem das Problem mit der „Diktatur des Proletariats“. Diese wird zu einer politischen Doktrin erhoben und soll das vorläufige Endziel der Revolution sein, nicht die allgemeine Demokratie, wie sie noch 1848 als Ziel deklariert wurde. Dies führt meiner Meinung nach aber früher oder später zu einer Diktatur, aber nicht die des Proletariats, sondern zur Diktatur einer elitären Führungsschicht, die auch über das Proletariat herrscht.
Das sehe ich auch so, wie oben erläutert.
Das mit der Befürwortung der bürgerlichen Demokratie durch die Kommunisten 1848/49 wird glaube ich oft falsch verstanden. Dazu muss man das Weltbild der Kommunisten verstehen, inklusive des historischen Materialismus. Es wird dabei eine gesetzmäßige Abfolge von verschiedenen Gesellschaftsordnungen angenommen. D. h. auf die Gesellschaftsordnung der Sklavenhalter folgte der Feudalismus, auf diesen folgte der Kapitalismus und auf diesen hatte gesetzmäßig der Sozialismus zu folgen. Wichtig beim Übergang von einer Gesellschaftsordnung auf eine andere ist, dass die vorhergehende gesellschaftlich voll ausgebildet sein musste.
1848 war die Situation so, dass zunächst die immer noch an der Macht befindlichen Aristokraten durch die Bourgeoisie entmachtet werden mussten, denn in der Abfolge der Gesellschftsordnungen durfte kein Schritt einfach übersprungen werden. Darum unterstützten Kommunisten durchaus auch bürgerliche Revolutionen, wenn es gegen die Aristokratie oder gegen die Junker in Preußen ging. Dies aber auch nur, um dann selbst gegen das Bürgertum eine Revolution organisieren zu können, wenn die Zeit reif dafür war. Das ist also kein Widerspruch.
Ja gut, damit hat Rosa Luxemburg genau die Entwicklung vorausgesagt, die dann auch tasächlich in allen Staaten des Ostblocks genauso stattfand. Alle Achtung!
Aber letztlich ist aus meiner Sicht eine andere Entwickung kaum denkbar. Wie sollte sie auch unter den gegebenen Umständen anders Verlaufen?
Und die gegebenen Umstände sind nunmal diese:
:arrow: Eine radikale politische Bewegung (die Kommunisten) kommt durch eine - von mir aus mehr oder weniger - blutige Revolution an die politische Macht.
- Aufgabe dieser neuen Regierung ist es, die alten Machthaber (die Bourgeoisie) nach der politischen Entmachtung auch ökonomisch zu enteignen. Das heißt, es müssen so autoritäre politische Strukturen geschaffen werden, dass dies auch möglich ist.
- Dazu muss auch das Recht auf Eigentum erheblich eingeschränkt werden. Es muss nicht nur der Staat autoritär regiert werden, auch das Rechtssystem muss den neuen politischen Verhältnissen angepasst werden - kein Bourgeois darf auf rechtlichem Wege sein Eigentum zurückklagen dürfen. Das bedeutet also gleichzeitig auch das Ende des Rechtsstaates.
- Autoritäre politische Strukturen zu schaffen und diese aufrecht zu erhalten bedeutet, es darf die bestehende Regierung nicht mehr abgewählt werden dürfen. Das geht nur, wenn man das Recht auf freie Wahlen erheblich einschränkt oder erst gar keine andere Partei, als die Kommunistische Partei zulässt.
Die Staaten des Ostblocks sind da z. T. recht unterschiedliche Wege gegangen. In der SU oder auch Ungarn gab es Ein-Parteien-Herrschaften. In der DDR oder auch in der CSSR gab es noch weitere Blockparteien, die gleichgeschaltet waren und die Kommunisten bei der Herrschaftsausübung unterstützten.
- Letztlich ist aber die weitere logische Folge, dass auch politische Diskussionen über das politische System an sich nicht zulässig waren. Es waren also auch Einschränkungen sowohl der freien Meinungsäußerung als auch der Pressefreiheit unerlässlich. Verstöße dagegen mussten strafrechtlich verfolgt werden - politische Verfolgung eben.
- Und schließlich sollte ja eine neue Gesellschaftsordnung entstehen, von der alle Menschen überzeugt waren. Überzeugungsarbeit (Agitation genannt) nahm einen äußerst wichtigen Platz in der Innenpolitik ein. Das begann schon bei der Kindererziehung und hörte später im Arbeitsleben auch nicht auf. Im Ostblock stieß man auf Schritt und Tritt auf Versuche der politischen Indoktrination.
Fazit: Für mich war die Entstehung der totalitären kommunistischen Regimes des 20. Jh. kein Zufall, sondern die logische Folge, wenn man die Vorstellungen von Marx und Engels erfolgreich umsetzen wollte.
[quote]Ich sehe vor allem das Problem mit der „Diktatur des Proletariats“. Diese wird zu einer politischen Doktrin erhoben und soll das vorläufige Endziel der Revolution sein, nicht die allgemeine Demokratie, wie sie noch 1848 als Ziel deklariert wurde. Dies führt meiner Meinung nach aber früher oder später zu einer Diktatur, aber nicht die des Proletariats, sondern zur Diktatur einer elitären Führungsschicht, die auch über das Proletariat herrscht.[/quote]
Das sehe ich auch so, wie oben erläutert.
Das mit der Befürwortung der bürgerlichen Demokratie durch die Kommunisten 1848/49 wird glaube ich oft falsch verstanden. Dazu muss man das Weltbild der Kommunisten verstehen, inklusive des historischen Materialismus. Es wird dabei eine gesetzmäßige Abfolge von verschiedenen Gesellschaftsordnungen angenommen. D. h. auf die Gesellschaftsordnung der Sklavenhalter folgte der Feudalismus, auf diesen folgte der Kapitalismus und auf diesen hatte gesetzmäßig der Sozialismus zu folgen. Wichtig beim Übergang von einer Gesellschaftsordnung auf eine andere ist, dass die vorhergehende gesellschaftlich voll ausgebildet sein musste.
1848 war die Situation so, dass zunächst die immer noch an der Macht befindlichen Aristokraten durch die Bourgeoisie entmachtet werden mussten, denn in der Abfolge der Gesellschftsordnungen durfte kein Schritt einfach übersprungen werden. Darum unterstützten Kommunisten durchaus auch bürgerliche Revolutionen, wenn es gegen die Aristokratie oder gegen die Junker in Preußen ging. Dies aber auch nur, um dann selbst gegen das Bürgertum eine Revolution organisieren zu können, wenn die Zeit reif dafür war. Das ist also kein Widerspruch.