von Skeptik » 29.12.2023, 16:39
Hat Karl Martell Europa gerettet? - Eher nicht. Martell hat einen der üblichen Raubzüge verhindert. Seine eigenen Raubzüge trafen die Kirche härter und wenn selbst der Pabst den „Retter der Christenheit“ um Hilfe bat, klang das so:
"(...) Obwohl wir uns an dich gewandt haben, vortrefflichster Sohn, haben wir bis jetzt keinen Trost davon erhalten (...) Wir fürchten, dass dir Sünde angelastet werden könnte, denn man beleidigt uns und sagt: "Karl, auf den du deine Zuflucht gesetzt hast, soll mit dem Heer der Franken kommen, damit sie dir helfen, wenn sie können (...)". Welcher Schmerz durchbohrt unser Herz bei diesen Vorwürfen, wenn wir sehen, dass so mächtige Kinder keine Anstrengungen unternehmen, um ihre geistige Mutter, die heilige Kirche Gottes, zu verteidigen (...). Weist unser Gebet nicht zurück, verschließt eure Ohren nicht vor unseren Bitten (...) So wird euer Glaube und euer Name in allen Nationen gefeiert und gesegnet werden...".
Die Kirche konnte sich nur durch Androhung ärgster Höllenqualen rächen. 200 Kilometer von Poitiers entfernt drohte Eucherius Bischof von Orleans (694-738): „Eines Tages, als er betete, wurde er in die andere Welt versetzt, und unter den Dingen, die Gott ihm zeigte, sah er Karl in der unteren Hölle gequält. Als er den Engel, der ihn führte, befragte, antwortete dieser:
"Seine Seele und sein Leib werden durch den Willen der Heiligen, deren Güter er genommen und geteilt hat und die beim künftigen Gericht mit Gott richten werden, ewigen Strafen ausgeliefert. Er empfängt hier mit der Strafe für seine eigenen Sünden auch die Strafe für die Sünden all derer, die ihre Güter zur Ehre und Liebe Gottes und zur Erlösung ihrer Seelen an die heiligen Stätten gegeben haben, um für das Licht des Gottesdienstes und für den Unterhalt der Diener Christi und der Armen zu sorgen.“ Als er wieder zu sich kam, rief er den heiligen Bonifatius und Fulrade, Abt des Klosters Saint-Denis und Großkaplan des Königs Pippin, zu sich, offenbarte ihnen diese Dinge und forderte sie auf, sich zum Grab Karls zu begeben, um dessen Richtigkeit zu überprüfen; wenn sie dort nicht mehr den Leichnam dieses Prinzen fänden, würden sie die Wahrheit dessen erkennen, was er ihnen soeben gesagt habe. Als sie zu dem Kloster gingen, in dem Karls Leichnam beigesetzt worden war, öffneten sie das Grab und sahen plötzlich einen Drachen herauskommen und fanden das Innere schwarz, als ob das Grab verbrannt worden wäre. Wir selbst haben die beiden Personen, die Zeugen dieses Schauspiels waren, gesehen, denn sie lebten bis in unsere Tage, und sie haben uns aufrichtig bezeugt, was sie gesehen und gehört hatten.
Karl, der große Plünderer kirchlicher Güter, war ein ebenso großer Eindringling und Eroberer wie der Anführer der mohammedanischen Horden. Karl Martell ist den Franzosen genauso ans Herz gewachsen, wie uns Karl der Große. Voltaire und Chateaubriand, jeder aus seiner Sicht, arbeiteten am Mythos des Karl Martell und „erschufen“ ihn erst für die Franzosen.
Auch Karl der Große, der Sachsenschlächter, wuchs zu ungeahnter Bedeutung. Zu unser aller
Pater Europae. Aber auch Johannes Fried zitierte in seiner Biografie „Karl der Große Gewalt und Glauben“ eine Stimme des Mittelalters:
"Regen. Im Regen. Er stand im Regen, unten am Läuterungsberg. Endlos stürzte der Regen auf ihn hernieder und schien dennoch die Sünden nicht abwaschen zu können, die ihn befleckten. Ein Untier zernagte unablässig sein Geschlecht, das umgehend nachwuchs, um wieder zerfressen zu werden, fort und fort. Ein alter Mönch schaute den Büßer und erschrak. Kaum wagte er den Namen des Toten zu offenbaren. Doch alle wussten: Es war Karl, der große Kaiser, der Sünder, der da zu büßen hatte."
Schlußendlich sprach ihn die Kirche aber heilig und feiert ihn bis heute jährlich am 28. Januar mit einem Karlsamt. Höher gehts nimmer:
O König, siegreicher Herr der Welt,
Jesu Christi Mitherrscher,
sei uns Fürbitter,
heiliger Vater Karl,
daß gereinigt von Sünden,
im Reich des hellsten Lichts,
wir, dein Volk, mit den Seligen
des Himmels Bewohner sein mögen.
Der Historiker Augustin Thierry (1795-1856) beklagte dies bereits, als er schrieb: "Aber das, was in so vielen Büchern gedruckt ist, was so viele Professoren lehren, was so viele Schüler nachsprechen, erlangt Gesetzeskraft und gilt gegen die Tatsachen selbst. (...) Als ob man durch die Verehrung der Vergangenheit auf natürliche Weise dazu gebracht würde, sie zu erfinden."
https://www.persee.fr/doc/minf_0398-360 ... _19_2_1039
https://www.radiofrance.fr/francecultur ... he-6187220
https://www.pro-missa-tridentina.org/up ... smesse.pdf
Hat Karl Martell Europa gerettet? - Eher nicht. Martell hat einen der üblichen Raubzüge verhindert. Seine eigenen Raubzüge trafen die Kirche härter und wenn selbst der Pabst den „Retter der Christenheit“ um Hilfe bat, klang das so: [i]"(...) Obwohl wir uns an dich gewandt haben, vortrefflichster Sohn, haben wir bis jetzt keinen Trost davon erhalten (...) Wir fürchten, dass dir Sünde angelastet werden könnte, denn man beleidigt uns und sagt: "Karl, auf den du deine Zuflucht gesetzt hast, soll mit dem Heer der Franken kommen, damit sie dir helfen, wenn sie können (...)". Welcher Schmerz durchbohrt unser Herz bei diesen Vorwürfen, wenn wir sehen, dass so mächtige Kinder keine Anstrengungen unternehmen, um ihre geistige Mutter, die heilige Kirche Gottes, zu verteidigen (...). Weist unser Gebet nicht zurück, verschließt eure Ohren nicht vor unseren Bitten (...) So wird euer Glaube und euer Name in allen Nationen gefeiert und gesegnet werden...".[/i]
Die Kirche konnte sich nur durch Androhung ärgster Höllenqualen rächen. 200 Kilometer von Poitiers entfernt drohte Eucherius Bischof von Orleans (694-738): „Eines Tages, als er betete, wurde er in die andere Welt versetzt, und unter den Dingen, die Gott ihm zeigte, sah er Karl in der unteren Hölle gequält. Als er den Engel, der ihn führte, befragte, antwortete dieser: [i]"Seine Seele und sein Leib werden durch den Willen der Heiligen, deren Güter er genommen und geteilt hat und die beim künftigen Gericht mit Gott richten werden, ewigen Strafen ausgeliefert. Er empfängt hier mit der Strafe für seine eigenen Sünden auch die Strafe für die Sünden all derer, die ihre Güter zur Ehre und Liebe Gottes und zur Erlösung ihrer Seelen an die heiligen Stätten gegeben haben, um für das Licht des Gottesdienstes und für den Unterhalt der Diener Christi und der Armen zu sorgen.“[/i] Als er wieder zu sich kam, rief er den heiligen Bonifatius und Fulrade, Abt des Klosters Saint-Denis und Großkaplan des Königs Pippin, zu sich, offenbarte ihnen diese Dinge und forderte sie auf, sich zum Grab Karls zu begeben, um dessen Richtigkeit zu überprüfen; wenn sie dort nicht mehr den Leichnam dieses Prinzen fänden, würden sie die Wahrheit dessen erkennen, was er ihnen soeben gesagt habe. Als sie zu dem Kloster gingen, in dem Karls Leichnam beigesetzt worden war, öffneten sie das Grab und sahen plötzlich einen Drachen herauskommen und fanden das Innere schwarz, als ob das Grab verbrannt worden wäre. Wir selbst haben die beiden Personen, die Zeugen dieses Schauspiels waren, gesehen, denn sie lebten bis in unsere Tage, und sie haben uns aufrichtig bezeugt, was sie gesehen und gehört hatten.
Karl, der große Plünderer kirchlicher Güter, war ein ebenso großer Eindringling und Eroberer wie der Anführer der mohammedanischen Horden. Karl Martell ist den Franzosen genauso ans Herz gewachsen, wie uns Karl der Große. Voltaire und Chateaubriand, jeder aus seiner Sicht, arbeiteten am Mythos des Karl Martell und „erschufen“ ihn erst für die Franzosen.
Auch Karl der Große, der Sachsenschlächter, wuchs zu ungeahnter Bedeutung. Zu unser aller [i]Pater Europae[/i]. Aber auch Johannes Fried zitierte in seiner Biografie „Karl der Große Gewalt und Glauben“ eine Stimme des Mittelalters: [i]"Regen. Im Regen. Er stand im Regen, unten am Läuterungsberg. Endlos stürzte der Regen auf ihn hernieder und schien dennoch die Sünden nicht abwaschen zu können, die ihn befleckten. Ein Untier zernagte unablässig sein Geschlecht, das umgehend nachwuchs, um wieder zerfressen zu werden, fort und fort. Ein alter Mönch schaute den Büßer und erschrak. Kaum wagte er den Namen des Toten zu offenbaren. Doch alle wussten: Es war Karl, der große Kaiser, der Sünder, der da zu büßen hatte." [/i]
Schlußendlich sprach ihn die Kirche aber heilig und feiert ihn bis heute jährlich am 28. Januar mit einem Karlsamt. Höher gehts nimmer:
[i]O König, siegreicher Herr der Welt,
Jesu Christi Mitherrscher,
sei uns Fürbitter,
heiliger Vater Karl,
daß gereinigt von Sünden,
im Reich des hellsten Lichts,
wir, dein Volk, mit den Seligen
des Himmels Bewohner sein mögen.[/i]
Der Historiker Augustin Thierry (1795-1856) beklagte dies bereits, als er schrieb: "Aber das, was in so vielen Büchern gedruckt ist, was so viele Professoren lehren, was so viele Schüler nachsprechen, erlangt Gesetzeskraft und gilt gegen die Tatsachen selbst. (...) Als ob man durch die Verehrung der Vergangenheit auf natürliche Weise dazu gebracht würde, sie zu erfinden."
https://www.persee.fr/doc/minf_0398-3609_1853_num_19_2_1039
https://www.radiofrance.fr/franceculture/charles-martel-quelle-histoire-derriere-le-mythe-6187220
https://www.pro-missa-tridentina.org/upload/dv8/dv_No8_Karlsmesse.pdf