von Barbarossa » 22.10.2016, 21:19
Offenbar breitet sich die Bewegung der 'Reichsbürger' immer weiter aus und wird dabei anscheinend auch militanter. Am Mittwoch (19. Oktober) wurden vier Polizisten verletzt - einer davon tödlich, als sie das Haus eines 49-jährigen Mannes im fränkischen Georgensgmünd durchsuchen wollten. Der Mann - ein sogenannter 'Reichsbürger' - eröffnete das Feuer auf die Polizisten. Es war der erste Zwischenfall zwischen einem Vertreter der Bewegung und Repräsentanten unseres Staates mit tödlichem Ausgang.
Mehrere hundert selbsternannte 'Reichsbürger' gibt es inzwischen - rund 300 zählt allein der brandenburgische Verfassungsschutz. Sie bilden aber keine zusammenhängende Bewegung, sondern sind sogar zerstritten und setzen sich aus Esoterikern, Verschwörungstheoretikern bis hin zu Rechtsextremisten zusammen. In ihrer Gedankenwelt haben etwa 'Nazi-UFOs' ebenso Platz, wie auch die Vorstellung, sie würden durch die Kondensstreifen der Flugzeuge - sogenannte 'Chemtrails' - vergiftet. Sie behaupten, die Bundesrepublik gebe es gar nicht und bezeichnen sie etwa als 'BRD-GmbH' und die Verfassung als 'Mickey-Maus-Grundgesetz'. Statt dessen betrachten sie sich als Bürger des Deutschen Reiches wahlweise in den Grenzen von 1871 oder 1937.
Die Ursprünge der sogenannten 'Reichsbürger'bewegung gehen auf die rechtsextremistische Szene der 70er Jahre zurück und fußen auf Theorien von Rechtsterroristen und Holocaustleugnern, wie etwa Manfred Roeder oder Horst Mahler.
Was die heutigen Vertreter der Bewegung trotz ihrer Zerstrittenheit eint, ist das Faible für Ordnung und zu selbst vergebenen Titeln und selbsternannten 'Staatsgebilden'. So gründete der Mister Germany von 1998, Adrian Ursache, vor etwa zwei Jahren in seinem Garten in Reuden (südliches Sachsen-Anhalt) den 'Staat Ur' und hisste dort eine Fahne mit einem gekrönten Stier. Und dies war nicht die erste 'Staatsgründung' dieser Art:
So bildete sich bspw. 2004 in Hannover eine 'Exilregierung Deutsches Reich', die klar dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet wird, 2007 gründete sich in Baden-Württemberg ein Staat 'Germanitien' und 2012 gründete der Koch Peter Fitzek in Wittenberg das 'Königreich Deutschland' (siehe auch Eingangspost). Viele dieser Gebilde geben eigene Ausweise und Führerscheine aus und akzeptieren keine Bescheide von Behörden der Bundesrepublik. In ihrer Ablehnung der Bundesrepublik werden die 'Reichsbürger' - wie schon erwähnt - anscheinend immer militanter. Hans-Holger Büchler von der Brandenburger Steuergewerkschaft berichtet diesbezüglich von persönlichen Bedrohungen und psychischem Druck, um Verunsicherung zu schaffen. Anfang dieses Jahres hielt ein sogenannter 'Reichsbürger' eine Verkehrskontrolle in Rostock für illegitim und gab beim Anblick eines Polizisten Gas, wobei dieser mitgeschleift und verletzt wurde. Aber sie bewaffnen sich auch zunehmend, so dass sich auch Vorfälle mit Waffen häufen. So wurden im brandenburgischen Reckenthin Stadtwerkemitarbeiter und Gerichtsvollzieher im Februar dieses Jahres von einen 54-jährigen 'Reichsbürger' mit einem Messer angegriffen und drohte, er werde jeden umbringen, der sich ihm nähert. Der sechsfache Vater wurde schließlich von Spezialkräften der Polizei überwältigt. 2014 stoppte der Zoll auf der A9 bei Dessau ein auffälliges Fahrzeug. Statt des amtlichen Kennzeichens hatte das Fahrzeug lediglich ein Schild mit der Aufschrift 'RD-Ingo'. Der Fahrer war der sogenannte 'Reichsbürger' Ingo D., der der rechten Szene zugeordnet wird. Auf dem Beifahrersitz fanden die Beamten Messer, zwei Pistolen und Munition.
Die Polizei fordert eine stärkere Überwachung der Bewegung der 'Reichsbürger'. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Reiner Wendt, erklärte: "Uns fehlt ein umfassendes Lagebild."
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung - Printausgabe v. 21. Oktober 2016
Offenbar breitet sich die Bewegung der 'Reichsbürger' immer weiter aus und wird dabei anscheinend auch militanter. Am Mittwoch (19. Oktober) wurden vier Polizisten verletzt - einer davon tödlich, als sie das Haus eines 49-jährigen Mannes im fränkischen Georgensgmünd durchsuchen wollten. Der Mann - ein sogenannter 'Reichsbürger' - eröffnete das Feuer auf die Polizisten. Es war der erste Zwischenfall zwischen einem Vertreter der Bewegung und Repräsentanten unseres Staates mit tödlichem Ausgang.
Mehrere hundert selbsternannte 'Reichsbürger' gibt es inzwischen - rund 300 zählt allein der brandenburgische Verfassungsschutz. Sie bilden aber keine zusammenhängende Bewegung, sondern sind sogar zerstritten und setzen sich aus Esoterikern, Verschwörungstheoretikern bis hin zu Rechtsextremisten zusammen. In ihrer Gedankenwelt haben etwa 'Nazi-UFOs' ebenso Platz, wie auch die Vorstellung, sie würden durch die Kondensstreifen der Flugzeuge - sogenannte 'Chemtrails' - vergiftet. Sie behaupten, die Bundesrepublik gebe es gar nicht und bezeichnen sie etwa als 'BRD-GmbH' und die Verfassung als 'Mickey-Maus-Grundgesetz'. Statt dessen betrachten sie sich als Bürger des Deutschen Reiches wahlweise in den Grenzen von 1871 oder 1937.
Die Ursprünge der sogenannten 'Reichsbürger'bewegung gehen auf die rechtsextremistische Szene der 70er Jahre zurück und fußen auf Theorien von Rechtsterroristen und Holocaustleugnern, wie etwa Manfred Roeder oder Horst Mahler.
Was die heutigen Vertreter der Bewegung trotz ihrer Zerstrittenheit eint, ist das Faible für Ordnung und zu selbst vergebenen Titeln und selbsternannten 'Staatsgebilden'. So gründete der Mister Germany von 1998, Adrian Ursache, vor etwa zwei Jahren in seinem Garten in Reuden (südliches Sachsen-Anhalt) den 'Staat Ur' und hisste dort eine Fahne mit einem gekrönten Stier. Und dies war nicht die erste 'Staatsgründung' dieser Art:
So bildete sich bspw. 2004 in Hannover eine 'Exilregierung Deutsches Reich', die klar dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet wird, 2007 gründete sich in Baden-Württemberg ein Staat 'Germanitien' und 2012 gründete der Koch Peter Fitzek in Wittenberg das 'Königreich Deutschland' (siehe auch Eingangspost). Viele dieser Gebilde geben eigene Ausweise und Führerscheine aus und akzeptieren keine Bescheide von Behörden der Bundesrepublik. In ihrer Ablehnung der Bundesrepublik werden die 'Reichsbürger' - wie schon erwähnt - anscheinend immer militanter. Hans-Holger Büchler von der Brandenburger Steuergewerkschaft berichtet diesbezüglich von persönlichen Bedrohungen und psychischem Druck, um Verunsicherung zu schaffen. Anfang dieses Jahres hielt ein sogenannter 'Reichsbürger' eine Verkehrskontrolle in Rostock für illegitim und gab beim Anblick eines Polizisten Gas, wobei dieser mitgeschleift und verletzt wurde. Aber sie bewaffnen sich auch zunehmend, so dass sich auch Vorfälle mit Waffen häufen. So wurden im brandenburgischen Reckenthin Stadtwerkemitarbeiter und Gerichtsvollzieher im Februar dieses Jahres von einen 54-jährigen 'Reichsbürger' mit einem Messer angegriffen und drohte, er werde jeden umbringen, der sich ihm nähert. Der sechsfache Vater wurde schließlich von Spezialkräften der Polizei überwältigt. 2014 stoppte der Zoll auf der A9 bei Dessau ein auffälliges Fahrzeug. Statt des amtlichen Kennzeichens hatte das Fahrzeug lediglich ein Schild mit der Aufschrift 'RD-Ingo'. Der Fahrer war der sogenannte 'Reichsbürger' Ingo D., der der rechten Szene zugeordnet wird. Auf dem Beifahrersitz fanden die Beamten Messer, zwei Pistolen und Munition.
Die Polizei fordert eine stärkere Überwachung der Bewegung der 'Reichsbürger'. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Reiner Wendt, erklärte: "Uns fehlt ein umfassendes Lagebild."
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung - Printausgabe v. 21. Oktober 2016