von ehemaliger Autor K. » 10.05.2014, 16:10
Ich habe die Frage eben zufällig gelesen und finde sie sehr interessant, kann sie aber natürlich auch nicht beantworten. Der Schüler meint wahrscheinlich, dass bereits mit der Reichsgründung 1871 auch schon das Ende dieses Reiches wieder vorprogrammiert war. Ähnliches hatte August Bebel schon 1871 prophezeit. Er meinte, das Reich ist durch den Säbel gegründet worden und wird auch durch den Säbel wieder untergehen. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung gewesen, keine echte Vorhersage. Ich persönlich glaube nicht, dass der erste Weltkrieg vorherbestimmt war. Ein anderer Kaiser oder ein zweiter Bismarck hätten so etwas verhindern können. Geschichte ist offen, nicht determiniert, glaube ich jedenfalls. Das der dritte Weltkrieg nicht kam, ist mehr oder weniger auch nur Glück gewesen. Lange Zeit sah alles nach einer atomaren Apokalypse aus.
Die Frage ist aber wohl: Ist Geschichte vorherbestimmt? Steht sie schon fest? Können wir sie nicht mehr ändern? Ist die Zukunft schon festgelegt? Das erinnert mich an Ödipus. Er kennt sein tragisches Schicksal und versucht, es zu verhindern. Aber gerade dadurch, durch den Versuch, die Zukunft zu ändern, kommt es erst überhaupt zu der Katastrophe. Unbarmherzig erfüllt sich sein furchtbares Schicksal. Nichts kann es aufhalten.
Wenn die Zukunft und die Geschichte bereits determiniert sind, sind wir nur Marionetten, willenlose Puppen, vom Schicksal gesteuert?
Der Mathematiker Laplace entwickelte Anfang des 19.Jahrhunderts die Vorstellung von einem Weltdämon. Dieser Dämon kennt das gesamte Universum, jedes Teil und mit den physikalischen Gesetzen kann er die Bewegung von jedem Atom auf Jahrtausende hinweg vorherbestimmen. Die Zukunft liegt bereits fest. Wir brauchen nur einen Apparat, der sie uns berechnen kann. Davon sind wir weit entfernt.
Allerdings, der Physiker Heisenberg entwickelte zu Beginn des 20.Jahrhunders die Quantentheorie und entdeckte die Unschärferelation. Sie besagt, das es nicht möglich ist, die Position und die Geschwindigkeit eines Teilchens gleichzeitig zu bestimmen.Nicht weil wir dafür zu doof wären oder keine passenden Geräte haben, ein Naturgesetzt sorgt dafür, das dies nicht möglich ist. Wenn wir aber schon die Ausgangsposition nicht kennen, dann können wir erst recht keine Prognosen liefern. Die Konsequenz: Wir können immer nur Wahrscheinlichkeiten errechnen. Wenn die Situation so und so ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, das jetzt etwas so und so passiert vielleicht 70%, es kann sich aber auch etwas anderes enteignen, die Wahrscheinlich dafür liegt bei 10% usw.
Mit anderen Worten: Aufgrund der Unschärferelation ist die Zukunft offen. Es gibt nur Wahrscheinlichkeiten, wie sich etwas entwickeln wird, aber keinen Determinismus.
Ich persönlich neige dieser Ansicht zu. Die Chaosforschung hat dies meiner Ansicht nach bestätigt. Chaos bedeutet nicht völliges Durcheinander, auch das Chaos unterliegt Gesetzmäßigkeiten, aber die Position jedes Teichen im chaotischen System ist nicht vorhersehbar, sie ändert sich ständig, es entstehen fortlaufend Muster und dadurch kann es zu völlig unerwarteten Ergebnissen kommen. In der Geschichte gibt es wohl allgemeine Strömungen, Grundstrukturen, wie in einem chaotischen System, aber gleichzeitig wirken so viele Faktoren auf jedes Ereignis ein, so dass die Entwicklung letztlich nicht wirklich vorhersehbar ist. Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in Peking einen Sturm in den USA auslösen kann, wie es die Chaostheorie behauptet, dann kann auch in der Geschichte ein kleines Ereignis an einem bestimmten Ort die Weltgeschichte ändern.
Ich habe die Frage eben zufällig gelesen und finde sie sehr interessant, kann sie aber natürlich auch nicht beantworten. Der Schüler meint wahrscheinlich, dass bereits mit der Reichsgründung 1871 auch schon das Ende dieses Reiches wieder vorprogrammiert war. Ähnliches hatte August Bebel schon 1871 prophezeit. Er meinte, das Reich ist durch den Säbel gegründet worden und wird auch durch den Säbel wieder untergehen. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung gewesen, keine echte Vorhersage. Ich persönlich glaube nicht, dass der erste Weltkrieg vorherbestimmt war. Ein anderer Kaiser oder ein zweiter Bismarck hätten so etwas verhindern können. Geschichte ist offen, nicht determiniert, glaube ich jedenfalls. Das der dritte Weltkrieg nicht kam, ist mehr oder weniger auch nur Glück gewesen. Lange Zeit sah alles nach einer atomaren Apokalypse aus.
Die Frage ist aber wohl: Ist Geschichte vorherbestimmt? Steht sie schon fest? Können wir sie nicht mehr ändern? Ist die Zukunft schon festgelegt? Das erinnert mich an Ödipus. Er kennt sein tragisches Schicksal und versucht, es zu verhindern. Aber gerade dadurch, durch den Versuch, die Zukunft zu ändern, kommt es erst überhaupt zu der Katastrophe. Unbarmherzig erfüllt sich sein furchtbares Schicksal. Nichts kann es aufhalten.
Wenn die Zukunft und die Geschichte bereits determiniert sind, sind wir nur Marionetten, willenlose Puppen, vom Schicksal gesteuert?
Der Mathematiker Laplace entwickelte Anfang des 19.Jahrhunderts die Vorstellung von einem Weltdämon. Dieser Dämon kennt das gesamte Universum, jedes Teil und mit den physikalischen Gesetzen kann er die Bewegung von jedem Atom auf Jahrtausende hinweg vorherbestimmen. Die Zukunft liegt bereits fest. Wir brauchen nur einen Apparat, der sie uns berechnen kann. Davon sind wir weit entfernt.
Allerdings, der Physiker Heisenberg entwickelte zu Beginn des 20.Jahrhunders die Quantentheorie und entdeckte die Unschärferelation. Sie besagt, das es nicht möglich ist, die Position und die Geschwindigkeit eines Teilchens gleichzeitig zu bestimmen.Nicht weil wir dafür zu doof wären oder keine passenden Geräte haben, ein Naturgesetzt sorgt dafür, das dies nicht möglich ist. Wenn wir aber schon die Ausgangsposition nicht kennen, dann können wir erst recht keine Prognosen liefern. Die Konsequenz: Wir können immer nur Wahrscheinlichkeiten errechnen. Wenn die Situation so und so ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, das jetzt etwas so und so passiert vielleicht 70%, es kann sich aber auch etwas anderes enteignen, die Wahrscheinlich dafür liegt bei 10% usw.
Mit anderen Worten: Aufgrund der Unschärferelation ist die Zukunft offen. Es gibt nur Wahrscheinlichkeiten, wie sich etwas entwickeln wird, aber keinen Determinismus.
Ich persönlich neige dieser Ansicht zu. Die Chaosforschung hat dies meiner Ansicht nach bestätigt. Chaos bedeutet nicht völliges Durcheinander, auch das Chaos unterliegt Gesetzmäßigkeiten, aber die Position jedes Teichen im chaotischen System ist nicht vorhersehbar, sie ändert sich ständig, es entstehen fortlaufend Muster und dadurch kann es zu völlig unerwarteten Ergebnissen kommen. In der Geschichte gibt es wohl allgemeine Strömungen, Grundstrukturen, wie in einem chaotischen System, aber gleichzeitig wirken so viele Faktoren auf jedes Ereignis ein, so dass die Entwicklung letztlich nicht wirklich vorhersehbar ist. Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in Peking einen Sturm in den USA auslösen kann, wie es die Chaostheorie behauptet, dann kann auch in der Geschichte ein kleines Ereignis an einem bestimmten Ort die Weltgeschichte ändern.