Renegat hat geschrieben:
Bis dahin ist das mE auch in Ordnung. Wie willst du umverteilen, wenn du nicht enteignest?[...]
Mittels Besteuerung in einem tragfähigen Ausmaß, wie denn sonst?
Stellt sich die Frage, wie man "Enteignung" definiert.
Im engeren Sinne, sehe ich Enteigung, wenn man Menschen bereits in ihrem Besitz befindliches Eigentum nimmt, bzw, ihnen soviel nimmt, dass ihnen die Existenzgrundlage genommen wird.
Das geht in westlichen Demokratien nicht, da hier das Recht auf Eigentum verbrieft ist. Enteignungen sind in D also grundgesetzwidrig, was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es Lücken und Ausnahmen gibt, z.B. mittels kalter Enteignung.
Im weiteren Sinne sehe ich Enteignug, wenn ein Vermögensaufbau aufgrund der Steuerlast (bzw. auch durch niedrige Zinsen) nicht mehr oder nur noch sehr schwer möglich ist. Das findet in einigen EU-Staaten bereits statt, ich erwähne in diesem Zusammenhang Spitzensteuersätze und Staatsquoten um bis jenseits von 50%.
Persönlich lehne ich zusätzlich die Besteuerung von Eigentum, das keine Gewinne abwirft, also z.B. einer Eigentumswohnung, die ivom Einetümer bewohnt wird, ab.
Vgl:
http://de.wikipedia.org/wiki/Enteignung
Renegat hat geschrieben:
Was nicht geklappt hat im realexistierenden Kommunismus, sind die Wirren und Folgen der Enteignungen und sonstigen Umwälzungen. Die führten zur Umverteilung an neue Machteliten oder zu wirtschaftlichem Niedergang, weil die Einzelanreize bei kollektiver Wirtschaftsweise fehlten. [...].
Das ist korrekt.
Renegat hat geschrieben:
Ich würde mich auch nicht auf eine Richtung festlegen wollen, vielleicht entwickeln sie durch breite Diskussionsprozesse ein ganz anderes Modell, mit dem die Mehrheit der Ägypter dann leben kann. Sowas muß dauern, hat es bei 68 ja auch. Und gerade darum ging es mir beim Vergleich von 68 und Tahrir.
Ich sehe de ehrlich gesagt wenig Anknüpfungspunkte; u.a. deswegen , weil die 68er Revolution in einem demokratischen Staat stattfand, in dem jede Bewegung eine Partei gründen und sich wählen lassen kann. Zudem war die 68er Revolte ideolgisch und nciht wirtschaftlich begründet.
Der Arabische Frühling ist v.a. deshalb entstanden, weil die Jugend keine Perspektive hatte und nach wie vor nicht hat. Es gibt keine Ideologie und keine Führngspesönlichkeiten bzw. ideologische Väter. Die Revolution fand zudem in theokratischen Staaten ohne jegliche demokratische Erfahrung/Sozialisation statt.
Wahlen können dort allein schon deshalb nichts verändern, weil's keine Parteien gibt, die für Veränderung stehen, die wiederum mit einer islamisch geprägten Bev. schwer bis gar nicht möglich ist - nicht umsonst existiert kein mehrheitlich islamischer Staat, der die Kriterien einer westlichen Demokratie auch nur annähernd erfüllen würde.