von ehemaliger Autor K. » 23.03.2014, 16:14
Harald hat geschrieben:Warten wir also, bis das Wissen der Menschheit soweit ist, etwas konkret nachzuweisen, versuchen wir es mal in 1000 bis 2000 Jahren.
Mich stört, wenn gesagt wird, etwas existiert nicht, nur weil wir nicht in der Lage sind, es zu erkennen.
Die ganze Diskussion ob Atheist oder Deist usw. ist schlicht gesagt Blödsinn.
[ Post made via iPad ]
Richtig! Endlich haut mal jemand auf die Pauke! Jetzt versuche ich zur Abwechslung einmal einen Gottesbeweis, nehme also den Gegenstandpunkt ein. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Versuch eines Gottesbeweises von Aristoteles
Der griechische Philosoph Aristoteles war nicht sonderlich fromm, er versuchte aber einen eigenen Gottesbeweis im Rahmen seiner Metaphysik. Das Christentum hat große Teile seiner Argumentation später übernommen. In knapper Form lauten seine Thesen wie folgt:
Er unterscheidet zwischen Form und Stoff. Eine Marmorkugel besteht aus Stoff (Marmor) und Form (Kugel). Die Form existiert unabhängig von der konkreten Kugel, die vor uns liegt. Wir können uns die Form auch allgemein vorstellen. Es gibt die Kugelgestalt überall. Die konkrete Kugel nennt er Substrat, damit unterscheidet er die konkrete Kugel von allen anderen Kugeln.
Damit ein Substrat entsteht, muss sich die Form mit dem Stoff verbinden. Dadurch entsteht Bewegung. Ein Bildhauer beispielsweise produziert die Kugel. Die Entstehung des Substrats hat also eine Ursache. Aristoteles unterscheidet vier verschiedene Ursachen, in diesem Falle ist es eine zweckgebundene Ursache. Der Bildhauer will etwas herstellen, verbindet Stoff und Form. Alles was wir in der Welt sehen, sind Substrate, Verbindungen zwischen Form und Stoff. Alles hat demzufolge eine Ursache und ist durch Bewegung entstanden. Er glaubt, dass es eine erste Ursache gegeben hat und einen ersten Beweger. Gott kann selbst keinen stofflichen Körper besitzen, denn dann müsste er das Produkt einer Ursache sein und ist durch Bewegung entstanden. Gott kann demzufolge nur Form sein, eine Form ohne Stoff.
„Aus dem Gesagten ist also klar, dass es ein ewiges, unbewegtes und vom Sichtbaren abgeschiedenes Wesen gibt. Es wurde aber auch gezeigt, dass dieses Wesen keinerlei Größe haben kann, sondern untrennbar und unzertrennlich ist….. Man sieht aber auch, dass das göttliche Wesen leiden- und wandellos ist. Alle anderen Bewegungen sind ja später als die Ortsbewegung.“ Aristoteles, Metaphysik, Leipzig 1960, S. 157).
Gott ist der erste Beweger und die erste Ursache. Er ist reine Form, gleichzeitig aber auch Substrat, da unterschieden vom Rest der Welt, also eine singuläre Einheit. Er existiert nur als gedankliches Wesen: „mithin denkt er sich selbst, wenn anders er das Vollkommene ist, und ist das Denken Denken des Denkens.“(Aristoteles: 1960, S.158)
Gott ist also reines Denken und vollkommen. Die sinnliche Welt ist aber unvollkommen, doch gibt es darin Leben, Wunsch, Denken. Alles Lebendige weiß von Gott und wird durch Bewunderung Gottes zum Handeln getrieben. Somit ist Gott die Zweckursache allen Handels. Veränderung bedeutet, dem Stoff neue Form geben, also Bewegung. Die Welt entwickelt sich demzufolge immer weiter und wird ständig gottähnlicher, da sie immer besser versucht, Gott, also die reine Form, zu begreifen. Ganz kann sie ihn aber nicht erreichen. Denn sie ist immer an Stoff gebunden. Gott bewegt die Menschen durch die Liebe, die sie für ihn empfinden.
Dieser vermeintliche Gottesbeweis wurde in seinen Grundzügen von den Christen übernommen. Schaut man sich beispielsweise die Gottesbeweise der mittelalterlichen Scholastiker an, dann sind sie fast mit der von Aristoteles identisch, da sie ja von ihm abgeschrieben haben. Auch spätere Beweisversuche der katholischen Kirche knüpfen an der Lehre des griechischen Philosophen an.
Wer will, kann sich ja mit so einem Gott, der reine Form ist, anfreunden. Es gibt natürlich sehr viele Gegenrede, Diskussionen usw. War nicht anders zu erwarten.
Ein Kritiker meinte einmal, das dieser Gott von Aristotes unverbessert vollkommen ist, weshalb er auch nichts tut. Seine einzige Beschäftigung ist die, sich selbst zu betrachten. Der König herrscht, aber er regiert nicht. (entnommen aus: Hans Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt am Main, 1987, S.184)
[quote="Harald"]Warten wir also, bis das Wissen der Menschheit soweit ist, etwas konkret nachzuweisen, versuchen wir es mal in 1000 bis 2000 Jahren.
Mich stört, wenn gesagt wird, etwas existiert nicht, nur weil wir nicht in der Lage sind, es zu erkennen.
Die ganze Diskussion ob Atheist oder Deist usw. ist schlicht gesagt Blödsinn.
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Richtig! Endlich haut mal jemand auf die Pauke! Jetzt versuche ich zur Abwechslung einmal einen Gottesbeweis, nehme also den Gegenstandpunkt ein. Mal sehen, was dabei herauskommt.
[b]Versuch eines Gottesbeweises von Aristoteles[/b]
Der griechische Philosoph Aristoteles war nicht sonderlich fromm, er versuchte aber einen eigenen Gottesbeweis im Rahmen seiner Metaphysik. Das Christentum hat große Teile seiner Argumentation später übernommen. In knapper Form lauten seine Thesen wie folgt:
Er unterscheidet zwischen Form und Stoff. Eine Marmorkugel besteht aus Stoff (Marmor) und Form (Kugel). Die Form existiert unabhängig von der konkreten Kugel, die vor uns liegt. Wir können uns die Form auch allgemein vorstellen. Es gibt die Kugelgestalt überall. Die konkrete Kugel nennt er Substrat, damit unterscheidet er die konkrete Kugel von allen anderen Kugeln.
Damit ein Substrat entsteht, muss sich die Form mit dem Stoff verbinden. Dadurch entsteht Bewegung. Ein Bildhauer beispielsweise produziert die Kugel. Die Entstehung des Substrats hat also eine Ursache. Aristoteles unterscheidet vier verschiedene Ursachen, in diesem Falle ist es eine zweckgebundene Ursache. Der Bildhauer will etwas herstellen, verbindet Stoff und Form. Alles was wir in der Welt sehen, sind Substrate, Verbindungen zwischen Form und Stoff. Alles hat demzufolge eine Ursache und ist durch Bewegung entstanden. Er glaubt, dass es eine erste Ursache gegeben hat und einen ersten Beweger. Gott kann selbst keinen stofflichen Körper besitzen, denn dann müsste er das Produkt einer Ursache sein und ist durch Bewegung entstanden. Gott kann demzufolge nur Form sein, eine Form ohne Stoff.
„Aus dem Gesagten ist also klar, dass es ein ewiges, unbewegtes und vom Sichtbaren abgeschiedenes Wesen gibt. Es wurde aber auch gezeigt, dass dieses Wesen keinerlei Größe haben kann, sondern untrennbar und unzertrennlich ist….. Man sieht aber auch, dass das göttliche Wesen leiden- und wandellos ist. Alle anderen Bewegungen sind ja später als die Ortsbewegung.“ Aristoteles, Metaphysik, Leipzig 1960, S. 157).
Gott ist der erste Beweger und die erste Ursache. Er ist reine Form, gleichzeitig aber auch Substrat, da unterschieden vom Rest der Welt, also eine singuläre Einheit. Er existiert nur als gedankliches Wesen: „mithin denkt er sich selbst, wenn anders er das Vollkommene ist, und ist das Denken Denken des Denkens.“(Aristoteles: 1960, S.158)
Gott ist also reines Denken und vollkommen. Die sinnliche Welt ist aber unvollkommen, doch gibt es darin Leben, Wunsch, Denken. Alles Lebendige weiß von Gott und wird durch Bewunderung Gottes zum Handeln getrieben. Somit ist Gott die Zweckursache allen Handels. Veränderung bedeutet, dem Stoff neue Form geben, also Bewegung. Die Welt entwickelt sich demzufolge immer weiter und wird ständig gottähnlicher, da sie immer besser versucht, Gott, also die reine Form, zu begreifen. Ganz kann sie ihn aber nicht erreichen. Denn sie ist immer an Stoff gebunden. Gott bewegt die Menschen durch die Liebe, die sie für ihn empfinden.
Dieser vermeintliche Gottesbeweis wurde in seinen Grundzügen von den Christen übernommen. Schaut man sich beispielsweise die Gottesbeweise der mittelalterlichen Scholastiker an, dann sind sie fast mit der von Aristoteles identisch, da sie ja von ihm abgeschrieben haben. Auch spätere Beweisversuche der katholischen Kirche knüpfen an der Lehre des griechischen Philosophen an.
Wer will, kann sich ja mit so einem Gott, der reine Form ist, anfreunden. Es gibt natürlich sehr viele Gegenrede, Diskussionen usw. War nicht anders zu erwarten.
Ein Kritiker meinte einmal, das dieser Gott von Aristotes unverbessert vollkommen ist, weshalb er auch nichts tut. Seine einzige Beschäftigung ist die, sich selbst zu betrachten. Der König herrscht, aber er regiert nicht. (entnommen aus: Hans Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt am Main, 1987, S.184)