von Titus Feuerfuchs » 25.03.2014, 03:02
Marek1964 hat geschrieben:
Also, dieser "Wahnsinn" verlangte jährlich nur gerade soviel, was der Krieg in nicht einmal einem Kriegsmonat an Kosten verschlang. Für ein Land, das nach dem Ende des Krieges nur noch 100 000 Soldaten finanzieren musste/durfte, problemlos zu stemmen.
Das denke ich nicht, oder glaubst du, die in wirtschaftlicher Agonie liegende WR riskierte freiwillig die Ruhrbesetzung?
Marek1964 hat geschrieben:
Nach dem Krieg von 1870 musste Frankreich auch 5 Mrd. Goldfranc bezahlen, für einen wesentlich "billigeren" Krieg.
Was im Vergleich ja auch eine vergleichsweise mickrige Summe ist, zumal Frankreich anno dazumal nicht durch einen jahrelangen totalen Krieg geschwächt (inklusive Seeblockade) und 10% seines Terretoriums beraubt worden war.
Die Gesamtsumme der durch das Deutsche Reich erfolgten Zahlungen beträgt nach deutschen Angaben 67,7 Milliarden Goldmark, nach den alliierten Berechnungen aber nur 21,8 Milliarden Goldmark. Die Differenz erklärt sich durch eine unterschiedliche Bewertung zahlreicher Leistungspositionen. Selbst wenn die Gesamthöhe der erfolgten Zahlungen unklar bleibt, steht fest, dass das Deutsche Reich erhebliche Sachleistungen und Geldbeträge erbracht hat.[10
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_R ... hen_Reichs
Marek1964 hat geschrieben:
Auch ist in Betracht zu ziehen, welche Bedingungen Deutschland in Brest-LItowsk den Russen auferlegte (Lenin allerdings dachte eh nicht daran, sich an den Vertrag zu halten, kapitalistischen Staaten gegenüber sah er Versprechen als unverbindlich an). Auch im umgekehrten Fall hätte es nicht anders ausgesehen wie ein "Diktat". Und dass Sieger grosszügig mit Verlierer umgehen, ist ohnehin selten (vielleicht wirklich die Ausnahmen Wiener Kongress 1815 und Bismarck mit Österreich 1866, nur waren das halt auch "billigere" Kabinettskriege)
Dass die OHL-Verbrecher im Fall eines Sieges den Verlierern einen Vertrag diktiert hätten, gegen den der VV als geradezu mildtätige Gabe erscheint, scheint ja unzweifelhaft zu sein.
Aber die OHL kann wohl kaum als Vorbild im Sinne eines Kategorischen Imperatives herangezogen werden; sprich ihr Agieren ist keine Handlungsanleitung für einen halbwegs verantwortungsvollen und weitblickenden Staatsmann. Und zumindest für Wilson und George halte ich diese Bezeichnung für zutreffend.
Für die Bewertung der Reparationen tut dieser Sachverhalt aber nur wenig zur Sache.
Ok, das untermauert dein Argument, die Reparationen seien leicht stemmbar gewesen.
Allerdings nur bedingt, denn wiki sagt lediglich, "es dominiere die Auffassung" (dh. sie ist keineswegs unumstritten) die Reparationen hätten "kein wirkliches Hindernis" für den wirtschaftlichen Aufschwung der WR dargestellt.
[...]
In der modernen Geschichtsschreibung dominiert die Auffassung, dass die tatsächlichen deutschen Reparationsleistungen selbst in den schwersten Jahren der Weimarer Republik kein wirkliches Hindernis für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg dargestellt hätten[...]
Ich pers. bin der Meinung, die Reparationen, aber noch mehr die weitgehende Abschnürung Deutschlands von seinen wichtigsten Industrieregionen, behinderte die wirtschaftiche Prosperität der WR ganz erheblich.
Wären die Reparationen (in der Weltwirtschaftskrise!)so leicht stemmbar gewesen, hätte es kein Hoover-Memorandum gegeben und sie wären 1932 auch nicht erlassen worden, denn es kann ja wohl nicht davon ausgegangen werden, dass die Alliierten in Lausanne plötzlich einem Anfall von Altruismus erlägen wären.
Auch wenn man es in Anbetracht der rezenten deutschen Politik kaum glauben kann,
ist es nicht nur legitim, sondern die
Pflicht eines jeden Volksvertreters, die Interessen seines Landes bestmöglichst zu vertreten und ein Optimum bei Verhandlungen herauszuholen. Die deutsche Regierung hat das damals beherzigt, indem sie versucht hatte, Deutschland möglichst schadlos zu halten.
[quote="Marek1964"]
Also, dieser "Wahnsinn" verlangte jährlich nur gerade soviel, was der Krieg in nicht einmal einem Kriegsmonat an Kosten verschlang. Für ein Land, das nach dem Ende des Krieges nur noch 100 000 Soldaten finanzieren musste/durfte, problemlos zu stemmen.[/quote]
Das denke ich nicht, oder glaubst du, die in wirtschaftlicher Agonie liegende WR riskierte freiwillig die Ruhrbesetzung?
[quote="Marek1964"]
Nach dem Krieg von 1870 musste Frankreich auch 5 Mrd. Goldfranc bezahlen, für einen wesentlich "billigeren" Krieg.[/quote]
Was im Vergleich ja auch eine vergleichsweise mickrige Summe ist, zumal Frankreich anno dazumal nicht durch einen jahrelangen totalen Krieg geschwächt (inklusive Seeblockade) und 10% seines Terretoriums beraubt worden war.
[quote][i]Die Gesamtsumme der durch das Deutsche Reich erfolgten Zahlungen beträgt nach deutschen Angaben [b]67,7 Milliarden Goldmark[/b], nach den alliierten Berechnungen aber nur [b]21,8 Milliarden Goldmark[/b]. Die Differenz erklärt sich durch eine unterschiedliche Bewertung zahlreicher Leistungspositionen. Selbst wenn die Gesamthöhe der erfolgten Zahlungen unklar bleibt, steht fest, dass das Deutsche Reich erhebliche Sachleistungen und Geldbeträge erbracht hat.[10[/i]
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reparationen_nach_dem_Ersten_Weltkrieg#Reparationsleistung_des_Deutschen_Reichs
[/quote]
[quote="Marek1964"]
Auch ist in Betracht zu ziehen, welche Bedingungen Deutschland in Brest-LItowsk den Russen auferlegte (Lenin allerdings dachte eh nicht daran, sich an den Vertrag zu halten, kapitalistischen Staaten gegenüber sah er Versprechen als unverbindlich an). Auch im umgekehrten Fall hätte es nicht anders ausgesehen wie ein "Diktat". Und dass Sieger grosszügig mit Verlierer umgehen, ist ohnehin selten (vielleicht wirklich die Ausnahmen Wiener Kongress 1815 und Bismarck mit Österreich 1866, nur waren das halt auch "billigere" Kabinettskriege)[/quote]
Dass die OHL-Verbrecher im Fall eines Sieges den Verlierern einen Vertrag diktiert hätten, gegen den der VV als geradezu mildtätige Gabe erscheint, scheint ja unzweifelhaft zu sein.
Aber die OHL kann wohl kaum als Vorbild im Sinne eines Kategorischen Imperatives herangezogen werden; sprich ihr Agieren ist keine Handlungsanleitung für einen halbwegs verantwortungsvollen und weitblickenden Staatsmann. Und zumindest für Wilson und George halte ich diese Bezeichnung für zutreffend.
Für die Bewertung der Reparationen tut dieser Sachverhalt aber nur wenig zur Sache.
[quote="Marek1964"]
Titus hat oben in Frage gestellt, ob die Stemmbarkeit der Reparationen common sense darstellt, siehe hier, 5. Zeile:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reparationen_nach_dem_Ersten_Weltkrieg
.[/quote]
Ok, das untermauert dein Argument, die Reparationen seien leicht stemmbar gewesen.
Allerdings nur bedingt, denn wiki sagt lediglich, "es dominiere die Auffassung" (dh. sie ist keineswegs unumstritten) die Reparationen hätten "kein wirkliches Hindernis" für den wirtschaftlichen Aufschwung der WR dargestellt.
[quote][...][i]
In der modernen Geschichtsschreibung dominiert die Auffassung, dass die tatsächlichen deutschen Reparationsleistungen selbst in den schwersten Jahren der Weimarer Republik kein wirkliches Hindernis für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg dargestellt hätten[/i][...]
[/quote]
Ich pers. bin der Meinung, die Reparationen, aber noch mehr die weitgehende Abschnürung Deutschlands von seinen wichtigsten Industrieregionen, behinderte die wirtschaftiche Prosperität der WR ganz erheblich.
Wären die Reparationen (in der Weltwirtschaftskrise!)so leicht stemmbar gewesen, hätte es kein Hoover-Memorandum gegeben und sie wären 1932 auch nicht erlassen worden, denn es kann ja wohl nicht davon ausgegangen werden, dass die Alliierten in Lausanne plötzlich einem Anfall von Altruismus erlägen wären.
Auch wenn man es in Anbetracht der rezenten deutschen Politik kaum glauben kann,
ist es nicht nur legitim, sondern die [u]Pflicht[/u] eines jeden Volksvertreters, die Interessen seines Landes bestmöglichst zu vertreten und ein Optimum bei Verhandlungen herauszuholen. Die deutsche Regierung hat das damals beherzigt, indem sie versucht hatte, Deutschland möglichst schadlos zu halten.