von ehemaliger Autor K. » 27.09.2013, 14:26
Zu: Barbarossa, Titus, Dieter,Aneri
Hier gibt es offensichtlich einiges zu korrigieren. Teilweise ist dies ja auch von Barbarossa, Aneri und Dieter bereits geschehen und sehr gut dargestellt worden. Würden sich überall immer nur die Arschlöcher durchsetzen und an die Spitze gelangen, dann wären unser Bundespräsident, Frau Merkel, Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Willy Brandt usw. alles Arschlöcher gewesen oder sind es noch. Diese Meinung teile ich keineswegs. Wer so etwas glaubt, hat anscheinend sozialdarwinistische Vorstellungen, was mich bei Titus allerdings auch nicht verwundert, denn Rechtskonservatismus, Sozialdarwinismus usw. ergeben eine ziemlich unappetitliche Brühe. Außerdem werden hier auch Ziele und Organisationsstrukturen durcheinander geworfen.
Für mich ist ein Arschloch jemand, der glaubt, es gäbe für ihn keine Regeln, er könnte rücksichtslos auf allen herumtrampeln, kann immer nur nehmen, braucht aber nichts zu geben, kann Gewinne machen, ohne zu investieren. So einfach funktioniert unsere Gesellschaft aber nicht. Wer das glaubt, wird ganz schnell auf die Nase fliegen. Deswegen ist er ja auch ein Arschloch.
Ein einfaches Beispiel: Aufgrund des frühen Todes meiner Eltern wuchs ich in einem evangelischen Jugendheim auf. Dort bildeten wir eine Art Jugendbande. Der Anführer einer solchen Bande steht unter einem großen Druck. Er muss nämlich den anderen ständig durch Leistung beweisen, dass er der Richtige ist. Das kann er aber nur, indem er auch anderen zum Erfolg verhilft. Wir beschäftigten uns unter anderem mit dem Aufknacken und Ausräumen von Automaten, sowie der geschickten Organisation von Ladendiebstählen. Das konnte unser Boss gut organisieren, deshalb wurde er auch von allen anerkannt. Er war aber so klug, die Beute gerecht zu verteilen, wir alle hatten etwas davon. Ein Arschloch hätte versucht, alles selbst zu behalten. Dann hätten wir ihm irgendwann die Zähne eingeschlagen und weggejagt. Ein kluger Boss weiß das, Arschlöcher wissen so etwas nicht und finden sich deshalb eines Tages zusammengetreten in einer Ecke wieder.
Ich bewunderte ihn sehr, erreichte es, sein bester Freund und „Stellvertreter“ zu werden. Ich lernte, dass es sich auszahlt, großzügig zu sein, dass man auf kurzfristige Gewinne lieber verzichtet, weil sich dies längerfristig rentiert. Rivalen muss man so aus dem Weg schaffen, dass man sich gütlich einigt und die Sache so drehen, dass am Ende keiner als Verlierer erscheint. Das man Beziehungen langfristig pflegen muss, auch wenn dies zunächst scheinbar sinnlos erscheint. Durch eine geschickte Kooperation, der Pflege von Freundschaften, Ausgleich mit Gegnern, viele an dem eigenen Erfolg zu beteiligen, dadurch erreicht man am meisten. Die Ziele unserer Organisation waren keineswegs ehrenhaft, aber darum geht es ja jetzt nicht, sondern um die Frage, wie man in ihr nach vorne kommt.
Viele Jahre später erkannte ich, dass es in einem Betrieb gar nicht so viel anders zugeht, als in unserer alten Gang. Was ich damals gelernt hatte, die Tricks von früher, halfen auch hier. Nur waren die Ziele jetzt ehrenhaft, nämlich Gewinnmaximierung.
Was macht ein Geschäftsführer? Um 5.00 Uhr hört die Arbeit nicht auf, man fährt zum Flughafen, holt wichtige Kunden ab, geht mit ihnen in ein Restaurant. Vor 1.00 Uhr morgens ist er nicht zu Hause. Am nächsten Abend ist ein bedeutsamer Empfang. Am Samstag schippert man mit den wichtigsten Kunden auf der Alster und besucht ein Vergnüngslokal. Am Sonntag kommen bedeutende Personen aus der Konzernleitung, man holt sie ab, macht eine Stadtrundfahrt, zeigt ihnen später Teile von Hamburg. Jeder Tag ein volles Programm. Die eigentliche Arbeit muss daneben auch noch erledigt werden.
Abendliche Restaurantbesuche sind übrigens Schwerstarbeit. Man muss aufpassen, dass man neben den richtigen Leuten sitzt, herausfinden, wer ist wichtig und wer nicht. Wie komme ich mit den richtigen Personen ins Gespräch? Wie lange kann ich mit ihnen reden, ohne dass sie sich belästigt fühlen? Wenn man all dies macht, ist man kein Arschloch, sondern ein kluger Geschäftsführer, der sinnvolle Netzwerke gründet und überall Leute kennt, die ihm weiter helfen.
Arschlöcher wissen so etwas alles nicht. Sie glauben, es reicht einmal mit einem wichtigen Mann zu sprechen und dabei andere zu verleumden. Dass es unnötig Geld kostet, für Kunden ein Essen zu organisieren, das Lieferanten von einem total abhängig wären usw. das man Mitarbeiter ohne besonderen Grund verprellen kann. Sie sind wie ein Elefant im Porzellanladen. Wir bezeichneten sie als Sternschnuppen, sie glühen nur einmal kurz auf und sind dann verschwunden. Man erkennt sie auch sofort.
Arschlöcher sind in der Regel dumm. Sie liefen in jede von mir gelegte Falle sofort hinein, fielen auf die dümmsten Tricks herein und sahen dann wie Idioten aus. Wie man mit solchen Leuten ganz schnell fertig wird, das weiß ich genau. Schwierig wird es nur, wenn man auf einen wirklich cleveren Burschen stößt. Dann muss man sich mit ihm verbünden.
Also: Nicht jeder gegen jeden wie in der römischen Arena, das ganze Spiel ist viel komplizierter. Mit Kooperation erreicht man häufig wesentlich mehr.
Viele Geschäftsführer sind deshalb durchaus solide Leute. Von den schwarzen Schafen liest man in der Zeitung und bekommt ein falsches Bild von der Welt. Und wenn sich eben manche im Betrieb durchsetzen und andere nicht, dann sind sie oft wirklich die besseren Leute und nicht deswegen Arschlöcher. Das sind zumeist Verleumdungen, die aus Neid erwachsen.
Am Ende meiner Laufbahn musste ich insgesamt 37 Personen im Verlauf von drei Jahren entlassen. Sicherlich wurde ich deshalb von der Belegschaft als Arschloch angesehen, was ich gut verstehe. Wenn sie so etwas durchführen, sind sie nicht mehr jedermanns Liebling, doch aus betriebswirtschaftlichen Gründen war es einfach unvermeidlich. Im Kapitalismus geht es eben um Gewinne. Wir sorgten jedoch für eine möglichst großzügige Abwicklung und gaben mehr Geld aus, als man hätte ausgeben müssen. Ich hätte es auch auf eine ganz fiese Tour machen können, ohne das die Kollegen auch nur einen Cent gesehen hätten. Das machen Arschlöcher, aber das zahlt sich meistens nicht aus, denn anschließend ist der Ruf verheerend und der Typ, der so etwas durchzieht, wird anschließend als Bauernopfer verheizt.
Ich hoffe, der Unterschied zwischen einem Arschloch und einer Person, die einfach nur im normalen Rahmen ihren Job und auch Karriere macht, ist einigermaßen klar geworden. Der größte Teil der Personen in der Wirtschaft, in der Politik (vielleicht) und in vielen anderen Bereichen besteht meines Erachtens aus durchaus integren Leute und wenn sie unpopuläre Maßnahmen durchziehen müssen, liegt dies oft an den objektiven Notwendigkeiten und nicht, weil es sich hier um Arschlöcher handelt, die es natürlich auch gibt.
Jetzt habe ich eure Geduld hoffentlich nicht überstrapaziert. Braune Soße aus Österreich werde ich in Zukunft weder lesen noch kommentieren, alle anderen Beiträge sind herzlich willkommen.
[quote]Zu: Barbarossa, Titus, Dieter,Aneri[/quote]
Hier gibt es offensichtlich einiges zu korrigieren. Teilweise ist dies ja auch von Barbarossa, Aneri und Dieter bereits geschehen und sehr gut dargestellt worden. Würden sich überall immer nur die Arschlöcher durchsetzen und an die Spitze gelangen, dann wären unser Bundespräsident, Frau Merkel, Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Willy Brandt usw. alles Arschlöcher gewesen oder sind es noch. Diese Meinung teile ich keineswegs. Wer so etwas glaubt, hat anscheinend sozialdarwinistische Vorstellungen, was mich bei Titus allerdings auch nicht verwundert, denn Rechtskonservatismus, Sozialdarwinismus usw. ergeben eine ziemlich unappetitliche Brühe. Außerdem werden hier auch Ziele und Organisationsstrukturen durcheinander geworfen.
Für mich ist ein Arschloch jemand, der glaubt, es gäbe für ihn keine Regeln, er könnte rücksichtslos auf allen herumtrampeln, kann immer nur nehmen, braucht aber nichts zu geben, kann Gewinne machen, ohne zu investieren. So einfach funktioniert unsere Gesellschaft aber nicht. Wer das glaubt, wird ganz schnell auf die Nase fliegen. Deswegen ist er ja auch ein Arschloch.
Ein einfaches Beispiel: Aufgrund des frühen Todes meiner Eltern wuchs ich in einem evangelischen Jugendheim auf. Dort bildeten wir eine Art Jugendbande. Der Anführer einer solchen Bande steht unter einem großen Druck. Er muss nämlich den anderen ständig durch Leistung beweisen, dass er der Richtige ist. Das kann er aber nur, indem er auch anderen zum Erfolg verhilft. Wir beschäftigten uns unter anderem mit dem Aufknacken und Ausräumen von Automaten, sowie der geschickten Organisation von Ladendiebstählen. Das konnte unser Boss gut organisieren, deshalb wurde er auch von allen anerkannt. Er war aber so klug, die Beute gerecht zu verteilen, wir alle hatten etwas davon. Ein Arschloch hätte versucht, alles selbst zu behalten. Dann hätten wir ihm irgendwann die Zähne eingeschlagen und weggejagt. Ein kluger Boss weiß das, Arschlöcher wissen so etwas nicht und finden sich deshalb eines Tages zusammengetreten in einer Ecke wieder.
Ich bewunderte ihn sehr, erreichte es, sein bester Freund und „Stellvertreter“ zu werden. Ich lernte, dass es sich auszahlt, großzügig zu sein, dass man auf kurzfristige Gewinne lieber verzichtet, weil sich dies längerfristig rentiert. Rivalen muss man so aus dem Weg schaffen, dass man sich gütlich einigt und die Sache so drehen, dass am Ende keiner als Verlierer erscheint. Das man Beziehungen langfristig pflegen muss, auch wenn dies zunächst scheinbar sinnlos erscheint. Durch eine geschickte Kooperation, der Pflege von Freundschaften, Ausgleich mit Gegnern, viele an dem eigenen Erfolg zu beteiligen, dadurch erreicht man am meisten. Die Ziele unserer Organisation waren keineswegs ehrenhaft, aber darum geht es ja jetzt nicht, sondern um die Frage, wie man in ihr nach vorne kommt.
Viele Jahre später erkannte ich, dass es in einem Betrieb gar nicht so viel anders zugeht, als in unserer alten Gang. Was ich damals gelernt hatte, die Tricks von früher, halfen auch hier. Nur waren die Ziele jetzt ehrenhaft, nämlich Gewinnmaximierung.
Was macht ein Geschäftsführer? Um 5.00 Uhr hört die Arbeit nicht auf, man fährt zum Flughafen, holt wichtige Kunden ab, geht mit ihnen in ein Restaurant. Vor 1.00 Uhr morgens ist er nicht zu Hause. Am nächsten Abend ist ein bedeutsamer Empfang. Am Samstag schippert man mit den wichtigsten Kunden auf der Alster und besucht ein Vergnüngslokal. Am Sonntag kommen bedeutende Personen aus der Konzernleitung, man holt sie ab, macht eine Stadtrundfahrt, zeigt ihnen später Teile von Hamburg. Jeder Tag ein volles Programm. Die eigentliche Arbeit muss daneben auch noch erledigt werden.
Abendliche Restaurantbesuche sind übrigens Schwerstarbeit. Man muss aufpassen, dass man neben den richtigen Leuten sitzt, herausfinden, wer ist wichtig und wer nicht. Wie komme ich mit den richtigen Personen ins Gespräch? Wie lange kann ich mit ihnen reden, ohne dass sie sich belästigt fühlen? Wenn man all dies macht, ist man kein Arschloch, sondern ein kluger Geschäftsführer, der sinnvolle Netzwerke gründet und überall Leute kennt, die ihm weiter helfen.
Arschlöcher wissen so etwas alles nicht. Sie glauben, es reicht einmal mit einem wichtigen Mann zu sprechen und dabei andere zu verleumden. Dass es unnötig Geld kostet, für Kunden ein Essen zu organisieren, das Lieferanten von einem total abhängig wären usw. das man Mitarbeiter ohne besonderen Grund verprellen kann. Sie sind wie ein Elefant im Porzellanladen. Wir bezeichneten sie als Sternschnuppen, sie glühen nur einmal kurz auf und sind dann verschwunden. Man erkennt sie auch sofort.
Arschlöcher sind in der Regel dumm. Sie liefen in jede von mir gelegte Falle sofort hinein, fielen auf die dümmsten Tricks herein und sahen dann wie Idioten aus. Wie man mit solchen Leuten ganz schnell fertig wird, das weiß ich genau. Schwierig wird es nur, wenn man auf einen wirklich cleveren Burschen stößt. Dann muss man sich mit ihm verbünden.
Also: Nicht jeder gegen jeden wie in der römischen Arena, das ganze Spiel ist viel komplizierter. Mit Kooperation erreicht man häufig wesentlich mehr.
Viele Geschäftsführer sind deshalb durchaus solide Leute. Von den schwarzen Schafen liest man in der Zeitung und bekommt ein falsches Bild von der Welt. Und wenn sich eben manche im Betrieb durchsetzen und andere nicht, dann sind sie oft wirklich die besseren Leute und nicht deswegen Arschlöcher. Das sind zumeist Verleumdungen, die aus Neid erwachsen.
Am Ende meiner Laufbahn musste ich insgesamt 37 Personen im Verlauf von drei Jahren entlassen. Sicherlich wurde ich deshalb von der Belegschaft als Arschloch angesehen, was ich gut verstehe. Wenn sie so etwas durchführen, sind sie nicht mehr jedermanns Liebling, doch aus betriebswirtschaftlichen Gründen war es einfach unvermeidlich. Im Kapitalismus geht es eben um Gewinne. Wir sorgten jedoch für eine möglichst großzügige Abwicklung und gaben mehr Geld aus, als man hätte ausgeben müssen. Ich hätte es auch auf eine ganz fiese Tour machen können, ohne das die Kollegen auch nur einen Cent gesehen hätten. Das machen Arschlöcher, aber das zahlt sich meistens nicht aus, denn anschließend ist der Ruf verheerend und der Typ, der so etwas durchzieht, wird anschließend als Bauernopfer verheizt.
Ich hoffe, der Unterschied zwischen einem Arschloch und einer Person, die einfach nur im normalen Rahmen ihren Job und auch Karriere macht, ist einigermaßen klar geworden. Der größte Teil der Personen in der Wirtschaft, in der Politik (vielleicht) und in vielen anderen Bereichen besteht meines Erachtens aus durchaus integren Leute und wenn sie unpopuläre Maßnahmen durchziehen müssen, liegt dies oft an den objektiven Notwendigkeiten und nicht, weil es sich hier um Arschlöcher handelt, die es natürlich auch gibt.
Jetzt habe ich eure Geduld hoffentlich nicht überstrapaziert. Braune Soße aus Österreich werde ich in Zukunft weder lesen noch kommentieren, alle anderen Beiträge sind herzlich willkommen.