von ehemaliger Autor K. » 13.02.2014, 10:40
Ägypten – Militärdiktatur mit Massenbasis
Voraussichtlich im April dürfen die Ägypter einen neuen Präsidenten wählen. Obwohl er offiziell noch gar nicht kandidiert, kann man dem Sieger schon jetzt gratulieren. Es ist General Al-Sisi, der neue starke Mann am Nil. Etwas anderes ist unvorstellbar. Er betreibt einen Personenkult, der laut Beobachtern den Vergleich mit Nordkorea nicht zu scheuen braucht. Ganze Städte wurden mit seinen Plakaten zugeklebt, in den Medien ist er allgegenwärtig, ein neuer Nasser, das Land darf endlich wieder einen Helden zu feiern.
Auf den arabischen Frühling folgte nun ein eiskalter Winter, der Ägypten in Frost erstarren lässt. Seit dem Putsch im Sommer 2013 kommt die Macht wieder aus den Mündungen der Gewehrläufe. Die gesamte alte Elite von Mubarak ist zurückgekehrt und nimmt ihre früheren Positionen wieder ein, in Militär, Polizei, Verwaltung, Wirtschaft, Geistlichkeit. Man hat die Uhr zurückgestellt in die Zeit vor der Revolution.
Die Moslembrüder wurden vernichtet. Wenn die Meldungen stimmen sollten, wurden mehr als 5.000 von ihnen in den vergangenen Monaten von den Militärs liquidiert. Allein bei der Räumung der von ihnen besetzten Plätze in Kairo wurden am 14.August über 1.000 erschossen. Anschließend wurde die demokratische Opposition ausgeschaltet und auf Kurs gebracht, die freie Presse beseitigt und zahlreiche Journalisten verhaftet. Seitdem berichten die Medien einstimmig nur noch Gutes über die Regierung. Die staatliche Repression hat ein Ausmaß erreicht, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.
Seit Oktober schießen sich die ägyptischen Medien auf die ausländische Berichterstattung ein. Betroffen sind vor allem die Deutschen, die Amerikaner und Al Jazeera. Sie würden „falsche“ Informationen verbreiten und anti-ägyptische Hetze betreiben. ARD-Reporter im Weltspiegel berichteten, dass sie in Kairo immer wieder von einem wütenden Mob angegriffen wurden. Die aufgebrachte Menge will Lynchjustiz üben, wenn sie Kameras in den Händen von Ausländern sieht.
Seit der Unabhängigkeit erlebte Ägypten den arabischen Sozialismus von Nasser, den ägyptischen Kapitalismus unter Sadat und Mubarak und das kurzlebige islamische Experiment von Mursi. Nun hat man alles einmal durch, ohne das die Menschen zufrieden sind.
Al-Sisi tritt in die Fußstapfen seines großen Vorgängers Nasser. Doch während dieser charismatische „Rote Pharao“ sein Volk mit großartigen Visionen faszinierte, kommt der neue General mit leeren Händen. Mehr als das Versprechen von Ruhe und Ordnung kann er nicht anbieten. Aber das reicht wahrscheinlich erst einmal den meisten Ägyptern. Sie wollen, dass sich ihr Leben endlich wieder normalisiert. Die gesamte Bevölkerung feiert den neuen Regierungschef, sogar die Salafisten jubeln ihm zu.
Diktaturen, das zeigen neuere Studien, sind dann besonders erfolgreich, wenn sie sich durch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit legitimieren in Kombination mit einem überschäumenden Nationalismus.
Mit dem Nationalismus versucht sich Al-Sisi schon einmal ein wenig, mit der Wirtschaft hingegen hapert es noch. Aber ein Nationalismus der leeren Mägen wird auf Dauer nicht ausreichen.
Der Militärputsch hat alle nationalen und sozialen Widersprüche im Land zunächst einmal weggewischt. Doch dies ist nur ein historischer Aufschub, eine Art politisches Moratorium. Die Wechsel sind mit einer neuen Frist ausgeschrieben worden, doch bezahlt werden müssen sie am Ende doch.
[b]Ägypten – Militärdiktatur mit Massenbasis[/b]
[i]Voraussichtlich im April dürfen die Ägypter einen neuen Präsidenten wählen. Obwohl er offiziell noch gar nicht kandidiert, kann man dem Sieger schon jetzt gratulieren. Es ist General Al-Sisi, der neue starke Mann am Nil. Etwas anderes ist unvorstellbar. Er betreibt einen Personenkult, der laut Beobachtern den Vergleich mit Nordkorea nicht zu scheuen braucht. Ganze Städte wurden mit seinen Plakaten zugeklebt, in den Medien ist er allgegenwärtig, ein neuer Nasser, das Land darf endlich wieder einen Helden zu feiern.
Auf den arabischen Frühling folgte nun ein eiskalter Winter, der Ägypten in Frost erstarren lässt. Seit dem Putsch im Sommer 2013 kommt die Macht wieder aus den Mündungen der Gewehrläufe. Die gesamte alte Elite von Mubarak ist zurückgekehrt und nimmt ihre früheren Positionen wieder ein, in Militär, Polizei, Verwaltung, Wirtschaft, Geistlichkeit. Man hat die Uhr zurückgestellt in die Zeit vor der Revolution.
Die Moslembrüder wurden vernichtet. Wenn die Meldungen stimmen sollten, wurden mehr als 5.000 von ihnen in den vergangenen Monaten von den Militärs liquidiert. Allein bei der Räumung der von ihnen besetzten Plätze in Kairo wurden am 14.August über 1.000 erschossen. Anschließend wurde die demokratische Opposition ausgeschaltet und auf Kurs gebracht, die freie Presse beseitigt und zahlreiche Journalisten verhaftet. Seitdem berichten die Medien einstimmig nur noch Gutes über die Regierung. Die staatliche Repression hat ein Ausmaß erreicht, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.
Seit Oktober schießen sich die ägyptischen Medien auf die ausländische Berichterstattung ein. Betroffen sind vor allem die Deutschen, die Amerikaner und Al Jazeera. Sie würden „falsche“ Informationen verbreiten und anti-ägyptische Hetze betreiben. ARD-Reporter im Weltspiegel berichteten, dass sie in Kairo immer wieder von einem wütenden Mob angegriffen wurden. Die aufgebrachte Menge will Lynchjustiz üben, wenn sie Kameras in den Händen von Ausländern sieht.
Seit der Unabhängigkeit erlebte Ägypten den arabischen Sozialismus von Nasser, den ägyptischen Kapitalismus unter Sadat und Mubarak und das kurzlebige islamische Experiment von Mursi. Nun hat man alles einmal durch, ohne das die Menschen zufrieden sind.
Al-Sisi tritt in die Fußstapfen seines großen Vorgängers Nasser. Doch während dieser charismatische „Rote Pharao“ sein Volk mit großartigen Visionen faszinierte, kommt der neue General mit leeren Händen. Mehr als das Versprechen von Ruhe und Ordnung kann er nicht anbieten. Aber das reicht wahrscheinlich erst einmal den meisten Ägyptern. Sie wollen, dass sich ihr Leben endlich wieder normalisiert. Die gesamte Bevölkerung feiert den neuen Regierungschef, sogar die Salafisten jubeln ihm zu.
Diktaturen, das zeigen neuere Studien, sind dann besonders erfolgreich, wenn sie sich durch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit legitimieren in Kombination mit einem überschäumenden Nationalismus.
Mit dem Nationalismus versucht sich Al-Sisi schon einmal ein wenig, mit der Wirtschaft hingegen hapert es noch. Aber ein Nationalismus der leeren Mägen wird auf Dauer nicht ausreichen.
Der Militärputsch hat alle nationalen und sozialen Widersprüche im Land zunächst einmal weggewischt. Doch dies ist nur ein historischer Aufschub, eine Art politisches Moratorium. Die Wechsel sind mit einer neuen Frist ausgeschrieben worden, doch bezahlt werden müssen sie am Ende doch.
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