Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Luxus?

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Re: Jede Münze hat zwei Seiten so auch Finnland

von Orianne » 27.09.2014, 13:33

Jede Münze hat zwei Seiten so auch Finnland:

Finnland ist der Liebling der Statistik. Aber in Finnland sind viele Jugendliche arbeitslos, die Suizidrate unter Jugendlichen ist hoch und das Alkoholismusproblem gross. Eine Spurensuche.

Vor 40 Jahren noch ein Agrarstaat, ist Finnland heute Hightech-Pionier und brilliert trotz Finanzkrise mit Spitzenrating immer noch als Europas Liebling – auch dank dem berühmten «sisu», dem finnischen Kampfgeist. Das Land ist eins der sichersten Europas, steht im Korruptionsindex auf Platz eins, und die Bertelsmann-Stiftung hat herausgefunden, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt nirgendwo in Europa grösser ist als hier.

Und da ist natürlich das Schulsystem. Finnland steht bei internationalen Vergleichen der Schüler regelmässig an der Spitze – obgleich noch in den 1970er Jahren Lehrer-Delegationen in Länder wie die DDR reisten, um sich Anregungen für das eigene System zu holen. Heute glauben drei Viertel der Finnen, dass ihr öffentliches Schulsystem die grösste Errungenschaft seit der Unabhängigkeit 1917 ist, Bildungsexperten aus aller Welt kommen mit der Frage nach dem Erfolgsgeheimnis zu Besuch.

Die Antwort geht auf Socken. Ein Besuch in der Taivallahti-Gesamtschule in Helsinki. In den Fluren hängen die kleinen Jacken an bunten Haken, die Schuhe stehen auf dem Boden: Wie in Finnland üblich, läuft man auch hier auf Socken, da fühlt sich Schule fast wie die Wohnstube an. Auch im Klassenzimmer geht es sehr persönlich zu: Die Kinder duzen die Lehrerin, die sich um jeden einzeln kümmert. Wenn sie das nicht schafft, springt ihr ein ganzes Fürsorge-Team aus Psychologen, Sozialarbeitern und Krankenschwestern zur Seite. Die Lehrer sind frei in der Unterrichtsgestaltung, richten sich statt nach strengen Lehrplänen nach dem Tempo der Kinder. Kinder mit Migrationshintergrund haben Anspruch auf Muttersprachenunterricht. Es gibt eine Schulbibliothek und kostenloses Mittagessen für alle. Die optimale Vorbereitung auf das wahre Leben – theoretisch.

Doch die Praxis sieht manchmal anders aus. Das weiss Sami Isoniemi nicht nur aus der eigenen Kindheit. Der heute 27-Jährige ist Kriminalkommissar und engagiert sich in der Jugendarbeit. Als Leiter einer Ehemaligen-Gruppe besucht er Jugendschutz-Einrichtungen und Jugendhaftanstalten und erzählt seine Geschichte: «Ich will den Kindern zeigen, dass ihr Schicksal keine Einbahnstrasse ist. Dass sie stark sind und ihren Traum leben können, so wie ich Polizist geworden bin.» Die Kinder erleben oft zum ersten Mal, dass ihnen jemand wirklich zuhört. «Die gemeinsame Geschichte verbindet uns.»

Wie kann es in einem Land wie Finnland zur Ausgrenzung kommen? «Wenn ich das wüsste, wäre ich Millionärin», sagt Jaana Walldén vom Ministerium für Bildung und Kultur. Meist sind es junge Arbeitslose, die aus dem Raster fallen, glaubt man bei Demos Helsinki, einem unabhängigen Wirtschafts-Think-Tank. Der Grund: Die finnische Politik habe es versäumt, Jobs auch für Geringqualifizierte zu schaffen. «Geringverdiener wiederum bekommen keine zusätzlichen Sozialleistungen, wenn sie überhaupt einen Job haben», sagt Heikki Hiilamo, Professor für Sozialpolitik in Helsinki. «Und diese Menschen greifen schneller zur Flasche oder werden depressiv.» Dabei seien das Problem selten die Jugendlichen oder Kinder selber, sondern ihr Umfeld. Studien des Nationalen Instituts für Gesundheit und Gemeinwohl (THL) zeigen, dass Eltern ihre finanziellen und gesundheitlichen Probleme ebenso wie Arbeitslosigkeit weitervererben. «Viele Kinder vereinsamen», sagt Walldén, auch in Akademikerfamilien: «Da sind die Eltern oft mit sich selbst beschäftigt.»

In diesen Familien ist der Zusammenhalt schwach – durchaus typisch für Finnland. Die Kultur ist geprägt von Einzelkämpfertum, das den Kampf mit der Natur ebenso spiegelt wie den Konformitätsdruck. Dazu kommen der Alkohol, eine «Schweigekultur» in Bezug auf Gefühle, die Kleinheit des Landes, in dem das soziale System auf einem engmaschigen Beziehungsnetz basiert – auch weil die Gesellschaft kaum Hierarchien kennt. Die erste Frage an Fremde lautet stets: «Woher kommst du?» Ob jemand einen Doktortitel trägt oder Millionär ist, interessiert nur wenig. Ein schöner Zug – doch wer schlecht ist im Netzwerken, ist schnell raus. Und dann sind da die fürsorglichen Ganztagsschulen: Für manche Eltern ein willkommener Weg, eigene erzieherische Verantwortung abzuschieben. Querdenker haben es schwer in diesem System. Es gibt nur wenige und klar definierte Jugendkulturen, etwa die Heavy-Metal-Szene. Wer nicht dazugehört, wird schnell zum Aussenseiter. Und das führt oft zu Problemen wie Mobbing.

Der Staat hilft

Der Staat will sich nun mehr um solche Jugendlichen kümmern, auch wenn er darauf hinweist, dass die Statistik ihren Schrecken verliert, blickt man auf die Zahl der Neet-Jugendlichen («not in employment, education or training») – denn hier liegt Finnland unter dem EU-Schnitt. Dennoch versuche ihr Ministerium, verschiedene Jugendhilfethemen besser zu koordinieren, sagt Jaana Walldén. Ausserdem hat es seine Ausgaben für den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit in fünf Jahren von 2,5 auf 14 Millionen Euro erhöht.

Überhaupt hat die Politik das Thema für sich entdeckt. Neben staatlich verordneten Gesundheitschecks an Schulen richtet die Diakonie Helsinki im Auftrag von Staatspräsident Sauli Niinistö einen Arbeitskreis ein, der Experten verschiedener Fachbereiche versammelt. Parallel hat Premier Jyrki Katainen das Projekt «Nuorisotakuu» initiiert. Diese «Jugendgarantie» will Arbeitslosen bis 25 innerhalb von drei Monaten eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle vermitteln. Kristian Nieminen etwa hat es – anders als 98 Prozent der Finnen – mit der Bewerbung für die gymnasiale Oberstufe «nicht auf die Reihe gekriegt». Als Schulabbrecher fühlte er sich ausgegrenzt. Dank «Nuorisotakuu» hat er nun eine Wohnung und einen Ausbildungsplatz als Mechaniker.

«Nirgendwo sonst kümmert man sich so eingehend um Jugend- und Sozialarbeit», sagt Isoniemi. Selbst der Glücksspielverband RAY überweist jedes Jahr 301 Millionen Euro an 780 entsprechende Einrichtungen. Und das staatliche Wettbüro Veikkaus hat erst 2012 Gewinngelder von gut 525 Millionen Euro für Jugendarbeit, Sportplätze und Theater abgezweigt. Wie besonders das ist, weiss Isoniemi auch dank internationalen Arbeitstreffen von Sozialarbeitern aus ganz Europa. «Nur Deutsche habe ich dort nicht getroffen und auch keine Schweizer.»

Quellen: Teile aus unserer Lehrerzeitung und TA

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Lia » 27.09.2014, 13:06

Auch von Monologen war nirgendwo die Rede.
Schon lange out. Lehervorträge von mehr als drei Minuten= unerwünscht. Impulse setzen, Unterrichtsgespräch quer durch alle Fächer- entdeckendes lernen, Phasenwechsel, etc.etc. sind seit Ewigkeiten angesagt.
Stefan hat geschrieben:Der Übergang von der Entspannungs- zur Lernphase erfolgte vor dem Unterricht und nicht in der ersten Viertelstunde wie man heute häufig beobachten kann.
Jau, ist oft so. Die Pause ist zur Entspannung da, WC-Besuch und oft genug auch Essen und Trinken muss man dann zu Beginn des Unterrichts erledigen. Und überhaupt, Schule ist Sch.., wer lernen will, hat selber Schuld und ist uncool. :mrgreen:
Grundsätzlich hat Finnland nicht die Massen- Probleme mit Migranten, eine Sache.
Und grundsätzlich haben die Skandinavier eine andere Mentalität und Grundeinstellung, auch für den Umgang miteinander und untereinander, was die moderne Form des Unterrichtens erleichtert, neben den kleinen Lerngruppen, die eigentlich die wichtigste Grundvoraussetzung für erfreuliches Lehren und Lernen sind.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Stephan » 27.09.2014, 12:07

Stephan hat geschrieben: ...
Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.
...
RedScorpion hat geschrieben:Ja, nur ist diese Art von Disziplin ein Kind der Not, bzw. eine aus der Not erstandene Tugend. Dein letzter Satz im Zitat trifft es schon besser, und auch Orianne deutet an, dass die "Eigendisziplin" wichtiger ist als ein Sichzusammenreissen im Kollektiv. Das sind m.E. zwei verschiedene Paar Schuhe, und letzteres auch abhängig von der Unterrichtsstundenzahl am Tag nicht immer durchführbar.
(Hervorhebung von mir)

Diese Annahme, die auch von Alt-68ern gern vertreten wird, ist falsch.
Disziplin ist unteilbar.
s. http://retro.seals.ch/cntmng?pid=asm-004:1952:118::1254

Und von der Anzahl der Unterrichtsstunden ist Disziplin schon einmal völlig unabhängig - es ist einfach eine Frage der Einstellung.

In meinem ersten Schuljahr hatten wir drei oder maximal vier Unterrichtsstunden am Tag. Der Schulbeginn sah so aus, dass sich die Schüler, die alle aus der näheren Umgebung stammten, bis ca. 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof einfanden. Dann begann ein klassenweises Aufstellen in 2er-Reihe, der Schulleiter begrüßte die Schüler, gab eventuell noch einige Dinge zum Tagesablauf bekannt und dann begaben sich die Schüler in ihre Klassenräume. Der Übergang von der Entspannungs- zur Lernphase erfolgte vor dem Unterricht und nicht in der ersten Viertelstunde wie man heute häufig beobachten kann.
RedScorpion hat geschrieben:Es ist gegen die Natur eines Nicht-Erwachsenen, 10 Stunden am Tag still zu sitzen ...
Erstens ist es auch gegen die Natur von Erwachsenen 10 Stunden am Tag still zu sitzen und zweitens wurde das auch von niemanden gefordert.

Zehn Stunden Unterricht am Tag sind sowieso Quatsch. Eigentlich ist nach ca. 4 Stunden das Maß voll. Die Uni Stuttgart empfiehlt den Studierenden bei Vorbereitungen auf Prüfungen nicht umsonst, spätestens nach 4 Stunden eine Pause von 1 - 3 Stunden! einzulegen.
s. http://www.uni-stuttgart.de/100-online/ ... /A-224.pdf
Für den Schüler ist es danach Zeit den gelehrten (und häufig noch nicht gelernten) Stoff in Form von Hausarbeiten zu vertiefen. Lernen ist kein abstrakter Prozess, sondern ist nichts anderes als die Ausbildung entsprechender Verknüpfungen und Strukturen im Gehirn, dazu braucht es aber Zeit und Wiederholungen sind unabdingbar.
RedScorpion hat geschrieben:...und Monologen eines mehr oder minder qualifizierten Alleinunterhalters beiwohnen zu müssen. Leider ist aber Unterricht oft oder gar meistens genau dies und nur dies. Ich bewundere da die Geduld der Schüler, derer Eltern und auch der Schulaufsichtsbehörden mit dem heutigen Personal, welches heute imho nicht die Qualität besitzt wie vor 30 Jahren, z. B. LG
Auch von Monologen war nirgendwo die Rede. Die wenigstens Schüler sind allerdings in der Lage den Satz des Pythagoras oder die Lösung quadratischer Gleichungen aus sich heraus zu entwickeln. Die Einführung des neuen Stoffes durch den Lehrer liegt also in der Natur der Sache. Eine persönliche Erfahrung an alle Pädagogen, die dies vielleicht lesen: Arbeitsgruppen im Unterricht waren mir ein Greuel.

Zustimmen muss man RS bezüglich des Verfalls der Qualität des Lehrkörpers. Der manifestiert sich in Dtschl. häufig schon im äußeren Erscheinungsbild. Der Lehrer von Früher verfügte über ein gewisses Maß an Selbstachtung, sah sich als Vorbild, das seinen Schülern etwas vermitteln wollte und den Unterricht als Aufgabe und nicht als Job, dazu zählte nicht zuletzt das Auftreten in einer angemessenen Kleidung. Den Wechsel zum Kumpel, der versucht sich Ansehen bei seinen Schülern durch Anbiederung in Auftritt und Verhalten zu erkaufen habe ich noch miterleben dürfen - die dürftigen Ergebnisse ebenfalls.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Gontscharow » 27.09.2014, 11:51

Was Dieter geschrieben hat - am Ende der Grundschulzeit wird gefragt, was der Vater von Beruf sei und danach erfolgt dann die Empfehlung für die weiterführende Schule - kenne ich auch noch.
Ein Beweis dafür, daß man von 10-jährigen Kindern auch als Lehrer in Wirklichkeit nicht beurteilen kann,
welchen Weg das Kind einschlagen wird.Ich behaupte, daß 90% der Schüler in der Lage wären, die Anforderungen
des heutigen Abiturs zu meistern, wenn sie es selbst wollten und entsprechend in den Elternhäusern unterstützt würden.
---------Ich selbst war in der Grundschule kein guter Schüler. Unter anderem habe ich grammatikalisch falsches Deutsch geschrieben ( orthographisch sowieso, aber das tun ja alle Kinder, die das Schreiben lernen), was vielleicht damit zu tun hatte, daß man die Muttersprache eben von seiner Mutter lernt, und die meiner Mutter war eben nicht Deutsch. Ich habe dann in der 4.Klasse eine Empfehlung für die Hauptschule bekommen, bin de facto erst zur Realschule gegangen und später aufs Gymnasium gewechselt.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Renegat » 27.09.2014, 10:51

Es ist ja nicht nur das Einzelkindproblem, die gab es immer, wenn auch nicht so oft. Einzelkinder und ihr Leben sind ein Ausdruck für die schon lange nicht mehr "artgerechte Haltung von Kindern". Der Mensch ist ein soziales Wesen, Gruppenverhalten muß geübt werden, vor allem auch mal ohne Aufsicht und Kontrolle von Erwachsenen, einfach durch kindliches Spiel.
Bei allen Tierkindern/Wurfgeschwistern beobachten wir amüsiert die tolpatschigen Raufereien und ungestümes Verhalten. Nur von unseren eigenen Kindern verlangen wir, kleine Erwachsene von der ersten Stunde an zu sein. Wir, die Erwachsenen sind überall in der Überzahl, beobachten, analysieren, bewerten, greifen ein, wir lassen unseren wenigen Kindern keinen Raum für die soziale Entwicklung untereinander.
Nach meiner Meinung ist das auch der Hauptgrund, warum es in Schulklassen, in denen Kinder aus verschiedenen Gesellschaftsschichten sitzen, so oft zu Problemen kommt. Da treffen Kinder, die sich auf der Straße mit anderen Kindern/Geschwistern auseinandersetzen müssen auf Kinder, deren Leben genauso durchgeplant ist, wie das ihrer Eltern. Verabredung mit dem besten Freund mit Eintrag in den Terminkalender. Kein spontanes "Komm raus zum spielen".
Austoben höchstens als work-out beim Termin im Sportverein oder in der Sportstunde.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Orianne » 27.09.2014, 10:11

@RS: Nein, das stimmt schon mit den Einzelkindern, es sind auch viele darunter mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern, die Phase mit den Balkankindern neigt sich dem Ende zu. Mit Handies habe ich jetzt keine Probleme, die werden in einen Wäschekorb gelegt, und nach der Stunde können die Kinder es wieder zu sich nehmen, bis die neue Stunde anfängt.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von RedScorpion » 27.09.2014, 09:51

Orianne hat geschrieben: ...
... viele Kinder bei mir sind Einzelkinder, sie werden zu Hause verwöhnt, sie lernen das Miteinander kaum, kommen sie dann später in den Kindergarten fangen die Probleme an, die sich zum Teil ohne das Eingreifen der richtigen Stellen bis zum Schulende zeigen.
...
Eher doch vor 20 Jahren als heute, oder? Wobei - stimmt - damals gerade die Flüchtlingswelle aus dem Ex-Jugoslawien kam, die viele Kinder mitbrachte.
Ich meine, dass aber Handy und moderne Kommunikation für die Kiddies wichtig ist, weil dies eben das Einzeldasein relativiert und Verabredungen erleichtert, gegenüber einer Situation der vorigen Generation, die auch schon aus Einzelkindern bestand.

Stephan hat geschrieben: ...
Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.
...
Ja, nur ist diese Art von Disziplin ein Kind der Not, bzw. eine aus der Not erstandene Tugend. Dein letzter Satz im Zitat trifft es schon besser, und auch Orianne deutet an, dass die "Eigendisziplin" wichtiger ist als ein Sichzusammenreissen im Kollektiv. Das sind m.E. zwei verschiedene Paar Schuhe, und letzteres auch abhängig von der Unterrichtsstundenzahl am Tag nicht immer durchführbar. Es ist gegen die Natur eines Nicht-Erwachsenen, 10 Stunden am Tag still zu sitzen und Monologen eines mehr oder minder qualifizierten Alleinunterhalters beiwohnen zu müssen. Leider ist aber Unterricht oft oder gar meistens genau dies und nur dies. Ich bewundere da die Geduld der Schüler, derer Eltern und auch der Schulaufsichtsbehörden mit dem heutigen Personal, welches heute imho nicht die Qualität besitzt wie vor 30 Jahren, z.B.



LG

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Orianne » 27.09.2014, 09:08

Stephan hat geschrieben:Noch einmal zurück zum finnischen Schulsystem. Eigenartigerweise wurde ein ganz wesentliches Merkmal des finnischen Schulsystems bisher nicht erwähnt: DISZIPLIN.

Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.
Genau da setze ich persönlich den Hebel an, nämlich bei der Disziplin und dazu den Respekt anderer Menschen gegenüber, viele Kinder bei mir sind Einzelkinder, sie werden zu Hause verwöhnt, sie lernen das Miteinander kaum, kommen sie dann später in den Kindergarten fangen die Probleme an, die sich zum Teil ohne das Eingreifen der richtigen Stellen bis zum Schulende zeigen. Heute ist nicht mehr das Finden einer Lehrstelle das Problem, sondern das Abschliessen der Lehre.
Das gilt auch beim Studium.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Stephan » 27.09.2014, 01:22

Noch einmal zurück zum finnischen Schulsystem. Eigenartigerweise wurde ein ganz wesentliches Merkmal des finnischen Schulsystems bisher nicht erwähnt: DISZIPLIN.

Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.

Literaturhinweis: Träum weiter, Deutschland!: Politisch korrekt gegen die Wand von Günter Ederer
http://books.google.de/books?id=vKSRvJX ... in&f=false

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Lia » 24.05.2014, 12:39

Da sollen sich jetzt aber Leute ihren Kopf zerbrechen, die dafür bezahlt werden.
Fände ich auch, nur haben oft die in ihren Büros, weitab vom lebendigen Organismus Schule, das Sagen. Ob es richtig ist, sich nur an den Belangen der Wirtschaft auszurichten,- inzwischen werden Bachelor und Master ja durchaus auch von dort kritisiert.
Dass sich inzwischen auch Eltern wundern, was ihre Kinder nicht mehr lernen, sollte Anlass sein, auch die unbezahlten Fachkräfte mit ins Boot zu holen.
Eigenständigkeit:
Was mir auffällt: Unsere SchülerInnen werden oft allein gelassen, wenn sie sich- quer durch die Fächer- alles selbst erarbeiten sollen. Zwischen Vorkauen und begleitetem Lernen liegen noch viele Schattierungen.
Finnisches Modell in weiten Teilen ja, nur wird das, weil Deutschland in vielem doch anders ist, nicht 1:1 in den Methoden passen.
Geholfen wäre allen schon mit kleinen Lerngruppen, in denen u.a. individuelle Förderung, entdeckendes Lernen, gezielte Gruppenarbeit mit Planung und Zielsetzung, umgesetzt werden könnten.
Dass ich nicht zu 100% an das Gesamt-Modell Finnland glaube, hat zum einen mit grundsätzlich anderen gesellschaftlichen/ mentalen Hintergründen zu tun, die die skandinavischen Länder von D unterscheiden, dann aber auch mit ( lächelnder) Erfahrung mit Jugendlichen, die sind nämlich Menschen und keine durchweg gleich tickenden pädagogischen Modelle mit gleichen Interessen und Begabungen.
Nun aber werden Kinder schon im Kindergarten gerastert und in Schubladen gesteckt, wenn sie nicht zu 100% ins pädagogische Modell passen...
Ich denke nach wie vor, auf dem Weg zur geistigen Reife sollen und müssen auch mal Unbequemlichkeiten liegen, muss in Maßen, nicht als Dauerzustand, Umgang mit Frust gelernt werden, denn das wahre Leben ist nicht immer Pony-Hof. Gerade in der späteren Ausbildung und im Beruf wird auf Lust oder Unlust nicht viel Rücksicht genommen.
Deutschland: Geht doch, wenn...:
Hat man mal das unglaubliche Glück, gerade in der Mittelstufe an kleine Klassen mit 15 Leuten zu kommen, ist es signifikant, wie sehr das Leistungsvermögen, die Lernbereitschaft, die Neugier nach oben schnellen. Kommt vor, dass dort nicht nur keine Fünfen in den Zeugnissen stehen, sondern nirgendwo irgendwo in Arbeiten und im Mündlichen vorkommen. Knicks gibt es- je nach Klassenstufe und Liebeskummer. :angel: Oder häuslichen Problemen, deren Auswirkungen man viel eher wahrnimmt als in einer Meute von 28 einzeln sehr liebenswüdigen Individuen.
Kunst: Kreativität, Handarbeit, selber Entwickeln, Hinschauen, ist gefordert, nicht nur Baustile auswendig lernen.
Musik: Selbiges, und für ganz falsch halte ich nicht, auch mal etwas von den "ollen Kamellen" gehört zu haben.
Darstellendes Spiel: Gehört zum Profil "sprachlich orientiertes Abi" in S-H wie anderen Bundesländern auch, an Gesamtschulen ist es bis zum ZA Realschule Wahlfach.
Geschichte: Stelle ich bei Gelegenheit mal Fragen,was im Unterricht mal gehört, gezeigt, gelernt werden sollte. Falls man das Fach überhaupt noch braucht. :oops:

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Marek1964 » 23.05.2014, 21:57

Wir kommen hier vom hundertsten ins tausendste, wie mein dereinstiger Geschichtslehrer sagen würde. Ich weiss ja ohnehin zuwenig über die Lehrpläne insgesamt, über die ganze Schulzeit gesehen. Ich hielt ja Deine Aufstellung vom Vorpost für abschliessend. Da sollen sich jetzt aber Leute ihren Kopf zerbrechen, die dafür bezahlt werden. Man darf ja auch den Lehrplan nicht überfrachten.

Sicher, auch diese Fächer
Bio, Chemie, Musik, Religion/ Ethik, Sport

haben ihre Berechtigung, auch Darstellendes Spiel, obwohl ich kaum weiss, was das ist.

Einzig Kunst sehe ich als Luxus. Aber ein Wahlfachkonzept fände ich nicht schlecht.

Aber zurück zum finnischen Modell - mein Eindruck ist eben, dass es schon die gesunde Basis von klein auf legt. Dann sind vielleicht die Anstrengungen der Lehrer zu einem 18 Stunden Tag an der späteren Oberstufe nicht nötig, da Schüler selbständiger lernen.

Aber das ist, ich betone, ein Eindruck, oder These, wenn Du willst. Keine Behauptung.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Lia » 22.05.2014, 19:05

Nachdem mir gestern dreimal ein Beitrag verlorenging, nun ein neuer Verusuch, auf endlich mal konkrete Vorstellungen zu antworten.
Unter der Praemisse: Gemeinsame Schulzeit für alle, auch die, die Richtung Abitur gehen und nicht gleich ein Gymnasium besuchen.
Mathamatik: Grundrechenoperationen, Diagramme und Statistiken, Tabellenrechnung, Flächenrechnung
Habe nicht so den Einblick, ist aber wohl als Minimal- Ziel im Lehrplan.
Physik: Grundwissen (Energieerhaltungssatz,
Wieviel Grundwissen? :mrgreen: Bisschen mehr sollte es schon sein, denke sogar ich, die in Mathe eine 0, in Physik nicht immer so die Leuchte war.
Deutsch: Lesen, Schreiben, sich präzise audrücken, Verständlich formulieren, Grundlagen der Argumentation
Nimm mir die Ironie nicht übel- welch ein Traum! :mrgreen:
Leider sind viele sehr weit davon entfernt, das hat aber dann doch eher Gründe in dem Hick-Hack, ob , und wenn ja, wie man überhaupt noch korrekt schreiben und sprechen lernen soll.
Auch da: Wer mehr will und weiter will, sollte mehr aus der Schule mitnehmen können.
Englisch: Grundkenntnisse, Fähigkeit einfacher Kommunikation
Hauptschul-Niveau also- Realschule ist dann schon mehr- muss es auch sein, aber wehe- und ichhänge gerade drin- es geht weiter. Dann nämlich fehlen die Grundlagen durchweg bei allen Gesamtschüler, die ihre Freunde auf dem Gymnasium haben und haben müssen.
2. Fremdsprache: unnötig
Nicht so zu verabsolutieren, Marek, könnte ich Dir jetzt aus eigener Erfahrung sagen. Wer weiter will, dem soll die Chance geboten werden.
Geschichte, Politik: Grundlagen (eigentlich egal welche, Demokratie, Grundlagen des Sozialsystems)
Ist natürlich so vorgesehen und wird auch ziemlich intensiv behandelt.
Dann aber finde ich nötig zu ergänzen:Wirtschaft: Grundlagen, Angebot und Nachfrage, die drei Funktionen des Geldes, Marktwirtschaft, Unternehmertum, Grundlagen der Buchhaltung
1-5 sind so im LP, die Grundlagen der Buchhaltung- ist noch keine Berufsschule und dann doch zu viel für die Klassenstufen.
Öffentliches Recht: Grundlagen des Rechtsstaates, Nulla poena sine lege, in dubio pro reo, Verhältnismässigkeit
Privates Recht: Vertragswesen.
1-4 sollten behandelt werden, steht auch unter WiPo aber nicht als alleinige Themen.
Psychologie: Kommunikation, Partnerschaft, Arbeits- und Lerntechniken, Motivation, Leistungspsychologie (nur Grundlagen).
1-4 sind Techniken, die in der Schule gelernt werden( sollten), sozusagenTeil der des täglichen Unterrichts. Den letzten Punkt vergiss, wir sind bei Kindern und Jugendlichen, deren Aufnahme- und Abstraktionsfähigkeit begrenzt ist. ( Richtige Erkenntnis der Lernpsychologie/ Entwicklungspsychologie.)
So, nun haben wir den wirtschaftskonformen jungen Menschen.
War es das?
Nö,bleiben:
Bio
Chemie
Musik
Religion/ Ethik
Kunst
Sport
Darstellendes Spiel
Die letzten vier, wie auch- nach Deiner groben Übersicht in Geschichte manches, überflüssiger Ballast aus Sicht des Wirtschaftsfachmannes?
Noch fix geänert:
Wer mag, suche mal nach den Landesbildungsservern- da ist einiges zu finden, was sein soll, ab und zu auch mal Lehrpläne- lohnt sich, mal zu sehen, was eigentlich sein soll, aber eben aufgrund mangelnder Strukturen nicht sein kann, und wenn sich sämtliche bundesdeutschen Lehrkräfte 18 Stunden am Tag engagieren würden.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Marek1964 » 20.05.2014, 19:04

Lia hat geschrieben: Man definiere mir bitte mal, was ein 10.Klässler wissen und können sollte:

In Mathe
Physik
Deutsch
Englisch
2. Fremdsprache, falls belegt.
Geschichte/ Politik
oder auch Weltkunde
Da antworte ich als Wirtschaftsvertreter doch mal gerne:

Mathamatik: Grundrechenoperationen, Diagramme und Statistiken, Tabellenrechnung, Flächenrechnung
Physik: Grundwissen (Energieerhaltungssatz,
Deutsch: Lesen, Schreiben, sich präzise audrücken, Verständlich formulieren, Grundlagen der Argumentation
Englisch: Grundkenntnisse, Fähigkeit einfacher Kommunikation
2. Fremdsprache: unnötig
Geschichte, Politik: Grundlagen (eigentlich egal welche, Demokratie, Grundlagen des Sozialsystems)

Dann aber finde ich nötig zu ergänzen:

Wirtschaft: Grundlagen, Angebot und Nachfrage, die drei Funktionen des Geldes, Marktwirtschaft, Unternehmertum, Grundlagen der Buchhaltung
Öffentliches Recht: Grundlagen des Rechtsstaates, Nulla poena sine lege, in dubio pro reo, Verhältnismässigkeit
Privates Recht: Vertragswesen.
Psychologie: Kommunikation, Partnerschaft, Arbeits- und Lerntechniken, Motivation, Leistungspsychologie (nur Grundlagen).

So stelle ich mir vor, dass eine Jugend herangebildet wird, die die Herausforderungen der Zukunft zu meistern in der Lage ist. Natürlich ist das in dem einen oder anderen Falle diskutabel, kann auch das eine oder andere Jahr später kommen.

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von dieter » 20.05.2014, 10:25

Lia hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
Nachhilfe kann es aber nicht bringen, das stützt nur das herrschende System. Es ist sehr interessant was Noswell geschrieben hat, kann dem nur zustimmen.
Doch, Nachhilfe bringt es- jedem einzelnen dieser jungen Menschen, und das in ziemlich kurzer Zeit und nachhaltig.
Mir gehen die jungen Menschen, Kinder und Jugendliche vor der Prinzipienreiterei- oder auch dem Warten bis zum St.Nimmerleins-Tag, an dem irgendetwas passiert, was schon endlos gefordert wird. Und nicht leise und mit Abwarten im Sessel.
Natürlich, meine verbliebene Arbeitskraft und die nachweislichen und nachgewiesenen Qualifikationen soll ich natürlich nicht anwenden, sondern lieber als Klo- und Reinmachfrau arbeiten, weil ich ja sonst das "System" unterstütze.
Das unterstütze ich nicht in allem, und ich habe wahrscheinlich öfter als Du Dir überhaupt vorstellen kannst, zusammen mit Kollegen den Kopf hingegalten. Ih unterstütze junge Menschen, jeden einzeln, und werde davon sicherlich nicht reich an Geld, nur an vielen anderen Dingen.
Noswell schreibt nicht übers finnische System, Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein- und manches an den Rudolf Steiner Schulen weiß ich durchaus zu schätzen.
Mal deutlich: Viele davon hätten nie Abitur machen dürfen oder können, wenn Dieters Aussage als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten wäre. .
Liebe Lia,
das Geld für Nachilfestunden können die meisten Eltern nicht aufbringen und alle Stunden wirst Du nicht unentgeldlich geben. :wink: :mrgreen: Das System muß geändert werden. Das Finnische Modell wäre vorzuziehen. :wink:

Re: Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Lu

von Lia » 19.05.2014, 21:17

Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
Nachhilfe kann es aber nicht bringen, das stützt nur das herrschende System. Es ist sehr interessant was Noswell geschrieben hat, kann dem nur zustimmen.
Doch, Nachhilfe bringt es- jedem einzelnen dieser jungen Menschen, und das in ziemlich kurzer Zeit und nachhaltig.
Mir gehen die jungen Menschen, Kinder und Jugendliche vor der Prinzipienreiterei- oder auch dem Warten bis zum St.Nimmerleins-Tag, an dem irgendetwas passiert, was schon endlos gefordert wird. Und nicht leise und mit Abwarten im Sessel.
Natürlich, meine verbliebene Arbeitskraft und die nachweislichen und nachgewiesenen Qualifikationen soll ich natürlich nicht anwenden, sondern lieber als Klo- und Reinmachfrau arbeiten, weil ich ja sonst das "System" unterstütze.
Das unterstütze ich nicht in allem, und ich habe wahrscheinlich öfter als Du Dir überhaupt vorstellen kannst, zusammen mit Kollegen den Kopf hingegalten. Ih unterstütze junge Menschen, jeden einzeln, und werde davon sicherlich nicht reich an Geld, nur an vielen anderen Dingen.
Noswell schreibt nicht übers finnische System, Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein- und manches an den Rudolf Steiner Schulen weiß ich durchaus zu schätzen.
Marek1964 hat geschrieben:Und da triffst Du genau den Punkt;, die Frage ist, was das "strengere Bildungskonzept" ist. Jemanden geistige Reife beizubringen - die ja dazu führen kann, dass er sich selber und eigenverantwortlich Fachwissen erwerben kann - oder einfach nur direkt Fachwissen zu vermitteln...
Beides. Zur geistigen Reifung gehört genauso, auch gerade unbequeme Dinge tun und akut Uninteressante lernen zu müssen.
Ein solide verankertes Basis-Wissen auf dem Fundament eines allgemeinen Kanons halte ich nach wie vor für eine unverzichtbare Basis, um überhaupt zu weiterführendem selbsständigem Lernen fähig zu sein.
Nur die Links zu Wiki etc. zu lehren, reicht nicht.
Zensurenvergabe: Ist heute- und schon lange, klar geregelt, so einfach ist nicht, Noten nach Sympathie zu verteilen. Sie müssen anhand der vorgegeben Kriterien begründbar sein.
Am Samstag gab es in illustren Kreisen am rande einer Feier Diskussionen natürlich auch um Schule einst und jetzt.
Mal deutlich: Viele davon hätten nie Abitur machen dürfen oder können, wenn Dieters Aussage als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten wäre. Waren doch viele Arbeiter-Kinder, Kinder "kleiner" Angestellter und sonstiger "bildungsferner Schichten".
Großstadt im Ruhrgebiet, Gymnasien in Arbeiter/ Kleinbürger-Vierteln. Kinder von Akademikern sehr in der Unterzahl. In meinem Abi.Jahrgang 10 von 60 Abiturientinnen, am parallelen Jungen-Gymnasium und an den Hamborner Gymnasien ähnlich.
Definitiv war es an zwei Stadtmitte-Schulen, wo Kinder von Handwerkern naserümpfend eingeschult wurden- der Grund, warum meine Eltern die jüngste an die Proletenschule( O-ton eines Mit-Konfirmanden: Du wohnst doch hier, warum gehst auf auf die Proletenschule?) schickten, trotz akademischer Bildung und schon lange zurück liegendem Umzug in ein "besseres" Viertel.
Tja, und manche aus den beseren Kreisen schafften es an dem Edel-Gymnasium nicht, wechselten zu uns. Musste ja leichter sein. War es nicht, fataler Irrtum.
Bildungsferne war damals sicherlich anders definiert als heute, und es gab für unsere Begriffe, mehr Antrieb, der "Bildungsferne" zu trotzen und seinen Weg zu gehen, egal, welchen Beruf die Eltern, damals meist noch nur die Väter hatten. So viel gejammert und Selbstmitleid vergossen wurde nicht wie heute.
Allerdings gab es auch wenige Migranten im heutigen Sinne, nur viele Kinder aus Flüchtlings- und Vertriebenen-Familien, die es auch nicht unbedingt leicht hatten, wirklich anzukommen.
Zukunft:
Sicherlich muss man über Lerninhalte, Diaktik, Methodik immer wieder neu nachdenken. Wenn das allerdings darin mündet, dass nichts mehr wirklich gekonnt sein muss, verankert sein, kann es auch nicht richtig sein.
Dahin geht der Weg aber- quer durch alle Schularten. Das meint das finnische Modell wieder nicht, und ich bezweifle obendrein, dass sich, 1:1 auf Deutschland übertragen, damit alle einfangen lassen und definitiv zu besserer Bildung oder geistiger Reife kommen.
Man definiere mir bitte mal, was ein 10.Klässler wissen und können sollte:

In Mathe
Physik
Deutsch
Englisch
2. Fremdsprache, falls belegt.
Geschichte/ Politik
oder auch Weltkunde

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