Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

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Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von dieter » 16.08.2013, 11:35

Babylon5 hat geschrieben:Lieber Dieter,
das bestreite ich ja gar nicht.
Ich finde es nur nicht schön, daß die Kirche die einzige ist, die das tut.
Weil mir so Sprüche wie der mit der einzigen wahren Güte ziemlich auf die Nerven gehen...
Liebe Babylon,
mir gehen einige Sprüche der Kirche auch auf die Nerven, finde es aber gut, dass es in unserer Gesellschaft noch eine Institution gibt, die nicht auf Leistung anspricht. :wink:
Wenn die Kath. Kirche gegen Kondome ist oder sagt, dass die Ev. Kirche keine Kirche sei, dann finde ich das auch unerhört und es geht mir auch auf die Nerven. :wink:

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Babylon5 » 15.08.2013, 19:02

Lieber Dieter,
das bestreite ich ja gar nicht.
Ich finde es nur nicht schön, daß die Kirche die einzige ist, die das tut.
Weil mir so Sprüche wie der mit der einzigen wahren Güte ziemlich auf die Nerven gehen...

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von dieter » 15.08.2013, 17:56

Babylon5 hat geschrieben:Nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, daß es eine bewußte Aufteilung "Wir Gefühle- ihr Leistung " gegeben hat.
Der Leistungsgedanke ist in den Schulen fest verankter, wird natürlich auch durch die Eltern transportiert.
Wenn, dann setzt die Kirche bewußt auf eine Abkehr von der Leistung, aber sicher nicht in Absprache mit der Schule...
Liebe Babylon,
es ist doch schön, dass nicht auch die Kirche den Leistungsgedanken in den Vordergrund stellt. :wink:

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Babylon5 » 15.08.2013, 16:13

Nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, daß es eine bewußte Aufteilung "Wir Gefühle- ihr Leistung " gegeben hat.
Der Leistungsgedanke ist in den Schulen fest verankter, wird natürlich auch durch die Eltern transportiert.
Wenn, dann setzt die Kirche bewußt auf eine Abkehr von der Leistung, aber sicher nicht in Absprache mit der Schule...

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Renegat » 15.08.2013, 14:21

Aneri hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.
ja, ich habe schon meine Schuljahre vor einigen Jahrzehnten gelassen. Dennoch frage ich mich wofür die Lehrer sind, wofür die Schulfreunde sind, wofür die Familie ist, wenn ein Schüler nur durch Gottesdienst über die Gefühle angesprochen wird. Traurig, traurig, traurig...
Gut, dass du noch den 2. Beitrag hinterhergeschoben hast, Aneri. Denn um die zuerst angesprochenen Rituale und Traditionen ging es mir gerade nicht. Über´s Ostereiersuchen und Tanneschmücken könnten wir in einem anderen Thread diskutieren.
Ich denke gerade der Gottesdienst zum 1. Schultag ist überhaupt noch kein traditionelles Ritual. Mit diesem Thread wollte ich außerdem erfahren, ob er überhaupt flächendeckend durchgeführt wird und interpretiere Barbarossas Beitrag so, dass es den im Osten nicht überall gibt.
Du hast natürlich recht, dass Lehrer, Familie und Freunde genauso ein Gefühl des Angenommenseins vermitteln sollten. Im weiteren Verlauf der Einschulung hatte ich nur den Eindruck, dass die Betonung mehr auf Spass und Leistung lag. Kann natürlich sein, dass wegen des vorangestellten Gottesdienst eine thematische Arbeitsteilung verabredet wurde.

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Aneri » 15.08.2013, 14:06

Renegat hat geschrieben:Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.
ja, ich habe schon meine Schuljahre vor einigen Jahrzehnten gelassen. Dennoch frage ich mich wofür die Lehrer sind, wofür die Schulfreunde sind, wofür die Familie ist, wenn ein Schüler nur durch Gottesdienst über die Gefühle angesprochen wird. Traurig, traurig, traurig...

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Aneri » 15.08.2013, 13:57

Renegat hat geschrieben: Damit habe ich ein Problem. Leere Rituale mögen einer Traditionslinie folgen, wenn der Sinn verlorengegangen ist, kann man sie mE genausogut abschaffen.
Meinst du? Auf Stuhl sitzen ist doch aus einem Ritual, einem Symbol hervorgegangen. Man erhebt sich über die Umwelt. Auch sprechen alle gesundheitliche Aspekte gegen diese künstliche Sitzhaltung. Versuchst mal diesen sinnentleerte Sitte (du sitzt doch nicht aus diesem Grund auf einem Stuhl) aus abendländischen Kultur weg zu schaffen :P .

Ich war in einem religiösfreien Umfeld aufgewachsen. Dennoch hatten wir die Eier zur Ostern bemalt. Auch nie hatte ich über einen Osterhase gehört. Es war einfach schön ein besonderen Tag zu haben, der durch seine besondere Sitten sich von dem Übrigen Jahrtagen abhebt. Diese Sitten sind oft viel älter als christliche Religion, die den ursprünglichen Sinn entleert und mit neuen Sinn gefühlt hat. Auch die geschmückte Tanne stand bei uns nicht zum Weihnachten. Es war das Silvester die wir gefeiert hatten.

Wie sinnvoll ist die Tanne zu schmücken? Dieser Ritual verrät etwas über dich, über deine kulturelle Wurzeln, wenn es auch ursprünglichen Sinn entleert ist. Das gleiche mit der Mode. Es ist doch sinnentleert. Um sich warm zu halten, braucht man nicht bestimmte Farben und Schnitt zu tragen, die meist auch unbequem sind. Warum wohl Menschen streben sich von anderen abheben aber zugleich zu einer bestimmte Gruppe sich identifizieren?! Ähnlich ist mit der kulturellen Traditionen.

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Renegat » 15.08.2013, 10:33

dieter hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben: Ich persönlich denke, dass Kirche hat nichts in der Schule zu suchen. Dennoch hier in Deutschland ist ein anderer Bezug zu der Religion. Viele glauben nicht oder besser zu sagen, denken nicht nach, aber sie kirchlich heiraten, lassen ihre Kinder taufen und konfirmieren, lassen den Pfarrer bei Beerdigung sprechen. Es wirkt wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber Traditionen, welche Art sie auch sind, geben ein Gemeinschaftsgefühl: es gibt etwas, irgendwelche Handlungen, den wir ohne unbedingt eine rationale Begründung zu liefern einfach betätigen. Da uns mittlere Weile so viel unterscheidet (lebe die Individualisten), denke ich, dass gerade in diesem Sinne diese Traditionen als positiv zu bewerten sind.
Liebe Aneri,
so isses. :wink:
Damit habe ich ein Problem. Leere Rituale mögen einer Traditionslinie folgen, wenn der Sinn verlorengegangen ist, kann man sie mE genausogut abschaffen.
Gerade für Kinder sind sinnentleerte Rituale nur hohl, denn die oft entlarvenden Warum-Fragen von Kindern fragen immer nach dem Sinn.
Auf diese Weltsicht von Kindern, ging der Einschulungsgottesdienst, an dem ich teilnahm, sehr gut ein. Da wurde kein Ritual vorausgesetzt sondern alles mit einfachen Worten erklärt, sogar das Gebet.
Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von dieter » 15.08.2013, 09:25

Aneri hat geschrieben: Ich persönlich denke, dass Kirche hat nichts in der Schule zu suchen. Dennoch hier in Deutschland ist ein anderer Bezug zu der Religion. Viele glauben nicht oder besser zu sagen, denken nicht nach, aber sie kirchlich heiraten, lassen ihre Kinder taufen und konfirmieren, lassen den Pfarrer bei Beerdigung sprechen. Es wirkt wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber Traditionen, welche Art sie auch sind, geben ein Gemeinschaftsgefühl: es gibt etwas, irgendwelche Handlungen, den wir ohne unbedingt eine rationale Begründung zu liefern einfach betätigen. Da uns mittlere Weile so viel unterscheidet (lebe die Individualisten), denke ich, dass gerade in diesem Sinne diese Traditionen als positiv zu bewerten sind.
Liebe Aneri,
so isses. :wink:

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Aneri » 14.08.2013, 18:09

Karlheinz hat geschrieben: 2. Andererseits gibt es aber, aus welchen Gründen auch immer, ein stark ausgeprägtes, spirituelles Bedürfnis bei den Menschen, den Glauben an unergründliche, geheimnisvolle Mächte, an die Wirkung von Ritualen und magischen Beschwörungen. Die sogenannte „Entzauberung der Welt“ durch Technik und Wissenschaft hat dieses Bedürfnis nicht beseitigt, sondern viele neue phantastische Ersatzwesen und Welten geschaffen. Harry Potter und den Herren der Ringe, die unzähligen, fiktiven Helden in den Filmen mit unglaublichen Fähigkeiten, nicht nur Kinder lieben so etwas. Wenn es einem Pfarrer gelingt, auf vernünftige Weise, dieses Bedürfnis zu befriedigen, ist dagegen nichts einzuwenden. Er darf aber nicht mit Angstbildern arbeiten und keine dogmatischen Weltbilder vermitteln. Er kann die unglaubliche Schönheit des Kosmos als Schöpfung bezeichnen, weil es so für Kinder leichter verständlich ist, das es dort Kräfte gibt, die wir nicht wirklich begreifen, vor denen wir aber keine Angst haben müssen, von denen Liebe und Geborgenheit ausgeht, denn sonst würden sie uns gar nicht existieren lassen. Und meinetwegen kann diese Geborgenheit auch von einem Mann ausgehen, der an einem Kreuz hängt. Wie die wirklichen Zusammenhänge sind, das wissen wir ohnehin alle nicht. Aber gegen einen undogmatischen, feierlichen Gottesdienst, der all dies berücksichtigt, dagegen habe ich nichts.
Ich mag zu bezweifeln, dass Harry Potter und Co. den spirituellen Bedürfnis befriedigen. Es ist Bedürfnis nach Fantasie, ein Bedürfnis, von Alltag sich lösen, ein Bedürfnis, dass das Gute siegt und das Böse verliert. Wohl keiner glaubt an die phantastischen Wesen und keiner hofft einen Antwort auf existentielle Fragen in diesen Erzählungen zu finden.

Ich persönlich denke, dass Kirche hat nichts in der Schule zu suchen. Dennoch hier in Deutschland ist ein anderer Bezug zu der Religion. Viele glauben nicht oder besser zu sagen, denken nicht nach, aber sie kirchlich heiraten, lassen ihre Kinder taufen und konfirmieren, lassen den Pfarrer bei Beerdigung sprechen. Es wirkt wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber Traditionen, welche Art sie auch sind, geben ein Gemeinschaftsgefühl: es gibt etwas, irgendwelche Handlungen, den wir ohne unbedingt eine rationale Begründung zu liefern einfach betätigen. Da uns mittlere Weile so viel unterscheidet (lebe die Individualisten), denke ich, dass gerade in diesem Sinne diese Traditionen als positiv zu bewerten sind.

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von dieter » 14.08.2013, 15:39

Lieber Karlheinz,
mir tut es sehr leid, dass es bei die mit den ev. Schwestern so schlecht gegangen ist. das verstößt auch gegen die Ansichten von Jesus der immer Nächsten- und Feindesliebe gepredigt hat Ich hatte auch so einen ev. Pfarrer noch aus der Nazizeit.Die Reaktion war Stinkbomben in der Kirche zu werfen. Seine Reaktion war, zwei von uns bei der Konfirmandenprüfung auffliegen zu lassen. Das Kirchenvolk wollte ihm schon ans Hälschen, er redete sich damit raus, dass er nicht das Wissen sondern den Glauben prüft. Ein Nachbarkind hatte er wegen Schwätzen vor die Kirchentür gestellt, als er sie nach einer Viertelstunde wieder holen wollte, war sie weg. :wink: :mrgreen:
Es hat sich viel in der EKD geändert vor allem durch Pfarrerinnen. Die Pfarrerin, die unseren Sohn konfirmiert und Verheiratet hat, war und ist Klasse. Sie hat auch meine 93jährige Mutter beerdigt. :wink:

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von ehemaliger Autor K. » 14.08.2013, 11:45

dieter hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ok, interessanter Bericht. Ich glaube, das ist tatsächlich immer so: Wenn eine Religion oder auch fundamentale Ideologie dahintersteckt, dann kommt es zu genau dem beschriebenen Phänomen.
Aber mal eine Frage dazu:
Kann das, was ein Pfarrer tut, nicht auch ein staatlicher Schulpsychologe/Schulseelsorger, den es an jeder Schule gibt, leisten?
Lieber Barbarossa,
kann er nicht, weil er keinen schwarzen Talar an hat und nicht von Gott kommt. :wink: :mrgreen:

Ich bin zwar bekanntlich alles andere als ein Freund der Religion und deshalb auch kein Befürworter eines Gottesdienstes zum Schulbeginn. Anderseits könnte ich mir aber durchaus eine Arbeitsteilung zwischen einem Schulpsychologen und einem Pfarrer vorstellen.

Der Schulpsychologe sollte aufgrund seiner Ausbildung besser auf die individuellen Probleme eines Schülers eingehen können als ein Pfarrer. Der könnte dafür dann aber in allgemeiner Form vermutlich besser spirituelle Bedürfnisse befriedigen. Eine sinnvolle Symbiose herzustellen ist sicherlich sehr schwierig. Aus eigener Erfahrung weiß ich:

1. Wir hatten keinen Gottesdienst zum Schulbeginn, überhaupt ging es sehr weltlich zu. Ich musste aber ein Jahr in einem evangelischen Kinderheim leben und dort wurde uns immer nur ein strafender, strenger Gott vorgestellt, der uns ständig kontrollierte, jede böse Tat ahndete und zwar meistens in Form einer Ohrfeige der frommen Schwestern, die dies stellvertretend für Gott machten und uns ständig ein schlechtes Gewissen einreden wollten. Solch eine Religion, die vor allem disziplinieren und Angst einflössen soll, lehne ich strikt ab und wenn ein Pfarrer solch eine Art Gottesbild den Kindern vermittelt, sollte man auf gar keinen Fall einen Gottesdienst zum Schulbeginn erlauben

2. Andererseits gibt es aber, aus welchen Gründen auch immer, ein stark ausgeprägtes, spirituelles Bedürfnis bei den Menschen, den Glauben an unergründliche, geheimnisvolle Mächte, an die Wirkung von Ritualen und magischen Beschwörungen. Die sogenannte „Entzauberung der Welt“ durch Technik und Wissenschaft hat dieses Bedürfnis nicht beseitigt, sondern viele neue phantastische Ersatzwesen und Welten geschaffen. Harry Potter und den Herren der Ringe, die unzähligen, fiktiven Helden in den Filmen mit unglaublichen Fähigkeiten, nicht nur Kinder lieben so etwas. Wenn es einem Pfarrer gelingt, auf vernünftige Weise, dieses Bedürfnis zu befriedigen, ist dagegen nichts einzuwenden. Er darf aber nicht mit Angstbildern arbeiten und keine dogmatischen Weltbilder vermitteln. Er kann die unglaubliche Schönheit des Kosmos als Schöpfung bezeichnen, weil es so für Kinder leichter verständlich ist, das es dort Kräfte gibt, die wir nicht wirklich begreifen, vor denen wir aber keine Angst haben müssen, von denen Liebe und Geborgenheit ausgeht, denn sonst würden sie uns gar nicht existieren lassen. Und meinetwegen kann diese Geborgenheit auch von einem Mann ausgehen, der an einem Kreuz hängt. Wie die wirklichen Zusammenhänge sind, das wissen wir ohnehin alle nicht. Aber gegen einen undogmatischen, feierlichen Gottesdienst, der all dies berücksichtigt, dagegen habe ich nichts.

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von Babylon5 » 14.08.2013, 11:02

Renegat hat geschrieben:Babylon5 hat die verschiedenen Programmpunkte der Einschulung genauso beschrieben, wie ich sie auch wahrgenommen habe.
Das kann nicht nur bei der Einschulung so sein. Deshalb meine Frage, ob das symptomatisch ist. Sind vielleicht auch die vielen psychischen Erkrankungen ein Indiz, dass auf der emotionalen Ebene etwas fehlt, seit die Religionen aus unserem Alltag verschwunden sind.
Jein, würde ich mal sagen.
Ja, es fehlt uns etwas auf der emotionalen Ebene. Defintiv. Und die ganzen psychischen Erkrankungen sind auch darauf zurückzuführen, daß wir mit uns nicht im Einklang leben. Es gibt da verschiedene psychologische Ansätze, aber sie laufen fast alle darauf hinaus, daß wir zunehmend kopfgesteuert sind und die Gefühlsebene vernachlässigen. Insbesondere haben wir wohl verlernt, uns angenommen und akzeptiert zu fühlen, weil der Leistungsdruck immens ist.
Hier hat die Religion wohl tatsächlich eine Lücke hinterlassen.Viele Menschen, die sich entsprechend der religiösen Vorschriften verhalten, leben in dem Bewußtsein, daß sie (zumindest) von Gott angenommen werden- und das gibt ihnen emotionale Stabilität.
Andererseits darf man nicht vergessen, daß gerade auch die religiösen Vorschriften bei denen, die so gar nicht der Norm entprachen, erst zu psychologischen Erkrankungen geführt haben, weil sie sich von Gott abgelehnt fühlen.

Ich denke, wir haben deswegen ein Problem, weil wir zwar die Religion mit ihrem viel zu engen Korsett aus dem Alltag verbannt haben (obwohl es eine Menge sinnvoller Vorschriften gibt...), es aber nicht geschafft haben, diese Lücke zu füllen.

Renegat hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ok, interessanter Bericht. Ich glaube, das ist tatsächlich immer so: Wenn eine Religion oder auch fundamentale Ideologie dahintersteckt, dann kommt es zu genau dem beschriebenen Phänomen.
Aber mal eine Frage dazu:
Kann das, was ein Pfarrer tut, nicht auch ein staatlicher Schulpsychologe/Schulseelsorger, den es an jeder Schule gibt, leisten?
Gibt es im Osten denn Schulseelsorger? Bei welcher Institution sind die tätig?
Schulpsychologen gibt es ganz wenige, die sind für viele Schule zuständig. Außerdem haben sie eher einen problemorientierten Ansatz und wir sprechen doch von ganz normalen Gefühlen, die wir zunehmend sprachlos verdrängen.
An Grundschulen gibt es hier keine Schulseelsorger. Und was die weiterführenden Schulen anbetrifft, gebe ich Renegat recht. Es gibt einen Schulseelsorger für 1700 Schüler. Der kann das einfach nicht leisen, sich um die normalen Gefühle zu kümmern, die zunehmend verdrängt werden, auch wenn er es immer wieder mal mit Gesprächsrunden versucht. Er ist tatsächlich in erster Linie bei Problemfällen- wie zunehmendem Mobbing- gefragt.
Viele Kinder würden mit ihm ja gar nicht über ihre Gefühle sprechen. Das gilt nämlich schon in der 5. Klasse als uncool. Gefühle- uncool. Filme für unter 12 jährige- uncool. Schon 10- 11 jährige stehen unter einem enormen Druck, ihre wahren Gefühle nicht zeigen zu dürfen.
Aber genau dafür bietet dann die Kirche auch wieder keine Alternative, muss man einfach sagen. Von der fühlen sie sich dann nämlich auch noch unter Druck gesetzt, weil sie immer etwas "müssen" oder etwas "nicht dürfen"...

Re: Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

von dieter » 14.08.2013, 09:35

Barbarossa hat geschrieben:Ok, interessanter Bericht. Ich glaube, das ist tatsächlich immer so: Wenn eine Religion oder auch fundamentale Ideologie dahintersteckt, dann kommt es zu genau dem beschriebenen Phänomen.
Aber mal eine Frage dazu:
Kann das, was ein Pfarrer tut, nicht auch ein staatlicher Schulpsychologe/Schulseelsorger, den es an jeder Schule gibt, leisten?
Lieber Barbarossa,
kann er nicht, weil er keinen schwarzen Talar an hat und nicht von Gott kommt. :wink: :mrgreen:

Re: Erster Schultag

von dieter » 14.08.2013, 09:33

Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: ich sehe diese Gottesdienste auch zwiespältig, aber sie werden angeboten und die Eltern und auch die Großeltern nehmen an diesen Gottesdiensten teil. :wink:
Also bist du für´s Beibehalten des "religiösen Schulanfangs"?

Beppe
Lieber Beppe,
ich habe im Prinzip nichts dagegen, weil wir da unsere Enkelkinder wieder sehen können. :wink: Es gibt Schlimmeres als den religiösen Schulanfang der Enkel. Wir wissen ja alle nicht, ob es einen Gott gibt oder nicht, da ist es schon gut sich zurück zu versichern. :wink: :mrgreen:

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