André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

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Re: André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Orianne » 15.07.2014, 08:17

Das habe ich auch schon gehört Marek, ich war zwar nie im Militär, aber Familie und Freunde schon - Auch Henri Guisan hatte Fehler, er war Mitglied in einem antisemitischen Verein, der Name fällt mir aber jetzt nicht gerade ein, es könnte auch eine Vereinigung gewesen sein. Ausserdem handelte sein Sohn mit Barracken, die während des WWII auch nach Deutschland geliefert wurden, aus diesem Grund verweigerte ihm der Bundesrat lange den Titel eines Oberst.

Re: André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Marek1964 » 14.07.2014, 22:59

Orianne hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Interessant, dass es auch unter den Romands Nazis gab. Dass er aber sein Verhalten nicht dem Kriegsverlauf anpasste, ist schon erstaunlich.
Da die Fröntler ja mehr in der Deutschschweiz vertreten waren, hätte mich ein Deutschschweizer ja nicht verwundert, aber dass ein Welscher da aktiv mitmachte kann ich mir vielleicht erklären, dass der Kanton Neuenburg einmal im 18. Jahrhundert preussischer Besitz war.
Wobei mir da in den Sinn kommt, der Spruch, denn wir im Militär (1984) gehört haben: Wenn ein Welscher weitermacht, dann gleich richtig... will wohl heissen, auf die Verhältnisse von 1939 übertragen, gleich mit der faschichtsichen Gesinnung.

Aber vielleicht täusche ich mich da. Möchte doch auch hoffen, dass es in der Romandie nicht-faschistische Offiziere genug gab... dass es mindestens einen gab, das wissen wir von Deinem Avatar, Orianne...

Re: André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Harald » 14.07.2014, 22:47

Der Kanton Neuchatel gehörte durch Erbschaft von 1707 bis 1848, unterbrochen durch die napoleonische Zeit, dem König von Preußen. Preußen bot der Schweiz die Abtreung an, die dann auch durchgeführt wurde, ohne einen Rappen Entschädigung für Preußen. Irgendwelche bösartigen Folgen der Preußenherrschaft zu finden dürfte sehr sehr schwer fallen.

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Re: André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Orianne » 13.07.2014, 09:59

Marek1964 hat geschrieben:Interessant, dass es auch unter den Romands Nazis gab. Dass er aber sein Verhalten nicht dem Kriegsverlauf anpasste, ist schon erstaunlich.
Da die Fröntler ja mehr in der Deutschschweiz vertreten waren, hätte mich ein Deutschschweizer ja nicht verwundert, aber dass ein Welscher da aktiv mitmachte kann ich mir vielleicht erklären, dass der Kanton Neuenburg einmal im 18. Jahrhundert preussischer Besitz war.

Re: André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Marek1964 » 12.07.2014, 20:19

Interessant, dass es auch unter den Romands Nazis gab. Dass er aber sein Verhalten nicht dem Kriegsverlauf anpasste, ist schon erstaunlich.

André Béguin - Kommandant Lager Wauwilermoos

von Orianne » 12.07.2014, 10:19

André Béguin wurde im Jahr 1897 in Neuenburg Kanton Neuenburg in der Westschweiz geboren. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Bauzeichner im Büro seines Vaters. Nach der Rekrutenschule wurde er sogleich für den 1. Weltkrieg eingezogen, wo er die Unteroffiziers- und Offiziersschule besuchte. Fragt man heute Militärhistoriker über Béguin aus, so werden die Augenbrauen nach oben gezogen, und meistens heisst es, wie so ein Mann Offizier werden konnte.

Béguin schloss sich schon bald zwischen den Kriegen nationalistischen Parteien an, er wurde bestraft weil er eine Parteiuniform trug, er sympathisierte offen mit den Nationalsozialisten, und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, was auch seine beiden Ehen betraf.

1939 wurde Béguin in den Aktivdienst eingezogen, wiederum machte er Schwierigkeiten, wurde versetzt, bekam Posten ohne Bedeutung, er wurde dem FHD (Frauenhilfsdienst) zugeteilt. 1942 wurde er wegen Spionage angezeigt, weil er überall Fotos machte, und wurde aber wegen Mangels an Beweisen frei gesprochen.

Schliesslich wurde Béguin Kommandant des Straflagers Wauwilermoos, das eigentlich fast wie ein KZ geführt wurde, es hatte bewaffnete Soldaten mit Hunden, das Essen war schlecht und karg, die Barracken waren in einem desolaten Zustand mit Läusen und anderem Ungeziefer verseucht. Ueber dieses "Reich" herrschte Béguin, der die internierten meist amerikanischen Soldaten schikanierte wo er nur konnte, denn er erhoffte sich nach einem Anschluss der Schweiz an Deutschland noch einen besseren Posten.

Die Zustände wurden bald in Bern bekannt, doch eine Inspektion durch das IKRK lehnte General Henri Guisan ab, er wollte zuerst eine interne Untersuchung einleiten. Gegen Ende des Jahres 1944 wurde das Büro von Béguin im Lager durchsucht, es stellte sich heraus, dass er ein ganzes Arsenal an gestohlenen amerikanischen Lebensmittel in Dosen u.s.w. lagerte, dazu kamen noch Briefe von Internierten, die er zurück gehalten hatte, oder nicht weitergeleitet hatte, ausserdem fanden sich mehrere hundert Amerikanische Dollars, die er vermutlich den Fliegern abgenommen hatte.

Erst im Spätsommer 1945 kam Béguin in Untersuchungshaft, nachdem fast alle seine Machenschaften ans Tageslicht kamen.
1946 wurde er vor das Divisionsgericht gestellt und zu 3 1/2 Jahren Gefängnis verurteilt und aus der Armee ausgeschlossen.
Wer die Zeit damals kannte, der wusste, dass so ein Mann niemals mehr eine anständige Arbeitsstelle mehr finden würde.

Wann und wo Béguin gestorben ist, dass ist mir unbekannt, auch was er nach 1950 gemacht hatte, er wurde jedoch von den USA als Kriegsverbrecher gesucht.

Heute befindet sich eine moderne Strafanstalt auf dem ehemaligen Gelände des Internierungs- und Straflagers Wauwil.

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Die Fotos stammen aus dem Bundesarchiv in Bern


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