Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

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Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Paul » 26.09.2013, 16:46

RedScorpion hat geschrieben:
Suebe hat geschrieben: ...
"Kaum sind die weg, geht's wirtschaftlich aufwärts"
kaum ist das System Kommunismus futsch geht es aufwärts. :wink:
...
Wird wahrscheinlich stimmen;

aber es fällt eben auf, dass es vielen ehemaligen Sowjetrepubliken z.T. deutlich schlechter geht als Russland (an dem ja auch - teilweise zu recht - immer 'rumgemäkelt wird in Sachen Unsicherheit und Demokratiedefizit).
Was freilich auch mit der Entwicklung und der Preise auf dem Rohstoffmarkt zu tun hat: Reagan hat ja die Sowjetunion u.a. dadurch zu Fall gebracht, dass die Reserven für Oel künstlich hochgerechnet wurden, obwohl sie gar nicht da sind.

Das fiel freilich mit dem Einmarsch Saddam Husseins in Kuweit weg.

Wäre Russland ein demokratisches Land, mit wenig Koruption und Kriminalität, dann wäre es ein Wirtschaftsboomland, also ein Land der unbegrenzten legalen Möglichkeiten.

LG

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von RedScorpion » 26.09.2013, 16:26

Suebe hat geschrieben: ...
"Kaum sind die weg, geht's wirtschaftlich aufwärts"
kaum ist das System Kommunismus futsch geht es aufwärts. :wink:
...
Wird wahrscheinlich stimmen;

aber es fällt eben auf, dass es vielen ehemaligen Sowjetrepubliken z.T. deutlich schlechter geht als Russland (an dem ja auch - teilweise zu recht - immer 'rumgemäkelt wird in Sachen Unsicherheit und Demokratiedefizit).
Was freilich auch mit der Entwicklung und der Preise auf dem Rohstoffmarkt zu tun hat: Reagan hat ja die Sowjetunion u.a. dadurch zu Fall gebracht, dass die Reserven für Oel künstlich hochgerechnet wurden, obwohl sie gar nicht da sind.

Das fiel freilich mit dem Einmarsch Saddam Husseins in Kuweit weg.



LG

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 26.09.2013, 16:17

RedScorpion hat geschrieben:Ich hätte gedacht, eher andersherum: Moskau bzw. die RSFSR hat jahrzehntelang marode Sowjetrepubliken und klamme Bruderstaaten durchgefüttert.
Und siehe da: Kaum sind die weg, geht's wirtschaftlich aufwärts. Russland hat heute eines der besten BIP pro Kopf der Region. Bodenschätze ham's selbst, brauchen's keine anderen Länder zum Ausnehmen.



LG

Noin,
"Kaum sind die weg, geht's wirtschaftlich aufwärts"
kaum ist das System Kommunismus futsch geht es aufwärts. :wink:

Keineswegs meine Meinungsäußerung, die von Musial. "Ein völlig untaugliches System"

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von RedScorpion » 26.09.2013, 16:10

Ich hätte gedacht, eher andersherum: Moskau bzw. die RSFSR hat jahrzehntelang marode Sowjetrepubliken und klamme Bruderstaaten durchgefüttert.
Und siehe da: Kaum sind die weg, geht's wirtschaftlich aufwärts. Russland hat heute eines der besten BIP pro Kopf der Region. Bodenschätze ham's selbst, brauchen's keine anderen Länder zum Ausnehmen.



LG

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von dieter » 26.09.2013, 15:48

Suebe hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob das so richtig rübergekommen ist.
Reparationen, Demontagen, viel oder wenig, zuviel oder zuwenig,
ist für Musial weniger die Frage.

Er sieht die Reparationen und Demontagen als entscheidendes "Startup" für das Hightechland Sowjetunion
verbunden mit der anschließenden wirtschaftlichen Übervorteilung der Satelliten als unersetzlich.

Als die Ausbeutung nicht mehr funktionierte, war sMn das Ende des Sowjetimperiums unausweichlich.
Lieber Schwabe,
kann so sein. Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass unser Herrgott die intelligenz unter seinen Lieben gleichmäßig verteilt hat. :wink: Natürlich muß wie es immer in der Geschichte war, der Anstoß für eine Weiterentwicklung von Außen kommen. Das fing mit Pfeil und Bogen an und hörte leider mit der Atombombe nicht auf. :wink:

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 26.09.2013, 15:24

Ich weiß nicht, ob das so richtig rübergekommen ist.
Reparationen, Demontagen, viel oder wenig, zuviel oder zuwenig,
ist für Musial weniger die Frage.

Er sieht die Reparationen und Demontagen als entscheidendes "Startup" für das Hightechland Sowjetunion
verbunden mit der anschließenden wirtschaftlichen Übervorteilung der Satelliten als unersetzlich.

Als die Ausbeutung nicht mehr funktionierte, war sMn das Ende des Sowjetimperiums unausweichlich.

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von dieter » 23.09.2013, 14:36

Lieber Schwabe,
Natürlich war Polen durch den 2.Weltkrieg sehr betroffen und mußte ganz von Vorne anfangen. :wink:

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 23.09.2013, 13:01

Ich habe gestern in anderer Sache kurz in den "Musial, Stalins Beutezug" reingeschaut.

Musial erwähnt da mehrere Punkte, die laut ihm in der historischen Forschung bisher keine oder kaum Berücksichtigung finden würden.
1. Hätte Stalin den 9. August 1945 als Stichtag für "Reparationen und Demontagen" angesetzt. Alles zuvor galt den Sowjets als Kriegsbeute!
2. Die ehemaligen deutschen Ostprovinzen einschl. des zuvor schon polnischen Oberschlesiens wären industriell von den Russen total platt gemacht worden. Es könne keine Rede davon sein, dass die Polen da "blühende" Provinzen bekommen hätten.

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von dieter » 10.09.2013, 13:24

Peppone hat geschrieben:O.k.
Fazit.
In Westdeutschland erachteten es die Westalliierten für gewinnbringender, auf Reparationsforderungen zu verzichten. In Ostdeutschland war die BEsatzungsmacht mehr auf die Zahlung der Reparationen angewiesen, erkannte jedoch auch irgendwann, dass weitere Reparationszahlungen eher kontraproduktiv sein würden, wenn man das Ziel, die eigene Wirtschaft wieder aufzubauen im Auge hatte.
Nicht die Deutschen haben die Geschädigten des 2.Wk.s übers Ohr gehauen, realpolitische Überlegungen haben dazu geführt, dass nur ein Bruchteil der anstehenden Reparationen gezahlt wurden.

Moralisch kann man davon halten, was man will, aber welcher Mensch, der geradeaus denken kann, geht her und sagt: "Bitte, nehmt das, was ich eigentlich brauche, um meine Familie zu ernähren, denn ich habe Sch.. gebaut und werde dafür büßen", wenn dies gar nicht gefordert wird?
Besonders in Westdeutschland war, glaube ich, der Gedanke, dass das gegenseitige Zerstören z.B. von Städten und Industrieanlagen ohnehin schon eine Art Quitt-Sein geschaffen hätte, durchaus verbreitet. Was in den KZ´s gelaufen ist, hat man ja die 50er und 60er Jahre über ganz gut verdrängt und das haben, glaub ich, auch die Westalliierten nie so direkt als Grund für Wiedergutmachungszahlungen angeführt, Ausnahme dürften allein die Juden gewesen sein.

Es ist menschlich durchaus nachvollziehbar, dass die Deutschen nicht mehr gezahlt haben als gefordert wurde. Hätten die Alliierten mehr gefordert, die Deutschen hätten es auch zahlen müssen. Bei allem, was insbesondere die BRD nachträglich noch an Pluspunkten in Sachen Reparationen für sich herausschlug, waren die Alliierten einverstanden. Wenn man also den scharzen Peter jemandem zuschiebt, müssen die Westalliierten, besonders GB und USA mit ins Boot. Die Deutschen waren Nutznießer, aber auch die GB und USA profitierten davon, dass die BRD so wenig zahlen musste.

Beppe
Lieber Beppe,
es muß doch auch einmal etwas zu Gunsten Deutschlands ausgehen. :wink:

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 10.09.2013, 11:16

Noch eine Ergänzung.
Nach Ende der Besetzung 1950, als die Verwaltung insgesamt wieder in deutsche "Hände" übergeganen sist, haben die Franzosen für Ihre Zone von den jeweiligen "Kreisdelegationen" die Geschichte dieser Besatzungszeit zusammenstellen lassen.
Diese Berichte liegen heute in einem franz. Archiv in Colmar. Ein teilweise ungehobener Schatz der regionalen Zeitgeschichte.

Aus dieser Quelle ist mir bekannt, dass es bei den von Barbarossa zitierten "Rückerstattungen" (evt. auch) um Maschinen ging, die während der Besatzungszeit aus franz. Betrieben "entnommen" und in deutschen Betrieben in Deutschland eingesetzt worden waren.
Mindestens der Fall einer tschechischen Maschine insofern scheint es sich um gängige Praxis gehandelt zu haben.

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 09.09.2013, 20:27

Wenn ich eure sehr fundierten Beiträge noch etwas ergänzen darf.
Die Gespräche zum Londoner Schuldenabkommen waren insgesamt recht langwierig.
letztlich verknüpften die Angloamerikaner das Abkommen in der abgeschlossenen Form mit dem "Wiedergutmachungsabkommen" mit Israel und der Wiederbewaffnung.
Die Wiederbewaffnung, überwiegend mit zu bezahlendem US-Edelschrott durchgeführt, wäre ohne den globalen Wegfall von Reparationsforderungen weder bezahlbar noch politisch in der BRD durchsetzbar gewesen.

Die DDR hat 1953 die ursprünglich geforderten 12 Milliarden US-Dollar an die Sowjetunion bezahlt gehabt. Ein großes Entgegenkommen war das nicht mehr.

Dass die Wiederbewaffnung dann noch etwas länger dauerte lag an der von der franz. Nationalversammlung abgelehnten EVG.

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Barbarossa » 09.09.2013, 19:40

Nicht jeder ist mit dem einverstanden, was bei Wikipedia so geschrieben steht - steht mitunter tatsächlich Unsinn. Obwohl man sich auch bei Wiki auf Quellen stützt und z. T. gut abschrei... äh - ordentlich zitiert. :D
(kleiner Scherz)

Zum Thema - um das (ebenfalls wie Beppe) wieder auf eine sachliche Ebene zurückzuführen:

Bei der BPB stehen Beiträge, die den aktuelle Forschungsstand wirklich seriös wiedergeben.

Zur Höhe der Reparationen:
Die Siegermächte hatten auf verschiedenen Konferenzen 1945 beschlossen, 1800 Betriebe zu demontieren. Betroffen waren insbesondere die deutsche Eisen- und Stahlindustrie sowie Unternehmen der chemischen Industrie. Auch Betriebe des Maschinen- und Fahrzeugbaus wurden demontiert und als eine Form der Wiedergutmachung und Kriegsentschädigung („Reparationen“) und in anderen Ländern wieder aufgebaut. Ende 1950 wurde diese Form der Demontage in der Bundesrepublik Deutschland beendet.
Quelle: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/d ... /demontage
In der umstrittenen Reparationsfrage lehnten die Westmächte eine internationale Kontrolle des Ruhrgebietes ab. Jede Besatzungsmacht sollte Reparationen aus der eigenen Zone entnehmen. Die Teilung Deutschlands in zwei Reparationsgebiete leitete die Teilung in zwei Wirtschaftsgebiete ein.
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/b ... kriegs?p=0
Dabei entsprachen die Eintragungen häufig nicht den tatsächlichen Verlusten, welche die Demontagen hinterließen. Für die USA waren die Demontagen vor allem deswegen ärgerlich, weil sie als einzige Siegermacht geringen Anteil an diesen Demontagen hatten. Im Gegenteil: Sie finanzierten sie teilweise über Hilfsprogramme und kamen damit indirekt für die Reparationen auf. Einen wirtschaftlich stabilen Wiederaufbau konnten sie so aber nicht erreichen.
Quelle: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-g ... edingungen
Die im Rahmen des Potsdamer Abkommens vereinbarten Demontagen wurden zügig durchgeführt. Frankreich konnte damit einen Teil der im Krieg erlittenen Verluste ausgleichen. Außerdem vermied die französische Besatzungsmacht besondere Belastungen, wie sie Briten und Amerikanern entstanden waren, indem sie kaum Flüchtlinge und Vertriebene in ihrer Zone aufnahm. Im Gegensatz zu Großbritannien und den USA konnte Frankreich so die Ausgaben für seine Besatzungszone gering halten und verhindern, dass zusätzliche Kosten die durch den Krieg gestörten französischen Staatsfinanzen belasteten.
Quelle: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-g ... atzung?p=3

Insgesamt wird tatsächlich vermieden, die Höhe der Reparationen in einer Geldsumme zu beziffern.

Über die Reparationen hinaus gab es noch die Wiedergutmachungen. Zum Begriff "Wiedergutmachung" steht dort erst einmal erläutert:
Die Auflösung des Rechts in Angst und Schrecken, die bis zum millionenfachen Mord gesteigerte Verfolgung lassen sich nicht ungeschehen oder rückgängig und in diesem Sinne niemals "wieder gut" machen. Außerdem bringt dieses Wort eher die Perspektive der Haftenden als die der Verfolgten zum Ausdruck – mit der Folge, dass damit eine aufdringliche Versöhnungserwartung verbunden sein kann. Im Gegenzug hat der Staat Israel für die im deutsch-israelischen Abkommen von 1952 vereinbarte Globalzahlung mit Bedacht das Wort Shilumim gewählt, das nichts anderes als "Zahlungen" bedeutet und Konnotationen wie Versöhnung oder Vergebung dezidiert abweist.

Blättert man im Grimm’schen Wörterbuch, so erfährt man jedoch auch, dass "gutmachen" im Deutschen von alters her "ersetzen, bezahlen, sühnen" bedeutet.[1] Vielleicht erklärt diese Bedeutungsschicht, warum jüdische Emigranten deutscher Herkunft den Begriff nicht selten akzeptierten, mitunter auch selbst propagierten. Die wohl früheste Erwähnung findet sich in einem 1943 publizierten Artikel von Siegfried Moses mit dem Titel "Die Wiedergutmachungsforderungen der Juden".[2] Die in New York erscheinende deutsch-jüdische Wochenzeitung "Aufbau" benannte eine ab 1957 erscheinende Beilage ohne distanzierende Anführungszeichen: Wiedergutmachung.

Rückerstattung

Auf der Basis der alliierten Militärregierungsgesetze haben schätzungsweise rund Hunderttausend Privatpersonen ein Wertvolumen von etwa 3,5 Milliarden DM zurückgegeben. Dieser Vorgang war bis zum Ende der 1950er Jahre größtenteils abgeschlossen. Die Schadensersatzleistungen der Bundesrepublik beliefen sich auf etwa 5,2 Milliarden DM.[8] Im Rahmen der damaligen Geldwert- und Fiskalverhältnisse ist das eine beachtliche quantitative Bilanz. Diese Zahlen bringen jedoch keineswegs den Gesamtwert dessen zum Ausdruck, was den NS-Verfolgten weggenommen worden war. Nicht nur, dass sie immaterielle Werte außer Acht lassen, die mit Vermögenswerten verbunden sein können (wie beispielsweise die identitätsstiftende Bedeutung von Erbstücken der Familie), auch andere Faktoren führten zu Einbußen, darunter Antragsfristen und Höchstgrenzen...Sofern das Deutsche Reich seine Beute im Ausland gemacht hatte, wurde der Schaden nur dann ersetzt, wenn das Beutegut damals auf das Gebiet der späteren Bundesrepublik gelangt war, und auch nur dann, wenn die Antragsteller in einem Land wohnten, mit dem die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen unterhielt. Damit waren insbesondere die Staaten des Ostblocks ausgeschlossen...
Wegmarken der Entschädigung

Mit dem [Bundesentschädigungsgesetz (BEG)] haben wir das Kernstück der westdeutschen Wiedergutmachung vor Augen. Von den rund 104 Milliarden DM, die die öffentliche Hand bis 1998 insgesamt für Wiedergutmachung geleistet hat,[10] entfallen rund drei Viertel auf dieses Gesetz, wenn man die frühere Fassung von 1953 und die Novelle von 1965 mit einbezieht. Etwa 650.000 Verfolgte erhielten einmalige Zahlungen, etwa 360.000 eine monatliche Rente. Die Leistungen reichten von "großzügig bis kleinlich".[11] So war die Haftentschädigung (auch für KZ-Haft) mit gerade fünf DM pro Tag extrem niedrig bemessen, während Behandlungskosten bei Gesundheitsschäden und Rentenbewilligungen für Gesundheits- und Berufsschäden finanziell schwerer wogen. Insbesondere die Berufsschadensrenten konnten oft den Lebensunterhalt decken. Rund 80 Prozent der Entschädigungsgelder flossen (oder fließen noch) ins Ausland, etwa zur Hälfte nach Israel. Zu den Voraussetzungen zählte, dass die Empfänger eine "räumliche Beziehung" zum Deutschen Reich gehabt hatten...
Quelle: http://www.bpb.de/apuz/162883/wiedergut ... ueberblick
Globalabkommen

Das früheste, wichtigste und bekannteste Vertragswerk dieser Art ist das Luxemburger Abkommen mit Israel und der Claims Conference, das 1953 in Kraft trat. Damit verpflichtete sich die Bundesrepublik zu Leistungen an den israelischen Staat im Wert von drei Milliarden DM. Bei der zutiefst verstörenden Frage nach der Bemessungsgrundlage hatten die Eingliederungskosten für etwa eine halbe Million Holocaust-Überlebender aus Europa als Ausgangspunkt gedient. Hinzu kamen Zahlungen von 450 Millionen DM an die Claims Conference, die diese Mittel vorwiegend für karitative und kulturelle Gemeinschaftseinrichtungen außerhalb Israels verwandte. (...) Bonn betrachtete das Israel-Abkommen als absoluten Sonderfall, auch völkerrechtlich, weil Israel – als ein erst nach dem Krieg gegründeter Staat – in die Reparationsverhandlungen der am Krieg beteiligten Staaten nicht einbezogen war.
Da die Westintegration das Lebenselixier der Bonner Republik war, war es jedoch schlechterdings unmöglich, die aus dem westintegrierten Ausland kommenden Forderungen einfach abzublocken. Daher hat die Bundesrepublik zwischen 1959 und 1964 Globalabkommen mit elf westeuropäischen Staaten geschlossen, um Verfolgte, die "typisches NS-Unrecht" erlitten hatten, in einem gewissen Maß zu entschädigen. Dafür stellte Bonn insgesamt 876 Millionen DM bereit, eine relativ geringe Größenordnung, sodass mehrere Vertragspartner sich vorbehielten, zu gegebener Zeit weitere Ansprüche zu stellen.
Als Staatssekretär Hans Globke 1959 im Auftrag des Bundeskanzlers Konrad Adenauer insgeheim einen Eventualplan für eine völkerrechtliche Lösung der Deutschlandfrage niederschrieb, fügte er in den Abschnitt "wirtschaftliche Bestimmungen" einen Betrag ganz anderen Kalibers für "private Wiedergutmachungsansprüche" ein: 20 Milliarden DM. Das Kanzleramt war sich der Dimension unbeglichener internationaler Rechnungen also sehr wohl bewusst...
Ostdeutscher Weg

Im deutsch-deutschen Vergleich fällt zunächst eine gespaltene Sprache auf. Anders als in der Bundesrepublik verstand man in der DDR unter "Wiedergutmachung" so gut wie ausschließlich die Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Daher betrachtete die DDR ihre internationale Wiedergutmachungspflicht als abgegolten, als Moskau im Herbst 1953 das Ende der Reparationen verkündete.
(...)
Demnach beschränkte die DDR ihre Leistungen strikt auf solche NS-Verfolgte, die ihren Wohnsitz auf dem ostdeutschen Staatsgebiet hatten. Die Zahl der anerkannten Verfolgten belief sich 1953 auf etwa 40.600 und sank bis 1989 auf rund 10.000. Bemerkenswert ist eine "Ehrenpensions-Verordnung", die 1965 eine Unterscheidung zwischen "Kämpfern gegen den Faschismus" und bloßen "Opfern des Faschismus" einführte. Die "Kämpfer", weitgehend identisch mit früher verfolgten Kommunisten, waren seither materiell und symbolisch besser gestellt als die "Nur-Opfer". Kaum zehn Prozent der Anspruchsberechtigten waren Opfer antijüdischer, rassistischer Verfolgung gewesen. Denn nicht viele Juden kehrten nach 1945 in die Sowjetische Besatzungszone zurück, und sie wanderten überwiegend wieder aus, als Anfang der 1950er Jahre eine antisemitische Welle durch Osteuropa ging.
Quelle: http://www.bpb.de/apuz/162883/wiedergut ... rblick?p=2

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Peppone » 09.09.2013, 18:54

O.k. Ich will mal versuchen, da wieder ein bisschen Ruhe reinzubringen.
Fakt ist, dass in den Anfangsjahren nach 45 in allen Teilen Deutschlands demontiert wurde und Reparationen eingefordert wurden.
Briten und Amerikaner haben bald registriert, dass Stalin die SBZ als neuen Dauerbesitz ansieht und als seinen Einflussbereich ansieht. Genauso deutlich war, dass Briten und Amerikaner schnellstmöglichst wieder raus aus Deutschland wollten. Wollten sie verhindern, dass ganz Deutschland zum Sowjetbereich kommt, mussten sie dafür sorgen, dass die Deutschen "den Westen" als den attraktiveren Raum sahen und dass sie sich selber erhalten konnten, sonst hätten sich die Westalliierten dumm und dämlich gezahlt, um Westdeutschland am Leben zu erhalten und noch dazu für Stalin unerreichbar zu machen.
Beide, GB und USA, stoppten also recht schnell wieder die Reparationsforderungen und Demontagen und versuchten im Gegenteil, West-Deutschland wieder zu einem allerdings entimilitarisierten Industrieland aufzubauen, das nicht von britisch-amerikanischen Förderungen abhängig wäre, fest in den Westblock eingebunden wäre und quasi als Bollwerk gegen eine weitere Westwanderung des Stalin´schen Einflussbereichs dienen konnte. Ein US-britischer Satellit also, so wie die SBZ recht bald schon zum Sowjet-Satelliten geworden war.
Die Franzosen ließen sich irgendwann auch überzeugen, dann wurde u.a. das Londoner Schuldenabkommen geschlossen und die dann schon existierende BRD war aus dem Schneider, was die Reparationen anbetraf.
Um jemanden über den Tisch zu ziehen, muss man den Willen dazu haben. Der Anstoß zur Erledigung der Reparationsfrage in Sachen BRD ging aber von den USA und GB aus, wobei Adenauer dankend annahm und sich als treuer Vasall der USA zeigte, der allerdings das Wohl seines Landes sehr wohl im Auge behielt und versuchte, das Beste für die BRD rauszuholen. Für einen Regierungschef ein durchaus legitimes Anliegen.
Dass man sich in Sachen Entschädigungen an Juden, Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Insassen nicht gerade überschlug, wurde der BRD lange nicht vorgehalten, das passierte erst ab den 60er Jahren, dann aber umso massiver. Die Ex-Nazis in der BRD-Führung zeigten sich erwartungsgemäß hartleibig, auch danach war für die BRD immer die DEvise "grad so viel wie unbedingt nötig" zu tun, nicht zuletzt die deutsche Industrie musste erst durch die Drohung von Milliadenentschädigungen per US-Zivilklagen dazu gezwungen werden, überhaupt erst mal die eigene NS-VErgangenheit aufzuarbeiten und zu ihr zu stehen. 60 Jahre nach dem Krieg war dafür auch wirklich höchste Eisenbahn...

In der SBZ/DDR hatte es Stalin lange nicht nötig, von seinen Reparationsforderungen was zurückzunehmen, er konnte es sich auch kaum leisten, weil im ehemals deutsch besetzten Teil Europas jede Hilfe gebraucht wurde, um überhaupt wieder produzieren zu können. Erst der Aufstand des 17.Juni 1953 brachte die Sowjetführung zum Einlenken, man erkannte, dass die immer noch hohen Reparationszahlungen die Produktion von Konsumgütern in der DDR derart einschränkte, dass das ein Grund unter anderen für den Aufstand gewesen war. Um solches zu verhindern, wurden u.a. die Reparationsforderungen der UdSSR gestoppt. Der wirtschaftliche Aufschwung der DDR nach 1953 zeigte, dass dieser Schritt nötig gewesen war.

Fazit.
In Westdeutschland erachteten es die Westalliierten für gewinnbringender, auf Reparationsforderungen zu verzichten. In Ostdeutschland war die BEsatzungsmacht mehr auf die Zahlung der Reparationen angewiesen, erkannte jedoch auch irgendwann, dass weitere Reparationszahlungen eher kontraproduktiv sein würden, wenn man das Ziel, die eigene Wirtschaft wieder aufzubauen im Auge hatte.
Nicht die Deutschen haben die Geschädigten des 2.Wk.s übers Ohr gehauen, realpolitische Überlegungen haben dazu geführt, dass nur ein Bruchteil der anstehenden Reparationen gezahlt wurden.

Reparationen aufzurechnen und mit Vorkriegswerten zu vergleichen, das bringt nichts, das haben wir ja auch schon in der Diskussion gesehen. Wenn Reparationen gerecht sein sollen, dass muss der Schädiger dafür sorgen, dass die Geschädigten wieder auf dem Niveau leben können, das sie vor den Schädigungen hatten. Ist dieses Niveau erreicht, haben die Reparationen - hier als Wiedergutmachung verstanden - ihr Ziel erreicht und sollten gestoppt werden.
Nun war es aber auch eines der Ziele aller Alliierten, durch die Reparationsforderungen ein erneutes militärisches Wiederauferstehen Deutschlands für alle Zeiten verhindern zu wollen. Reine Wiedergutmachung stand also von Anfang an gar nicht auf dem Programm.
Als man erkannte, dass man das Ziel, einen neuen Krieg in Europa zu verhindern, besser erreichen konnte, indem man (West-)Deutschland die Reparationen erließ, tat man dies auch. Die Westdeutschen beschwerten sich genauso wenig darüber wie später die Ostdeutschen (die ohnehin mehr gezahlt hatten und das Gefühl gehabt haben dürften, sie wären der falsche Adressat für Reparationsforderungen, dafür sollten doch besser die Industriellen aus dem kapitalistischen Bereich Deutschlands aufkommen...), ganz blöd waren die ja auch nicht.

Moralisch kann man davon halten, was man will, aber welcher Mensch, der geradeaus denken kann, geht her und sagt: "Bitte, nehmt das, was ich eigentlich brauche, um meine Familie zu ernähren, denn ich habe Sch.. gebaut und werde dafür büßen", wenn dies gar nicht gefordert wird?
Besonders in Westdeutschland war, glaube ich, der Gedanke, dass das gegenseitige Zerstören z.B. von Städten und Industrieanlagen ohnehin schon eine Art Quitt-Sein geschaffen hätte, durchaus verbreitet. Was in den KZ´s gelaufen ist, hat man ja die 50er und 60er Jahre über ganz gut verdrängt und das haben, glaub ich, auch die Westalliierten nie so direkt als Grund für Wiedergutmachungszahlungen angeführt, Ausnahme dürften allein die Juden gewesen sein.

Es ist menschlich durchaus nachvollziehbar, dass die Deutschen nicht mehr gezahlt haben als gefordert wurde. Hätten die Alliierten mehr gefordert, die Deutschen hätten es auch zahlen müssen. Bei allem, was insbesondere die BRD nachträglich noch an Pluspunkten in Sachen Reparationen für sich herausschlug, waren die Alliierten einverstanden. Wenn man also den scharzen Peter jemandem zuschiebt, müssen die Westalliierten, besonders GB und USA mit ins Boot. Die Deutschen waren Nutznießer, aber auch die GB und USA profitierten davon, dass die BRD so wenig zahlen musste.

Beppe

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von Suebe » 09.09.2013, 18:16

RedScorpion hat geschrieben:./.

./.
Oh ja, was ham wir doch für Reparationen gelöhnt, nech? :wink:
auch das sei dir geschenkt.


Das Standard-Werk zum Thema ist immer noch:

Jörg Fisch, "Reparationen nach dem zweiten Weltkrieg"

die Inhalte des Wiki-Links sind ....

Re: Reparationsleistungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg

von RedScorpion » 09.09.2013, 17:02

Wenn ich arbeiten wollte, tät' ich hier nicht posten. :wink: :mrgreen:

Nicht derjenige, der behauptet, etwas sei nicht, ist in der Bringschuld (denn beweis 'mal, dass etwas nicht ist),

sondern derjenige, der sagt, dass es etwas gebe.



Abgesehen davon, geistern ja so n paar Zahlen da 'rum, auf den verschiedenen Wiki-Seiten in verschiedenen Sprachen.

Hau die doch 'mal einfach in 'n Zähler 'rein und dann im Verhältnis dazu so'n paar Sachen in den Nenner,

und dann sieh 'mal, was daraus kommt.

V.a. auch hinsichtlich dessen, was einem so allgemein ins Auge springt (z.B. die allgemeine Grössenordnung der doch sehr lächerlichen Zahlen).

Fackel ich das Haus vom Nachbarn ab, steht da 'n armes Bettlerkind bei; setzen wir uns in meinen Benz und flüchten, fahren vor 'ne Mauer und werden geschnappt;

haben noch die Chuzpe, der Staatsanwaltschaft den Benz in Rechnung zu stellen (aber nein, warum denn 'ne olle Blechkiste von heute; nehm' wir doch 'nen 540K, in Topzustand, und in Goldmark),

berechnen das abgebrannte Haus im Einheitswert von Anno Pipapo zu 10.000 DM, wovon wir aber nur bereit sind, 10 DM zu bezahlen, und klauen dem Kind 9. Bezahlen wir 1 DM für ein Millionenobjekt als Entschädigung.

Oh ja, was ham wir doch für Reparationen gelöhnt, nech? :wink:




LG

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