Hexenverfolgung und Kirche

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Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Harald » 27.11.2014, 14:31

Die von der Besessenheit Befallenen werden natürlich nicht mehr verbrannt, aber die Folgen der Teufelsaustreibung sind trotzdem furchtbar.

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Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Harald » 27.11.2014, 14:27

Ich will weder Katholiken oder Protestanten rechtfertigen, beide trugen große Schuld an den Verbrechen.
Wie ich schon erwähnte, gibt es heute noch bei den Katholiken den Glauben an die Besessenheit und Teufelsaustreibungen. Die kath. Kirche hat diese zweifelhaften Praktiken bisher nicht verboten, wenn sie auch nur noch selten praktiziert werden.

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Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Simon_Fuchs_91 » 26.11.2014, 19:41

Meines Wissens nach, war die Kirche zwar natürlich an den Hexenverfolgungen massiv beteiligt, doch
übte in späteren Jahren Kritik gegen die Massen Verfolgung aus. (wenn auch nicht gegen die Verfolgungen an sich.)

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Lia » 04.11.2014, 13:12

Dietrich hat geschrieben:Hexenverfolgung war ein Massenphänomen und nicht nur in der katholischen Kirche, wie viele meinen, sondern auch in der protestantischen Kirche durchaus akzeptiert. Der Glaube an Hexen war allgemein in Europa und besonders in deutschen Landen verbreitet, wo er erheblich schlimmer wütete als z.B. in Italien.
Das wird auch in allen seriösen Forschungen immer wieder betont: Die weltliche brigkeit hatte bisweileneingrößeres Interesse an der Beseitigung unliebsamer Menschen als die katholische Kirche.
In den protestantischen Herzogtümern gab es immer noch Hexenprozesse.
Interessant, in welchen Zusammenhängen die Verfolgungswellen standen.
Aus vorher schon angeführten,verlinkten Quellen, her aus:
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/hexen.htm
Zitat:
"Mit Ausnahme der atypischen Urteile des Lübecker Rates wurden drei Viertel der Angeklagten hingerichtet. Am intensivsten wurden die sogenannten Hexen im östlichen Hügelland verfolgt. Das galt insbesondere in den Güterbezirken , wo jeder der vielen Grundherren selber Recht sprach, sowie auf Fehmarn. Im Gegensatz dazu lassen sich im großbäuerlich geprägten Dithmarschen, den Elbmarschen oder in den kleinbäuerlichen Dörfern der Geest in der Mitte des Landes vergleichsweise wenig Hexenprozesse nachweisen."
Weiter:
"Als einen Grund für die Hexenprozesse im 17. Jahrhundert muß unverkennbar die ökonomischen Krise dieser Zeit angenommen werden. Insgesamt zeigt die Hexenverfolgung in Holstein ein ambivalentes Bild: Auf der einen Seite gab es, verglichen mit Mecklenburg oder Würzburg, eine geringere Anzahl von Prozessen. Dem steht jedoch eine hohe Zahl von Todesurteilen gegenüber. Diese strengen Sanktionen stehen im Gegensatz vor allem mit der Praxis in Skandinavien. Die vielen Prozesse, die zum größeren Teil "von unten" aus der Bevölkerung gewünscht und "von oben" zugelassen wurden, zeugen von hohen Spannungen in der frühneuzeitlichen Gesellschaft Schleswig-Holsteins, die sich in der Hexenverfolgung entluden. "
Kann ich ich nun stolz sein oder muss ich beschämt sein muss, weil an meinen Wohnorten Hexen verfolgt oder getötet wurden oder nicht?

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von dieter » 04.11.2014, 10:24

Harald hat geschrieben:In Frankfurt a.M. wurde beinahe mal eine Hexe verbrannt. Man hat dann doch davon abgesehen.
Nicht der schlechteste Grund, warum ich auf diese Stadt stolz bin.

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Lieber Harald,
ich auch. :)

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Dietrich » 03.11.2014, 19:48

Harald hat geschrieben:Jetzt weiß ich auch, was Frankfurt a.M. und Rom gemeinsam hatten: in beiden wurde keine einzige Hexe verbrannt.
Aber um bei der Wahrheit zu bleiben: "Rom" hat auch keinen Finger gerührt, um die Hexenverbrennungen in Deutschland abzuschaffen. Noch heute glauben Teile der katholischen Kirche an Besessenheit und Exorzismus!
Hexenverfolgung war ein Massenphänomen und nicht nur in der katholischen Kirche, wie viele meinen, sondern auch in der protestantischen Kirche durchaus akzeptiert. Der Glaube an Hexen war allgemein in Europa und besonders in deutschen Landen verbreitet, wo er erheblich schlimmer wütete als z.B. in Italien.

Insofern ist die Frage, warum "Rom" die Hexenverfolgung nicht "abschaffte", falsch gestellt. Erst ein allmählich wachsendes Bewusstsein in Europa, dass der Hexen- und Dämonenglaube purer Aberglaube ist, führte zum langsamen verebben der Hexenverfolgung.

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Harald » 03.11.2014, 16:40

Jetzt weiß ich auch, was Frankfurt a.M. und Rom gemeinsam hatten: in beiden wurde keine einzige Hexe verbrannt.
Aber um bei der Wahrheit zu bleiben: "Rom" hat auch keinen Finger gerührt, um die Hexenverbrennungen in Deutschland abzuschaffen. Noch heute glauben Teile der katholischen Kirche an Besessenheit und Exorzismus!

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Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Harald » 03.11.2014, 15:55

Die Jesuiten wurden als Hexenjäger erwähnt, aber da muß man auch an den Kölner Jesuiten Graf Spee, einen Urgroßonkel des Marineoffiziers, erinnern, der ganz vehement gegen die Hexenverfolgung wetterte und damit auch große Erfolge hatte.

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Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Lia » 03.11.2014, 10:34

Orianne hat geschrieben:Hmm, das wurde mir auch schon öfters gesagt, in dem Fall bin ich ja nicht alleine :angel:

Natürlich wurden ja oft missliebige Leute als Zauberer oder Ketzer denunziert, und dann sprichwörtlich mundtot gemacht.
Nicht zuletzt Frauen, die klüger waren und sind als Durchschnittsmann erlaubt.
Wobei nicht immer die Kirche, sondern ebenso die weltliche Obrigkeit an Hexenprozessen Interesse hatte und sich dann an die Kirche wandte, um geistliche Unterstützung und Beweise zu bekommen.
Gibt eine recht interessante Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ansätzen zur Hexenforschung.
Guckst Du unter diesem Link, scrollen solltest Du, weil ich die Oerhexe von Schleswig als Such-Tag eingegeben hatte.
http://books.google.de/books?id=wIlg0ab ... au&f=false

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Orianne » 03.11.2014, 09:40

Lia hat geschrieben: Ähm, ja, dass man mich einst als Hexe verbrannt hätte, habe ich schon oft genug gehört, und das nur, weil ich oft Gedanken lesen kann. :angel:
Oder den bösen Blick habe, wenn man mich gar zu sehr ärgert. :angel:
Hmm, das wurde mir auch schon öfters gesagt, in dem Fall bin ich ja nicht alleine :angel:

Natürlich wurden ja oft missliebige Leute als Zauberer oder Ketzer denunziert, und dann sprichwörtlich mundtot gemacht.

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Lia » 03.11.2014, 09:06

Barbarossa hat geschrieben:grusel...
Beim nächsten Urlaub in Skandinavien solltest Du in Dänemark dann erstmal einige Tüten Hexehyler als Wegzehrung kaufen. :mrgreen:

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Barbarossa » 03.11.2014, 00:00

grusel...
:shifty:

(siehe auch auf die Uhrzeit :mrgreen: )

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Lia » 02.11.2014, 18:59

Böses Thema, und doch musste ich gerade grinsen.
In Schleswig begann Dagmar Unverhau ( damals Landesarchiv Schleswig)schon früh, die Hexenverfolgung zu erforschen und zu dokumentieren, was ihr unter den Studis den liebevollen Namen " Oberhexe von Schleswig" eintrug.
Des Themas nahmen sich noch einige aus meinen Examenssemestern an.

Inzwischen gibt es etliche (wissenschaftliche) Publikationen zu dem Thema für Schleswig- Holstein, und auch Aktionen.
Der plakativste Link ist dieser:
http://www.taz.de/!134570/

Gefolgt von diese, hier:
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/hexen.htm

Literatur zum Thema , regionalgeschichtlich u.a.
Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung 1530-1730 im Alten Reich, Frankfurt u.a. 2000.
https://www.historicum.net/themen/hexen ... 939e2a65c/
Hexenverfolgung in Schleswig-Holstein vom 16. bis 18. Jahrhundert, Heide 2001.

http://books.google.de/books?id=55nDXp4 ... au&f=false
Ähm, ja, dass man mich einst als Hexe verbrannt hätte, habe ich schon oft genug gehört, und das nur, weil ich oft Gedanken lesen kann. :angel:
Oder den bösen Blick habe, wenn man mich gar zu sehr ärgert. :angel:

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Peppone » 02.11.2014, 18:09

Es hing schon auch viel vom jeweiligen Herrscher ab, wie ausufernd die Hexenverfolgungen waren: Beispiel Pfalz-Neuburg.

http://www.neusob.de/historischerverein ... 0donau.pdf

"Neuerdings ist (...) eine grundlegende Arbeit Wolfgang Behringers über Hexenverfolgungen in Bayern erschienen (...).
Nach dieser Arbeit sind im Fürstentum Pfalz-Neuburg vor 1570 keine Hexenverfolgungen bekannt. Danach sind einzelne Hexenprozesse in Höchstädt und Lauingen dokumentiert, die zeigen, dass man in der evangelischen Periode zwar grundsätzlich die Bestrafung von Hexerei befürwortete und auch umliegende Territorien bei deren Verfolgung unterstützte, dass man selber aber durchaus vorsichtig bei der Bewertung der angezeigten Fälle vorgegangen ist. Für die Stadt Neuburg sind die ersten Hexenprozesse 1602 und 1613 beurkundet; der Prozess 1613 endete mit einer Hinrichtung.
Eine große Verfolgungswelle ist im Fürstentum Pfalz-Neuburg erst in der katholischen Zeit unter der Regierung des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm festzustellen, der sich wie sein Schwager Herzog Maximilian von Bayern durch eine düstere, an Sünde und Strafe orientierte Religiosität und besonderen Hexenwahn auszeichnete. Offenbar haben sich in Neuburg die durch den teilweise erzwungenen kollektiven Religionswechsel verursachten, bewussten und unbewussten Ängste stimulierend ausgewirkt.
Auch wird in dieser Zeit der Einfluss der Verfolgungsbefürworter aus Ingolstadt wirksam, deren Vertreter prominente Jesuiten, wie Petrus Canisius und Jakob Gretser waren. (...)
Aus den Jahren 1629/30 sind aus Neuburg 38 Prozesse mit vielen Hinrichtungen bekannt. In Reichertshofen wurden 1628/29 ebenfalls etwa 80 Prozesse durchgeführt, von denen mindestens 51 mit einer Hinrichtung endeten. Diese Verfolgungswelle ebbte erst nach 1635 ab. "

Trotzdem wurden in Reichertshofen noch 1661 ganze Familien hingerichtet, ebenso 1655 im brandenburgischen Amberg, 1656 in der Stadt Memmingen. die Familienprozesse hatten ihren Höhepunkt zwischen 1690 und 1730, wiederum mit "Höhepunkten" in Bayern (Haidau, Rain) und im augsburgischen Schwabmünchen. (Behringer: Witchcraft Persecutions in Bavaria).
1717 und 1723 wurden in Freising sogar Kinder als Hexen bzw. Hexer hingerichtet! (kurz: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderhexe ... n_Freising).
Laut Reinhard Haiplik ("Hexen in der Hallertau", Pfaffenhofen/Ilm 2000) fand noch 1730 in Pfaffenhofen der letzte Hexenprozess in der Hallertau statt, die letzten Hexen wurden in Bayern 1754 und 1756 in Landshut verbrannt. Eine davon war erst 13 Jahre alt...

1775 wurde im Stift Kempten die letzte Hexenhinrichtung auf deutschem Boden vollzogen, die letzte in Europa war die von Anna Göldi in Glarus 1782.

Zusammenfassend: In Pfalz-Neuburg machten die Protestanten von Höchstädt und Lauingen den Anfang, richtig hoch her ging es in Sachen Hexen aber im katholischen Bayern bzw. im rekatholisierten Pfalz-Neuburg. Und auch Augsburg und Kempten waren ja katholisch...genauso muss aber gesagt werden, dass es Katholiken waren, die energisch dagegen eintraten, dass Hexenverfolgungen auf purem Aberglauben beruhen. Es waren Ingolstädter Professoren, die noch im 16.Jh. juristische Stellungnahmen abgaben, um ihren hexengläubigen Kollegen, die ja auch an der Uni Ingolstadt lehrten, in die Parade zu fahren. Und 1766 war es der Theatinerpater Ferdinand Sterzinger, der mit einer öffentlichen Rede die Hexenprozesse (in Bayern) endgültig beendete. Zitat Haiplik: "Doch erst im Strafgesetzbuch von Feuerbach 1813 standen Hexerei und Zauberei nicht mehr unter Strafe."

*seufz* Haiplik berichtet für die Hallertau sogar noch aus den 1960er Jahren von Anzeigen wegen Hexerei...der Aberglaube sitzt tief...

Beppe

Re: Hexenverfolgung und Kirche

von Orianne » 05.10.2014, 21:33

Ich habe vorhin noch die Geschichte der letzten "Hexe" von Deutschland, Anna Maria Schwegelin gelesen.
Die Frau wurde m.E. Opfer ihrer Zeit, dazu konvertierte sie noch zum evangelischen Glauben, ich meine, dass hat sie erst vor Gericht gebracht. Ob das Urteil gegen sie vollstreckt wurde, dass weiss man nicht. Sie lebte von 1729 - 1781(?)

http://www.histo-couch.de/uwe-gardein-d ... gelin.html

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