Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

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Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Marianne E. » 25.11.2023, 09:43

Und das muss unbedingt schriftlich dokumentiert werden.
Gewissermaßen als Aufgabe für die ebenfalls Nichtwissenden und für die Nichtwissenwollenden.
Weiter so.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Holger1969 » 24.11.2023, 23:53

Und daß Du mir Halbwissen bescheinigst ehrt mich. Eigentlich kann ich gut leben mit: "Ich weiß, daß ich nichts weiß."
Man sagt, dass bereits Sokrates wusste, dass er nichts weiß. Viel weiter sind wir Menschen seit der Antike offenkundig nicht gekommen.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Skeptik » 24.11.2023, 17:52

andreassolar hat geschrieben: 23.11.2023, 22:43
In der ersten Zeit sah man Jesus als den Guten Hirten. Nach und nach entwickelte sich aber diese blutige Kreuzesideologie. Bis in die heutige Zeit das maßgebliche und nicht zu übersehende Symbol der Christenheit. Zu verdanken ist das hauptsächlich Paulus.
Das trifft so nicht zu

Das verharmlost die Tatsache, daß er Zitate verbiegen mußte, um seine zentrale Botschaft zu untermauern.
(Kaum anzunehmen, daß das auch dem Inhalt der Paulusbriefe des Marcion entsprach).
Doch, Marcion hat die Paulusbriefe nicht umschreiben lassen. Die Ablehnung des jüdischen Gesetzesgottes, das ist Marcion.
@Skeptik: Warum hätte Marcion das auch tun sollen? Umgekehrt wird ein Schuh draus: In der jetzigen Form hätte Marcion bestimmt keine Freude an ihnen gehabt.
Paulus war kein wissenschaftlicher Experte auf Reisen, ein an einer bekannten Gelehrtenschule oder antiken 'Uni' ausgebildeter Philologe/Philosoph oder Theologe, er war als Missionar unterwegs. Was also soll mit Deinem Zitat von Joseph Blank von 1972 belegt werden?
Er war als Missionar, unterwegs um einen in überirdischen himmlischen Erscheinungen von Gott - ihm und nur ihm - erteilten Auftrag zu erfüllen. Und dazu, siehe oben, war jedes Mittel recht.

Und daß Du mir Halbwissen bescheinigst ehrt mich. Eigentlich kann ich gut leben mit: "Ich weiß, daß ich nichts weiß."

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 23.11.2023, 22:57

Dein Sturmlauf gegen Paulus, das Christentum und anderes, @Skeptik, sei Dir unbenommen. Er bleibt halt ein Sturmlauf mit einer bunten Sammlung von verschiedensten, eilig aufgesammelten Bruchstücken. :wink:

Für das FadenThema und mich soweit auch nicht interessant, zumal der Sturmlauf auch wenig historisch interessiert zu sein scheint, dafür mehr an moralischer Verurteilung aus der halbwissenden Rückschau, meine ich.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 23.11.2023, 22:43

In der ersten Zeit sah man Jesus als den Guten Hirten. Nach und nach entwickelte sich aber diese blutige Kreuzesideologie. Bis in die heutige Zeit das maßgebliche und nicht zu übersehende Symbol der Christenheit. Zu verdanken ist das hauptsächlich Paulus.
Das trifft so nicht zu
(Kaum anzunehmen, daß das auch dem Inhalt der Paulusbriefe des Marcion entsprach).
Doch, Marcion hat die Paulusbriefe nicht umschreiben lassen. Die Ablehnung des jüdischen Gesetzesgottes, das ist Marcion.
Seine religiöse Erziehung und Unterweisung im hebräischen Urtext des Alten Testaments soll Saulus/Paulus bei dem bekannten Rabbi Gamaliel erhalten haben. Seine Zitate richten sich aber immer nach der griechischen Septuaginta.
Es gibt keinen hebräischen Urtext des AT.
Es gibt die Septuaginta (griechisch), die sich ab dem 3. Jh. vor Chr. formierende Sammlung jüdischer Schriften in griechisch (Zentrum: Alexandria mit sein sehr großen und einflussreichen griechisch sprechenden jüdischen Diaspora-Gemeinde), teils als griechische Übersetzung aus dem sich entwickelnden jüdischen Kanon,
und den hebräischen Tanach (mit den Teilen Tora, Nevi'im, Ketuvim), der auch erst nach eine gewissen Entwicklung ca. 80-100 n. Chr. seinen wesentlichen Abschluss fand.
Vereinfacht gesprochen.

Einen für alle jüdischen Gläubigen, für alle jüdischen Schulen und Richtungen verbindlichen Kanon hat es damals noch nicht gegeben, auch keine gebundenen Codices, sondern jene Sammlungen von Schriftrollen, mal vollständig, mal weniger vollständig.


Unser AT beruht auf der Septuaginta, nicht auf dem Tanach, der Hebräischen Bibel.
Und da Paulus offenkundig auf die Septuaginta referiert, ist natürlich der vermutete Unterricht bei Rabbi Gamaliel entlang Tora usw. in hebräisch im damaligen Israel deutlich legendär. Paulus selber schreibt ja davon auch nichts.

Zu deinen Ausführungen hinsichtlich nicht zutreffender Übersetzungen: Übersetzungsvarianten und weitere Varianten findet man vielfach im gesamten NT, nicht nur bei Paulus. Dies war eine weite verbreitete Methode in Antike und Spätantike, zumal bei religiösen Schriften/Traktaten usw.

Paulus war kein wissenschaftlicher Experte auf Reisen, ein an einer bekannten Gelehrtenschule oder antiken 'Uni' ausgebildeter Philologe/Philosoph oder Theologe, er war als Missionar unterwegs. Was also soll mit Deinem Zitat von Joseph Blank von 1972 belegt werden?

Vielleicht magst Du mal anhand von Justin der Märtyrer (100-165) mit dessen
Dialog mit dem Juden Trypho zeigen, wie oft dieser Dialog Paulus zitiert oder aus seinen Schriften referiert, ohne Nennung der Quelle bei Paulus.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Skeptik » 23.11.2023, 16:33

andreassolar hat geschrieben: 22.11.2023, 21:48 Gerne kannst Du z.B. ab S. 230 reinlesen, die Auseinandersetzungen zwischen Chalkedoniern und Miaphysiten in Konstantinopel, ein Streit um die Natur Christi.
https://publikationen.uni-tuebingen.de/ ... sAllowed=y
Danke für den Link. Ab Seite 230 ist man mittendrin:
Die Unterschiede zwischen Christen und Christen wurden immer komplizierter. Man konnte sich gewaltig in die Haare kriegen bei der Frage, ob Jesus Christus wesensgleich (Homousie) mit Gott, oder wesensähnlich (Homöusie) mit ihm war (Man beachte das „o“ und „ö“). Oft griff man bei der Durchsetzung seiner Überzeugungen zu härteren Maßnahmen.
"Am 20. Juli 511 kam es dann in Konstantinopel zu heftigen Aufregungen, als Gegner von Chalkedon versuchten, dem Trisagion, einem bekannten Hymnos zum Lobpreis Gottes, den Zusatz „Der, der für uns gekreuzigt wurde, erbarme Dich unser“ anzufügen. Dasselbe wiederholte sich am darauffolgenden Sonntag in der Großen Kirche und verärgerte die dort versammelten Gläubigen in solchem Maß, dass sie die Frevler kurzerhand aus der Kirche prügelten."
In der ersten Zeit sah man Jesus als den Guten Hirten. Nach und nach entwickelte sich aber diese blutige Kreuzesideologie. Bis in die heutige Zeit das maßgebliche und nicht zu übersehende Symbol der Christenheit. Zu verdanken ist das hauptsächlich Paulus. (Kaum anzunehmen, daß das auch dem Inhalt der Paulusbriefe des Marcion entsprach).

Seine religiöse Erziehung und Unterweisung im hebräischen Urtext des Alten Testaments soll Saulus/Paulus bei dem bekannten Rabbi Gamaliel erhalten haben. Seine Zitate richten sich aber immer nach der griechischen Septuaginta.
"Von den 82 Zitaten, die Paulus aus seiner hebräischen Bibel bringt, stimmen rund 30 mit der Septuaginta-Übersetzung überein; 36 weichen beträchtlich von ihr ab; 12 Zitate weisen wesentliche Sinnveränderungen auf; der Rest besteht aus äußerst freien Paraphrasen, die kaum dem Sinn, geschweige dem Wortlaut des Originals entsprechen." (Pinchas Lapide: Ist die Bibel richtig übersetzt?).

Schlimm ist, daß er seine zentrale Botschaft: "Christus, der Sohn Gottes, wurde verflucht am Kreuz, damit wir von Sünden erlöst würden“, mit einer dieser falschen Übersetzungen begründet: 5.Mose, 22-23: Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet und du hängst ihn an ein Holz, 23 so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage begraben – denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott. - Diese Bedeutung ist dem Original fremd. Im Gegenteil: Derjenige sei verflucht, der den Verurteilten über Nacht hängen läßt. Denn auch dieser ist ein Geschöpf Gottes.
Der katholische Theologe Joseph Blank meint dazu: „Würde ein heutiger Experte mit der Schrift so umzugehen wagen wie Paulus mit dem AT, dann wäre er wahrscheinlich wissenschaftlich und kirchlich erledigt.“ (Verändert Interpretation den Glauben? Freiburg 1972, S.54).

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 23.11.2023, 14:05

Marianne E. hat geschrieben: 23.11.2023, 10:00 andreassolar schreibt am 22.11.23
Die Bibliothek der Kirchenväter in der Internet-Ausgabe ist rund 100 Jahre alt, ist aber natürlich schon flurbereinigt von Pseudepigraphien wie den vielfachen Pseudo-Augustinen usw. Eine Standartaufgabe beispielsweise der modernen Patristik seit gut 150-100 Jahren.
Hierzu wäre eine wissenschaftlich fundierte Quellenangabe von Vorteil.
Die Uni Tübingen als Quelle anzugeben ist nicht nachvollziehbar.
Der Link führt zur Tübinger Dissertation über Aufstände in Konstantinopel, wie geschrieben:
Skeptik, einen genaueren Blick in die innerchristlichen Verwerfungen, Diskussionen, Auseinandersetzungen und Gewaltanwendungen bietet die online verfügbare Dissertation von Ariane Kiel-Freytag, Aufstände in Konstantinopel (330-602 n. Chr.), von 2012...

Gerne kann Du z.B. ab S. 230 reinlesen, die Auseinandersetzungen zwischen Chalkedoniern und Miaphysiten in Konstantinopel, ein Streit um die Natur Christi.

https://publikationen.uni-tuebingen.de/ ... sAllowed=y

Angaben zur InternetBibliothek der Kirchenväter, hinlänglich bekannt:

https://www.clio-online.de/webresource/ ... urce-15701

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Marianne E. » 23.11.2023, 10:00

andreassolar schreibt am 22.11.23
Die Bibliothek der Kirchenväter in der Internet-Ausgabe ist rund 100 Jahre alt, ist aber natürlich schon flurbereinigt von Pseudepigraphien wie den vielfachen Pseudo-Augustinen usw. Eine Standartaufgabe beispielsweise der modernen Patristik seit gut 150-100 Jahren.
Hierzu wäre eine wissenschaftlich fundierte Quellenangabe von Vorteil.
Die Uni Tübingen als Quelle anzugeben ist nicht nachvollziehbar.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 22.11.2023, 21:48

Die Bibliothek der Kirchenväter in der Internet-Ausgabe ist rund 100 Jahre alt, ist aber natürlich schon flurbereinigt von Pseudepigraphien wie den vielfachen Pseudo-Augustinen usw. Eine Standartaufgabe beispielsweise der modernen Patristik seit gut 150-100 Jahren.

Skeptik, einen genaueren Blick in die innerchristlichen Verwerfungen, Diskussionen, Auseinandersetzungen und Gewaltanwendungen bietet die online verfügbare Dissertation von Ariane Kiel-Freytag, Aufstände in Konstantinopel (330-602 n. Chr.), von 2012...

Gerne kann Du z.B. ab S. 230 reinlesen, die Auseinandersetzungen zwischen Chalkedoniern und Miaphysiten in Konstantinopel, ein Streit um die Natur Christi.

https://publikationen.uni-tuebingen.de/ ... sAllowed=y

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Skeptik » 22.11.2023, 11:18

andreassolar hat geschrieben: 21.11.2023, 22:38 Die hier schon verlinkte Bibliothek der Kirchenväter enthält ansonsten auch Briefe, Apologien und Historien, die in diesen Auseinandersetzungen verankert sind bzw. aus diesen entstanden sind.
Wirklich ein guter Link. - Erstaunlich z.B. die Anzahl der Werke des Augustin von Hippo (354-430).
Kannst Du diese Feststellung bestätigen: Das Augustin zugeschriebene Gesamtwerk sei umfangreicher als der Bestand der gesamten uns erhaltenen klassisch-lateinischen Literatur!
Dazu noch: Augustin habe eine Vielzahl von Stilen beherrscht. - Das kann auch als Hinweis auf umfangreiche Fälschungen gesehen werden.

Dazu Hieronymus (342-420) Bischof und Schöpfer der lateinischen Bibel „Vulgata": Wenn in heidnischen Büchern Überflüssiges über die Götter oder die Liebe stehe und das Profane überbetont werde, so solle dies beim Kopieren gestrichen werden.

Christliche Fälscher konnten ein reines Gewissen haben und sich auch immer auf den Apostel Paulus berufen: „Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit durch meine Lügen um so herrlicher wird zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?“ (Brief an die Römer 3,7).

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 21.11.2023, 22:38

Skeptik hat geschrieben: 21.11.2023, 13:25 Es ist doch mit Sicherheit anzunehmen, daß es nicht bei religiös motiviertem Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen geblieben ist. Das Gefährlichste waren doch die schriftlichen Grundlagen und Rechtfertigungen der jeweiligen Richtungen. Da kann doch kaum noch Ursprüngliches auf uns gekommen sein.
Es ist sehr sehr viel Material aus dem 4., 5., und 6. Jh. überliefert. Schriften, Episteln, Briefe aller Art, Apologien, Synodenberichte, kaiserliche Gesetze, Berichte usw. usw.

Allein nur die Edition der Quellen in der Reihe Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites innerhalb der Athanasius Werke in Band III, Teil 1 und 2, enthält bisher 6 große Bände.

Das Gefährlichste waren nicht die Schriften, sondern die durch Predigten, Reden und in Versammlungen und Demonstrationen mit demagogischer Verbalbegleitung instrumentalisierten/'inspirierten' religiösen Massen der Großstädte, der Mönchsorden, und jene berühmt-berüchtigten 'Krankenträger-Organisationen' beispielsweise in Alexandria, Letztere häufig als Verfügungstruppe des Alexandrinischen Bischofs.


Die hier schon verlinkte Bibliothek der Kirchenväter enthält ansonsten auch Briefe, Apologien und Historien, die in diesen Auseinandersetzungen verankert sind bzw. aus diesen entstanden sind.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von Skeptik » 21.11.2023, 13:25

andreassolar hat geschrieben: 21.11.2023, 10:30 Mit dem Prozess der Christianisierung entstand im Römischen Reich eine neue Art der gewaltsamen Auseinandersetzung: das religiös motivierte Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen. Die radikalste Form dieser Aggression wandte sich gegen Heiligtümer des religiösen Gegners - Tempel, Synagogen oder Kirchengebäude. [...]
Es ist doch mit Sicherheit anzunehmen, daß es nicht bei religiös motiviertem Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen geblieben ist. Das Gefährlichste waren doch die schriftlichen Grundlagen und Rechtfertigungen der jeweiligen Richtungen. Da kann doch kaum noch Ursprüngliches auf uns gekommen sein. Starke "Glaubensgewißheiten" haben da immer mit gutem Gewissen die Feder neu geführt.

Wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe, ist KI auf dem Weg alles auf den Kopf zu stellen. - Dann die Ergebnisse aller Konzilien und Gedanken der Kirchenväter nicht durch Glaubensbrillen, sondern durch Künstliche Intelligenz verarbeitet......Ich wäre sehr gespannt auf die Ergebnisse.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 21.11.2023, 10:30

Instruktiv und weiterführend, inzwischen Standardliteratur:
Johannes Hahn (Hg.), Spätantiker Staat und religiöser Konflikt: Imperiale und lokale Verwaltung und die Gewalt gegen Heiligtümer (2011).

Aus dem Waschzettel des Verlages:

Mit dem Prozess der Christianisierung entstand im Römischen Reich eine neue Art der gewaltsamen Auseinandersetzung: das religiös motivierte Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen. Die radikalste Form dieser Aggression wandte sich gegen Heiligtümer des religiösen Gegners - Tempel, Synagogen oder Kirchengebäude. Die Folgen waren einschneidend: Der Angriff auf Kultorte forderte den Einsatz aller Institutionen des Reiches, vom Kaiser bis zu den städtischen Eliten. Mit der Machtverschiebung auf lokaler Ebene gelang es Bischöfen und religiösen Charismatikern, sich neben der Administration als neue Autoritäten zu etablieren. [...]

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 21.11.2023, 09:53

Kirchenvater Origenes und Kirchenvater Tertullian wurden - vor allem im Römischen Reich mit der Genese einer Art Reichskirche und vielen, vielen Bischöfen mit ihren teils sehr großstädtischen Wirkungskreisen wie in Alexandria oder Antiochia - ab dem späten 4. Jh. zunehmend und vielfach als 'Häretiker' eingeschätzt und abgelehnt, wie viele andere frühe Kirchenväter auch.

Der Vorwurf der Häresie konnte alles und jeden ab der zweiten Hälfte des 4. Jh. im Rahmen der Debatten um die Christologie und die Entwicklung einer christlichen, 'rechtgläubigen' Theologie treffen. Und wurde von allen und jedem gegen beliebige Gegner erhoben.

Das war ab dem 5. Jh. ein Massenphänomen, vielfach ohne wesentliche Konsequenzen oder drastische Eingriffe im Rahmen der gerne heftigen, hin und her wogenden Auseinandersetzungen und Erörterungen über die Christologie, die rechtgläubige Deutungsart und Theologie.

Re: Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

von andreassolar » 21.11.2023, 00:35

Die intensiven bis heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen zum Bekenntnis des Ökumenischen Konzils von Chalkedon (451) führten beispielsweise innerhalb der römischen Reichskirche zu wachsenden Differenzierungen u. Abgrenzungen und Entwicklung eigenständiger Kirchen ( Gemeinhardt, Geschichte des Christentums, S. 366 ).

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