Renegat hat geschrieben:Der Papst hat schon recht, es ist eine Schande. Genauso ein Verbrechen wie der Schießbefehl an der deutschen Grenze damals.
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Nein, find' ich nicht.
Es mag sein, dass es fahrlässig in Kauf genommen wird an institutionellen Stellen und v.a. in der Politik, vllt sogar auch mit Kalkül,
aber das Mittelmeer ist ja nicht dazu geschaffen worden, Menschen zu töten oder mit Lebensbedrohung Leute davon abzuhalten, in die Freiheit zu kommen,
und es gibt auch niemanden, der Flüchtlinge dort absichtlich abknallen tät oder "halt" unter Wasser drücken.
"Hart aber fair" war eigentlich ganz illustrativ, was die Ursachen angeht (und Roger Köppel hat zur Abwechslung auch nicht nur Müll gelabert),
nämlich
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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... dass die EU ob dieses Missstandes keinen Finger krummmacht.
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... mangelnde Kooperation zwischen den EU-Staaten bzw. der EU und den Einzelstaaten (Elmar Brok hat das in der Sendung am Fall Spanien-Mauretanien und Fischereiquoten schön beschrieben, als es darum ging, wie ungerecht die EU durch Agrar- und Fischerei-Subventionen und ausbeuterischen Abkommen mit afrikanischen Staaten zur Verarmung dieser Länder beiträgt, bzw. wie schwer es die EU hat, sich gegenüber Mitgliedsstaaten mit starken Agrarlobbies und protektionistischer Tradition durchzusetzen für mehr Freiheit).
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Zudem ist bereits seit Langem bekannt, dass sich Italiener, die (afrikanischen) Flüchtlingen in Seenot helfen, der Schlepperei (sic!) schuldig machen. Ein Gesetz, dass gegen geltendes Seerecht und die Menschenrechte verstößt. Brüssel tut nichts.
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Doch.
Daher praktiziert Italien auch kein "push back" mehr.
S. dazu
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... y/27309887
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Und Schulz, der unsympathische Opportunist, tut nichts anderes, als Deutschland, das ohnehin im Europavergleich gemeinsam mit Schweden am meisten für Flüchtlinge tut, in die Pflicht zu nehmen.
Deutschland macht kaum n Finger krumm.
Der schwedische Aussenminister rühmte sich heut abend, 10.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen zu haben, ein Drittel der syrischen Flüchtlinge in der EU. Ein weiteres Drittel hat D aufgenommen (wow, is ja doll).
Und wie viele Flüchtlinge sind in Jordanien oder gar noch in Syrien unterwegs?
Der muss einfach nur beknackt sein (ich geh' 'mal davon aus, seine Zahlen stimmen grob über den Daumen gepeilt).
Das Thema an und für sich ist aber schwierig, viel komplexer als die DDR und die Mauer.
Selbst Länder, die ein relativ klares Einwanderergesetz haben, wie die USA, haben immer noch z.T. massive Einwanderungsprobleme plus Tote, ganz abgesehen von weniger einschneidenden sozialen Konflikten.
Die Einwanderungsbilder, die man durch die Massenmedien heute in den News sehen kann, gab's wahrscheinlich früher auch, nur dass die Menschen schon viel früher gestorben waren (nämlich bevor sie überhaupt die Küste erreichten, wenn sie überhaupt die ersten Kindheitsjahre überlebt hatten) oder es keine technische Aufklärung darüber gab, wer wann wo starb.
Nicht zuletzt ist die Bev.explosion in Schwarzafrika v.a. eine Folge der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und der Lebensbedingungen, auch durch internationale Orgs. Problem ist eben nicht etwa, dass der Planet seine Bev. nicht ernähren könnte (da ist noch Luft drin für ein vielfaches der jetzigen Anzahl), sondern "lediglich" die ungleiche bzw. daraus resultierende stark suboptimale Verteilung der Ressourcen und Zugang zu selbigen. Also politisch.
Aber eines stimmt freilich schon: Es ist kriminell, seine Kinder auf solchen Nussschalen ein Meer überqueren zu lassen, von daher sind (aus einem bestimmten Gesichtswinkel heraus zumindest) Geldstrafen für die Flüchtlinge nicht ungerecht, imho. Nur total unrealistisch.
Und es ist auch nicht die Schuld der Europäer, dass viele Eritreer nicht schwimmen können (was hingegen manchmal fast so klingt), was wohl tatsächlich Minimumfaktor bei der Rettung war.
Ob man das auf der Wilhelm Gustloff auch so gesehen hätte, würd' ich stark bezweifeln,
und es ist auch bestimmt nicht richtig, von "Eigenverantwortung" zu sprechen, wie Köppel das wieder mal tat.
Aber es kommen eben viele Faktoren zusammen, und die Gefahr für Leib und Leben ist nicht dadurch gebannt, dass man Frontex aufpeppt. "Höchstens" geringer.
Bestünde Algerien noch aus frz. Départements, wäre Libyen noch italienisch oder von mir aus auch noch unter Gaddafis grüner Flagge, wäre das Problem lediglich in die Wüste verlagert, wie in den USA. Nur grösser und unwirtlicher. Sprich lebensbedrohlicher.
LG