Bewertung der Pariser Friedenskonferenz
Verfasst: 28.08.2018, 18:09
Hallo, ich habe versucht, die Pariser Friedenskonferenz für eine Prüfung zu bilanzieren. Habt ihr ein Feedback für mich?
Versucht man die Ergebnisse der PFK abschließend zu bewerten, so haben die Sieger in den Monaten von Januar bis Juni 1919 in Paris vieles erreicht:
Versucht man die Ergebnisse der PFK abschließend zu bewerten, so haben die Sieger in den Monaten von Januar bis Juni 1919 in Paris vieles erreicht:
- Verträge mit den Deutschen, Österreichern, Ungarn, Bulgaren und Osmanen fertiggestellt und weitgehend ausgearbeitet, welcher jeder für sich hoch komplexe Entscheidungen erforderte, die es unter dem Eindruck einer nie da gewesenen Katastrophe zu bewältigen galt.
- Sie haben einen Völkerbund und eine internationale Arbeitsorganisation geschaffen. Auch wenn die USA selbst und auch Russland und D nicht beitraten und der Völkerbund scheiterte, war er doch ein wichtiger Schritt in Richtung Kooperation. Denn so unvollkommen und fragwürdig die Realisierung des Völkerbundes in der Form von 1919 als Teil der Friedensverträge war, als übernationale Ordnungsidee wies er über das zu Ende gehende Zeitalter des europäischen Staatensystems hinaus. Dieser hatte bereits auf völkerrechtlicher Ebene bedeutsame Innovationen gebracht, die heute allgemein akzeptiert sind, wie die Ächtung des Angriffskrieges und die Idee der Vereinten Nationen als Instrument der Friedenswahrung.
- Die deutsche Frage bildete weiterhin einen Unruheherd in Europa. Der alliierte Sieg war nicht vernichtend genug gewesen, und Deutschland stark geblieben. Russland war aus Mitteleuropa abgedrängt und D nun von mehreren kleineren schwachen Staaten umgeben. Anderer europäischen Großmächte waren nicht in der Lage, Deutschland und Russland durch ein Bündnissystem im Zaum zu halten.
- Die neu geschaffenen Grenzen, waren hoch umstritten und sorgte für viel Zündstoff und wachsenden Nationalismus in Mitteleuropa, im Nahen Osten und in Asien.
- Sieger bemühten sich zwar Regierungen zu verpflichten, Minderheiten gut zu behandeln, doch hatte der VB zu wenig Autorität, als dass er die Verwandlung der neuen Nationen in Mitteleuropa, die als parlamentarische Demokratien gegründet worden waren, in autoritäre oder diktatorischer Systeme verhindern konnte, in denen Minderheiten verfolgt, vertrieben und vernichtet wurden.
- Der russische Bolschewismus war vielleicht eingedämmt worden, aber der lange Krieg zwischen dem kapitalistischen Westen und kommunistischen Osten hatte gerade erst begonnen
- Zwar hat die Konferenz zum Anfang des Dekolonialisierungsprozesses beigetragen, doch Rassengleichheit bestand noch lange nicht.
- Durch eine nur beiläufige Behandlung der nichteuropäischen Welt, wurden Ressentiments hervorgerufen, für die der Westen noch heute zahlt (Asien, arabische Welt).
- Als Führer der stärksten Weltmacht wollte Wilson in Paris zugleich Sieger und Schiedsrichter sein, doch wurde er von Frankreich und GB stark herausgefordert, mit Motiven welche teilweise komplett gegensätzlich zu den 14 Punkte waren.
- Man könnte Fragen, was Wilson anstelle der „Neuen Diplomatie“ einerseits und der traditionellen Machtpolitik hätte tun sollen, um Frieden zu wahren. Darauf gibt es keine einfache Antwort. Sicherlich hätte im Detail einiges anders laufen können, aber grundsätzliche Alternativen waren damals und sind auch heute schwer erkennbar.
- (Und wenn man die europäische-atlantische Perspektive erweitert, wird deutlich, dass überall auf der Welt das ökonomische, politische und auch militärische Gewicht der USA wahrgenommen, wurde die innen- und außenpolitische Entwicklungen überall auf dem Globus von seinen Prinzipien beeinflusste.)
- Mann muss den Staatsmännern in Paris zugute halten, dass auch heute auf die Frage, wie man mit irrationalen Leidenschaften des Nationalismus oder der Religion umgehen kann oder wie Kriege zu ächten, keine einfachen Antworten zu finden sind?
- Jedoch ist 1919 die Idee einer neuen globalen Ordnung in die Welt gekommen, die allerdings erst nach dem Scheitern des radikal nationalsozialisitischen Gegenentwurfs zum tragen kommen konnte. Der Imperialismus, Nationalismus von FR und GB waren nicht mehr und der Ansatz einer postnationalistische Weltregierung (USA) waren noch nicht in der Lage, die gigantische Probleme zu lösen.