Aneri hat geschrieben:Ich weiß es nicht, vielleicht gibt es eine juristische Unterscheidung?
Ich denke, dass mit Treuhandgesellschaften in DDR ist nicht anders verlaufen als damals in Litauen. Auch wir als Teileigentümer von Volksbesitz hatten eine Wertmarke erhalten, die könnte man einerseits in der Privatisierung der Wohnungen nutzen oder in die Fonds einzahlen (wobei es war kein richtiges Geld).
Ja Aneri, es gibt eine juristische Unterscheidung. Das eine ist ein Besitzanspruch, das andere ist nicht. In der Verfassung der DDR ist das Volk als Besitzer des Volkseigentums festgeschrieben.
Und ja es ist ganz anders gelaufen. In Litauen gab es nur Litauer, in Deutschland aber Ossis und Wessis.
Die Teileigentümer des Volksbesitzes haben keinerlei Wertmarke erhalten, sie haben gar nichts bekommen.
Und die Treuhand der DDR (das war nur eine) haben Wessis gemanagt und dafür gesorgt das Ossis nichts bekamen.
Sie haben alles für low den Wessis übergeben und die Schulden der längst aufgelösten DDR angelastet.
Sie haben sogar Schulden verursacht, durch den Ausverkauf der DDR. Das muss man sich erstmal vorstellen.
Mal so Interessenhalber, wieviel war denn eure Wertmarke wert? Reichte das denn aus um eine Wohnung zu kaufen?
Erzähl doch mal wie die Besitzverhältnisse bei euch heute aussehen.. Mich würde das durchaus interessieren.
Ruaidhri hat geschrieben:
Heute sind die Ossis "angekommen", aber wo? In einem Vasallenstaat der USA, in der die gesamte Bevölkerung belauscht wird.
Mal ganz zynisch: Wenigstens keine Umgewöhnung,
der war gut
Ruaidhri hat geschrieben:
nur, dass man denn imer noch seine Meinung frei äußern kann- auch kritisch gegenüber den USA.
Es muss wohl irgendwie eine Zwangsvorstellung im Westen sein das die Ossis nichts sagen durften.
Ein gewisser Porter hat sich z.b. einen Kreis in Thüringen vorgenommen und das Beschwerdewesen der
DDR in dieser Kreis-SED-Zentrale untersucht. Der war über die Menge und die deftigen Sätze der
Beschwerden ziemlich überrascht.
Schon zu Ostzeiten wurde durchaus viel über Veränderung diskutiert. Es gab stramme Rote aber
auch solche die ganz vernünftig waren. Und es gab Menschen die mit ganzem Herzen dafür sorgten
das es anderen Menschen gut ging. Sie haben aus wenig viel gemacht.
Natürlich lässt sich das nicht in eine Einnahme/Ausgaben-Rechnung zwängen.
Im übrigem wird "Wohlverhalten" im Westen auch honoriert.
Je besser man das Arschkriechen beherrscht, desto förderlicher für die Karriere.
Denken ist da eher hinderlich.
Viele Ossis haben genug vom Westen und seiner Glamourwelt.
Und das ist nicht nur ein Trend im Osten, das ist im gesamten Ostblock festzustellen.
Ruaidhri hat geschrieben:
Mal abgesehen davon, dass durch eine unglaubliche Subventionierung des Ostens im Westen reichlich Arbeitsplätze verloren gingen und die Art und Weise, wie man versuchte, mit allen Mitteln weitere Firmen abzuziehen.
Ja besonders an der Stelle mit der Subventionierung hab ich herzhaft gelacht. Und natürlich sind die Ossis auch daran schuld das die Unternehmen West direkt über Ostdeutschland in den Ostblock und schliesslich bis nach Fernasien umzogen.
Ist es nicht das was man "soziale Marktwirtschaft" nennt? Die war wohl doch nicht so sozial
Ruaidhri hat geschrieben:
Dass sich viele im Osten vieles anders vorgestellt hatten, ist mir klar. Dass viele die Vorstellung hatten, weiterhin staatliche Rundum-Versorgung zu bekommen und sich um wenig kümmern zu müssen.
Und was genau spricht dagegen? Haben sie sich die staatliche Rundumversorgung nicht auch selbst erarbeitet?
Meinst du die DDR hat sich gegründet und ab dem nächsten Tag gabs die Rundumversorgung?
Oder war das auch vom Westen subventioniert, vielleicht mit dem Strauß-Kredit?
Ruaidhri hat geschrieben:Manchmal nervt tatsächlich der Mitleidsanspruch aus dem Osten.
Mitleid braucht hier keiner. Kannste behalten.
Ruaidhri hat geschrieben:
Kein durchschnittlicher Wessi erhebt seine Stimme um das Unrecht anzuklagen.
Nö, weil mit Verlaub, wir auch inzwischen im Rahmen des Solidarpaktes dafür ganz gut blechen mussten.
Den zahlen die Wessis- und manche Städte bis zum beinahe eigenen Verrecken.
Oh ja, die sind wirklich zu bemitleiden, was fällt den Ossis auch ein sich zu beschweren.
Die sollen doch nun endlich mal mit der Vorherrschaft zufrieden sein und Ruhe geben.
Alternativ die Guillotine, löst alle Probleme....
Ruaidhri hat geschrieben:
Dass sie selbstverständlich alle Helden und per se bessere Menschen seien, überhaupt nur DDR und Wende das einzge wichtige Ereignis nach 1945 war, bekommen wir Wessis auch gern kommuniziert.
Ja, alles Helden, arme Helden mit einem ziemlich schlechtem Image.
Es hat mich übrigens auch gewundert, das Wessis so rein gar nichts von ihrem Aufstand wissen. Nicht mal das sie die Ruhrkohle zu Volkseigentum umgewandelt hatten, nichts davon wie ihre Politiker von Adelnauer bis Kohl sie seit Jahrzehnten über ihr eigenes Grundgesetz belogen haben. Davon das sie nicht mal einen Friedensvertrag haben.
Das mit ihren Steuern eine Staybehind-Armee unterhalten wurde, das ihre Heimkinder und Verdingkinder grausam gequält wurden, das sie Gefängnisse hatten die jedem Stasiknast locker in den Schatten stellten, das ihre Flüsse völlig vergiftet waren, das tausende Menschen mit Aids infiziert wurden, von den Contergan-Kindern will ich gar nicht erst reden. Das sie die Atombomben der Amis bezahlen, und nicht nur das, die gesamte Rundumversorgung der Amis zahlen sie.
Es ist unglaublich wie wenig sie über ihr Land wissen.
Ruaidhri hat geschrieben:
Sicherlich ist eine Analyse und Aufarbeitung wichtig, aber nicht so, dass der Konflikt noch weiter künstlich aufrecht erhalten und gefördert wird.
Wie hast du dir denn die Aufarbeitung vorgestellt? Etwa so das es nicht weh tut?
Wo sind eure Aufarbeitungszentren, eure Museen mit den Bildern von den Ruhrkumpels, wie sie mutig vor den Panzern der Amerikaner nicht zurück wichen. Wo sind die Bilder von dem Aufmarsch der Millionen, die Bilder von den Wessis die trotz Reiseverbot heimlich in den Osten reisten um an der Verfassung der DDR mitzuschreiben. Wo sind die Bilder jener 2 Mio die Berufsverbot bekamen, weil sie die Gesinnungsprüfung nicht überstanden. Habt ihr das euren Kindern je erzählt? Wisst ihr das überhaupt? Oh ja, ihr habt wirklich was aufzuarbeiten. Wann fangt ihr damit an?
Ihr habt so viele mutige Menschen gehabt. Aber ihr habt euch daran gewöhnt immer zu verlieren.
Es ist kaum zu übersehen, ihr habt erkannt das sich eure Demokratie in einer Sackgasse befindet und ihr sucht nach einem Ausweg. Ihr diskutiert ganz eifrig und ihr steht schon längst nicht mehr hinter dieser Regierung.
Ich denke sobald sich ein Mutiger findet, von dem ihr euch vertreten fühlt, wird dieses System wie ein Kartenhaus zusammen klappen.
Wie sagte doch einst Homes zu Watson: Wenn alle möglichen Wege unmöglich sind,
muss der unmögliche Weg der einzig Mögliche sein.
Vielleicht ist es an der Zeit das Unmögliche zu denken.
Es diskutiert übrigens auch die jüngere Generation, aber naturgemäß sind die noch dabei sich die Hörner abzustoßen.
Es braucht eine Weile bis sie anfangen über ihr Land nachzudenken.