Ruaidhri hat geschrieben:
Mir wäre ein Putzfrau auch recht
wenn sie eins und eins zusammen zählen kann. Bei einigen der Politiker bezweifle ich solche Kenntnisse.
Das reicht genauso wenig. Die Anforderungen liegen da schon ein wenig höher.
Ah, ich hab einen Nachbarn der hat gleich zwei Fächer studiert. Entspricht der deinen Anforderungen?
Er hat eine hervorragende Rechtschreibung, kann gut Reden halten, sieht gut aus.
Aber er glaubt auch an kleine grüne Männchen, die Prophezeihungen des Nostradamus und ähnlichem.
Politik nehme ich inzwischen mit Galgenhumor und sie zu verspotten ist eine Form der Gesellschaftskritik.
Akademische Bildung ist nicht ausschlaggebend für gute Politik.
Es gibt viele verschiedene Formen von Intelligenz, so auch die der einfachen Menschen,
ob sie nun Putzfrau sind oder Maurer. Sie verfügen dank ihrer Erfahrung über eine Art praktischer Intelligenz
mit wenig viel zu erreichen.
Ich denke man sollte nicht die Anforderungen an Politiker erhöhen (denn die Resultate zeigen das mehr
Bildung nicht zu besserer Politik führt), sondern vielmehr die Regeln der Demokratie verändern um zu
einer besseren Politik zu kommen. Demokratie ist doch kein unveränderliches Regelwerk.
Diese ganze Schieflage Deutschlands geht aufs Konto von Leuten, die nicht das Wohl des Volkes oder überhaupt von Menschen im Sinn haben, sondern die Politik ist in der Hand von Leuten die in ihrer Gier nach Macht, Ansehen, Geld den Hals nicht voll genug bekommen. Das bedeutet nicht das sie sich unbedingt persönlich bereichern, obwohl sie genau das mit der ständigen Erhöhung ihrer Diäten belegen, aber sie erpressen sich auch noch gegenseitig oder lassen sich von Globalplayern und fremden Staaten erpressen. Das alles belegt, dieses Regelwerk der Demokratie hat Fehler.
Die monolithische Einheit wird durch Leute erzeugt die sich als Deuter des angeblichen Volkswillens präsentieren.
Das nennt man Manipulation der öffentlichen Meinung.
Aha, und glaubst Dich frei von jener Manipulation und unterstellst Andersdenkenden, sie seien deren Opfer?
Nein, das steht da nirgends.
Ich möchte ausdrücklich betonen das ich Andersdenkende nicht für doof halte, nur für schlechter informiert.
Wir alle sind mehr oder weniger manipuliert.
Man versucht sich so gut wie möglich zu informieren aber in Wahrheit fallen wir alle irgendwo, irgendwie darauf rein.
Ob wir uns nun an der Fleischtheke von den Lampen täuschen lassen oder uns Politiker einreden, das wäre der einzige Weg und wir müssten nur unseren Gürtel enger schnallen, dann wird alles besser.
Kein Wunder das meiste Forschungsgeld geht in Bereiche die sich damit beschäftigen Menschen zu täuschen, zu manipulieren oder auszunutzen. Wir können den vielen Fallstricken gar nicht schnell genug ausweichen.
Die Erfahrung zeigt doch, es wird nicht besser.
Das Problem ist also nicht die Dummheit sondern das Unwissen, das durch fehlendes, einseitiges oder falsches Wissen erzeugt wird.
Wir lernen zwar viel, - vor allen Dingen punktuelles Wissen - aber man sagt uns nicht alles. Wir lernen auch nicht einen Überblick zu gewinnen, Dinge in einer Kette zu orden um zu erkennen wo das am Ende hin führt.
Wir verarbeiten die Information nicht, sondern schieben sie sogar als "unser Weltbild störend" beiseite.
Statt aus der Erfahrung zu lernen um es besser zu machen, neigen wir gern dazu uns die Ergebnisse schön zu reden. Sich das raus zu suchen was zu unserem Weltbild passt. Es ist eine Form von Selbsttäuschung. Deswegen machen wir die gleichen Fehler - mit dem selben Resultat. Es gibt dazu sogar einen psychologischen Begriff dafür: „Unrealistischer Optimismus“, was im nichts weiter bedeutet, als dass bei der Mehrheit der Bevölkerung essentielle Teile des Gehirns einfach herunterfahren, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, was sich nicht mit ihrem Wohlfühlweltbild vereinbaren lassen. Das ist tatsächlich per Gehirnscan messbar.
Forscher kamen zu dem Schluss, dass 80% aller Menschen Optimisten sind, ohne zwangsläufig auch nur die leiseste Ahnung von etwas haben zu müssen. Gegen Optimismus ist ja nichts einzuwenden, doch wenn man nicht richtig nachdenkt und sich selbst oder durch falsche Infos alles durch die rosa Brille sieht, dann ist das in der Tat recht bedenklich.
Denn was die Gier als erstrebenswert vorgaukelte, das hat der Optimismus in erreichbare Nähe geschoben. Dass darunter der Abgrund lauerte, wird schlicht übersehen. Nur gut, dass diesmal alles anders ist - bestimmt!
Während wohlmeinende Zeitgenossen die Politiker noch in Schutz nehmen, als wenn sie das beste wollten, so muss man doch zumindestens den global agierendem Finanzwesen, den wirtschaftlichen Globalplayern und ihren Privateignern einen Vorsatz unterstellen. Alles andere wäre illusorisch - oder halt optimistisch.
Barbarossa hat geschrieben:Nur wenn ich deine Beiträge so lese, dann scheinst du völlig zu vernachlässigen, dass wir es immer noch mit mündigen Bürgern zu tun haben, die einen eigenen Kopf zu nachdenken haben.
Naja, wenn er denn auch zum Denken benutzt wird.
Aber da du das Palaver liest, scheint es dich zum mündigen Denken anzuregen und das ist gut so.
Das bedeutet nicht dem zustimmen zu müssen, oder etwas zu verteidigen von dem man selbst nicht überzeugt ist,
sondern bereit zu sein einfach mal eine andere Position der "Draufsicht" einzunehmen.
Und über diese neuen Erkenntnisse einfach mal zu quatschen. Vielleicht bringt einem das auf neue Ideen.
Aber ich will hier eigentlich nicht länger mitquatschen, das Thema ist mir zu langweilig.
Lassen wirs gut sein damit.
Anbei noch ein interessanten Ausschnitt aus einem Aufsatz zum Verhältnis von Volk und Regierung von 2012:
Worin täuschen sich Demokratie-Idealisten?
Freiheitsidealisten meinen zu wissen, dass es sich beim Wählen um „echte“ Freiheit handelt. Sie
meinen, die Wahl sei eigentlich dafür da, damit das Volk festlegt, was seine Führung zu tun und zu
lassen hätte; in der Wahl würde das Volk die regierende Führung auf seine Interessen festlegen; die
regierende Führung führe eigentlich nur Volksinteressen aus.
Diese Vorstellung ist sehr widersprüchlich:
Bei so viel Harmonie im Verhältnis von Volk und Führung, wo die regierende Herrschaft nur der Auftragnehmer von Volksinteressen ist, ist dann aber schon die Frage, wozu es Herrschaft braucht?
Wenn die regierende Führung das tut, was das Volk bei ihr in Auftrag gibt, warum muss dann der Auftraggeber darauf gewaltsam (mit Polizei und Justiz) dazu verpflichtet werden, das zu tun was ihm die regierende Führung (Auftragnehmer) verordnet?
Und: wenn die regierende Führung ausführt, was das Volk ihr aufgibt, ist vollkommen unerklärlich, wozu es dann Wahlen bedarf. Denn wozu sollten die beauftragten Ausführungsorgane der Regierung regelmäßig abgelöst werden?
Wenn Bürger gefragt werden, warum sie sich sogar noch hinter militärische Aktionen des Staates stellen bzw. an ihnen teilnehmen, verweisen sie auf die Konkurrenz der Staaten untereinander bis hin zum Krieg. Sie legitimieren ihre regierende Führung für Kriege mit dem Verweis, dass nichts weniger als ihr "nationales Schicksal" an der Durchsetzung des eigenen Staates gegen andere hinge. So wird die Tatsache der Staatenkonkurrenz auf der Grundlage der Identifikation mit ihrem Staat zu einer Schicksalsfrage, zu einer "Tatsache" für sie. Ähnlich verhält es sich mit "humanitärem" Krieg, auch das wird zur Schicksalsfrage der Nation gemacht, womit sich der Bürger ein gutes Gewissen menschlich gehandelt zu haben, bescheinigt, also eine Art Ablasshandel. Vergleichbar ist das mit dem Widerspruch eines Priesters im Dienste einer militärischen Auslandsexpedition.
Diese idealistische Demokratievorstellung will nicht wahr haben, dass es eine Herrschaft ist, die sich durch
Wahlen zur Durchsetzung ihrer individuellen Interessen ermächtigen lässt, die dem Volk größtenteils nicht wohl bekommt.
Und dass das Volk dieser Herrschaft willentlich nur zustimmt, weil es eine Ordnung für sein Miteinander Leben braucht.
Untertanen nennen einerseits lauter gute Gründe für das Dasein einer Regierung. Andererseits kommen sie nicht darum herum, Bilanz zu ziehen, weil ihr Mitmachen im "Volksclub" viele schlechte Erfahrungen nach sich zieht. Was sie als bloße „Missstände“ abtun, betrifft sie zugleich aber immer ganz persönlich: sie sind die Geschädigten, die Opfer, die Zahlenden.
Das Ergebnis ihrer Bilanz, die Antwort auf die Frage, ob sich die Opfer nun gelohnt haben oder nicht, fällt bei der großen Masse negativ aus: "So richtig gelohnt hat es sich nicht.", das antworten jene die man gefragt hat.
FREERK HUISKEN aus Oldenburg studierte Lehrer, Pädagogik, Politik und Psychologie und 1972 Prof. an der Uni Bremen.
Ich denke den kann man als sehr gebildet bezeichnen.