Renegat hat geschrieben:Oder sind unsere Schüler und Schulen robuster und besser als ihr Ruf und das Lamento über den Untergang des Abendlandes ist das immerwährende Hintergrundrauschen im Dialog der Generationen?
Ja. Denn es ist beileibe nicht so, als sei jede Schule in Deutschland eine Chaos- Schule mit allen hier aufgezählten Problemen.
Es gibt Baustellen, grundsätzliche Probleme, weil Wunsch, theoretische Idealvorstellungen und gesellschaftliche Wirklichkeit auseinanderklaffen.
Doch weder Schule, noch Schülerschaft noch Lehrerschaft sind eine homogene Masse, über die man pauschale negative Urteile fällen kann.
Insofern: Die Welt ist im Sinne von Karlheinz Post zwar nicht heil, aber besser als so oft dargestellt. Eben, weil man über die "Normalos" nicht schreibt und redet.
Wenn ich an den afrikanischen Spruch denke "Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf" frage ich mich außerdem, wer das Dorf der heutigen Kinder ist, wo sie auf das wirkliche Leben vorbereitet werden.
Richtig, was aus Afrika kommt.
Inzwischen allerdings sind die gesellschaftlichen Strukturen andere, das Dorf global, und wenn ein Dorf vielleicht noch einen Grundkonsens hat, was Erziehungsziele, Inhalte und Methoden anging, so ist unsere Gesellschaft heute schon auf engstem Raum von sehr unterschiedlichen Vorstellungen geprägt, die nicht so leicht alle unter einen Hut zu bringen sind. Schule allein kann das "Dorf" nicht ersetzen, und Erzehende wie Kinder/ Jugendliche sind heute den guten wie negativen Einwirkungen von außen ausgesetzt.
Mich würde interessieren, was für diese Fähigkeit ausschlaggebend ist?
Hat man vielleicht die Kinder/Schüler durch Disziplin "gebrochen", die Unangepaßten aussortiert, gar von Chinas und Japans Paukschulen gelernt?
Nein. Diesen jungen Leuten ist eher Disziplin als auch ein nützliches, positives Element vermittelt worden und wurde nicht grundsätzlich mit Unterwürfigkeit und Untertanengeist verbunden und als an Kreativität hindernd dargestellt.
Ist so eine Sache mit der Disziplin und Ordnung. Um ihrer selbst Willen und als Druckmittel lehne ich sie- gebranntes Kind aus frühen Schulzeiten, ab.
Ab Mittelstufe hatte ich allerdings LehrerInnen, die es auf überzeugende Art fertigbrachten, die Vorzüge der Eigendisziplin zu vermitteln, ohne gleich mit "Strafe" zu agieren.
Der Begriff und der Nutzen von "Disziplin" müssen für junge Menschen erfahrbar sein, im Elterhaus, "im Dorf" und in der Schule.
Gibt bei mir einen lustigen Survival-Kurs, was die Grundordnung in Ordnern (auch auf den elektonischen Medien), in Heften und Collegeblocks betrifft.
Oder mal Rollenspiele bei den Unterstufenschülern, was Disziplin im Sinne von Rücksicht auf die Umgebung betrifft. Ich gebe zu, dass ich da durchaus eine ziemlich hohe Toleranzschwelle habe, und manches eher mal mit Humor quittiere als mit restriktiven, bestrafenden "Erziehungsmaßnahmen." Ganz unumgänglich sind Restriktionen nun nicht immer, doch bedeutet angemessene Konsequenz nun wahrlich nicht gleich das "Brechen" junger Menschen.
Hm, "unangepasst" ist nun sehr dehnbar. Kann positiv sein, im Sinne von kreativ. Kann genauso negativ sein, wenn hinter der "Unangepasstheit" nur Rücksichtslosigkeit gegenüber allen anderen Beteiligten steckt. ( Die gewiss wieder woanders ihre Ursachen hat.)
Spartaner hat geschrieben:Wenn ich heute mir die Geschichten anhöre, die er mir im Taxi zum Besten gibt, dann muss sich mich wirklich über einge in der deutschen Lehrerschaft stark wundern.
Dazu habe ich auch gerade Gelegenheit- und stehe da weder unter Kollegen noch unter Nicht-Pädagogen allein, geht allerdings um einen deutschen Schüler- und um einen Grundsatz des Zusammenlebens überhaupt- und dazu- krass ausgedrückt- ums Ignorieren entwicklunspsychologischen Grundwissens.
ZuKarlheinz:
So daneben benommen hat sich in meinen Studienjahren niemand. Auch die üblichen Verdächtigen nicht. War Rauchen in Vorlesungen anfänglich noch erlaubt, so unterließ man es ohne Verbote mit Rücksicht auf die NichtraucherInnen, als die drum baten.
Studenten von heute:
Natürlich gibt es haufenweise Schwierigkeiten, aber die Schulen haben keine Idioten oder Asoziale produziert, davon kann überhaupt keine Rede sein.
Sicherlich liefern die Schulen keine Idioten ab, nur haben sich die Schwerpunkte der Lerninhalte in den Schulen verschoben- und das nicht immer zu Gunsten der zukünftigen Studierenden. Die haben es wahrlich schwieriger als wir es hatten, jobben mussten wir auch alle, aber unter einem derartigen Pauk-Druck, der jeden Blick über die zu erreichenden Credits mindestens erschwert, standen wir nicht.
Ein bisschen OT:
Dieter hat geschrieben:über Feministinen bei unserem Sohn, denen es ein Graus war, dass Jungen einfach besser rechnen können,
Mit Feministinnen habe ich es ja nun auch nicht. Dass grundsätzlich Jungens besser rechnen können als Mädchen, stimmt so allerdings nicht, solche Aussagen sind nicht nur mir ein Grausund absolut widerlegt. ( Ohne auf die weiblichen Mathe-Genies im eigenen Umfeld als Gegenbeispiele "aus Lebenserfahrung" zurückzugreifen.
Wissenschaftlich erwiesen stimmt das so nicht, wie auch die Umkehrung, dass Jungs auf sprachlicher Seite von "Natur aus" unbegabter sind als Mädels so platt dargebracht, nicht stimmt.
Teilweise liegen immer immanent vorhandene Rollenbilder solchen Sprüchen zu Grunde, entstanden aus dem Nichtwissen und/ oder nicht Akzeptieren, dass "Anders" nicht immer schlechter oder besser bedeutet.
Erwiesen ist, jetzt sehr grob umschrieben-dass in beide Geschlechter- auch abhängig vom Alter- gerade in den Mathe-Nat-Fächern die Mädels, in den sprachlichen Die Jungs, unterschiedliche Herangehensweisen haben und sich eigentlich die Methodik geschlechterspezifisch anpassen müsste.
Die Koedukation erwies sich in einigen Versuchen als nicht immer nützlich, für beide Geschlechter nicht, weil gesellschaftliche Prägungen und andere Herangehensweisen im gemischten Rudel phasenweise nur schwierig gleichberechtigt miteinander zu vereinbaren sind.
An dem Punkt, denke ich, müsste eigentlich mal akzeptiert werden, dass gemeinsames Lernen im Sinne "voneinander Lernen" nicht phasenweise nicht das A&O ist.
Sehe ich in anderen Fächern gelegentlich ähnlich.
Dieter hat geschrieben:Die Leistungen, der Kinder sind weitetsgehend von dem Verhalten der Lehrer abhängig, denn die Kinder wollen ja lernen.
Nein. Das ist zu einfach und zu eindimensional in unserer heutigen Gesellschaft. Kinder sind vielleicht noch lernbegierig, doch die Impulse können beim besten Willen nicht allein von Schule und Lehrern ausgehen, die müssen auch von daheim und "aus dem Dorf" kommen.
Gegen "Schule ist doof, Lernen lästig und Lehrer sind eh alle dumm und gegen Dich" werden viele Kinder von vornherein nicht von der Schule, sondern von außen gebremst. Heute mehr denn je. Wer seinen Kindern beibringt, nur von den Lehrern abhängig zu sein, macht denn auch einiges falsch.
Pubertierende von heute und einst wollen phasenweise gewiss nicht unbedingt das lernen und erfahren, was Schule gerade will.
Phasenweise sacken auch SpitzenschülerInnen durch.