Paul hat geschrieben:Das Beispiel Köln passt hier nicht ganz. Köln war ja als neuer Hauptort der Ubier eine germanische Stadtgründung,
Du immer mit deinen Ubiern...
Die Ubier mögen Köln zu ihrem neuen Hauptort erkoren haben, aber die Stadt war und blieb eine römische Gründung, eventuell auf alten Wurzeln, aber die waren mittlerweile doch ziemlich "überwuchert". Getragen wurde die Stadt als solche natürlich von ihrer römischen bzw. romanisierten Bevölkerung. D.h., auch wenn fürderhin Ubier hier den Ton angaben, überwog doch immer noch das römische Kulturelement, weswegen sich die neuen Siedler - wenn schon Ubier, dann noch-germanische Ubier im Gegensatz zu den romanisierten Ubiern - erst mal nicht auf dem alten Stadtgebiet, sondern außerhalb ansiedelten, wo sie ihren gewohnten Alltag besser leben konnten. Wie z.B. in Regensburg nachgewiesen, bildeten sich in der Folgezeit auf dem Gebiet der alten Stadt Bodenhorizonte, die eindeutig belegen, dass hier Landwirtschaft getrieben wurde! Diese ehemals städtischen Gegenden wurden erst langsam wieder urbanisiert, d.h. aus Stadtvierteln wurden Äcker und dies dann langsam erst wieder zu neuen Stadtvierteln - und das alles INNERHALB der römischen Stadtmauern!
Die "germanischen" Ubier Kölns und die romanisierten Ubier Kölns lebten - vorausgesetzt, es waren tatsächlich hauptsächlich Ubier, die in der Spätantike in und um Köln den Ton angaben, ich sehe da auch einen gehörigen Anteil Franken mit am Werk - wahrscheinlich einige Zeit genauso nebeneinander her - im Sinne des Stadtz-Land-Gegensatzes - wie dies zuvor schon die "Römer" und die "Germanen" in derselbten Gegend getan hatten.
Paul hat geschrieben:Auch Trier hatte wahrscheinlich einen starken Zuzug von Ubiern erfahren, so das es einen so schnellen Aufstieg erreichte. Der Abzug einiger Römer während der Völkerwanderung kann dieses Wirtschaftssystem nicht völlig zum zusammenbrechen gebracht haben, da hätten auch die germanischen Stadtbewohner in großer Zahl die Städte verlassen haben müssen.
Schneller Aufstieg?!? Es bleiben einige Romanen zurück, das stimmt, verschanzt in den römischen Mauern. Nach Verlegung der Kaiserresidenz nach Arles Anfang des 5.Jhs. und verschiedenen Zerstörungen durch Franken und Hunnen während des 5.Jh.s muss Trier einen dramatischen Bevölkerungsrückgang erlebt haben (auch die germanischen Bewohner des Umlandes sind verschwunden!), der im Laufe des Mittelalters und bis weit in die Neuzeit hinein nur ganz langsam wieder wett gemacht werden konnte. Das Stadtgebiet wurde zum Großteil landwirtschaftlich genutzt (in antiken Ruinen wurden Dörfer gegründet!), die römischen Großbauten im Zentrum nahmen die Rolle der Stadtbefestigung ein. Auch politisch kam Trier nie wieder über die Rolle eines Unterzentrums hinaus. Ich sehe keinen Aufstieg im Vergleich zur Römerzeit...
Paul hat geschrieben:Sicherlich waren Kriegswirren schon immer eine schlechte Vorraussetzung zum prosperieren der Wirtschaft. Solche Kriegswirren hatten die Ubier schon auf der rechten Rheinseite erlebt, wodurch ihre größeren Städte verfielen.
Auch Köln konnte nur wieder prosperieren, nachdem es von den Franken zur Hauptstadt eines Teilreichs erkoren worden war und nachdem es sich mit den Heiligen Drei Königen eine lukrative Geldquelle erschlossen hatte. Das war aber erst, nachdem die Stadt eine lange Phase des Niedergangs durchgemacht hatte. Im Unterschied zu Trier hatte Köln aber den Vorteil, an der "Wasser-Autobahn" Rhein zu liegen und daher auch immer Zugang zum überregionalen Handel zu haben. Ob da nun Ubier wohnten oder nicht, das spielte hierfür keine Rolle. Wichtig waren die Franken und der Handel.
Die Kriegswirren an der Wende zum Mittelalter brachten tatsächlich das ganze römische System zum Zusammenbruch. Es musste im Frühmittelalter erst wieder mühsam (teil-)erweckt werden.
Beppe