Wolfgang Leonhard ist tot

Medienpolitik, Digitales Zeitalter, IT

Moderator: Barbarossa

Lia

Nach Peter Scholl-Latour ist nun auch Wolfgang Leonhard gestorben, dessen Biografie ein eindrucksvoller Spiegel der deutschen Geschichte ist.
Als Historiker und Autor war auch er prägend für eine Generation, auch einer, der nie allen ins Weltbild passte.
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Orianne
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Der bekannte Historiker Wolfgang Leonhardt ist heute Morgen im Alter von 93 Jahren gestorben. Der Historiker war bekennender Kommunist, der sich aber mehr und mehr dem System entfernte. 1949 flüchtete Leonhardt aus der SBZ in den Westen. Ich schätzte seine Kommentare immer, und ich werde ihn schmerzlich vermissen.

http://www.zeit.de/kultur/2014-08/wolfg ... oriker-tot
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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ehemaliger Autor K.

Sein Buch „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ habe ich bestimmt sechs - oder siebenmal gelesen, das Exemplar, ein Ullstein Taschenbuch, ist jedenfalls völlig zerfleddert und voll mit zahlreichen Unterstreichungen und Anmerkungen meinerseits. Eine der besten Darstellungen der Stalinepoche überhaupt.

Auch seine späteren Werke sind lesenswert. In seinem Buch „Am Vorabend einer neuen Revolution?“ prognostizierte er den Untergang der Sowjetunion aber zeitlich verfrüht. Er meinte, dies würde bereits Anfang der achtziger Jahre passieren. Außerdem glaubte er wohl immer noch an eine Wendung des Sozialismus hin zu einer positiven Entwicklung und hatte wohl die Hoffnung auf einen Reformsozialismus nicht aufgegeben.

Merkwürdig war seine Vorliebe für den jugoslawischen Sozialismus, obwohl er selbst es in Belgrad nicht lange ausgehalten hat. Er floh dorthin 1949. Zeitlebens hatte er auch Angst, von der SED in den Osten entführt zu werden, denn als ehemaliger SED-Funktionär war er denen ein Dorn im Auge.

1950 gründete er mit anderen Abweichlern die „Unabhängige Arbeiterpartei Deutschlands“, eine antistalinistische KP, die sich aber nicht lange halten konnte. In seinen späteren Werken beschuldigte Leonhard Herbert Wehner, alles getan zu haben, um diese Organisation wieder zum Verschwinden zu bringen, weil dieser wohl darin eine Konkurrenz zur SPD erblickte.

Später war Leonhard häufiger in der ehemaligen Sowjetunion zu Gast und besuchte auch frühere Funktionäre der SED in der einstmaligen DDR, von denen er viele noch persönlich von früher her kannte. Ihn verband auch später noch eine Freundschaft mit Markus Wolf, da beide früher Jugendfreunde gewesen waren und gemeinsam in Moskau zur Schule gingen.

Ich hatte immer das Gefühl, das er mit halbem Herzen immer noch Kommunist gewesen war, die Konditionierung in seiner Jugendzeit muss außerordentlich stark gewesen sein.
ehemaliger Autor K.

Dieser Thread ist nun doppelt. Vielleicht kann man ihn zusammenfügen.
Orianne hat den Namen falsch geschrieben. Leonhard ohne "t" am Ende.
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:Dieser Thread ist nun doppelt. Vielleicht kann man ihn zusammenfügen.
Orianne hat den Namen falsch geschrieben. Leonhard ohne "t" am Ende.
Ist hiermit erledigt.
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Triton
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Sein von KarlHeinz angesprochener Bestseller steht auch mit deutlichen Gebrauchsspuren in meinem Bücherregal und ich muss ihn jetzt doch wieder mal rausnehmen. Als junger Mensch waren die Schilderungen aus der UDSSR der 30er und 40er Jahre natürlich ein Ausflug ins Unbekannte, aber sehr hilfreich für das Verständnis der Welt im Kalten Krieg. Dazu kommt noch, dass Leonhard schreiben konnte. Trockene Kost ist das nicht, ganz im Gegenteil.

Als Person schätze ich ihn als völlig untypisch für einen KP-Apparatschik ein, sein Glück, dass er das rechtzeitig selbst erkannte.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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dieter
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Ich habe sein Buch auch. Außerdem kam seine Lebensgeschichte einmal im Fernsehen. Ja, ja die großen Katastrophen des vorigen Jahrhunderts. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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