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Renegat
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Es ist leider ein Problem der menschlichen Wahrnehmung, dass nur solche Begebenheiten erwähnenswert scheinen, die in die gängigen Klischees passen. Die vielen tausend ganz gewöhnlich verlaufenden Kontakte werden einfach ausgeblendet, sind nicht erwähnenswert, weil langweilig normal.
Einige meiner Nachbarn sind Muslime, ich würde sagen, ungefähr so wie ich Christ bin. Sie kennen die Gebräuche und entscheiden für sich, welche Feste sie feiern etc.
Natürlich gibt es genau wie bei den Christen die unterschiedlichsten Ausprägungen. Je mehr man allerdings diese ganz normalen Mitbürger auf ihren anderen Glauben oder ihre Herkunft reduziert, desto mehr fühlen sie sich in eine Ecke gedrängt.
Typisches Beispiel von einer Versammlung in der letzten Woche, es ging um eine freiwillige Mehrgebühr, um die gebeten wurde und die eigentlich alle Nachbarn zu hoch fanden. Vorschlag eines älteren Nachbarn: "Einigen wir uns auf der Hälfte" und dann mit hilfeheischendem Blick auf unsere Nachbarn mit türk. und iranischer Herkunft "Nun macht doch mal und feilscht mit ihm, ihr kennt doch die Bazare" oder so ähnlich. Beide leben seit Kindheit in D. und rollten nur entnervt mit den Augen.
Ungefähr so würde ich mich in USA oder Japan fühlen, wenn ich auf Lederhosen und Hitler angesprochen würde. Vielleicht würde ich irgendwann auch anfangen zu jodeln und die Nazis verteidigen,
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dieter
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Lieber Renegat,
die Begebenheiten, über die ich berichtete waren keine Ausnahmen und haben nichts als Vergleich mit Lederhose und Jodeln zu tun, sondern sie machten schon den Schulalltag der Schule in der unsere Sohn war schwieriger. Wie ich schon schrieb machte das 70% der Themen beim Elternabend aus :roll:
Natürlich habe ich nichts darüber berichtet, dass beide Freunde unseres Sohnes oft bei uns zu Besuch waren und Rashid sich aussuchen konnte, wenn er bei uns zu Mittag aß, was er essen wollte, damit wir seine religiösen Gefühle nicht verletzten. :roll:
Es ist immer wieder dasselbe, man versucht die Unterschiede herunterzuspielen, die aber da sind, wofür die beiden Jungen natürlich nichts können, weil dies so von ihren Eltern bestimmt wurde. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Renegat hat geschrieben:Es ist leider ein Problem der menschlichen Wahrnehmung, dass nur solche Begebenheiten erwähnenswert scheinen, die in die gängigen Klischees passen. Die vielen tausend ganz gewöhnlich verlaufenden Kontakte werden einfach ausgeblendet, sind nicht erwähnenswert, weil langweilig normal.
Einige meiner Nachbarn sind Muslime, ich würde sagen, ungefähr so wie ich Christ bin. Sie kennen die Gebräuche und entscheiden für sich, welche Feste sie feiern etc.
Natürlich gibt es genau wie bei den Christen die unterschiedlichsten Ausprägungen. Je mehr man allerdings diese ganz normalen Mitbürger auf ihren anderen Glauben oder ihre Herkunft reduziert, desto mehr fühlen sie sich in eine Ecke gedrängt.
Typisches Beispiel von einer Versammlung in der letzten Woche, es ging um eine freiwillige Mehrgebühr, um die gebeten wurde und die eigentlich alle Nachbarn zu hoch fanden. Vorschlag eines älteren Nachbarn: "Einigen wir uns auf der Hälfte" und dann mit hilfeheischendem Blick auf unsere Nachbarn mit türk. und iranischer Herkunft "Nun macht doch mal und feilscht mit ihm, ihr kennt doch die Bazare" oder so ähnlich. Beide leben seit Kindheit in D. und rollten nur entnervt mit den Augen.
Ungefähr so würde ich mich in USA oder Japan fühlen, wenn ich auf Lederhosen und Hitler angesprochen würde. Vielleicht würde ich irgendwann auch anfangen zu jodeln und die Nazis verteidigen,
Es ist vollkommen richtig, dass wir in Klischeevorstellungen denken und da ich lange genug in den verschiedensten Ländern gelebt habe, weiß ich, dass man im Ausland tatsächlich manchmal glaubt, Deutsche sind insgeheim Nazis und tragen zwar keine Lederhosen, aber möglicherweise Pickelhauben in ihrer Freizeit. Diese Vorurteile verschwinden normalerweise aber ganz schnell wieder, wenn man sich länger kennt und über die Witze, die gelegentlich über Deutsche gemacht werden, kann ich selber am meisten lachen. In Sydney bezeichnete ich mich selber immer als den „netten Nazi“, der Fritz heißt und Sauerkraut frisst und die Leute fanden dies unglaublich komisch. Im Allgemeinen fährt man gut, wenn man die folgende Regel befolgt: Kommst du nach Rom, tue wie die Römer tun. Man sollte sich seiner Umgebung nach Möglichkeit anpassen ohne sich selber zu verleugnen. Die große Mehrheit der Moslems lebt auch so bei uns und Probleme entstehen häufig durch Missverständnisse, wie bei diesem iranischen Studenten mit seiner wirren Hausarbeit. Aber selbst Chatami sagte mir, dass die Moslems im Westen sich weitgehend an die dortige Kultur anpassen sollten, ohne ihre Religion aber aufzugeben.

Schwierig wird es aber, wenn bestimmte kulturelle Vorstellungen nur schwer miteinander vereinbar sind. In Indien beispielsweise wird in manchen Gegenden mit den Händen gegessen. Besteck ist unbekannt. Die Leute schmatzen und sabbern. Mir wird davon speiübel, aber wenn man nicht mit ihnen isst, empfinden sie es als schwere Beleidigung. Sie verstehen es nicht, dass man keine gebratenen Vogelspinnen mag, wo die doch so lecker schmecken. Gekochte Regenwürmer sind doch so toll. Ein Moslem erzählte mir, dass ihm bei Schweinefleisch genauso übel wird wie mir, wenn ich eine riesige Spinne verzehren soll, vor allem dann, wenn ich die auch noch lebendig essen soll. Zuerst bricht man ihr die Beine ab, dann den Kopf usw.

Immer wenn es um unterschiedliche Scham- und Ekelgefühle geht, etwa beim Essen, Kleidung, Hygiene usw., wird das wechselseitige Verständnis schwierig. Hier muss man von Fall zu Fall eine Lösung finden.

Bei uns an der Universität haben wir sehr viele moslemische Studenten. Mit der Religion haben wir hier aber nie ein Problem gehabt. Bisher gab es auf beiden Seiten keine Scharfmacher und hoffentlich bleibt dies auch so. Vielleicht ist der akademische Bereich etwas abgehoben vom Rest der Gesellschaft, aber religiöse Schwierigkeiten gab es bislang nicht.
RedScorpion

Renegat hat geschrieben: ...
Ungefähr so würde ich mich in USA oder Japan fühlen, wenn ich auf Lederhosen und Hitler angesprochen würde. Vielleicht würde ich irgendwann auch anfangen zu jodeln und die Nazis verteidigen,
Du würdest es, ähnlich wie Karlheinz, wahrscheinlich irgendwann zuerst zum Scherz machen, denn Sanktionen hättest Du ja nicht zu befürchten, tätst Dich ja innerhalb der an Dich gerichteten Erwartungen bewegen. Bin kein Psychologe, daher entfällt mir i.M. der passende Begriff für dieses Verhaltensmuster. Ist aber bekannt.

Karlheinz hat geschrieben: ...
Schwierig wird es aber, wenn bestimmte kulturelle Vorstellungen nur schwer miteinander vereinbar sind. In Indien beispielsweise wird in manchen Gegenden mit den Händen gegessen. Besteck ist unbekannt. Die Leute schmatzen und sabbern. Mir wird davon speiübel, ...
...
Sach mal, hast Du eigentlich keine Kinder? Wie essen oder assen die denn, und war das immer schön anzusehen?

Und bez. der kulturellen Vorstellungen ist's ja gerade in Sachen kulinarischer Vorlieben so, dass man gar nicht nach Downtown Bangkok muss, um zu wissen, was man nicht essen will/kann. Dieters Vorlieben in Sachen Fleischgelüste tät' ich z.B. als nicht mehr zeitgemäss einordnen, jenseits aller religiösen Restriktionen. Fleisch als sichtbar totes oder gar lebendes Tierprodukt ist immer weniger akzeptiert. Ich mein': Da ist eben halt Spiel drin, welches regionaler, sozialer und v.a. zeitlicher Wandlungen unterworfen ist.

Das ist aber nicht der Punkt, geht es doch um mehr oder weniger harmlose, sichtbare Verhaltensmuster.
Eher der:
Karlheinz hat geschrieben: ...
Mit der Religion haben wir hier aber nie ein Problem gehabt. Bisher gab es auf beiden Seiten keine Scharfmacher und hoffentlich bleibt dies auch so. Vielleicht ist der akademische Bereich etwas abgehoben vom Rest der Gesellschaft, aber religiöse Schwierigkeiten gab es bislang nicht.
Kam nicht Herr Atta direkt aus Eurer fischigen Kaschemme da am Alsterkanal? Und anstatt Euch zu hamburgisieren, hatt's Afghanistan erwischt. Das ist das Problem bzw. eins davon.



LG
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Es ist vollkommen richtig, dass wir in Klischeevorstellungen denken und da ich lange genug in den verschiedensten Ländern gelebt habe, weiß ich, dass man im Ausland tatsächlich manchmal glaubt, Deutsche sind insgeheim Nazis und tragen zwar keine Lederhosen, aber möglicherweise Pickelhauben in ihrer Freizeit. Diese Vorurteile verschwinden normalerweise aber ganz schnell wieder, wenn man sich länger kennt und über die Witze, die gelegentlich über Deutsche gemacht werden, kann ich selber am meisten lachen. In Sydney bezeichnete ich mich selber immer als den „netten Nazi“, der Fritz heißt und Sauerkraut frisst und die Leute fanden dies unglaublich komisch. Im Allgemeinen fährt man gut, wenn man die folgende Regel befolgt: Kommst du nach Rom, tue wie die Römer tun. Man sollte sich seiner Umgebung nach Möglichkeit anpassen ohne sich selber zu verleugnen.

Und was soll Deutschland mit jenen tun, die sich partout nicht anpassen wollen?
Karlheinz hat geschrieben: Die große Mehrheit der Moslems lebt auch so bei uns und Probleme entstehen häufig durch Missverständnisse, wie bei diesem iranischen Studenten mit seiner wirren Hausarbeit. [...]
Der Fall ist reichlich bizarr.
Dein Student wirkt auf mich insofern unglaubwürdig, als er mitbekommen haben muss, dass D kein muslimischer Staat ist und dass es in D anders läuft, als im Iran. Dazu kommt, dass er auf das Thema insistiert hat und gegen die schlechte Benotung seines Pamphletes protestiert hat und sogar Hilfe bei einem geistigen Würdenträger gesucht hat. Diese offensichtlich zur Schau getragene Ignoranz bzw. extreme Ahnungslosogkeit erscheint mir -ohne den Fall aus der Nähe zu kennen- unglaubwürdig.

Karlheinz hat geschrieben: Schwierig wird es aber, wenn bestimmte kulturelle Vorstellungen nur schwer miteinander vereinbar sind. In Indien beispielsweise wird in manchen Gegenden mit den Händen gegessen. Besteck ist unbekannt. Die Leute schmatzen und sabbern. Mir wird davon speiübel, aber wenn man nicht mit ihnen isst, empfinden sie es als schwere Beleidigung. Sie verstehen es nicht, dass man keine gebratenen Vogelspinnen mag, wo die doch so lecker schmecken. Gekochte Regenwürmer sind doch so toll. Ein Moslem erzählte mir, dass ihm bei Schweinefleisch genauso übel wird wie mir, wenn ich eine riesige Spinne verzehren soll, vor allem dann, wenn ich die auch noch lebendig essen soll. Zuerst bricht man ihr die Beine ab, dann den Kopf usw.[...]

Weswegen mich dort auch keine zehn Pferde hinbringen würden.

Wenn jemand freiwillig auswandert, bzw. einige Zeit im Ausland verberbringt, sollte er halt die Bereitschaft mitbringen, nach den dortigen Regeln und Gebräuchen zu handeln.
Karlheinz hat geschrieben: Bei uns an der Universität haben wir sehr viele moslemische Studenten. Mit der Religion haben wir hier aber nie ein Problem gehabt. Bisher gab es auf beiden Seiten keine Scharfmacher und hoffentlich bleibt dies auch so. Vielleicht ist der akademische Bereich etwas abgehoben vom Rest der Gesellschaft, aber religiöse Schwierigkeiten gab es bislang nicht.
Mit Sicherheit, er ist nicht nur etwas, sondern total abgehoben von der restlichen Gesellschaft.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Vergobret
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Weswegen mich dort auch keine zehn Pferde hinbringen würden.

Wenn jemand freiwillig auswandert, bzw. einige Zeit im Ausland verberbringt, sollte er halt die Bereitschaft mitbringen, nach den dortigen Regeln und Gebräuchen zu handeln.
Was reichlich traurig ist, weil Du damit bewusst vermeidest deinen Horizont zu erweitern. Es ist schlicht traurig mit seiner dadurch kulturell-räumlich beschränkten Sichtweise zufrieden zu sein. Aus solchem Geist entspringt niemals Fortschritt, Fortschritt ist die Synthese aus Neugier und Ausprobieren. Dieser dein Satz erklärt fast schon unfassbar simpel, woran Dein Unverständnis anderem gegenüber herrührt, was dann zu Ablehnung wird. Vieles ist jetzt klar.


Bei allen Problemen und Kriegereien, die Einwanderung mit sich bringt, es bleibt ein Abarbeiten aneinander. Und der Versuch daraus etwas sinnvolles, geeignetes zu gestalten, ist es was Menschen antreibt, die sich an Dingen wie Integration oder interkulturelles Zusammenleben auf Grundlage von Respekt begründet. Doch aus solch etwas wird am Ende etwas besseres entstehen, weil Neues. Bleibt alles beim alten, wird man im stetigen Wandel irgendwann zurückfallen. Genau dies zu verhindern ist am Ende jenes, was der tolerante, weltoffene Mensch anstreben sollte - ohne sein Eigenes Wertvolles dabei zu vergessen oder zu verleugnen. Das wäre falsch verstanden. Das Gegenteil dazu sind die tumben Menschen, die Stillstand wollen, weil er im Jetzt einfacher sein mag und ist. Doch sie irren, in der Zukunft wird dies nur umso schneller untergehen. Eine gewisse Tragik, dass letztere dabei erstere mit verächtlichen Begriffen wie "Weltverbesserer" oder "Gutmenschen" veralbern. Sie selbst sind zu feige, faul, dumm oder ignorant den Willen, Mut oder Einsatz aufzubringen sich auseinanderzusetzen.
Ein kluger Mann fasste dies einmal so zusammen: "Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält an ihr fest, dem Schlauen leuchtet sie den Weg." Genauso läuft der interkulturelle Dialog.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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Titus Feuerfuchs
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Freund der Moas, es ehrt mich ja, dass du mir eine Brandrede widmest. :)

Du neigst leider dazu, sehr schnell nach deinen Stereotypen zu urteilen, auch wenn das andere sind als die meinigen. Die Folge daraus sind (mitunter reichlich bornierte) Fehlschlüsse.

Vergobret hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Weswegen mich dort auch keine zehn Pferde hinbringen würden.

Wenn jemand freiwillig auswandert, bzw. einige Zeit im Ausland verberbringt, sollte er halt die Bereitschaft mitbringen, nach den dortigen Regeln und Gebräuchen zu handeln.
Was reichlich traurig ist, weil Du damit bewusst vermeidest deinen Horizont zu erweitern. Es ist schlicht traurig mit seiner dadurch kulturell-räumlich beschränkten Sichtweise zufrieden zu sein. Aus solchem Geist entspringt niemals Fortschritt, Fortschritt ist die Synthese aus Neugier und Ausprobieren.
Ein bisserl simpel, jemandem der etwas Bestimmtes nicht ausprobieren/ kennenlernen will, deshalb gleich per se "beschränkte Sichtweisen" zu attestieren, nicht wahr?

Es gibt in der Tat auch Dinge, die mich nicht interessieren bzw. die ich nicht ausprobieren will.

Ich bin z.B immer gern gereist, gerade abseits breit ausgetretener Touristenpfade. Es gibt aber Regionen, die mich nicht interessieren, und Indien steht da seit jeher ganz oben auf der Liste.
Ich vertrage das dortige Leben, das zu erheblichen Teilen durch Schmutz und Chaos geprägt ist, nicht. Ich will mich dem nicht anpassen, deswegen gehe ich dort auch nicht hin.

Es ist das typische progressiv linke Denken, das fremde Kulturen per se auf einen Sockel hebt.

Diese Denkweise, degenerierter, dekandenter, konsumorientierter Westen, der die ganze Welt ausbeutet, einderseits, und tolle außereuropäische Kulturen, die a priori toll , weil anders, spiritueller, alternativer, etc...sind, andererseits, ist mir wohlbekannt. Diese außereuropäischen Kulturen, besonders die asiatischen, sind ja sakrosankt, der verderbte Europäer hat sie nicht zu kritisieren, sondern muss sich für sie interessieren, will er nicht als beschränkt oder Schlimmeres gelten. :roll:

Um es nochmals klar zu sagen:

Ja, ich halte das Leben des durchschnittlichen Inders aus meiner persönlichen Sicht, mit meiner Sozialisation, für unkultiviert und rückständig. Karlheinz hat z.B. die Essgewohnheiten anschaulich beschrieben. Ich will nicht essen wie ein Tier. Ich finde an dieser Art des Lebens für mich nichts Erstrebenswertes.
Wer so leben will, wer dorthin reisen will, hat meine Toleranz dafür und soll es gerne tun, aber mich und andere, die damit nichts am Hut haben, in Ruh' lassen.



Vergobret hat geschrieben:Dieser dein Satz erklärt fast schon unfassbar simpel, woran Dein Unverständnis anderem gegenüber herrührt, was dann zu Ablehnung wird. Vieles ist jetzt klar.
Dieser Satz erklärt schon fast unfassbar simpel, wie schnell du unreflektiert und intolerant gemäß deinem Weltbild urteilst.
Vergobret hat geschrieben: Bei allen Problemen und Kriegereien, die Einwanderung mit sich bringt, es bleibt ein Abarbeiten aneinander. Und der Versuch daraus etwas sinnvolles, geeignetes zu gestalten, ist es was Menschen antreibt, die sich an Dingen wie Integration oder interkulturelles Zusammenleben auf Grundlage von Respekt begründet. Doch aus solch etwas wird am Ende etwas besseres entstehen, weil Neues.
Kann man so allgemein überhaupt nicht sagen.

Manchmal ja, wie man z.B. gerade an der Kultur meiner Heimatstadt Wien, die von überallher beinflusst wurde, sehen kann, manchmal nein, wenn man z.B. die Genese der mesoamerikanischen indigenen Kultur nach der Einwanderung der Europäer betrachtet.
Vergobret hat geschrieben: Bleibt alles beim alten, wird man im stetigen Wandel irgendwann zurückfallen. Genau dies zu verhindern ist am Ende jenes, was der tolerante, weltoffene Mensch anstreben sollte - ohne sein Eigenes Wertvolles dabei zu vergessen oder zu verleugnen. Das wäre falsch verstanden. Das Gegenteil dazu sind die tumben Menschen, die Stillstand wollen, weil er im Jetzt einfacher sein mag und ist. Doch sie irren, in der Zukunft wird dies nur umso schneller untergehen. Eine gewisse Tragik, dass letztere dabei erstere mit verächtlichen Begriffen wie "Weltverbesserer" oder "Gutmenschen" veralbern.
Von veralbern kann keine Rede sein.

Gutmensch hat sich als Terminus für Vertreter eines gewissen politisch korrekten Denkens, welches die moralische Deutungshoheit für sich gepachtet zu haben glaubt und diese seinen Mitmenschen auf intolerante, überhebliche, präpotenete und selbstgerechte Weise mit erhobenem Zeigefinger oktroyieren möchte, im Diskurs etabliert.

Wer nicht mitmacht, ist entweder doof, reaktionär oder,

Vergobret hat geschrieben: Sie selbst sind zu feige, faul, dumm oder ignorant den Willen, Mut oder Einsatz aufzubringen sich auseinanderzusetzen.[...]
Danke, damit ist wohl alles gesagt.
MfG,
Titus Feuerfuchs
RedScorpion

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Ja, ich halte das Leben des durchschnittlichen Inders aus meiner persönlichen Sicht, mit meiner Sozialisation, für unkultiviert und rückständig. Karlheinz hat z.B. die Essgewohnheiten anschaulich beschrieben. Ich will nicht essen wie ein Tier. Ich finde an dieser Art des Lebens für mich nichts Erstrebenswertes.
Wer so leben will, wer dorthin reisen will, hat meine Toleranz dafür und soll es gerne tun, aber mich und andere, die damit nichts am Hut haben, in Ruh' lassen.
...
Dafür brauchst aber gar ned nach Indien gehen, das kannste auch live haben mit einer Horde Halbwüchsiger bei MacDonald's oder - viel schlimmer noch - auf Mallorca oder in den Alpenhütten bei den Skipisten mit Erwachsenen.

Wobei erwachsene Alkis das wesentlich grössere Problem sind (auf der Piste oder hinterm Steuer) als ästhetischer Schmarrn bei kulinarischen Hochgenüssen (was sollte das schon grossartig sein in Oesterreich oder Deutschland, igitt).

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Es ist das typische progressiv linke Denken, das fremde Kulturen per se auf einen Sockel hebt.
...
Sagen wir so: Die Gefahr, Missstände und für den Menschen negative Auswirkungen "fremder" Kulturen auf einen Sockel zu heben ist immer dann besonders gross, wenn die eigene gerade besonders verk**ckt hat. Das weiss man spätestens seit Tacitus und ist im Fall der 68er wohl ein Resultat von 1933.

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Diese Denkweise, degenerierter, dekandenter, konsumorientierter Westen, der die ganze Welt ausbeutet, einderseits, und tolle außereuropäische Kulturen, die a priori toll , weil anders, spiritueller, alternativer, etc...sind, andererseits, ist mir wohlbekannt. Diese außereuropäischen Kulturen, besonders die asiatischen, sind ja sakrosankt, der verderbte Europäer hat sie nicht zu kritisieren, sondern muss sich für sie interessieren, will er nicht als beschränkt oder Schlimmeres gelten. :roll:
...
Das wäre Unsinn. Aber es heisst eben auch nicht, dass die "europäische" Kultur keine auch sehr nachteiligen Folgen für den Menschen hätte. Zur Erinnerung: Sei es Imperialismus, sei es Nationalsozialismus und Stalinismus sind europäische Produkte, und Irre wie die Terroristen der NSU und das Totalversagen der Behörden finden sich da in langer Tradition, in einer langen europ. Kultur.

Eine Gewohnheit, ein sozial normierter Umgang ist noch nicht dadurch gut, dass er seit langem Vorläufer hat,
allerdings auch nicht a priori schlecht. Es kommt halt auf die einzelne Norm oder akzeptierte Verhaltensweise an.

Und nix sagt, dass mir ein Inder als Nachbar, Freund, Kollege oder auch Feind mental näher oder ferner wäre als ausgerechnet ein Deutscher oder Oesterreicher.

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Manchmal ja, wie man z.B. gerade an der Kultur meiner Heimatstadt Wien, die von überallher beinflusst wurde, sehen kann, manchmal nein, wenn man z.B. die Genese der mesoamerikanischen indigenen Kultur nach der Einwanderung der Europäer betrachtet.
...
Kommt auf den Gesichtswinkel an. Aus deutscher Sicht ist Wien Balkan, aus traditioneller Sicht tiefster Balkan. :wink:

Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Gutmensch hat sich als Terminus für Vertreter eines gewissen politisch korrekten Denkens, welches die moralische Deutungshoheit für sich gepachtet zu haben glaubt und diese seinen Mitmenschen auf intolerante, überhebliche, präpotenete und selbstgerechte Weise mit erhobenem Zeigefinger oktroyieren möchte, im Diskurs etabliert.
...
Nö, das wäre evtl. ein Moralapostel. Als Gutmenschen (ich wüsste i.M. gar nicht, dass es den Begriff in anderen Sprachen hätte) bezeichnet man jemanden, der (auch so ein Unwort aus dem NS) "aus falsch verstandener Toleranz" zu gut ist, um zu merken, dass er dabei "vom (Art-)Fremden" über den Tisch gezogen wird.

Der Begriff wird z.B. im Zusammenhang mit Kinder- oder Tierschutz nicht verwandt, sondern so gut wie ausschliesslich im Kontext mit rassischen Belangen. So weit sind wir leider.



LG
ehemaliger Autor K.

Titus Feuerfuchs »
Und was soll Deutschland mit jenen tun, die sich partout nicht anpassen wollen?
Ausländer unterliegen den gleichen Gesetzen wie deutsche Staatsbürger. Darüber hinaus gibt es für sie noch besondere Bestimmungen, die durch das Ausländergesetz geregelt werden. Bei etwaigen Verstößen gegen unsere Rechtsordnung verweise ich auf die dortigen Paragraphen.
Mit Sicherheit, er ist nicht nur etwas, sondern total abgehoben von der restlichen Gesellschaft.
Der akademische Bereich ist heute nicht mehr so abgehoben vom Rest der Gesellschaft wie noch vor ca. dreißig Jahren. Viele Studenten sind nebenher berufstätig, weitaus mehr als früher. Auch ein großer Teil des Lehrkörpers arbeitet nicht mehr ausschließlich im universitären Bereich. Ich selber bin viele Jahre in der Privatwirtschaft tätig gewesen.
Der Fall ist reichlich bizarr.
Dein Student wirkt auf mich insofern unglaubwürdig, als er mitbekommen haben muss, dass D kein muslimischer Staat ist und dass es in D anders läuft, als im Iran. Dazu kommt, dass er auf das Thema insistiert hat und gegen die schlechte Benotung seines Pamphletes protestiert hat und sogar Hilfe bei einem geistigen Würdenträger gesucht hat. Diese offensichtlich zur Schau getragene Ignoranz bzw. extreme Ahnungslosogkeit erscheint mir -ohne den Fall aus der Nähe zu kennen- unglaubwürdig.
Die Angelegenheit ist wirklich sehr seltsam und ich persönlich habe ihm die merkwürdige Wendung vom Saulus zum Paulus nicht wirklich abgenommen. Dies geschah wohl vor allem nur deshalb, weil der (spätere) Präsident des Iran, Chatami, ihm erklärte, das man sich im Westen auch als Moslem den dortigen Gesetzen und Gepflogenheit unterordnen muss. Aber auch Chatami habe ich dies eigentlich nicht abgenommen, aber wie hätte er sich auch verhalten sollen, ohne sonst Schwierigkeiten mit den Behörden zu bekommen?
Wenn jemand freiwillig auswandert, bzw. einige Zeit im Ausland verberbringt, sollte er halt die Bereitschaft mitbringen, nach den dortigen Regeln und Gebräuchen zu handeln.
Der Meinung bin ich auch, daher: Kommst du nach Rom, dann tue, wie die Römer tun.“ Allerdings sollte man seine, durch die eigene Kultur geprägte Individualität, nicht vollständig aufgeben. Dies wird man auch gar nicht können. Sofern es keine gesetzlichen Bestimmungen gibt, ist es „Verhandlungssache“ inwiefern die fremde Kultur die eigenen Besonderheiten toleriert. Dies ist sehr unterschiedlich. In verwandten Kulturen, die beispielsweise von Einwanderern geprägt werden wie in Australien ist so etwas unproblematisch, in uns fremden Kulturen wie etwa in Indien, sieht es schon anders aus. Solange alles auf Freiwilligkeit beruht, ist dies aber vergleichsweise unkompliziert, weil es eine Wahlmöglichkeit gibt. Schwierig wird es dann, wenn man gezwungen wurde, sein Heimatland zu verlassen, es keine Rückkehr gibt und man in einem fremden Land leben muss, auch wenn man dies eigentlich nicht will. Für einen Mitteleuropäer stellt sich diese Frage aber derzeit glücklicherweise nicht.
Zuletzt geändert von ehemaliger Autor K. am 13.05.2013, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
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dieter
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Ihr Lieben,
jede Kultur soll geachtet werden. das gilt aber dann auch für Papua- Neu Guinea, für die Aborigines in Australien, die Buschmänner in der Kalahari oder die Indios in Bolivien und Peru. Die einzelnen Kulturen gehen auf die landschaftlich und geschichtlichen Begebenheiten zurück. Alle sind Homo sapiens sapiens, die vier Prozent Neanderanteile bei den heutigen Menschen brauchen nicht berücksichtigt werden. :wink: :mrgreen:
Kommt man in ein fremdes Land, so sollte man versuchen sich den dortigen Gegebenheiten anzupassen. Ich hatte mir für unsere Reise nach China ein chin. Wörterbuch gekauft und konnte dann tatsächlich "Nie Hau" zur Begrüßung sagen, weitere chin. Ausdrücke habe ich leider wieder vergessen. Für Finnland gab es ein fin. und für Griechenland ein griech. und für Schweden ein schwed. Wörterbuch. Man sollte durchaus erwarten können, wenn Jemand über zehn jahre in einem Land wohnt, er die Sprache seines Gastlandes beherrscht. :wink:
Ich achte auch die Religion eines anderen Menschen, wobei ich als ev. Christ mir gerne die Innenausstattung kath. Kirchen ansehe und die Pracht, welche dort entfaltet wird, bewundere. :wink:
Mein Fazit: solange sich die Bewohner von D auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen, ist gegen die verschiedenen Anschauungen zum Leben nichts einzuwenden. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Der akademische Bereich ist heute nicht mehr so abgehoben vom Rest der Gesellschaft wie noch vor ca. dreißig Jahren. Viele Studenten sind nebenher berufstätig, weitaus mehr als früher. Auch ein großer Teil des Lehrkörpers arbeitet nicht mehr ausschließlich im universitären Bereich. Ich selber bin viele Jahre in der Privatwirtschaft tätig gewesen.
Ich kenne den akademischen Betrieb an der Uni zwar erst ca. halb solange, aber mein Befund lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Es gibt ein paar Ausnahmen, wie überall, aber grosso modo hat sich das akademische Personal fest im angehobenen Elefenbeiturm verschanzt. Wenn ich mir deutsche Wissenschaftler in den Medien anschaue, scheint es mir in D genauso schlimm zu sein.


Karlheinz hat geschrieben:
Wenn jemand freiwillig auswandert, bzw. einige Zeit im Ausland verberbringt, sollte er halt die Bereitschaft mitbringen, nach den dortigen Regeln und Gebräuchen zu handeln.
Der Meinung bin ich auch, daher: Kommst du nach Rom, dann tue, wie die Römer tun.“ Allerdings sollte man seine, durch die eigene Kultur geprägte Individualität, nicht vollständig aufgeben. Dies wird man auch gar nicht können. Sofern es keine gesetzlichen Bestimmungen gibt, ist es „Verhandlungssache“ inwiefern die fremde Kultur die eigenen Besonderheiten toleriert. Dies ist sehr unterschiedlich. In verwandten Kulturen, die beispielsweise von Einwanderern geprägt werden wie in Australien ist so etwas unproblematisch, in uns fremden Kulturen wie etwa in Indien, sieht es schon anders aus. Solange alles auf Freiwilligkeit beruht, ist dies aber vergleichsweise unkompliziert, weil es eine Wahlmöglichkeit gibt. Schwierig wird es dann, wenn man gezwungen wurde, sein Heimatland zu verlassen, es keine Rückkehr gibt und man in einem fremden Land leben muss, auch wenn man dies eigentlich nicht will. Für einen Mitteleuropäer stellt sich diese Frage aber derzeit glücklicherweise nicht.
Das stimmt freilich, eine Anmerkung sei mir jedoch gestattet: Gerade wenn man als Flüchtling kommt, sollte man dankbar für die gebotene Hilfe sein und sich seiner neuen Heimat in der von dir beschriebenen Weise anpassen.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Das stimmt freilich, eine Anmerkung sei mir jedoch gestattet: Gerade wenn man als Flüchtling kommt, sollte man dankbar für die gebotene Hilfe sein und sich seiner neuen Heimat in der von dir beschriebenen Weise anpassen.
Lieber Titus,
so isses. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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