Inklusion - sinnvoll oder kontraproduktiv für das Lernen?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Einerseits wird die Gesamtschule in vielen Bundesländern als "Einheitsschule" abgelehnt, weil es doch unterschiedliche Lernniveaus bei den Schülern gibt, andererseits wird in immer mehr Bundesländern über die Inklusion diskutiert - also eine Schulform, in der Kinder mit Behinderung zusammen mit Kindern ohne Behinderung unterrichtet werden. Aber auch diese Unterrichtsform ist umstritten, weil solche Kinder mit Behinderung eine besondere Betreuung inklusive einer zweiten, besonders geschulten Lehrkraft in derselben Klasse benötigen. Zudem stellte sich in Dokus auch bereits heraus, dass für die benötigten zusätzlichen Lehrkräfte oft gar nicht genug Gelder da sind, so dass die besondere Betreuung nicht wirklich funktioniert.
Allerdings soll es Beipiele in Norwegen, Italien und den USA geben, wo eine solche Schulform schon funktioniert.
Artikel lesen: http://www.spiegel.de/schulspiegel/inkl ... 79079.html

Und nun meine Frage: Was haltet ihr von der Inklusion?
Die Diskussion ist eröffnet!

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Lia

Kann gut sein, kann aber gerade den geistig behinderten Kindern zum Nachteil gereichen.
So, wie es in unserem Bundesland läuft, läuft es jedenfalls nicht.
Mit Einheitsschule plus Inklusion gibt es Benachteiligte auf allen Seiten.
Wobei es Jahrzehnten selbstverständlich ist, dass körperlich gehandicapte Kinder aufs Gymnasium gehen.
Einer meiner Mitschüler war Contergan-geschädigt- war nie das Problem mit Integration.
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Orianne
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Ich sehe es lieber, wenn sich speziell dafür ausgebildete Kolleginnen und Kollegen um diese Schülerinnen und Schüler kümmern. Bei uns gab es einmal vor ca. 20 Jahren einen Versuch mit einem Kind mit Trisomie 21, alle Medien berichteten darüber, der Junge konnte sogar einen Fahrausweis für das Mofa machen. Ich begrüsse diese Integration wenn es für die Klasse und die Schule und den Lehrkörper nicht zur Belastung wird, wir haben dazu auch ein Gleichstellungesetz, es verpflichtet uns für die Schwächeren einzustehen:
Kantone zur Integration verpflichtet

Ausserdem verpflichtet Artikel 20 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) die Kantone folgendermassen: „Die Kantone sorgen dafür, dass behinderte Kinder und Jugendliche eine Grundschulung erhalten, die ihren besonderen Bedürfnissen angepasst ist; sie fördern, soweit dies möglich ist und dem Wohl des behinderten Kindes oder Jugendlichen dient, mit entsprechenden Schulungsformen die Integration behinderter Kinder und Jugendlicher in die Regelschule; sie sorgen insbesondere dafür, dass wahrnehmungs- oder artikulationsbehinderte Kinder und Jugendliche und ihnen besonders nahe stehende Personen eine auf die Behinderung abgestimmte Kommunikationstechnik erlernen können".
Um diesen Vorgaben gerecht zu werde, folgt die interkantonale Vereinbarung folgenden Grundsätzen:
Die Sonderpädagogik ist Teil des öffentlichen Bildungsauftrages.
Integrative Lösungen sind separierenden Lösungen vorzuziehen, unter Beachtung des Wohles und der Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes oder des Jugendlichen sowie unter Berücksichtigung des schulischen Umfeldes und der Schulorganisation.
Für den Bereich der Sonderpädagogik gilt der Grundsatz der Unentgeltlichkeit; für Verpflegung und Betreuung kann von den Erziehungsberechtigten eine finanzielle Beteiligung verlangt werden.
Die Erziehungsberechtigten sind in den Prozess betreffend die Anordnung sonderpädagogischer Massnahmen mit einzubeziehen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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dieter
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Ich sehe es so, dass körperlich behinderte Kinder durchaus bei einem Unterricht geistig mithalten können. Bei geistig behinderten Kindern dürfte das schon schwerer sein. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Selbstverständlich gilt der Gleichheitsgrundsatz für alle.
Dazu gehört dann aber auch die in jeder Richtung sachliche, finanzielle und personelle Ausstattung der Schulen, und die ist nicht gegeben.
Zum anderen ist es schwierig, wenn man normal und überdurchschnittlich begabte Kinder und geistig schwer behinderte Kinder gemeinsam unterrichten soll. Da kommen alle zu kurz, ganz gleich, wie viel ausgebildete Fachkräfte im Unterricht sind.
Zum anderen ist eine ganz gezielte, auf bestimmte Handicaps zielende Förderung oft für die Kinder erfolgreicher und entspannter als gemeinsamer Unterricht.
Die Tochter einer Freundin ist bis heute der Meinung, dass keine Inklusionsschule ihr den erfolgreichen beruflichen Weg hätte eröffenen wie es Gehörlosen- Internat in Schleswig tat.
" Wie soll eine noch so gut ausgestattete Schule das leisten, was wir speziell brauchen?"
( Angefangen von der speziellen Ausstattung der Räume)
http://www.lfzhoeren-schleswig.de/schul ... hoeren.php
Das kann allenfalls funktionieren, wenn in einer Inklusionsklasse nur jeweils das gleiche Handicap vertreten ist, auf das die jeweiligen Zusatz- Lehrer spezialisiert sind.
Trisomie 21 ist je nach Ausprägungsgrad und Frühförderung heute tatsächlich kein Hinderungsgrund mehr für Schule, Ausbildung und sogar Studium- und das ist auch gut so!
Der Kampf einer Muterr um den Gymnasiumsbesuch ihres schwerst geistig behindeten Kindes, damit es seine Freunde um sich hat, den allerdings kann ich nicht nachvollziehen, denn auch die Kinder ohne ein solches Handicap haben ein Recht auf ihr Lernen.
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:Einerseits wird die Gesamtschule in vielen Bundesländern als "Einheitsschule" abgelehnt, weil es doch unterschiedliche Lernniveaus bei den Schülern gibt, andererseits wird in immer mehr Bundesländern über die Inklusion diskutiert - also eine Schulform, in der Kinder mit Behinderung zusammen mit Kindern ohne Behinderung unterrichtet werden. Aber auch diese Unterrichtsform ist umstritten, weil solche Kinder mit Behinderung eine besondere Betreuung inklusive einer zweiten, besonders geschulten Lehrkraft in derselben Klasse benötigen. Zudem stellte sich in Dokus auch bereits heraus, dass für die benötigten zusätzlichen Lehrkräfte oft gar nicht genug Gelder da sind, so dass die besondere Betreuung nicht wirklich funktioniert.
Allerdings soll es Beipiele in Norwegen, Italien und den USA geben, wo eine solche Schulform schon funktioniert.
Artikel lesen: http://www.spiegel.de/schulspiegel/inkl ... 79079.html

Und nun meine Frage: Was haltet ihr von der Inklusion?

Die Grundfrage hierbei ist:

Sprechen wir von geistiger oder körperlicher Behinderung?


Das wird leider immer in einen Topf geschmissen und körperlich Behinderte werden im Alltag leider immer noch häufig als geistig beschränkt angesehen. :(

Von Inklusion geistig Behinderter halte ich nichts, von der körperlich Behinderter, wenn es die Umstände zulassen, sehr viel.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Orianne
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@Titus: Du sprichst genau das an, bei einem geistigen Handicap sollte man das Kind in eine spezielle Einrichtung geben, es ist für alle Seiten besser so finde ich. Ich sehe es bei meiner Arbeit, schon ein Kind mit fehlenden Deutschkenntnissen verzögert den Unterricht enorm, die Lehrkraft ist für alle Schüler da, sie muss jeden Kind die gleiche Aufmerksamkeit schenken, bei einem fremdsprachigem Kind oder mehr ist das fast nicht mehr möglich, so muss oft mit zwei LehrerInnen unterrichtet werden. Ich würde spezielle Schulen begrüssen, wo die eingewanderten Kinder erst die Landessprache erlernen, um dann in die Regelschule zu wechseln.
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General William Tecumseh Sherman
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Lia

@ Titus:

Grundsätzlich: Körperliche Behinderung darf kein Ausschluss-Kriterium sein. Kriterium muss allerdings sein, wieweit ausstattungstechnisch und so nötig, auch mit Personal diese Schüler so intensiv und richtig betreut werden können, wie sie es brauchen.
Beispiel sind z.B. Gehörlose und Taubstumme- oder zumindest in dem Bereich gehandicapte SchülerInnen.
Von Inklusion geistig Behinderter halte ich nichts, von der körperlich Behinderter, wenn es die Umstände zulassen, sehr viel.
Das kommt auch wieder so ein wenig auf den Grad der Behinderung wie auf die gezielte Betreuung an.
Wobei das Unterrichten einer völlig normal zusammengesetzten Klasse mit 3 ADHS-Kindern schon eigentlich zweier Lehrkräfte bedarf.
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Gontscharow
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Die heutige Schule soll eine Eier legende Wollmilchsau sein,
die noch dazu von Eltern und Politikern so kritisch beäugt wird wie noch nie zuvor ...
Ich habe inzwischen fast schon Mitleid mit den Lehren und bin froh, daß ich keiner
geworden bin ( hätte ich mir nach dem Abi gewünscht, war aber für meine Jahrgänge aussichtslos,
den Lehrerberuf anzustreben).
Man sollte aufhören, die Schule so mit Erwartungen zu überfrachten und sich wieder auf das
Wesentliche konzentrieren.
Inklusion geistig Behinderter ist Quatsch.
Genau so würde ich Kinder, die zu wenig Deutsch können, aus der Klasse ausgliedern
und in eine Extraklasse stecken, wo sie als allererster Deutsch als Fremdsprache lernen,
danach dürfte pro Klasse die Zahl der fremdsprachigen Kinder die 10 % Marke nicht überschreiten.
In Gegenden, wo das mangels Masse deutschsprachiger Kinder nicht mehr möglich ist, bin ich
dafür, die deutschsprachigen Kinder in einer Klasse zusammenzuführen ( unabhängig von Herkunft),
die anderen Kinder sind dann eben in radebrechenden Ausländerklassen unterzubringen.
wagenknechthein
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Registriert: 02.03.2018, 11:34

Gontscharow hat geschrieben:Die heutige Schule soll eine Eier legende Wollmilchsau sein,
die noch dazu von Eltern und Politikern so kritisch beäugt wird wie noch nie zuvor ...
Ich finde es auch, das es totaler Quatsch ist. Eine Schule sollte jeden Schüler fördern. Möglichst ideal (was nie gehen wird)
Ich selber lebe auf dem Land, meine Cousine hat ein Kind das normalerweise in die 4.Klasse geht. Weil die Klassen aber so klein sind, werden die 1. und 2. zusammengeführt, sowie 3. und 4. Nehme das jetzt einfach mal als Vergleich, bei "normalen" Kindern, was das für Auswirkungen haben kann. Der Junge ist total unterfordert, später dann in der 5. total überfordert. Das weiß auch meine Cousine und hat ihn deswegen 1 Jahr warten lassen und übernimmt zuhause nochmals den Unterricht, das er für die 5. Klasse bereit ist.
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