Erster Schultag - mit oder ohne religiöser Zeremonie?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Aneri hat geschrieben: Ich persönlich denke, dass Kirche hat nichts in der Schule zu suchen. Dennoch hier in Deutschland ist ein anderer Bezug zu der Religion. Viele glauben nicht oder besser zu sagen, denken nicht nach, aber sie kirchlich heiraten, lassen ihre Kinder taufen und konfirmieren, lassen den Pfarrer bei Beerdigung sprechen. Es wirkt wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber Traditionen, welche Art sie auch sind, geben ein Gemeinschaftsgefühl: es gibt etwas, irgendwelche Handlungen, den wir ohne unbedingt eine rationale Begründung zu liefern einfach betätigen. Da uns mittlere Weile so viel unterscheidet (lebe die Individualisten), denke ich, dass gerade in diesem Sinne diese Traditionen als positiv zu bewerten sind.
Liebe Aneri,
so isses. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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dieter hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben: Ich persönlich denke, dass Kirche hat nichts in der Schule zu suchen. Dennoch hier in Deutschland ist ein anderer Bezug zu der Religion. Viele glauben nicht oder besser zu sagen, denken nicht nach, aber sie kirchlich heiraten, lassen ihre Kinder taufen und konfirmieren, lassen den Pfarrer bei Beerdigung sprechen. Es wirkt wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Aber Traditionen, welche Art sie auch sind, geben ein Gemeinschaftsgefühl: es gibt etwas, irgendwelche Handlungen, den wir ohne unbedingt eine rationale Begründung zu liefern einfach betätigen. Da uns mittlere Weile so viel unterscheidet (lebe die Individualisten), denke ich, dass gerade in diesem Sinne diese Traditionen als positiv zu bewerten sind.
Liebe Aneri,
so isses. :wink:
Damit habe ich ein Problem. Leere Rituale mögen einer Traditionslinie folgen, wenn der Sinn verlorengegangen ist, kann man sie mE genausogut abschaffen.
Gerade für Kinder sind sinnentleerte Rituale nur hohl, denn die oft entlarvenden Warum-Fragen von Kindern fragen immer nach dem Sinn.
Auf diese Weltsicht von Kindern, ging der Einschulungsgottesdienst, an dem ich teilnahm, sehr gut ein. Da wurde kein Ritual vorausgesetzt sondern alles mit einfachen Worten erklärt, sogar das Gebet.
Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.
Aneri

Renegat hat geschrieben: Damit habe ich ein Problem. Leere Rituale mögen einer Traditionslinie folgen, wenn der Sinn verlorengegangen ist, kann man sie mE genausogut abschaffen.
Meinst du? Auf Stuhl sitzen ist doch aus einem Ritual, einem Symbol hervorgegangen. Man erhebt sich über die Umwelt. Auch sprechen alle gesundheitliche Aspekte gegen diese künstliche Sitzhaltung. Versuchst mal diesen sinnentleerte Sitte (du sitzt doch nicht aus diesem Grund auf einem Stuhl) aus abendländischen Kultur weg zu schaffen :P .

Ich war in einem religiösfreien Umfeld aufgewachsen. Dennoch hatten wir die Eier zur Ostern bemalt. Auch nie hatte ich über einen Osterhase gehört. Es war einfach schön ein besonderen Tag zu haben, der durch seine besondere Sitten sich von dem Übrigen Jahrtagen abhebt. Diese Sitten sind oft viel älter als christliche Religion, die den ursprünglichen Sinn entleert und mit neuen Sinn gefühlt hat. Auch die geschmückte Tanne stand bei uns nicht zum Weihnachten. Es war das Silvester die wir gefeiert hatten.

Wie sinnvoll ist die Tanne zu schmücken? Dieser Ritual verrät etwas über dich, über deine kulturelle Wurzeln, wenn es auch ursprünglichen Sinn entleert ist. Das gleiche mit der Mode. Es ist doch sinnentleert. Um sich warm zu halten, braucht man nicht bestimmte Farben und Schnitt zu tragen, die meist auch unbequem sind. Warum wohl Menschen streben sich von anderen abheben aber zugleich zu einer bestimmte Gruppe sich identifizieren?! Ähnlich ist mit der kulturellen Traditionen.
Aneri

Renegat hat geschrieben:Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.
ja, ich habe schon meine Schuljahre vor einigen Jahrzehnten gelassen. Dennoch frage ich mich wofür die Lehrer sind, wofür die Schulfreunde sind, wofür die Familie ist, wenn ein Schüler nur durch Gottesdienst über die Gefühle angesprochen wird. Traurig, traurig, traurig...
Renegat
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Aneri hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Sinnentleert war der Gottesdienst auch nicht, denn wie ich eingangs schrieb, war es die einzige Gelegenheit, bei der Emotionen, Unsicherheitsgefühle, Ängste und Traurigkeit uberhaupt angesprochen wurden bei der Einschulung. Das fand ich wichtig und ich fragte mich, wohin mit diesen Gefühlen, wenn es den Gottesdienst nicht oder nicht für alle gibt.
ja, ich habe schon meine Schuljahre vor einigen Jahrzehnten gelassen. Dennoch frage ich mich wofür die Lehrer sind, wofür die Schulfreunde sind, wofür die Familie ist, wenn ein Schüler nur durch Gottesdienst über die Gefühle angesprochen wird. Traurig, traurig, traurig...
Gut, dass du noch den 2. Beitrag hinterhergeschoben hast, Aneri. Denn um die zuerst angesprochenen Rituale und Traditionen ging es mir gerade nicht. Über´s Ostereiersuchen und Tanneschmücken könnten wir in einem anderen Thread diskutieren.
Ich denke gerade der Gottesdienst zum 1. Schultag ist überhaupt noch kein traditionelles Ritual. Mit diesem Thread wollte ich außerdem erfahren, ob er überhaupt flächendeckend durchgeführt wird und interpretiere Barbarossas Beitrag so, dass es den im Osten nicht überall gibt.
Du hast natürlich recht, dass Lehrer, Familie und Freunde genauso ein Gefühl des Angenommenseins vermitteln sollten. Im weiteren Verlauf der Einschulung hatte ich nur den Eindruck, dass die Betonung mehr auf Spass und Leistung lag. Kann natürlich sein, dass wegen des vorangestellten Gottesdienst eine thematische Arbeitsteilung verabredet wurde.
Babylon5
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Nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, daß es eine bewußte Aufteilung "Wir Gefühle- ihr Leistung " gegeben hat.
Der Leistungsgedanke ist in den Schulen fest verankter, wird natürlich auch durch die Eltern transportiert.
Wenn, dann setzt die Kirche bewußt auf eine Abkehr von der Leistung, aber sicher nicht in Absprache mit der Schule...
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dieter
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Babylon5 hat geschrieben:Nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, daß es eine bewußte Aufteilung "Wir Gefühle- ihr Leistung " gegeben hat.
Der Leistungsgedanke ist in den Schulen fest verankter, wird natürlich auch durch die Eltern transportiert.
Wenn, dann setzt die Kirche bewußt auf eine Abkehr von der Leistung, aber sicher nicht in Absprache mit der Schule...
Liebe Babylon,
es ist doch schön, dass nicht auch die Kirche den Leistungsgedanken in den Vordergrund stellt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Babylon5
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Lieber Dieter,
das bestreite ich ja gar nicht.
Ich finde es nur nicht schön, daß die Kirche die einzige ist, die das tut.
Weil mir so Sprüche wie der mit der einzigen wahren Güte ziemlich auf die Nerven gehen...
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dieter
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Babylon5 hat geschrieben:Lieber Dieter,
das bestreite ich ja gar nicht.
Ich finde es nur nicht schön, daß die Kirche die einzige ist, die das tut.
Weil mir so Sprüche wie der mit der einzigen wahren Güte ziemlich auf die Nerven gehen...
Liebe Babylon,
mir gehen einige Sprüche der Kirche auch auf die Nerven, finde es aber gut, dass es in unserer Gesellschaft noch eine Institution gibt, die nicht auf Leistung anspricht. :wink:
Wenn die Kath. Kirche gegen Kondome ist oder sagt, dass die Ev. Kirche keine Kirche sei, dann finde ich das auch unerhört und es geht mir auch auf die Nerven. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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