Erinnerung an den Mauerfall am 9. November 1989

Leben, Wirtschaft, Stasi, Sozialismus, SED, Überwachung, Diktatur, Honecker, Kommunismus, Mauer

Moderator: Barbarossa

elysian
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"Freiheit ist mein größter Reichtum"

(RP) Im ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit saß Mike Fröhnel drei Mal in Zelle 120. Heute hat er die Schlüssel, führt Besucher durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Viermal hat die DDR ihn eingesperrt. Als er das letzte Mal entlassen wurde, ahnte er nichts vom Mauerfall.
http://www.rp-online.de/public/article/ ... chtum.html
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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Interessant der Artikel.
Mein Onkel saß auch ein Jahr lang wegen versuchter "Republikflucht" in Untersuchungshaft und war innerhalb des einen Jahres in mindestens drei verschiedenen Gefängnissen inhaftiert. Das letzte war auch ein Stasi-Gefängnis und obwohl das mit zwei Monaten die kürzeste Zeit war, war das für ihn wohl dennoch die schlimmste Zeit. Er hat nie sehr viel darüber erzählt, aber es muß wohl sehr schlimm gewesen sein. Er war nach seiner Ausweisung (richtiger wäre Verkauf für 20.000 DM) dann auch noch ein ganzes Jahr lang krank geschrieben.

Man mußte in der DDR sehr genau überlegen, was man sagte. Sehr schnell konnte man Ärger bekommen, wenn man etwas unüberlegtes sagte - selbst die (SED-) Genossen untereinander ließen keinerlei abweichende Meinungen zu. Ich habe selbst erlebt, wie unser Sektionsleiter in der GST (ich war 8 Jahre lang im Sportschießen) bei einer Weihnachtsfeier im leicht angeheiterten Zustand andeutete, daß er für seine Tochter auch gern öfter als nur zu Weihnachten und Ostern mal ein paar Bananen oder Apfelsinen kaufen würde. Gleich am nächsten Tag war er nicht mehr unser Sektionsleiter und ich hab ihn danach auch nicht mehr gesehen.

Auch mußte man ein ziemlich dickes Fell haben in diesem Staat. Obwohl ich nach der Lehre sofort aus der FDJ austrat, versuchte die SED auch mich (aber nicht nur mich) für die Partei anzuwerben. Ich kann mich an mindestens zwei mal innerhalb von zwei Jahren daran erinnern, daß ich während der Arbeitszeit von meinem Arbeitsplatz weggeholt wurde, und dann haben sie mich mit drei Mann (der Parteisekretär, der Abteilungsleiter und der Arbeitsvorbereiter) bekniet, ob ich nicht in die Partei eintreten wolle. Ich blieb standhaft und sagte nein. Ich habe jedoch auch von Leuten gehört, die nicht so standhaft blieben und nachgaben.

Eine schwere Zeit...
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Balduin
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Ich glaube genau diese fehlende Freiheit geht in dieser DDR-Nostalgie unter, die immer präsenter wird. Ich war vor ca. 2 Wochen im Stasi Gefängnis Hohenschönhausen - ich habe eine Rezension dazu verfasst: http://www.geschichte-wissen.de/rezensi ... ausen.html und Bilder hochgeladen: http://www.geschichte-wissen.de/galerie ... stasi.html (manche Bilder sind nicht optimal, ich werde die nächsten Tage dazu noch Erläuterungen veröffentlichen - ihr könnt jedoch gerne die Galerie bewerten & Kommentare abgeben).

Eine Führung in Hohenschönhausen ist wirklich sehr zu empfehlen, vor allem ist es bemerkenswert wie manche Menschen (viele leider nicht), dieser physischen Folter trotzden konnten.
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MarcoZ
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Das Problem ist, dass die Leute nicht von den guten privaten Erlebnissen und der politischen Situation unterscheiden können. Für viele DDR-Bewohner gab es natürlich im privaten Bereich auch sehr schöne Momente, d.h. jedoch nicht ,dass die politische Situation angenehm war. Meine Familie hat mir nicht viel positives über die DDR-Politik berichtet. Z.B. mein Opa berichtet mir, dass er Probleme hatte beim Studium, da er schon immer gegen die Politik der DDR war und meine Mutter hat mir etwas über die Sportvereine erzählt und wie die ausgerichtet waren usw. .
Ich akzeptiere viel, aber die "Ostalgie" ist eine Schande und das besonders für jemand der in Hohenschönhausen war.
Besonders geprägt hat mich dieser eine kleine Raum in dem man nur gebückt stehen konnte, das Verhörungszimmer in dem man verstrahlt wurde und der Obstwagen der zum Transport der Gefangenen verwendet wurde.
Der Artikel über das Stasi-Gefängnis ist gut geworden. :!: :!: :!:
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Barbarossa
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Mir ist beim schreiben im Geschichtsforum gerade etwas aufgefallen und ich möchte die betreffenden Beiträge hier einfach mal übernehmen:
balticbirdy hat geschrieben:Wer weiß, woher er den Zettel hatte. Vermutlich guckte er erst während der Pressekonferenz zum ersten Mal darauf.

Also nach meiner Info, hat Krenz ihm den Zettel kurz vor der Pressekonferenz zugesteckt und folglich hat er dort vermutlich tatsächlich zum ersten mal einen Blick darauf geworfen...

Hier noch ein Artikel dazu:
Auf Nachfrage des italienischen Journalisten Riccardo Ehrmann holt Günter Schabowski um 18.53 Uhr einen Zettel aus seiner Tasche heraus, den er vor der Pressekonferenz von Egon Krenz, dem Nachfolger Erich Honeckers, bekommen hat (2) und liest stockend vor:

"Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen - Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse - beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.

Die zuständigen Abteilungen Paß- und Meldewesen der VPKÄ (der Volkspolizeikreisämter) in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne daß dabei noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen." (3)

Schabowski ist sich nicht sicher, was er da verlesen hat und wird schon mit einer weiteren Frage konfrontiert: "Gilt das auch für Westberlin?".
Er zuckt mit den Schultern und antwortet:
"Also, doch, doch" und liest dann weiter vor:
"Die ständige Ausreise kann über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD bzw. zu Westberlin erfolgen."
Schabowski wird gefragt: "Wann tritt das in Kraft?" und er antwortet:
"Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich." (4)

Die DDR-Nachrichtenagentur ADN verbreitet den von Schabowski verlesenen Text um 19.04 Uhr, der dann um 19.30 von der Aktuellen Kamera im DDR-Fernsehen und um 20.00 Uhr von der Tagesschau mit der Meldung "DDR öffnet Grenze" (5) gesendet wird.
Quelle: http://www.berlinermaueronline.de/gesch ... erfall.htm

Edit:
Wenn ich mir den Text so durchlese, dann ist da tatsächlich mehmals von "ständiger Ausreise" die Rede. Da ist es ja kein Wunder, daß ich das damals nicht auf mich selbst bezogen habe, sondern dachte, es wären diejenigen damit gemeint, die z. T. schon seit Jahren einen Ausreiseantrag zu laufen hatten. Das fällt mir jetzt erst mal so richtig auf! Ich hab das mal unterstrichen, was ich meine...
balticbirdy hat geschrieben:So war es wohl auch gedacht. Manchen der ersten Grenzgänger wurde noch der Ausweis entwertet. Alle "Querulanten", also ein paar tausend Leute , rauslassen und dann ist Ruhe - so war wahrscheinlich der ursprüngliche Plan. Damit es keine kompromittierenden Bilder wie von den Botschaften und Sonderzügen mehr gibt. Prag und Budapest werden da auch Druck gemacht haben.
Dass die Leute lediglich ein bisschen feiern gingen und am nächsten Morgen wieder pünktlich im Osten zur Arbeit erschienen, das ging über jedes Vorstellungsvermögen der SED-Bonzen.
siehe: http://www.geschichtsforum.de/f144/der- ... post449250

Das ist doch mal eine ganz andere Sichtweise der Dinge und ich dachte damals schon, ich wäre blöd - ich hab die Pressekonferenz doch um 19.30 Uhr in den Nachrichten gesehen...
:?

Und das ist dann passiert: http://www.youtube.com/watch?v=1_eCVhCGYwE
Da wird das auch noch einmal gesagt.


Und so lief der Tag bei mir ab:

Für mich war das einer der Tage, die man im Leben nie vergißt. Ich hatte damals Nachtschicht und so habe ich alles live miterlebt.
Bevor ich zur Arbeit mußte, habe ich zuerst im ZDF die Heute-Nachrichten gesehen und anschließend im Osten die "Aktuelle Kamera" ( das habe ich in der Wendezeit täglich gemacht ). Dort habe ich auch die Pressekonferenz gesehen, in der Günter Schabowski das legendäre neue Ausreisegesetz vorlas. Ich selbst habe es zu diesem Zeitpunkt zwar zur Kenntnis genommen, habe es aber nicht auf mich selbst bezogen - ich dachte, daß damit Diejenigen gemeint waren, die teilweise seit Jahren einen Ausreiseantrag zu laufen hatten. Für die Leute freute ich mich zu dem Zeitpunkt. Ich ging dann zur Arbeit.
Als ich mit der Arbeit fast fertig war - kurz nach Mitternacht - kam ein älterer Kollege angelaufen und meinte: "Du, ich hör gerade Radio – die rennen alle auf dem Ku´damm rum!" Völlig fassungslos und ungläubig ging ich mit und wir hörten die restliche Nacht Radio. Als ich nach Hause kam, wußten natürlich auch meine Eltern schon davon. Ich ging erst mal ein paar Stunden schlafen und meine Mutter besorgte die Visa für uns alle. Mein Onkel, der Bruder meiner Mutter, wohnte seit 1986 in Westberlin ( er ist gegangen worden ), ihn besuchten wir und ich blieb das ganze Wochenende dort ( der 10. 11. ´89 war ein Freitag ). Er zeigte mir vieles in Westberlin, was ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Die Emotionen die wir alle hatten, kann man eigentlich kaum beschreiben, man muß ja dabei berücksichtigen, daß wir bis dahin damit nicht gerechnet hatten und dachten, daß wir erst als Rentner in den Westen kommen würden. Selbst das neue, erst kurz davor erlassene Reisegesetz brachte kaum Verbesserungen. So lief ich durch Westberlin teils immer noch fassungslos, neugierig, glücklich, aber einmal auch verärgert über eine Frau mittleren Alters, die sich bereits am 10. 11. 89 über die vollen S-Bahnen aufregte und meinte, sie hoffe, die Mauer wird bald wieder zu gemacht ( typische "Insulaner-Mentalität" - scheint es bis heute dort zu geben, sind aber nicht alle so ).
In den folgenden Monaten fuhr ich noch oft nach Westberlin, Ausweis und Reisepaß waren bald voll mit Visa. Überhaupt war die Wendezeit für mich eine der schönsten, interessantesten, ja, spannendsten Zeiten in meinem Leben, in der ich ( als damals 22-jähriger ) auch politisch aktiv wurde und im Februar 1990 in den Demokratischen Aufbruch eintrat.
Ängste meinerseits ? Null.

Habe ich jetzt auch mal übernommen von: http://www.geschichtsforum.de/showpost. ... stcount=14
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elysian
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Ich war damals zwar nur halb so alt wie Du (11 Jahre) und lebe nicht fern der holländischen Grenze, aber an dieses Jahr und all diese Emotionen denke ich sehr gerne zurück. Und ich bin froh, alt genug gewesen zu sein, um dieses historische Ereignis wirklich bewusst mitbekommen zu haben. Mit fünf oder sechs Jahren oder jünger wären diese Momente noch nicht zu erfassen gewesen.
Es war eine wahnsinnig aufregende Zeit. In unsere Schulklasse kamen Verwandte eines Mitschülers, welche in der DDR gelebt hatten und wir durften sie mit unseren Fragen löchern. Und im Fernsehen diese fiebrige Berichterstattung, all die internationalen Konferenzen und bilateralen Gespräche und unvergesslich: die Bilder jubelnder Menschen, die sich weinend in den Armen liegen als die Mauer fällt.
Es gibt nur wenige Augenblicke und nur diesen Einzigen außerhalb meiner höchstpersönlichen Sphäre (welche Hochzeit und Geburt unseres Sohne beinhaltet), zu welchen man mit Goethe sprechen wollte "....verweile doch, du bist so schön...." und in seinem Herzen Beethovens Neunte spürt, wie sie Schillers Ode in die Welt trägt "Freude, schöner Götter Funke!".
Es sind diese wenigen unendlich kostbaren Momente, welche allein verdienen, mit diesem Schatz der Musik verbunden zu werden.
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Balduin
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Das hast du sehr schön ausgedrückt.
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Barbarossa
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Deutschland und die Welt feiern Mauerfall-Jubiläum

Berlin (dpa) - Mit einem feierlichen Abendessen im Bundeskanzleramt für knapp 30 Staats- und Regierungschefs ist das Fest zum 20. Jahrestag des Mauerfalls zu Ende gegangen.

Zuvor feierten Deutschland und die Welt den Mauerfall am 9. November 1989 als Wende der Weltpolitik und Verpflichtung für die Zukunft. Zehntausende Menschen und die Staatsgäste erlebten das Fest der Freiheit am Brandenburger Tor. Die Veranstalter sprachen von 250 000 Besuchern. Bundespräsident Horst Köhler würdigte den 9. November 1989 bei den Feiern in Berlin am Montag als Wunder. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem der "glücklichsten Momente" ihres Lebens und rief dazu auf, die Freiheit immer wieder neu zu verteidigen.

Höhepunkt der Feier waren der Fall einer symbolischen Mauer aus rund 1000 riesigen Dominosteinen und ein Feuerwerk über dem Brandenburger Tor. Bei dem bewegenden Fest erinnerten Gäste aus aller Welt an die Zeitenwende vor 20 Jahren...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... rfall.html


Im folgenden eine Chronologie der Jubiläumsfeier:
Gedenken
20 Jahre Mauerfall - so feierte Berlin

Mit einem großen Feuerwerk sind in Berlin die Feierlichkeiten zum Jubiläum des Falls der Mauer 1989 beendet worden. Der offizielle Teil ist vorbei - zehntausende Menschen waren gekommen, trotz Regens. Morgenpost Online berichtete bis in die Nacht von den Veranstaltungen in der Stadt.
(...)
[Anmerkung von mir - Achtung, jetzt kommt´s --> der deutsche Mauerfall macht Schule:]
+++ 17.13 Uhr, Westjordanland: Am 20. Jahrestag des Mauerfalls haben Hunderte Palästinenser am Montag ein rund acht Meter hohes Mauersegment der israelischen Sperranlage zum Westjordanland niedergerissen. Die Demonstranten schwenkten palästinensische Fahnen und forderten den vollständigen Abbau der Mauer. Die Palästinenser brachten das Mauersegment mit Hilfe eines Drahtseils und eines Lastwagens zu Fall. Daraufhin entstand in der Nähe des Kalandija-Grenzübergangs eine kleine Lücke zwischen dem Westjordanland und Ostjerusalem. Die Organisatoren erklärten, dass die israelische Mauer länger und höher als die ehemalige Mauer in Berlin sei. Israel hatte nach einer Serie blutiger Anschläge von Palästinensern im Juni 2002 beschlossen, eine Sperranlage zum Westjordanland zu bauen. Rund 60 Prozent der mehr als 700 Kilometer langen Anlage sind fertiggestellt. Israel weist darauf hin, dass seitdem die Zahl der Anschläge und damit verbundenen Todesopfer deutlich zurückgegangen sei.
die ganze Chronologie lesen: http://www.morgenpost.de/berlin/mauerfa ... erlin.html
:lol:
10.11.2009
Heute vor 20 Jahren
Bürgerfest erinnert an Öffnung der Glienicker Brücke in Potsdam

Potsdam - Mit einem Bürgerfest an der Glienicker Brücke feiern tausende Brandenburger und Berliner am Abend die Öffnung des alliierten Grenzübergangs vor genau 20 Jahren. Landtagspräsident Gunter Fritsch und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit erinnerten an die historischen Stunden des Mauerfalls und würdigten, dass heute Menschen aus aller Welt die einmalige Kulturlandschaft wieder als zusammengewachsene Einheit erleben können...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... ke-in.html


Was bis heute kaum jemand weiß: Der aller erste Grenzübergang, der am 9. 11. 1989 öffnete, war nicht innerhalb von Berlin, sondern in Schönefeld:
MAUERFALL:
Der stille Kommandant
„Es war nicht einfach, aber richtig“: Heinz Schäfer aus Königs Wusterhausen erzählt von der Nacht, da er in Schönefeld die Grenze öffnete

SCHÖNEFELD - Es war gar nicht an der Bornholmer, in Schönefeld öffnete sich die Grenze zuerst. Den Befehl dazu gab Heinz Schäfer.

Anfangs sieht es noch nach einem gemütlichen Fernsehabend aus. Heinz Schäfer hat die Aktuelle Kamera eingeschaltet, es ist der 9. November 1989. Günter Schabowski verliest vor Pressevertretern eine Neuregelung der Grenzkontrollen, die den DDR-Bürgern uneingeschränkte Reisefreiheit zusichert. Dann folgt sein berühmt gewordener Satz: „Das tritt nach meiner Kenntnis . . . ist das sofort.“ Heinz Schäfer in Königs Wusterhausen hat bereits die Uniformjacke angezogen.

Eine Stunde später ist er an seinem Arbeitsplatz, dem Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee in Schönefeld. Vereinzelt stehen Menschen davor, neugierig, verunsichert. Wie Schäfer selbst. Er geht bis zu der weißen Linie auf dem Asphalt, die die Grenze zwischen Westberlin und der DDR markiert. Die Zollbeamten auf der Westseite blicken ihn ungläubig an. „Die waren genau so erschrocken wie wir.“ Er kehrt zu seinen Kollegen zurück und sagt ruhig: „Machen wir die Grenze auf.“

Eine Stunde später ist die schmale Passierstraße dicht. Tausende sind gekommen, aus Schönefeld, Schenkendorf, Eichwalde...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... aefer.html


Auch in vielen anderen Orten wurde gefeiert - so auch in meiner ehemaligen Heimatstadt (ich wohne heute nicht mehr dort):
GEDENKEN:
Ein Tag der hellen Freude
Hennigsdorf feierte mit Gästen aus den Partnerstädten das Mauerfall-Jubiläum

HENNIGSDORF - „Dies ist ein Tag der hellen Freude und der tiefen Nachdenklichkeit“, bekannte Sybille Kutschke- Stange, die Rektorin der Hennigsdorfer Albert-Schweitzer-Oberschule, in deren Aula gestern die Festveranstaltung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls stattfand. Die Schüler hatten dazu ein bewegendes Programm gestaltet, bei dem sie symbolisch die Mauer zum Einsturz brachten. Heute lernen an der Albert-Schweitzer-Schule Schüler aus Deutschland, Polen, Sierra Leone, Russland, der Türkei, Bosnien, Vietnam, Iran und weiteren Ländern. Gemeinsam mit den Gästen im Saal – darunter die Abordnungen von Partnerstädten aus sechs Ländern – sangen die Schüler zum Abschluss die Europahymne...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... n-das.html

Und noch viele weitere Artikel zum Thema: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... =80&prio=N


Und noch eine "Randnotiz" zum französischen Präsidenten und "seinem 9. November 1989" - oder war es doch erst der 10. 11. (?): :wink:
GESCHICHTE:
Mauerspecht mit Verspätung
Nicolas Sarkozys Version vom 9. November in Berlin wird angezweifelt

PARIS - Nicolas Sarkozy ist stolz. Ganz nahe dran war er, als an der Grenze zwischen West- und Ostberlin Geschichte geschrieben wurde. Frankreichs Präsident, der gestern neben weiteren ausländischen Staats- und Regierungschefs an den Feierlichkeiten in Berlin teilnahm, erinnert sich in einem Beitrag auf seiner Profil-Seite des Internet-Netzwerks Facebook an sein persönliches Erleben des Mauerfalls.

Gemeinsam mit anderen Politikern sei er an jenem Tag als 34-jähriger Parteifunktionär von der französischen in die deutsche Hauptstadt gefahren. „Am Morgen des 9. November interessierten wir uns für die Informationen, die aus Berlin kamen und einen Wechsel in der geteilten Hauptstadt Deutschlands anzukündigen schienen. Mit Alain Juppé entschieden wir uns, Paris zu verlassen, um an dem Ereignis teilzuhaben, das sich abzeichnete“, schreibt Sarkozy. Ein beigestelltes Foto zeigt ihn mit einer Spitzhacke in der Hand, mit der er Steinbrocken aus der Berliner Mauer herausmeißelt...
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... -wird.html
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Barbarossa
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Im Folgenden noch einen Blog einer Autorin über ihre eigenen Erlebnisse im Jahre 1989:
http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 4242#p4242
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Die Idee der Dominos in Berlin fand ich sehr sehr gut umgesetzt - wirklich eine sehr gute Idee! Respekt.
Gefreut hat mich, dass diesem wichtigen historischen Tag in ganz Europa gedacht wurde.
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:arrow: Auf Grund der Aktualität und Wichtigkeit dieses Themas verschiebe ich es vorübergehend in die Rubrik "Fragen".
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Barbarossa
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Aus einem anderen Thema habe ich jetzt mal folgendes übernommen:
Ralph hat geschrieben:Dein Engagement hat meinen Respekt. Leider ist die Linke in den ostdeutschen Ländern stärker denn je. Das frustriert mich - hat denn die Aufarbeitung der Schrecken in der SED-Diktatur die Leute nicht erreicht? Ich empfehle einen Besuch in Berlin Hohenschönhausen - einem Stasi-Gefängnis.
Sind denn Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, ein demokratisches Gericht, Gewaltenteilung den Menschen so egal? Vergessen Menschen die Schrecken einer schlechten Zeit so schnell?...
Barbarossa hat geschrieben:Tja - das weiß ich leider auch nicht - die Menschen scheinen tatsächlich zu schnell zu vergessen. Vielleicht ist dieses Phänomen ja auch mit dem "Stockholm-Syndrom" zu erklären... - keine Ahnung!
:evil:

Übrigens:
Ich kann mich noch gut an ein Plakat zur letzten Volkskammerwahl erinnern, auf dem die Abkürzungen SPD und PDS in einander verschlungen waren. Das sah dann ungefähr so aus:

SPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDSPDS

Schon komisch, wie sich das jetzt nach 20 Jahren bewahrheitet...
:?
Das mit dem "Stockholm-Syndrom" war natürlich ein Scherz... :wink:
Gestern habe ich jedoch eine sehr interessante Doku über das Thema gesehen, in der sich auch ein Psychologe zu genau deiner Frage geäußert hat.
Einer der Gründe für die derzeitige Unzufriedenheit vieler Bürger vor allem in den östlichen Bundesländern und die daraus resultierenden Wahlerfolge der (inzwischen mehrfach umbenannten) SED/PDS/Linke ist natürlich die immer noch hohe Arbeitslosigkeit in den östlichen Bundesländern. Daß es hier besonders schwierig ist, nach der Entlassung aus einem Arbeitsverhältnis wieder eine Arbeitsstelle zu finden, ist unbestritten - auch von mir und zwar auch aus eigener Erfahrung. Dieses Problem, welches nach der Wende entstand, konnten auch inzwischen 3 Bundesregierungen in den vergangenen 20 Jahren nicht beheben.
Die Äußerung, die man von den Anhängern/Wählern der "Linken" immer wieder hört, ist daß "das Soziale" an der "DDR" noch heute sehr geschätzt wird und sich deshalb ehemalige "DDR-Bürger" in zunehmender Zahl zumindest ähnliche Verhältnisse wie damals zurück wünschen.
Der Psycholge erklärte dieses Phänomen nun folgendermaßen:
Die DDR war von seiner Struktur her gleichzeitig der "strafende Vater" aber auch die "fürsorgende Mutter". Als man in der Wende nun den "strafenden Vater" loswerden wollte (mit der Stasi und den fehlenden Freiheiten), wunderten sich viele, daß damit aber gleichzeitig auch die "fürsorgende Mutter" abhanden kam. Und damit kommen heute viele Leute nicht klar. Solch ein Staat, der sich um alles kümmert und den Bürgern weitgehend alles abnimmt, hinterlässt bei seinem plötzlichen verschwinden "Mündel".
Eine interessante Erklärung wie ich finde, obwohl ich das selbst nie so empfunden habe und mich deshalb da auch nicht hinein denken kann. Ich habe mich in diesem neuen Wirtschaftssystem sofort sehr gut zurecht gefunden, weil ich noch nie so eine Art von "Bedürfnis" nach Leben in einer festgefügten Gruppe hatte und schon immer mein "eigenes Ding" gemacht habe.
Daher kommt wohl auch die Ratlosigkeit (auch bei mir), daß so viele Leute heute "Die Linken" wählen, weil gerade sie es sind, die für diese "Ideale" stehen, mit denen ich nie etwas anfangen konnte.
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Barbarossa
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:arrow: Nachrichten-Schlagzeile: >> Berlin erinnert an Mauerfall vor 24 Jahren <<

Auch in diesem Jahr wurde an den Mauerfall vor nunmehr 24 Jahren erinnert. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Zeremonie nachgeholt: In der Bornholmer Straße im Berliner Bezirk Pankow wurde ein Straßenschild am "Platz des 9. November" aufgestellt.

Artikel lesen: hier klicken
(handelsblatt.com)

Erzählt doch mal, wie ihr dieses Wochendende vom 9. - 11. November 1989 erlebt habt!
Ich hatte es weiter oben bereits geschildert.
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Barbarossa hat geschrieben::arrow: Nachrichten-Schlagzeile: >> Berlin erinnert an Mauerfall vor 24 Jahren <<

Auch in diesem Jahr wurde an den Mauerfall vor nunmehr 24 Jahren erinnert. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Zeremonie nachgeholt: In der Bornholmer Straße im Berliner Bezirk Pankow wurde ein Straßenschild am "Platz des 9. November" aufgestellt.

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Erzählt doch mal, wie ihr dieses Wochendende vom 9. - 11. November 1989 erlebt habt!
Ich hatte es weiter oben bereits geschildert.
Lieber Barbarossa,
ich habe alles nur per Fernsehen mitbekommen. Ich war zu Hause und sah die Berichte von ARD und ZDF und konnte die zuerst kaum glauben. Erst als dann in den folgenden Tagen die Ost-Autos bei unseren Supermärkten halt machten, sah ich das dies die Wirklichkeit war. Meine Verwandtschaft im Osten hielt sich ruhig, nur Verwandte von mir in Thüringen, die ich überhaupt nicht kannte schrieben mir. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Für mich war sowieso der 10. November 1989 der eigentliche "Tag der Tage", mit dem ich ganz besondere Emotionen verbinde. Leider hat uns Schabowski mit seinem "Patzer" und seinem "sofort - unverzüglich" vor Kamera den Feiertag geraubt, da eigentlich die Meldung tatsächlich erst am 10. November '89 um 4.00 Uhr früh 'raus gehen sollte. Ich war damals irgendwie gleich der Ansicht, es sollte der 10. November sein - wie gesagt, für mich war es ohnehin der 10. - aber es kam leider anders. Im Fernsehen äußerte sich dann einige Zeit später jemand vom Zentralrat der Juden darüber, daß aus historischen Gründen der Tag kein Feiertag werden kann, denn es gäbe ja noch den 9. November 1938. Ich habe sogar noch die Stimme im Ohr, als der Herr sagte, "Also dieser Tag - er darf niemals Feiertag werden." Und so ist es nun auch.

Aber: Auch den 3. Oktober 1990 habe ich groß gefeiert. Noch immer herrschte damals eine ungeheure Euphorie, die so danach nie wieder erlebt habe.
Übrigens: Von diesem 3. Oktober habe ich damals Radiomitschnitte gemacht. Ich habe damit versucht, die Stimmung von damals einzufangen. Vielleicht wäre es möglich, zu gegebener Zeit daraus was zu machen.
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