Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung?

Vasco da Gama, Kolumbus, Pioniere, die Vermessung der Welt

Moderator: Barbarossa

Lia

Vorsicht, Renegat, wir verlassen langsam das eigentliche Thema!
Renegat hat geschrieben:Hattest du den Eindruck, das als Deutsche nicht sagen zu dürfen, Lia?
Oft nur nach vorheriger ausgiebigiger Beteuerung, dass ich dadurch keinesfalls den Holocaust relativieren wolle, sondern lediglich auf andere historische Tatsachen als solche zu verweisen gedachte, um Auslöser/ Gründe/ Ursachen im Besonderen und im Allgemeinen zu ergründen.
Nachvollziehbar in meinen Jahrgängen, aber teilweise überzogene Empfindlichkeit.
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man spricht.
Richtig, sowohl in Deutschland als auch im Ausland.
Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren:
Es war nach den Kriterien der UN Völkermord an den Indianern. Andere Faktoren,kann man vielleicht noch unter Verdrängung einordnen, insgesamt aber sehe ich den Umgang mit den Indianern jetzt anders als in meinen ersten Posts.
Der Tatbestand des Völkermords ist erfüllt.
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Lia hat geschrieben: Es war nach den Kriterien der UN Völkermord an den Indianern. Andere Faktoren,kann man vielleicht noch unter Verdrängung einordnen, insgesamt aber sehe ich den Umgang mit den Indianern jetzt anders als in meinen ersten Posts.
Der Tatbestand des Völkermords ist erfüllt.
Ja, das war es und Punkt.
Lia hat geschrieben:Vorsicht, Renegat, wir verlassen langsam das eigentliche Thema!
Finde ich nicht, denn die Bewertung von Ereignissen hat fast immer einen Bezug zur bewertenden Epoche. Geschichtswissenschaft kann sich noch so sehr um Objektivität bemühen, was sie unbedingt bei der Darstellung der Fakten auch sollte. Trotzdem wird jede zeitgenössische Betrachtung vom jeweils aktuellen Weltbild und Wertesystem ausgehen.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:ja es ist schwer einem Jägervolk auf einmal die Landwirtschaft nahe bringen zu wollen. :roll:
Nur wenige Indianer waren reine Jägervölker. sogar bei den Prärieindianern gab es zumindest zeitweisen Ackerbau zur Ergänzung der Jagd.

Ergänzend wäre zu sagen, dass auch die Prärieindianer erst seit relativ kurzer Zeit Jägervölker waren. Zuvor siedelten sie am Boeren See und waren fast reine Ackerbauern. Erst mit dem Pferd änderte sich das, das Wissen um den Ackerbau war aber nie ganz verschwunden.

Krass wird´s dann, wenn wie im Fall der "Fünf Nationen" eindeutig ackerbauende, in städtischen Siedlungen wohnende Menschen in ein Halbwüstengebiet geschickt werden, zu Fuß über tausende Kilometer, und denen dann gesagt wird, sie sollten jetzt mal Ackerbau machen.
Die hätten schon gewusst, was sie machen sollten, aber in Oklahoma ist schlicht kein Ackerbau möglich (außer mit heutigen technischen Möglichkeiten...).
"Zynisch" ist noch der harmloseste Begriff, der mir für diese Vorgehensweise einfällt.

Und mit Ausnahme der ganz frühen Siedler sind die weißen Amerikaner eigentlich immer mit einer Riesenportion Rassismus mit den Indianern umgegangen (die ihrerseits auch nicht gerade Waisenkinder in der Hinsicht waren, auch wenn´s um "innerindianische" Umgangsweisen ging...das macht den Genozid an ihnen aber nicht besser). Präsident Jackson mit seinem "nur ein toter Indianer..." ist zwar nicht ganz vollständig wiedergegeben, aber er steht da für eine bei den Amerikaner generell lange verbreitete Ansicht...

Beppe
Lieber Beppe,
Jackson war doch der Präsident, der die fünf zivilisierten Völker, darunter die Cherokee, die ein eigenes Alphabet entwickelt hatten in langen Märchen hinter den Mississippi geschickt hatte. :evil: :twisted:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Gontscharow hat geschrieben:Auch in der DDR waren die nordamerikanischen Indianer durchaus beliebt -
ich vermute, daß ähnlich wie bei den Nazis und den 68ern hier Antiamerikanismus
eine wichtige Rolle spielte.
Im übrigen war Karl May ein ausgesprochen chauvinistischer Autor, daß "edle Wilde" wie
Indianer oder Araber manchmal Gnade bei ihm fanden, ändert daran nichts.
Die deutsch-nationalistischen Töne bei Karl May sind - aus heutiger Perspektive - geradezu widerlich.
Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, daß im 19.Jh. , als Mays Romane entstanden, andere Autoren
und andere Länder keinen Deut weniger chauvinistischer waren.Das war seinerzeit der übliche Tonfall.

May war halt Patriot, wüßte nicht, was daran widerlich sein soll.
Im Gegenteil, er vertrat in vielen Bereichen, gerade was außereuropäische Ethnien anlangt geradezu progressive Gedanken.
Nota bene: wir sprechen vom 19. Jh. :!:

Das einzige, was man ihm imho ex post vorhalten kann, ist ein latenter Antisemitismus.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Gontscharow hat geschrieben:Auch in der DDR waren die nordamerikanischen Indianer durchaus beliebt -
ich vermute, daß ähnlich wie bei den Nazis und den 68ern hier Antiamerikanismus
eine wichtige Rolle spielte.
Im übrigen war Karl May ein ausgesprochen chauvinistischer Autor, daß "edle Wilde" wie
Indianer oder Araber manchmal Gnade bei ihm fanden, ändert daran nichts.
Die deutsch-nationalistischen Töne bei Karl May sind - aus heutiger Perspektive - geradezu widerlich.
Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, daß im 19.Jh. , als Mays Romane entstanden, andere Autoren
und andere Länder keinen Deut weniger chauvinistischer waren.Das war seinerzeit der übliche Tonfall.

May war halt Patriot, wüßte nicht, was daran widerlich sein soll.
Im Gegenteil, er vertrat in vielen Bereichen, gerade was außereuropäische Ethnien anlangt geradezu progressive Gedanken.
Nota bene: wir sprechen vom 19. Jh. :!:

Das einzige, was man ihm imho ex post vorhalten kann, ist ein latenter Antisemitismus.
Lieber Titus,
ich habe als Kind fast alle Karl May-Bände gelesen. Sein latenter Antisemitismus kam aber nur sehr verdeckt zum Vorschein. Wenn ich mir den Film Winnetou I anschaue und die Blutsbrüderschaft zwischen Old Shatterhand und ihm, so ist das ein Zeichen der Völkerverständigung, die auch heute nicht nur gegenüber den Indianern notwendig ist. :wink: Vor allem da Old Shatterhand von einem amerikanischen Schauspieler und Winnetou von einem franz. Schauspieler gespielt wurde. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Mal ganz ehrlich:
Streitschlichtung, Gesprächsführung statt Schießen ( oder Prügelei), Kompromisse machen, wenn Gewalt unumgänglich, dann erstmal nur kampfunfähig machen, etc.etc.hat eine Karl May begeisterte Generation aus seinen Büchern ( nicht aus den Verfilmungen) gelernt, in Freiland-Wald-Spielen geübt und im normalen Alltag irgendwie gelebt.
Ganz sicher saß auch Karl may manchma auf hohem Ross, ob nun Hattatitla oder Rih, er war- wie jeder- ein Kind seiner Zeit.
Und doch, auch wenn er z.B. Farbige in ihrer Reitweise einerseits lächerlich machte, so war immer doch, auch gegenüber "Mohammedanern", ein grundsätzlicher Respekt zu erkennen. In der Argumentation Christentum-Islam hat er u.a. so einige Informationen und Denkanregungen gegeben.
Ja, es gibt in seinen Werken Anklänge von Anti-Semitismus, ihn darum und ob seiner Deutschtümelei grundsätzlich zu verdammen, ist falsch. Erklärunen wären nötig, aber wegen Karl May ist sicherlich keiner zum Anti-Semiten geworden.
Gontscharow aufnehmend:
warum sollte man denn auch von deutschsprachigen Autoren jener Epoche anderes verlangen als von englischen oder französischen?
Und Karl May sticht- im Gegensatz zu anderen Autoren -hervor, indem er nicht nur "gnädig" ist mit edlen Wilden und Beduinen, da steckt schon mehr hinter.
Viel schlimmer waren so manche Western in der einseitigen Darstellung der Indianer.
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Lia hat geschrieben: Viel schlimmer waren so manche Western in der einseitigen Darstellung der Indianer.
Stimmt, da wurde oft gesündigt, ich habe hier einen interessanten Link:

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/h ... 77588.html

Dazu noch eine Anmerkung von mir:

Am Anfang der Western erschuf Hollywood den harten und gerechten Siedler, der im Kampf gegen den Roten Mann immer als Sieger hervorging, dieses Bild kam von billigen Taschenbüchern, die zum Teil immer noch verkauft werden.
Die Wirklichkeit wurde einfach weggelassen.

In der Rezession wandelte sich das Bild der Western langsam, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam eine Wende mit Filmen, z.B. "Little Big Man" (1970) oder "Cheyenne" mit Karl Malden und Richard Widmark (1964) sind relativ gute Filme.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Zeitalter der Entdeckungen“