Biologische Grundlagen für den Glauben an Gott?

Die Kirche hatte eine machtvolle Stellung im Leben der Menschen des Mittelalters und bestimmte Politik und Gesellschaft auf einzigartige Weise.

Moderator: Barbarossa

Aneri

Um voraus klar zu werden. Ich bin kein religiöser Mensch. Nur in Unterschied zu der orthodoxen Atheisten, habe ich meine atheistische Ansichten mal in Frage gestellt. Religionen als ein kulturelles Phänomen interessierte mich schon seit meiner Jugend. Genauso die Tatsache, warum Mensch in ästhetisches Gefühl entwickelte, warum man begann zu malen bzw. fertigte Figuren. Übrigens der Zusammenhang scheint sehr nahliegend zu sein. Die Entwicklung der Gefühle allgemein und der ästhetischen als Sonderfall geht mit der Entstehung einer Weltanschauung (Religionen sind nur eine Form davon) einher. Eine Weltanschauung äußert sich als ein in sich abgeschlossenes Ganze. Es heißt man hat die Axiomensatz, auf dem die komplexe weltanschauliches System sich baut auf. Die Richtigkeit dieser Axiomen wird durch harmonische und logische Aufbau des darüber liegenden System bestätigt, nicht durch tiefer liegenden Beweis.

Ich hatte schon kurz erwähnt Gödels revolutionäre Arbeit Über formal unentscheidbare Sätze der Prinzipia Mathematika und verwandter Systeme(1931), dem andere Mathematiker vorher den Weg geebnet haben. Er hat bewiesen, dass es prinzipiell unmöglich ist, ein vollständiges und widerspruchsfreies mathematisches System zu errichten. Seine Grundgedanken in zwei Feststellungen zusammengefasst werden können:
Erster Unvollständigkeitssatz:
Wenn eine axiomatische Mengentheorie widerspruchsfrei ist, gibt es Sätze, die wieder bewiesen noch widerlegt können.
Zweiter Unvollständigkeitssatz:
Es gibt kein konstruktives Verfahren, mit dem zu beweisen wäre, dass die axiomatische Theorie widerspruchsfrei ist.

Es ist in der Wissenschaft, die sich keinen gleichen in Sache der Logik hat.

Der Akzent in dem Konzept falscher Kausalität ist nicht wirklich auf die Ursachen der Entstehung der Religion ausgerichtet. Es geht auf eine Konfrontation zur Religion bzw. religiöser Menschen, weil verletzt ihre Gefühl, ihre Selbstbewusstsein. Richard Dawkins, ein Biologe, ist ein Prophet auf dem Gebiet - Provokation. Was hat das alles aber mit Wissenschaft bitte schön zu tun?
Aneri

Karlheinz hat geschrieben: ...Wieso können die Menschen solche abwegigen Dinge tatsächlich glauben? Das interessiert mich.
Na ja , wir sind hier in Geschichte-Forum. Die liefert viele Beispiele, warum Menschen glauben an etwas, was nicht wirklich passiert. So z.B. der Sturm der Bastille. Es ist jetzt das Erste, was mir einfällt. Hat es etwas mit Religion zu tun? Sehr wohl aber mit einem Ideal, den man will haben.

Ich denke, das Problem der Religionen sind, dass sie versuchen etwas in Sprache zu bezeichnen, was in der materiellen Umwelt gibt nichts. Man kann nicht mit dem Finger zeigen und sagen: es ist der Stuhl, es ist der Baum. Es geht um komplexe Zusammenhänge, die man relativ einfach erklären will. Man will doch den einfachen Mensch erreichen. Es geht um Assoziationen, die viele Deutungsmöglichkeiten erlauben. Gerade diese Vielfalt ist Garant für die Langlebigkeit der Religionen.
Aneri

Da ich mit dem Thema Evolution "ganzheitlich" umgehen wollte, hatte ich mit Astronomie und Quantenmechanik beschäftigt. Es ist ein spannendes Thema. Gerade die physikalische Grundlagenforschung liefern uns etwas, was einen Atheisten sehr nachdenkliche machen sollt bzw. müsste.

Der Fundament der Materie besteht aus nichts. Die Materie besteht aus dem Schaum der Wechselwirkungen. Was wirkt da abwechselnd? Nicht die Materie in herkömmlichen - klassischem Sinne. Man nennt es Wahrscheinlichkeitswelle, die besteht nicht aus noch kleineren Partikel u.s.w. Sie beinhaltet alle mögliche Äußerungen des Teilchens, mit mehr oder minderer Wahrscheinlichkeit. Wie sich das Teilchen tatsächlich in einer Wechselwirkung äußert, wird in der Augenblick der Wechselwirkung entschieden.

Sehr viele Begriffe wie Realität, Existenz und ähnliches verlieren ihre klassische Deutung. Sehr spannend...
Renegat
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Karlheinz hat geschrieben:
Renegat:
Jaa, das stimmt, deshalb verstehe ich auch nicht, warum sich Atheisten, Agnostiker und sonstige Religionskritiker jetzt schon darauf festlegen wollen, zu wissen, was es mit Religion alles auf sich hat.
Sie können für sich daraus ableiten, nicht an Gott zu glauben, aber wissen können sie genausowenig wie die Jäger/Sammler am Lagerfeuer, die sich vielleicht aus für sie ebenso rationalen Gründen für eine Religion entschieden haben.
Man kann glauben und man kann wissen. Man kann auch Dinge glauben, die gar nicht stimmen. In Westafrika erzählten mir Angehörige eines Stammes, ihr Medizinmann sei in der Lage, mit Hilfe ihrer Geister andere Menschen in Krokodile zu verwandeln. Tut mir leid, das glaube ich einfach nicht. Ich glaube auch nicht, dass ein Gewitter dadurch entsteht, das der Donnergott Thor mit dem Hammer auf die Wolken schlägt.

Viele Gottesvorstellungen sind schlichtweg falsch und das lässt sich auch beweisen. Wenn man mir nachweisen kann, das es Jahwe oder Allah tatsächlich gibt, wenn die Hindus mir beweisen, das ihre zwanzigtausend Gottheiten tatsächlich existieren, wenn die Shintos in Japan den Nachweis erbringen, das sie von der Sonnen Göttin Amatherasu abstammen und ihre vielen Naturgeister tatsächlich existieren, dann bin der letzte, der sich weigern würde, sofort religiös zu werden. Solange man mir aber den Beweis schuldig bleibt, muss ich sagen „Sorry“. Glaubt, was ihr wollt, aber lasst mich damit in Ruhe.

Aber, um es noch einmal zu betonen. Ich hatte in dem Thread ausdrücklich geschrieben, das es mir nicht darum geht, ob es Gott gibt, das können wir nicht beweisen.

Mich interessiert die Frage, warum Menschen glauben, dass es Gott geben könnte.

Warum glauben Hindus, dass der Affengott mit einem einzigen Purzelbaum Tausende von Kilometern zurücklegt?

Warum glauben Moslems, Mohammed sei auf einem Wunderpferd in einer einzigen Nacht von Arabien nach Jerusalem quasi gepflogen und für eine Nacht in den Himmel aufgestiegen? Und wieso konnte er sich über 140mal mit dem Erzengel Gabriel treffen und unterhalten?

Warum glauben einige Aborigines in Australien, ihr Vorfahre sei eine Schlange, die in der Frühzeit der Menschheit entstand und alles Leben erschuf?

Warum glauben Afrikaner in Kamerun, es gäbe böse Zauberer mit einem unsichtbaren Organ, welches sich in der Nacht von ihnen ablöst und dann Krankheiten und Unheil verbreitet?

Warum glauben Christen, das Gott einen Sohn hat, der von einer Jungfrau geboren wurde, zahlreiche Wunder vollbrachte, nach seinem Tod wieder lebendig wurde und dann in den Himmel aufstieg, wo er noch heute sitzt?

Warum glauben die Schiiten, das der zwölfte Imam ein kleines Kind war, der schon mit 4 Jahren zahlreiche Wunder beging, dann spurlos verschwand und seit 1.000 Jahren in der Verborgenheit lebt, der aber in Kürze zurückkommen soll und offiziell sogar das Staatsoberhaupt im Iran ist und für den die Geistlichen nur stellvertretend regieren.

Wieso können die Menschen solche abwegigen Dinge tatsächlich glauben? Das interessiert mich.
Glauben sie das denn tatsächlich? Deine Darstellung ist doch arg polemisch und verkürzt.
Vielleicht glauben sie an die Ganzheit hinter den Bildern, an die Ideale, die Werte und vieles andere mehr, verankert in Seele, Gefühl, Unterbewußtsein.
Es soll manche Atheisten geben, die mit einer Krebsdiagnose zum Gebet wieder in die Kirche eilen, andere gehen zu Kräuterkundigen oder zum Schamanen. Wenn´s der Seele denn hilft, dass der Körper mit der Krankheit fertig werden kann, muß kein Wissenschaftsgläubiger nach dem Warum fragen. Vielleicht braucht auch ihr eines Tages einen irrationalen Hoffnungsschimmer, Karlheinz und Barbarossa und dann wißt ihr um die biologischen Grundlagen des Glaubens.
Spartaner
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Renegat hat geschrieben: Es soll manche Atheisten geben, die mit einer Krebsdiagnose zum Gebet wieder in die Kirche eilen, andere gehen zu Kräuterkundigen oder zum Schamanen. Wenn´s der Seele denn hilft, dass der Körper mit der Krankheit fertig werden kann, muß kein Wissenschaftsgläubiger nach dem Warum fragen. Vielleicht braucht auch ihr eines Tages einen irrationalen Hoffnungsschimmer, Karlheinz und Barbarossa und dann wißt ihr um die biologischen Grundlagen des Glaubens.
Das finde ich auch so. In der Todesangst finden viele Atheisten zu Gott. Menschen die vorher nicht gläubig waren, bewältigen ihre Angst mit dem Glauben bzw. mit dem Beten zu einem möglichen Schöpfer. Der Glauben bekommt hier einen fassbaren Nutzen.
Zuletzt geändert von Spartaner am 04.07.2014, 19:36, insgesamt 1-mal geändert.
Spartaner
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Karlheinz hat geschrieben:Die Existenz eines Gottes lässt sich nicht beweisen. Möglicherweise kann man aber erklären, warum es Menschen gibt, die an die Existenz eines solchen Wesens glauben. Hier hat die Evolutionsbiologie eine Reihe von neuen Forschungsbeiträgen geleistet, die hierfür Erklärungen liefern.
Lieber Karl Heinz ,
Möglicherweise heisst nicht, dass man es mit Sicherheit erklären kann, warum Menschen an Gott glauben.
Karlheinz hat geschrieben: Ist der Mensch dafür prädestiniert, auch falsche Beziehungen schnell zu akzeptieren? Nach Untersuchungen mit Kindern glaubt man, dass dies so ist.


2. Kinder denken finalistisch. Alles hat eine bestimmte Funktion und wurde von jemandem geschaffen. Wolken gibt es, damit es regnet und die Blumen Wasser bekommen. Alles wurde von jemandem so eingerichtet. Alles hat eine Funktion und einen Schöpfer.

Als Grundlage für diesen Aufsatz habe ich gewählt einen Artikel von Eckart Voland, Die Evolution der Religiösität , Seite 165 ff. in: Der Mensch - Evolution, Natur und Kultur, Heidelberg 2010
Das Kinder glauben, dass alles eine Funktion hat, ist allgemein akzeptiert. Aber sie glauben nicht an einen Schöpfer. Das denke ich, ist von den Eltern so vermittelt.
Aneri

Spartaner hat geschrieben: Das finde ich auch so . In der Todesangst finden viele Atheisten zu Gott .
Ich würde es nicht pauschalieren. Genau so gibt es Gläubige, die nach einem Nachdenken oder z.B. einer Enttäuschung wechseln ihr Religion oder werden gar Atheisten.

M. E. in unserer individualistischen Zeitalter, wann Konkurrenz als Naturgesetzt deklariert wird und Ellenbogenmentalität schon vom Kindesalter gefordert, man weiß, dass man nur auf sich zählen kann. Wenn das "SICH" versagt, wie z.B. in FAll schwerer Krankheit oder anderer Lebenskrise, wenn man keine innere Kraft hat, dann das Etwas, was man außerhalb sich deklariert bzw. neufindet, bringt dem Einem die notwendige Stütze, um sich aus der Sch....e rausziehen.

Eine Assoziation mit Hilfe einer Anekdote:
Man sagt, wer bis zum Hals in Sch... steht, darf Kopf nicht hängen lassen. So lässt das Ideal (z.B. Glaube an Gott) auf ihn blicken und den Kopf nicht absenken lassen. :P :P :P
Spartaner
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Aneri hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben: Das finde ich auch so . In der Todesangst finden viele Atheisten zu Gott .
Ich würde es nicht pauschalieren. Genau so gibt es Gläubige, die nach einem Nachdenken oder z.B. einer Enttäuschung wechseln ihr Religion oder werden gar Atheisten.

M. E. in unserer individualistischen Zeitalter, wann Konkurrenz als Naturgesetzt deklariert wird und Ellenbogenmentalität schon vom Kindesalter gefordert, man weiß, dass man nur auf sich zählen kann. Wenn das "SICH" versagt, wie z.B. in FAll schwerer Krankheit oder anderer Lebenskrise, wenn man keine innere Kraft hat, dann das Etwas, was man außerhalb sich deklariert bzw. neufindet, bringt dem Einem die notwendige Stütze, um sich aus der Sch....e rausziehen.

Eine Assoziation mit Hilfe einer Anekdote:
Man sagt, wer bis zum Hals in Sch... steht, darf Kopf nicht hängen lassen. So lässt das Ideal (z.B. Glaube an Gott) auf ihn blicken und den Kopf nicht absenken lassen. :P :P :P
Du begreifst das, als logische Reaktion auf die Lebensumstände eines Menschen. Das kann man ohne weiteres so aktzeptieren. :wink:
Spartaner
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Aneri hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben: Die Eigenschaften der Angst, wandelte sich während des Menschseins um, in Gottglauben. ,
Nein, es ist keine überzeugende Erklärung. Ich denke, dass das Schema von Karlheinz hat seine Vorteile (nur muss eben sich nicht auf biologische Evolution appellieren). Das Tier beginnt sich selbst zu erkennen. Sein Spiegel ist die Sprache. Man erzählt über Träume, über das Treffen mit Verstorbenen, über weite Reisen etc. ES ist doch nahliegend, dass man eine Vorstellung bzw. eine Idee entwickelt, die der Geist etwas externes vom Körper ist und dass es gibt eine Welt , die nicht diese Welt ist.
Das was du beschreibst, geht einher mit der Entwicklung des menschlichen Gehirnes. Das Tier beginnt sich selbst zu erkennen, löst sich vom Tiersein und versucht sich über die Sprache, Anderen mitzuteilen. Das Tier entwickelt sich zum Menschen. Womit wir wieder bei der biologischen Entwicklung des menschlichen Gehirnes sind und ab hier spielen erste Kommunikationsformen (Zeichen, Rituale ) und archaische evolutionär entwickelte Instinkte , wie die Angst eine wichtige Rolle. Der Mensch teilt seine Angst dem Anderen mit. Das Gehirn reflektiert die Umwelt dabei über erste kontroverse Erklärungsmuster.
Karlheinz hat geschrieben: Ein Wissenschaftler sagte einmal: Genügt es nicht, die Schönheit eines Gartens zu bewundern? Muss man nun jetzt unbedingt glauben, dass er auch noch von Feen, Geistern und Zwergen bewohnt wird? Offensichtlich ja.

Aber warum ist das so? Das habe ich oben versucht zu erklären. Offensichtlich gibt es eine biologische Prädisposition in unserem Gehirn für metaphysische Deutungen der Welt.
..und hier bin ich doch absolut deiner Meinung. :wink:
Aneri

Spartaner hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben: Offensichtlich gibt es eine biologische Prädisposition in unserem Gehirn für metaphysische Deutungen der Welt.
..und hier bin ich doch absolut deiner Meinung. :wink:
Es tut mir leid, deiner Zustimmung nicht einschließen zu wollen. Ich bin überzeugt, es gibt keine metaphysische Prädisposition des Gehirns. Es liegt in der Welt, die wir beobachten. Sie liefert uns Ansätze, es metaphysisch erklären zu können. Biologisch dient das gleiche Mechanismus, der für metaphysische Erklärung benutzt wird, auch der atheistischen Erklärung.

Wobei ich finde, dass metaphysische Erklärung braucht die Kreativität, der der Atheist von vornerein ein Riegel schließt. Der letzte sagt, das was wir heute nicht erklären können, werden wir morgen erklären. Man braucht dafür sich nicht Kopf verdrehen. Punkt. Der Metaphysiker (oder jeder Anderer, der die Welt im Ganzen verstehen will) geht weiter. Er versucht die Schatten, die er auf der Wand sieht, zu erklären bzw. erklärt in einer bestimmten Weise - durch den Gott. Die Unterschied scheint gewaltig sein. Wenn wir aber ein Stück runter steigen und sehen den Wissenschaftler im Alltag, in der Lösungen seiner Aufgaben, dann werden wir feststellen, dass auch er gezwungen wird, was hinter der Wand passiert, zu interpretieren. Ein erfolgreicher Wissenschaftler muss die Vorahnungen haben und die Hypothesen aufstellen. Die Hypothesen, die er oft selbst nicht in der Lage zu überprüfen. So die Unterschied zwischen beiden antagonistischen Parteien erweist sich eher eingebildet als grundlegend zu sein. Bzw. der Unterschied, der auf eine Ebene sich zeigt, löst sich auf anderer auf.
Renegat
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Aneri hat geschrieben: Wobei ich finde, dass metaphysische Erklärung braucht die Kreativität, der der Atheist von vornerein ein Riegel schließt. Der letzte sagt, das was wir heute nicht erklären können, werden wir morgen erklären. Man braucht dafür sich nicht Kopf verdrehen. Punkt. Der Metaphysiker (oder jeder Anderer, der die Welt im Ganzen verstehen will) geht weiter. Er versucht die Schatten, die er auf der Wand sieht, zu erklären bzw. erklärt in einer bestimmten Weise - durch den Gott. Die Unterschied scheint gewaltig sein. Wenn wir aber ein Stück runter steigen und sehen den Wissenschaftler im Alltag, in der Lösungen seiner Aufgaben, dann werden wir feststellen, dass auch er gezwungen wird, was hinter der Wand passiert, zu interpretieren. Ein erfolgreicher Wissenschaftler muss die Vorahnungen haben und die Hypothesen aufstellen. Die Hypothesen, die er oft selbst nicht in der Lage zu überprüfen. So die Unterschied zwischen beiden antagonistischen Parteien erweist sich eher eingebildet als grundlegend zu sein. Bzw. der Unterschied, der auf eine Ebene sich zeigt, löst sich auf anderer auf.
Genau so, Aneri. Ich sehe auch nicht das grundlegend andere Denkmuster, dass mit der Wissenschaft in den letzten Jahrhunderten in die Welt gekommen ist. Es gibt ein paar Regeln, gleiche Bedingungen, Nachprüfbarkeit etc aber sonst?
Das menschliche Gehirn sucht Muster, Analogien, die die Einordnung von unbekannten Objekten, Problemen, Anforderungen erleichtern. Ist ihm eine Situation komplett neu, sucht er Analogien sogar im Mythen- und Sagenschatz.
Wissenschaft bemüht sich zwar unvoreingenommen an eine Problemstellung heranzugehen und das ist auch gut so. Aber da Wissenschaftler auch nur Menschen sind, können sie die ständig im Hintergrund arbeitende Mustersuchmaschine Gehirn kaum abschalten. Da ist es gut, dass sie sich mit anderen abstimmen müssen, denn die haben andere Muster, weshalb die Vielfalt der Denkapparate auch so vorteilhaft für die Entwicklung der Menschheit war und ist.
Spartaner
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Aneri hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben: Es tut mir leid, deiner Zustimmung nicht einschließen zu wollen. Ich bin überzeugt, es gibt keine metaphysische Prädisposition des Gehirns. Es liegt in der Welt, die wir beobachten. Sie liefert uns Ansätze, es metaphysisch erklären zu können. Biologisch dient das gleiche Mechanismus, der für metaphysische Erklärung benutzt wird, auch der atheistischen Erklärung.
Ich glaube hier hast gerade wieder etwas verdreht. Ich habe nicht geschrieben, dass es ene methaphysische Präposition im Gehirn gibt, sondern Zitat:" Offensichtlich gibt es eine biologische Prädisposition in unserem Gehirn für metaphysische Deutungen der Welt." Das ist ein gewaltiger Unterschied. Das heisst das Metaphysische hat sich aus realen Beobachtungen des Menschen vollzogen in der Kombination der vererbaren Instinkte. Die methaphysische Betrachtungen unterliegen Veränderungen biologische Komponenten im Gehirn werden weitervererbt. :wink:
ehemaliger Autor K.

Aneri
Wobei ich finde, dass metaphysische Erklärung braucht die Kreativität, der der Atheist von vornerein ein Riegel schließt. Der letzte sagt, das was wir heute nicht erklären können, werden wir morgen erklären. Man braucht dafür sich nicht Kopf verdrehen. Punkt. Der Metaphysiker (oder jeder Anderer, der die Welt im Ganzen verstehen will) geht weiter. Er versucht die Schatten, die er auf der Wand sieht, zu erklären bzw. erklärt in einer bestimmten Weise - durch den Gott. Die Unterschied scheint gewaltig sein. Wenn wir aber ein Stück runter steigen und sehen den Wissenschaftler im Alltag, in der Lösungen seiner Aufgaben, dann werden wir feststellen, dass auch er gezwungen wird, was hinter der Wand passiert, zu interpretieren. Ein erfolgreicher Wissenschaftler muss die Vorahnungen haben und die Hypothesen aufstellen. Die Hypothesen, die er oft selbst nicht in der Lage zu überprüfen. So die Unterschied zwischen beiden antagonistischen Parteien erweist sich eher eingebildet als grundlegend zu sein. Bzw. der Unterschied, der auf eine Ebene sich zeigt, löst sich auf anderer auf.
Das stimmt doch überhaupt nicht. Atheistische Wissenschaftler sind genauso kreativ wie ihre gläubigen Kollegen. Ein großer Teil der Wissenschaftler sind heute Atheisten oder Agnostiker, aber deswegen nicht weniger tüchtig. Und es stimmt ebenfalls nicht, dass sie nicht nach Hintergründen von Erscheinungen suchen. Nur verlieren sie sich nicht in metaphysischen Spekulationen, sondern suchen in der realen Welt nach der Lösung. Viele Probleme lassen sich derzeit nicht klären, aber nun zu sagen, das ist dann eben Gott, ist Ausdruck von Denkfaulheit. Auch gläubige Kollegen bringen in ihrer wissenschaftlichen Arbeit normalerweise keine metaphysischen Spekulationen hinein, das machen sie allenfalls privat. Im Wissenschaftsbetrieb würden sie sich damit unmöglich machen.
Erklären Volkswirte die Finanzkrise durch göttliche Fügung, Soziologen gesellschaftliche Erscheinungen durch Dämonen, Geologen Vulkanausbrüche als göttliche Strafe? Natürlich nicht!

Es ist auch nicht so, das die Welt nach metaphysischen Erklärungen verlangt. Das tut sie nur bei Menschen, die bereits religiös vorbelastet sind. Ich habe mich auch intensiv schon seit meiner Jugend mit Astronomie beschäftigt und von Quantenmechanik habe ich zumindest Grundkenntnisse. Aber weder die Hubble-Konstante noch der Ausbruch einer Supernova, auch nicht die Heisenbergsche Unschärferelation oder die Schrödinger- Gleichung rufen bei mir metaphysische Spekulationen hervor, ganz im Gegenteil.

Etwas völlig anderes ist es nun, das Religion bei Menschen eine tröstende Wirkung hat. Das ist aber medizinisch und psychologisch zu erklären, nicht durch das Wirken einer Gottheit. Ich selbst bin zweimal in einer Situation gewesen, in der ich schon aufgegeben wurde. Aber in beiden Fällen habe ich nicht die geringsten religiösen Gefühle gespürt.
Aneri

Spartaner hat geschrieben:Das was du beschreibst, geht einher mit der Entwicklung des menschlichen Gehirnes. Das Tier beginnt sich selbst zu erkennen, löst sich vom Tiersein und versucht sich über die Sprache, Anderen mitzuteilen. Das Tier entwickelt sich zum Menschen. Womit wir wieder bei der biologischen Entwicklung des menschlichen Gehirnes sind und ab hier spielen erste Kommunikationsformen (Zeichen, Rituale ) und archaische evolutionär entwickelte Instinkte , wie die Angst eine wichtige Rolle. Der Mensch teilt seine Angst dem Anderen mit. Das Gehirn reflektiert die Umwelt dabei über erste kontroverse Erklärungsmuster.
Hervorhebung von mir. Es ist ein Paradebeispiel der Vermischung zwei Beschreibungsebenen. Gehirn reflektiert nicht. Das mentale Erlebnis reflektiert.

Die biologische Entwicklung des Gehirns erfolgt auf der Schneide zwischen der (materiellen Umwelt) und der mentalen Umwelt - der Erlebnisse schlechthin. Voraussetzung dafür ist, dass das Mentale die äußere Umwelt möglichst treu wiedergeben muss ( in mentalen Erlebnis!) um wesentliche biologische Faktoren wie das Überleben und Fortpflanzung zu sichern. Dient das mentale diesen Faktoren, wird es biologisch verankert.

Daher entstehen die Sinne, Gefühle (Schmerz, Angst) und die Fähigkeit zur Planung schon sehr früh in der Evolution der Tiere. Die Menschen haben diese Evolution fortgesetzt und zum Äußerstem gebracht. Ich meine, dass Evolution unserer Ideen nutzt schon letzten Jahrzehntausende das biologisch nicht weiter fortgeschrittenen Gehirn. Das vorhandene biologische Gehirn wird von der Ideenwelt "benutzt" und durch das Mentale umgestaltet.

In gegenwärtigen (biologischen, phiolosophischen) Erklärungen wird das Mentale oft als Nebenprodukt der Funktionalität des Gehirns angesehen. So kommt es auch in deinem Satz, als man es aus der Erklärungen weglassen und sprechen kann: "Gehirn reflektiert". Gehirn aber ist nur das Werkzeug, das die Biologie uns (dem Geist) zur Verfügung stellt, weil das Mentale für sie nützlich ist. Die zivilisatorische Evolution ist dadurch gezeichnet, dass hier um die Evolution der Ergebnisse der mentalen Tätigkeit geht, um die Evolution der Ideen, der Werte, der Kultur.

Wie in jeder Evolution wird die Macht, die anfangs freiwillig auf einer Instanz übergeben wurde, sich mal genug stark fühlt und lässt die Verhältnisse kippen. Jetzt sagt sie wohin der Weg führt und die Teile müssen jetzt ihr anpassen. Wobei übertreibt sie mal, dann schneidet sie den Ast, auf dem sie selbst sitzt.

Es wird eigentlich in gegenwärtigen Evolutionserklärungen völlig außer Acht gelassen. Ich meine, es wird Gehirn kontra Umwelt angesehen. Das Mentale wird als kausales Produkt der Funktionalität des neuronales Netzes angesehen. Es ist aber falsch. Einmal die Welt erblickt, unterwirft das Mentale das Konstrukt, das ihn erzeugt, durch den er manifestiert wird, sich selbst. Das Gehirn wird zu dem Werkzeug, durch den das Mentale sich aufrechthält.

M. E. genug das Gedankenfluss analysieren, wie z.B. jetzt beim Schreiben dieser Zeilen. Funktioniert es wie eine Schreibmaschine? ähnelt der Fluss der Bedeutungen dem Buchstaben und Wörtern, die eine Maschine druckt, oder jeder gedachte Wort koppelt zurück, bildet die Dellen bzw. Gefälle im Landschaft des Gedächtnisses, so dass bestimmte Bedeutungen, die mit dem Augenblick gedachten/gefüllten/wahrnehmbaren korrespondieren? Die Neuronen sind für das Gedachte indifferent, sie fühlen und denken nicht. Nur das Netz im Ganzen. Und seien Ganzheit manifestiert sich in mentalen Erlebnissen. Diese Ganzheit erlaubt nur die Funktionalität, die das Sinnliche ergibt. Dass es das Richtige ist, bleibt dahingestellt. Wichtig, dass für den Denkenden ein Sinn dadurch ergibt.
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dieter
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Ihr Lieben,
Ihr schreibt über das Thema soviel, sodass ich es nur in Bewunderung lesen kann. Für einen einfachen Menschen wie ich es bin, ist es sehr schwer dem geistig noch zu folgen. :wink: :mrgreen: Es wäre schon sehr schön, man könnte alles in zwei bis drei Sätzen erklären können, dann kämen Uneingeweihte vielleicht auch mit. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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