Das persische Weltreich-die Erbschaft des Feuers

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Das alte Imperium war ein funktionierender Vielvölkerstaat
Vor etwa 2500 Jahren war das alte persische Reich die bedeutendste Weltmacht des Vorderen und Mittleren Ostens. Es erstreckte sich über Tausende von Kilometern: vom Indus bis zum Mittelmeer, von den Wüsten Libyens bis zu den Steppen Zentralasiens - zehnmal so groß wie Deutschland.
Quelle: www.terra-x.zdf.de
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Lieber Dieter,
bitte erzähle uns doch noch etwas mehr über dieses spannende Thema.

Woher sind die Perser eigentlich gekommen?

Warum war ihr Reich so groß, größer als die Vorgängerreiche der Assyrer, Hethiter, Neubabylonier etc.? Und offensichtlich auch lange Zeit sehr stabil.

Wie sah die Herrschaftsstruktur des Reiches aus? Hatten die unterworfenen Völker eine gewisse Autonomie? In der Bibel wird Kyros der Große sehr gelobt, weil er die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft entließ. Offensichtlich betrieben die Großkönige der Achämeniden eine kluge Politik.

Welche Rolle spielte die Religion, die von der Priesterkaste der Magier praktiziert wurde? Ist sie wirklich von Zoroaster einst geschaffen worden? Es handelt sich hier um einen ständigen Kampf zwischen dem Schöpfergott Ahura Mazda und seinem bösen Widerpart Ahriman. Manche sehen in diesem dualistischen Weltbild eine Art Vorläufer der späteren monotheistischen Religionen im Orient. Ist das richtig?

Vor der islamischen Revolution bin ich mehrmals im Iran gewesen und habe unter anderem in Yazd einen der letzten Tempel dieser Religion gesehen. In ihm brennt die ewige Flamme zu Ehren von Ahura Mazda. Heute dürfen die Anhänger dieses Glaubens ihn weiter praktizieren, aber nicht missionieren. In Yazd sieht man auch noch die Türme des Schweigens, auf denen die Gläubigen ihre Toten legten. Dies wurde aber schon vom Schah verboten. Die ganzen Anlagen stammen aber, soweit ich weiß, aus der späteren Ära der Sassaniden, also lange nach dem ersten Perserreich.

Im ganzen Iran gibt es aus der frühen Zeit ein gewaltiges Bewässerungssystem, die Quanate, unterirdische Flussläufe, die oftmals künstlich angelegt worden waren. Diese werden durch Brunnen an der Oberfläche angezapft. Erzähl uns doch noch etwas mehr darüber. Wie wurde dies phantastische System angelegt, verwaltet, wer organisierte dies alles? War dies unter anderem die wirtschaftliche Grundlage des Perserreiches? Auch nach 3.000 Jahren wird es vielerorts noch heute benutzt.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
es kommt noch mehr. :wink:
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dieter hat geschrieben:Lieber Karlheinz,
es kommt noch mehr. :wink:
Vielleicht können die anderen Teilnehmer in diesem Forum die obigen Fragen auch beantworten?
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dieter
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Lange war das Bild der Perser von den Aufzeichnungen griechischer Geschichtsschreiber bestimmt. Sie zeichneten von ihren Feinden das Bild eines Barbarenvolkes. Doch spätestens seit den Entdeckungen von Ernst Herzfeld 1933 konnten andere Quellen gegen dieses einseitige Bild gesetzt werden. 1933 fand der Archäologe 30.000 Tontafeln; es war das Palastarchiv der persischen Hauptstadt Persepolis. Dank ihnen und anderen archäologischen Hinterlassenschaften lässt sich eine altpersische Hochkultur nachweisen.
Das Achaimeniden-Reich
Die Großkönige des persischen Weltreichs entstammten der Herrscherdynatie der Achaimeniden Von Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus an schufen sie das Achaimeniden-Reich (558 bis 330 vor Christus), Aramäisch wurde zur Verwaltungssprache.
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dieter
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Das altpersische Reich war ein funktionierender Vielvölkerstaat. Die Starke Machtbündelung hob die Grenzen zwischen den Völkern auf. Liberalisierung des Handels, eine gemeinsame Währung und einheitliche Maßsysteme förderten das Wirtschaftswachstum. Damit Händler und Reisende sicher durchs Lans ziehen konnten, schufen die Großkönige eine hervoragende Infrastruktur. Ein Netz von Karawansereien garantierte den blühenden Warenaustausch im Vielvölkerstaat. Die Menschen lebten in Frieden und Wohlstand.
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dieter
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Die Provinzen zollten dafür den Großkönigen in Persepolis Tribut. Das geht aus verschidenen Bildwerken hervor. Sie zeigen Schiffe, die übers Meer aus Griechenland, Ägypten und Indien kamen. Die Menschen ganze Wagenladungen an Geschenken herbei - Kostbarkeiten ihrer Länder. Die überbrachten sie am Neujahrsfest dem Regenten. Die Wüste wurde in dieser Zeit zum Schatzhaus, zum blühenden Garten.
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Dieter:
Die Menschen ganze Wagenladungen an Geschenken herbei - Kostbarkeiten ihrer Länder. Die überbrachten sie am Neujahrsfest dem Regenten. Die Wüste wurde in dieser Zeit zum Schatzhaus, zum blühenden Garten.
Man muss noch erwähnen, dass das iranische Neujahrsfest im Achämenidenreich nichts mit unserem Neujahr zu tun hat, sondern identisch ist mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche. Dieses Fest, Nouruz genannt, ist noch heute das wichtigste Fest im Iran und findet in der Regel am 21.März statt. Die Mullahs haben vergeblich versucht, dieses eigentlich nicht islamische Fest zu unterbinden, aber dies funktionierte nicht. Man kann bei uns auch nicht Weihnachten verbieten.

Die Wüste blühte wohl nicht wegen der Geschenke auf, die den Großkönigen an diesem Datum gebracht wurden, sondern wegen der Frühlingsregen und den angenehmen Temperaturen zu dieser Zeit. Sonst ist die Umgebung ziemlich wüstenhaft. Im Sommer sehr heiß, im Winter unangenehm kalt.
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Lieber Karlheinz,
vielen Dank für dieses Aufklärung. :)
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Unter den Persern entstanden bauliche meisterwerke, zum Beispiel die mächtige Palastanlage von Persepolis. Sie lag im heutigen Iran. Aufgrund archäologischer Funde konnten Architekten die zerstörte Anlage rekonstruieren. Der bis zu 18 Meter hohe Palast stand auf einer 125.000 Quadratmeter großen künstlichen Terasse - ein Palast, riesig wie eine Stadt mit gigantischen Säulen. Im Zentrum stand der prunkvolle Thronsaal. Handwerker aller Herren Länder hatten über vier Generationen hinweg daran gearbeitet.
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Noch heute gelten die Ruinen von Persepolis ala 8. Weltwunder. Die gesichter der alten Schutzgötter bewachen immer noch das große Portal dees Königspalastes. Und die kunstvoll ausgehauenen Lotusblumen der Säulenbasen künden davon, dass hier für die Ewigkeit gebaut wurde. Prunk bestimmte auch die königliche Tafel: Schalen aus Bronze, Silber und Gold. Reiche Perser liebten hochwertigen Schmuck, Ohrringe und luxeriöse Stempelsiegel sowie verzierte repräsentative Streitwagen.
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Der sinnfäligste Beweis für die kulturelle Überlegenheit der perser findet sich rund hundert Kilometer von Persepolis entfernt in Pasargadae. Von der einstigen Pracht finden sich nur noch ein paar Säulen.
Mit Tausenden von luftbildern versuchen Forscher das gesamte Gelände zentimetergenau zu propektieren und manchen auch verborgene Strukturen im Erdboden sichtbar. Sie stammen von einem gigantischen Bewässerungssystem, das der staubigen Einöde leben schenkte.
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Das Wasser, das Pasargadae zum fruchtbaren Garten machte, kam von den Zakros-Bergen - Schwelzwasser aus eisiger Höhe. Durch mächtige Kanäle, so genannte Quanate, strömte durch die Wüste in das Zentrum der Haupstadt.

Hier standen einmal prachtvolle Gärten, die symmetrisch angelegt waren - perfekt bewässert "Paridaita" hießen diese duftenden Oasen. Das Wort Paradies hat hier seinen Ursprung.
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Das Imperium aber, so groß und mächtig es auch sein mag, hatte einen Gegner, der seinen Untergang besiegelte. Ein kleines Reich - 100 mal kleiner als Persien: Makedonien. Alexander forderte den mächtigen König Darius heraus. Der Konfrontation mit dem Heere des Makedonenkönigs konnten die Perser nicht standhalten. Im Jahr 331 v. Chr. erlag Dareios III. dem makedonischen Felsherrn. Alexander setzte mit seinem Sieg dem Perserreich ein jähes Ende.
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Wie ich damals (fast) das Paradies fand.

Wir alle suchen das Paradies, aber im Gegensatz zu vielen anderen habe ich es gefunden. Wer dort hinkommt, wird aber arg enttäuscht sein. Es ist eine öde, trockene Wüstenei, die sich im heutigen Iran befindet. Abgesehen von den subtropischen Regionen am Kaspischen Meer mit ihrer üppigen Vegetation besteht dieses Land vorwiegend aus Wüsten, Halbsteppen, trockenen Hochländern und öden Gebirgszügen. Daneben gibt es aber grüne, wunderschöne Oasen, nämlich die Paradiese. Das Wort stammt aus der altiranischen Sprache, pairi-daēza, übersetzt „umgrenzter Bereich“. In der Regel waren und sind sie von Wällen umgeben, um Herrschaftsbereiche zu kennzeichnen, vor allem aber, um zu verhindern, dass der Wüstenstaub sie nicht wieder verschüttet. Die Paradiese wurden nicht von Göttern errichtet, sondern von Menschen dank künstlicher Bewässerung. Der krasse Unterschied zwischen diesen wunderbaren Gartenanlagen und dem unfruchtbaren Umland ist so auffällig, dass hier vielleicht der Ursprung zu finden ist von der streng dualistischen Religion des Zoroaster, dem ewigen Kampf zwischen dem Schöpfergott Ahura Mazda, der alles erblühen lässt und seinem bösen Widersacher Ahriman, der alles wieder zerstört und in Wüste verwandelt.

1973 und 1977 besuchte ich den Iran auf der Suche nach dem Ursprung des Paradieses. Es befindet sich im Zagros-Gebirge. Man fährt von Teheran südlich mit dem Bus nach Shiraz, ein im Vergleich zur hässlichen Metropole wunderschöner Ort. Dann weiter nach Yasudj und zum Schluss nach Vastegan, etwa 200 km von Shiraz entfernt. Keine Region, die auf Tourismus eingestellt war. Unglaublich mühselig, dorthin zu gelangen, nur verlauste Unterkünfte und ungenießbares Essen. Im Iran gibt es ohnehin überall nur Huhn mit Reis oder Reis mit Huhn, nur unterschiedlich schlecht zubereitet. In Vastegan konnte man überhaupt nicht kochen.

Doch von hier aus erreichte man das Zagros-Gebirge. An seinem Rande befinden sich gewaltige Verwitterungskegel. Auf den Höhen der Berge sammelt sich hinreichend Regenwasser und abtauendes Schmelzwasser, aber es gibt praktisch keine Flüsse. Das Wasser versickert in dem Erosionsschutt, stößt irgendwann auf wasserundurchlässige Schichten und strömt unterirdisch weiter. Die Menschen haben nichts davon. Deshalb hat man in die Schuttkegel Brunnen hineingetrieben bis zu 300 m Tiefe. Traf man auf ausreichende Wasseradern, so legten die Bergleute waagerechte Tunnel an, unterirdische Kanäle, teilweise bis zu 60 km Länge und brachte damit das Wasser in die fruchtbaren Täler. Diese Wassertunnel, Quanate genannt, bildeten die Infrastruktur für ein einzigartiges Bewässerungssystem. Alle paar hundert Männer stieg ein Schacht als Luftloch und Einstiegsstelle empor. Das Wasser lief ohne Verdunstungsverluste über viele Kilometer unterirdisch in Städte und Dörfer.

Viele Wissenschaftler glauben, dass die künstlichen Bewässerungssysteme, die vor Jahrtausenden im Orient entstanden sind, die Grundlage der menschlichen Zivilisation schufen und das damit auch die Entstehung des Staates möglich wurde, denn nur eine zentrale Macht konnte ein solches System schaffen und verwalten.

Die Dörfler wollten mit mir eine Tour ins Gebirge unternehmen. Die hätte aber 6 Tage gedauert. Ich hätte 4 Leute und 5 Esel bezahlen müssen. Das war mir zu teuer. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo der Ursprung des Paradieses sich befindet und ich war nur wenige Kilometer davon entfernt und habe an seine Pforten geklopft.
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