29.11.2017, 18:23
"In Ostwestfalen sind zahlreiche eisenzeitliche Wallanlagen bekannt, von denen eine Reihe in die Latenezeit datiert werden kann. Möglicherweise steht ihre Nutzung bzw. Zerstörung im Zusammenhang mit einem Vordringen der Germanen nach Süden, wie dies 5 Lanzenspitzen aus Eisen unter den Trümmern einer Toranlage der Hünenburg von Borchen-Gellinghausen (Kreis Paderborn) für das 3. oder 2.Jh. v. Chr. vermuten lassen."
"Nach einem starken Einfluß des keltischen Südens gewann im letzten Jh. v.Chr. die germanische Prägung die Oberhand."
"In jedem Fall war die Germanisierung bei Ankunft der Römer in Westfalen und Niedersachsen abgeschlossen."
H.O.Pollmann in "Terra incognita ?" , Mainz 2008.
"Im mitteleisenzeitlichen Siedlungswesen tritt im mittleren Weserbergland, vor allem aber an der Leine und im Harzvorland (wie in der Eilshausener Gruppe) ein ausgeprägter Burgenhorizont hervor:" B.Sicherl in "Terra incognita?", Mainz 2008
Als keltische Wallanlagen in OWL und Niedersachsen kommen folgende Wallanlagen in Betracht:
- Tönsberg
- Wittekindsburg
- Grotenburg
- Dehmer Burg
- Nammer Lager
- Hohe Schanze
- Piepenkopf (oppidum)
- Herlingsburg
- Rodenstatt
- Babilonie
- Schnippenburg (Kultplatz)
- Hünenburg
- Borchen-Gellinghausen
- Amelungsburg
- Barenburg
- Marienburg
- Negenborn
- Gaulskopf
- Pippinsburg (oppidum)
- Wittenburg
- Ratsburg
- Hünstollen
usw.
Im Sauerland sind es:
- Eresburg
- Hofkühl
- Wilzenberg
usw.
Einige dieser Wallanlagen sind in späteren Zeiten auch noch genutzt worden und daher meist im Mitteralter weiter ausgebaut worden. Fast alle Wallanlagen weisen Brandspuren aus dem 3. bzw. 2. Jh. v. Chr. auf, sodaß von einer Zerstörung ausgegangen wird. Jens Schulte-Forster sieht denselben Initialhorizont vom Dünsberg bei der Barenburg, Schnippenburg, Gellinghausen, Amöneburg, Altenburg, Obernau, Babilonie usw.. Verbrannte Wälle konnten aus Gellinghausen, Hünenburg, Schnippenburg, Christenberg, Almerskopf, Hausberg und Rittershausen eindeutig nachgewiesen werden. Gerade die Verhältnisse im 3.Jh. v.Chr. müssen sehr instabil gewesen sein. Beim Bielstein fand man Kampfspuren im Wald. Dort muß eine flüchtende keltische Bevölkerung von Angreifern eingeholt worden sein, sodaß sie nicht mehr eine Fluchtburg erreichen konnten und stattdessen ihre Handwerksgeräte im Erdreich vergrub. Das wurde auch an der Barenburg gefunden. D.h. entweder versuchte die Bevölkerung aus der Wallanlage zu fliehen oder sie kamen gar nicht bis dahin. .
"Für die römische Kaiserzeit des 1. - 3 Jh. sowie die folgende Völkerwanderungszeit sind keine starken befestigten Burgen der Germanen in Niedersachsen archäologisch eindeutig nachgewiesen. Stattdessen kennt man sowohl aus Skandinavien, den Niederlanden, als auch aus Niedersachsen (z.B. Flögeln (Ldkr. Cuxhaven), Rullstorf (Ldkr. Lüneburg)) mit Palisaden umzäunte Gehöfte und Gehöftgruppen, die man jedoch nicht als Burg in unserem Verständnis bezeichnen sollte. Der römische Schriftsteller Tacitus berichtet zwar an einigen Stellen von Befestigungen der Germanen, sie liegen aber entweder im römischen Grenzbereich oder in von Germanen eroberten keltischen Gebiet. " Hans Wilhelm Heine, "Burgen der Germanen".
Nachdem diese keltischgeprägten Wallanlagen zerstört wurden (3./2.Jh. V.Chr.), gab es kurz danach und um die Zeitenwende keinen Neuaufbau. D.h. in kriegerischen Zeiten wurden in Niedersachsen und OWL keine neuen Wallanlagen gebaut bzw. wieder instandgesetzt. Auch findet man keine Handwerkskunst mehr, die für ein bestimmtes Gebiet eindeutig war. Meine Schlußfolgerung: die Germanen haben das Gebiet von den Kelten erobert und diese sind dann assimiliert, getötet oder geflüchtet.