Varus Schlacht

Moderator: Barbarossa

Paul
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Eine gute aber schwere Reiterausrüstung bestand schon damals aus Schild, Langschwert, Streitaxt, Helm, Kettenhemd, Lanze.
Die Römer engagierten die Reiterkrieger aus den heutigen Hessen dann gerne für ihre Kavallerie, da sie z.B. mit den Tenkterern selbst üble Erfahrungen gemacht hatten.
viele Grüße

Paul

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Cherusker
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Hektor hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Außer den Hilfstruppen können auch die Chatten mit schwerer bewaffneten Rittern teilgenommen haben. Natürlich gab es auch in anderen Stämmen Leute, die sich mehr Ausrüstung leisten konnten.
Rittern ? mehr Ausrüstung, was stellst Du Dir darunter vor ?
Er meint damit keine Ritter des Mittelalters. Einige Germanen (wohl aus der Adelsschicht) könnten auch Kettenhemden, Helme usw. getragen haben. Aber ansonsten waren die Germanen recht einfach ausgestattet: Schild, Frame, kleine Wurfspeere, Sachs, Schwert, Pfeil und Bogen.... Der Vorteil lag dadurch in der Wendigkeit und Leichtigkeit. Ein römischer Legionär war dagegen durch seine Ausrüstung im Einzelkampf schwerfälliger. Der Vorteil des Legionärs galt halt in der Gruppe, in der er mit Schild seine Körperhälfte schützte und mit Pilum oder Gladius zustoßen konnte. Da die Legionäre dicht an dicht standen und sich durch ein ausgeklügeltes System austauschen konnten, war der Legionär gut geschützt. Einzelkämpfe, wie sie gerne in Hollywood-Filmen dargestellt werden, waren weniger realistisch. :mrgreen:

Meist war eine Schlacht ein Gedränge und Geschiebe auf engstem Raum. Kelten griffen meist im Sturmangriff an und schlugen wild mit ihren Schwertern auf die Legionäre ein. Wenn sie es schafften die Römer zu überrennen, so konnten sie die Schlacht gewinnen. Wurde aber der Angriff aufgefangen, so konnten dann die Römer mit ihren Pilum/Gladius auf die meist ungeschützten Körper einstechen. Die Kelten besaßen aber auch Lanzen, die mit ihren geschweiften Klingen große Wunden verursachen konnten und mit denen man auch mit Kraft durch ein Schild durchdringen konnte. Die keltischen Adligen bevorzugten den Einzelkampf, um so später mit dem abgeschlagenen Kopf des Gegners ihre Heldentaten zu bezeugen. Ein keltischer Adeliger waren bestens ausgerüstet und stand einem Legionär in nichts nach. Das Kettenhemd ist eine keltische Erfindung, genauso wie der allseits bekannte Legionärshelm (Augustuszeit und später).


Anders dagegen die Germanen. Meist kämpften sie in Hundertschaften, die bestens trainiert waren. Sie bauten Schildwälle und setzten dabei auch lange Lanzen ein, mit denen sie die Legionäre erreichen konnten, ohne daß sie selbst in Gefahr waren. Die Germanen kannten auch die Täuschung eines Rückzuges, um dann wieder neu anzugreifen. Bei den Chatten wurde überliefert, daß es eine Art "Kriegerkaste" gab. Also Krieger, die keine Familien oder Grundbesitz hatten, sondern nur für den Kampf lebten. Sie kamen bei anderen Stammesangehörigen unter. Vorteil der Germanen war es, daß jeder Germane in erster Linie Krieger war und dann erst sich auf andere Sachen spezialisiert hatte. Somit konnten die Germanen eine große Anzahl von Kriegern aufbieten. Das unterschied sie von den zivilisierteren Kelten, die eine kriegerische Adelsschicht mit Gefolgsleuten hatten, dafür aber auch Bauern, Handwerker, Händler, usw., die in Kriegszeiten mobilisiert werden konnten, aber wenig Erfahrung im Kampfe hatten.
Paul
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Von den Chatten wird berichtet, sie würden gerne als Paarkämpfer kämpfen, also Pferdkämpfer mit Fußkrieger. Bei ihrer Südausbreitung gingen die Chatten ja eine Symbiose mir den vorher schon dort lebenden Latenegermanen ein. Diese Südausbreitung hatte zur Zeit der Varusschlacht schon begonnen. Daher gehe ich davon aus, das viele Chatten schon sehr gut ausgerüstet waren und das ihr kriegerisches Verhalten viel spezielles hatte. Ein Römer schrieb, viele ziehen nur in die Schlacht. Die Chatten führen Krieg.
viele Grüße

Paul

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Paul hat geschrieben: Ein Römer schrieb, viele ziehen nur in die Schlacht. Die Chatten führen Krieg.
Das bezog sich wohl auf die Chattenkriege, die die Römer später führten. Da dort immer noch direkter Kontakt (Limes) bestand. Da hat ein Römer die Chatten besonders hervorgehoben, weil sie der unmittelbare Gegner waren. :wink:
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Es stellt sich die Frage, wohin hat sich die Bevölkerung der Cherusker , Chatten und Marsen 9 n. Chr. vor der Varusschlacht und auch 16 n. Chr. vor der Strafexpedition des Germanicus geflüchtet sind , oder wurden sie nahezu vollständig vernichtet oder versklavt?
Sicherlich konnte man die Bevölkerung vor der Varusschlacht in Sichertheit bringen, da man Varus ja eine vorabgemachte Falle stellte. Somit konnte man auch für die Bevölkerung Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen treffen und sie in sichere Gefilde verbringen.
Wahrscheinlich war es für den größten Teil der Bevölkerung auch so, vor dem Eintreffen des Germanicus.
Es käme in Betracht, dass eine der sicheren Gefilde wohin man die Bevölkerung verbracht haben könnte, z. B. die Anhöhe der Sieburg oder auch dort wo jetzt die Burg Greene steht, gewesen sein könnte?
http://regiowiki.hna.de/Sieburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Greene_%28Einbeck%29
Paul
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Die Marsen sind als Stamm untergegangen, die Chatten entwickelten sich zu einem hessisch-niedersächsischen Großstamm z.B. auf der Basis von Ubiern, Marsern, Matthis, verbliebenen Usipeter, Tenkterer und Sueben.
Wenn die Bevölkerung sich verteilte, mußten sich die Legionäre auch aufteilen und waren dann angreifbar.
viele Grüße

Paul

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Spartaner hat geschrieben:Es stellt sich die Frage, wohin hat sich die Bevölkerung der Cherusker , Chatten und Marsen 9 n. Chr. vor der Varusschlacht und auch 16 n. Chr. vor der Strafexpedition des Germanicus geflüchtet sind , oder wurden sie nahezu vollständig vernichtet oder versklavt?
Sicherlich konnte man die Bevölkerung vor der Varusschlacht in Sichertheit bringen, da man Varus ja eine vorabgemachte Falle stellte. Somit konnte man auch für die Bevölkerung Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen treffen und sie in sichere Gefilde verbringen.
Wahrscheinlich war es für den größten Teil der Bevölkerung auch so, vor dem Eintreffen des Germanicus.
Es käme in Betracht, dass eine der sicheren Gefilde wohin man die Bevölkerung verbracht haben könnte, z. B. die Anhöhe der Sieburg oder auch dort wo jetzt die Burg Greene steht, gewesen sein könnte?
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Vor der Varusschlacht brauchte man keine Bevölkerung in Sicherheit bringen, da die Legionen auf dem Marschweg angegriffen wurden und sich im Abwehrkampf befanden. Erst die Germanicus Feldzüge richteten sich auch gegen die Bevölkerung. Die Marsen wurden in der "Nacht der Tamfana" (Festtage) überrascht und hatten daher höchstwahrscheinlich hohe Verluste bei Frauen, Kindern und alten Leuten. Die marsischen Krieger müssen entkommen sein, da sie Caecina und Germanicus noch ordentlich "beschäftigt" haben. Aber der Verlust der Bevölkerung muß so groß gewesen sein, daß die Marser danach nicht mehr als eigenständiger Stamm überleben konnten. Sie verschwanden von der Bildfläche....

Die Germanen hatten eine wirksame Fluchtmöglichkeit: die Wälder. Wenn es keinen Überraschungsangriff gab, so konnte sich die Bevölkerung tief in die Wälder zurückziehen und ggfs. Fluchtburgen aufsuchen. Als Germanicus nach Idistaviso weitermarschierte, wurde er von der Bevölkerung angegriffen, d.h. höchstwahrscheinlich hatten Alte und Junge die römischen Marschkolonnen beobachtet (z.B. von einer Fluchtburg) und griffen diese dann überraschend an. Das sorgte für große Verwirrung bei den Römern....
Ansonsten hatten die Cherusker die Möglichkeit in Betracht gezogen die Bevölkerung hinter die Elbe in Sicherheit zu bringen. Für den enormen Aufwand des Germanicus sind relativ wenige Germanen in Gefangenschaft geraten. Die aufgelisteten Namen (anläßlich des Triumphzugs; Segestes war dabei Gast !) weisen ein paar adlige Germanen der beteiligten Stämme auf. Aber auch die Römer hatten etliche Verluste......so mußte Germanicus einige gefangene Legionäre wieder freikaufen. :wink:
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Cherusker hat geschrieben:
Vor der Varusschlacht brauchte man keine Bevölkerung in Sicherheit bringen, da die Legionen auf dem Marschweg angegriffen wurden und sich im Abwehrkampf befanden.
Varus erhielt ja die Nachricht eines Aufstandes, den er gewillt war nierderzuschlagen . Es ist deshlab auch wahrscheinlich, dass der Ortspunkt des Aufstandes so geschickt gewählt wurde, dass dort keinerlei große Bevölkerungsanteile in diesen Gebiet anzutreffen waren, bzw.. diese vorher zu den Fluchtpunkten weggeführt wurden. Der Hinterhalt wohin Varus gelockt werden, sollte-musste also sehr weit weg von den Besiedlungen der Marsen, Chatten, und Cheruskern liegen.
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Spartaner hat geschrieben:
Cherusker hat geschrieben:
Der Hinterhalt wohin Varus gelockt werden, sollte-musste also sehr weit weg von den Besiedlungen der Marsen, Chatten, und Cheruskern liegen.
Das sehe ich nicht so. Varus muß in der Nähe oder im Gebiet der Cherusker sein "Lager" gehabt haben. Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß so ein römischer Befehlshaber, wie es Varus zu dem Zeitpunkt war, in einem Zelt irgendwo an der Weser gesessen hat. :wink: Seine Legionen hatte er teils über das Gebiet verteilt. Und an den Lippe-Lagern wurden auch Spuren seiner Legion gefunden. Meine Vermutung geht dahin, daß Varus die ganze Herrlichkeit und Macht Roms darstellen wollte und das kann man nicht im Zelt. Daher wird er ein Standlager genutzt haben, das auch Komfort geboten hat. Hier wäre das Lager Anreppen zutreffend. Leider hat man es bis heute nicht vollständig erforscht, sodaß man nur wenig Aussagen treffen kann.
Für die Germanen war es wichtig, daß man die Römer in Bewegung setzt, um sie so auf dem Marsch anzugreifen. Daher wurde von einem Aufstand eines entfernten Stammes berichtet. Es wird aber nicht berichtet, in welche Richtung Varus dann zog. Wäre man gen Westen (Xanten, Köln) oder Süden (Mainz) zum Rhein gezogen, dann hätten die Römer auch berichtet, welcher Stamm den Aufstand anzettelte. Aber dieser blieb bis heute unbekannt.
Zu der Zeit gab es nur einen ernsthaften Gegner für Rom und das war Marbod mit seinen Markomannen, die auch Verbündete östlich der Elbe hatten. Ein Angriff von Marbods Leuten hätte Varus sofort mit aller Stärke begegnen müssen. Allerdings mußte er erst seine Legionen sammeln, um dann dorthin zu marschieren. Wenn er nun gen Osten (also von Paderborn/Anreppen aus) gezogen wäre, dann würde sein Weg mitten durch das Cherusker-Gebiet führen und da sie seine Verbündeten waren, war auch noch keine Vorsicht geboten. An einem Lager an der Weser hätte er sich dann wieder mit Proviant eindecken können und die Zivilisten (z.B. für Geschäfte und Handelstätigkeiten) zurücklassen können.
Der germanische Angriff erfolgte aber nicht weit von seinem ursprünglichen Stützpunkt, da so ein Troß noch nicht weit gezogen sein kann (lt.Kehne). Aber warum kehrte er dann nicht um? Ich vermute, die Germanen haben ihn von Anreppen aus, von den Hellwegen weg, über den Teutoburger Wald / Eggegebirge gelockt. Diese "Schleichwege" waren daher nach dem Durchmarsch völlig unbrauchbar. Somit blockierte jetzt ein Bergzug als Hindernis die Umkehr.
Die Kämpfe müssen in der Nähe des Eggegebirges stattgefunden haben. Und warum? Weil in das Gebiet die Chatten, Brukterer, Marser und Cherusker ohne großes Auffallen gelangen konnten. Kein römischer Posten hätte vorher hier durchziehende Germanen als Feinde vermutet, sondern eher als Hilfstruppen für Varus. Die Gegend eignet sich gut für Schlachten, da auch Karl d.Gr. dort gegen Widukind gekämpft hat.
Und da bei der Schlacht immer mehr Germanen dazukamen, muß die Varusschlacht in dem Gebiet gewesen sein, in dem die Gebiete der Chatten, Brukterer, Marser und Cherusker aneindertrafen. Und solche Grenzgebiete waren meist sehr wenig besiedelt.
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Ich gehe davon aus, das die Römer ihre Schlachten geschönt haben, also z.B. ihre tatsächlichen Verluste nicht verbreitet haben. Es ist ja interessant, das auf dem Dünsberg eine relativ große Schlacht stattgefunden hat, bei der diese große germanische Stadt auch zerstört wurde und die Römer haben nicht damit geprahlt, sondern sie verheimlicht. Vielleicht waren die Verluste in diesem Zusammenhang extrem groß. Die Legenden sprechen von siegreichen Schlachten der Germanen im Umland des Dünsberg.
viele Grüße

Paul

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Spartaner hat geschrieben:Es stellt sich die Frage, wohin hat sich die Bevölkerung der Cherusker , Chatten und Marsen 9 n. Chr. vor der Varusschlacht und auch 16 n. Chr. vor der Strafexpedition des Germanicus geflüchtet sind , oder wurden sie nahezu vollständig vernichtet oder versklavt?
Sicherlich konnte man die Bevölkerung vor der Varusschlacht in Sichertheit bringen, da man Varus ja eine vorabgemachte Falle stellte. Somit konnte man auch für die Bevölkerung Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen treffen und sie in sichere Gefilde verbringen.
Wahrscheinlich war es für den größten Teil der Bevölkerung auch so, vor dem Eintreffen des Germanicus.
Es käme in Betracht, dass eine der sicheren Gefilde wohin man die Bevölkerung verbracht haben könnte, z. B. die Anhöhe der Sieburg oder auch dort wo jetzt die Burg Greene steht, gewesen sein könnte?
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Lieber Spartaner,
die Chatten flüchteten mit ihrer Bevölkerung bei den Rachefeldzügen des Germanicus in das nordhessische Bergland nur ihr Heiligtum Matium konnte von Germanicus zerstört werden. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Die nördlichen Germanen waren wegen ihrer geringen Bevölkerungsdichte kaum angreifbar. Es fehlten größere Dörfer und Beute. Im Süden konnten die Römer in Mittel- u. Südhessen Fuß fassen z.B. an Rhein, Lahn und Wetterau. Die Germanen riskierten hier kaum Aufstände. Jedenfalls sind sie nicht überliefert. Über die Schlacht auf dem Dünsberg wissen wir auch nur aufgrund der augenfälligen Zerstörung. Wir wissen nicht, welche Städte noch zerstört, aber wieder aufgebaut wurden.
Die Dünsbergregion blieb wohl auch später für die Römer eine unsichere Region. Es wurde nicht überliefert, ob es bei der Eroberung der Wetterau zu Schlachten kam o. ob sie ihren Einfluß ohne Krieg festigen konnten, als die Ubier 54 vor Chr. die Sueben im Bündnis mit den Römern aus der Wetterau vertrieben.
viele Grüße

Paul

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Cherusker hat geschrieben: Das sehe ich nicht so. Varus muß in der Nähe oder im Gebiet der Cherusker sein "Lager" gehabt haben. Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß so ein römischer Befehlshaber, wie es Varus zu dem Zeitpunkt war, in einem Zelt irgendwo an der Weser gesessen hat. :wink: Seine Legionen hatte er teils über das Gebiet verteilt. Und an den Lippe-Lagern wurden auch Spuren seiner Legion gefunden. Meine Vermutung geht dahin, daß Varus die ganze Herrlichkeit und Macht Roms darstellen wollte und das kann man nicht im Zelt. Daher wird er ein Standlager genutzt haben, das auch Komfort geboten hat. Hier wäre das Lager Anreppen zutreffend. Leider hat man es bis heute nicht vollständig erforscht, sodaß man nur wenig Aussagen treffen kann.
Für die Germanen war es wichtig, daß man die Römer in Bewegung setzt, um sie so auf dem Marsch anzugreifen. Daher wurde von einem Aufstand eines entfernten Stammes berichtet. Es wird aber nicht berichtet, in welche Richtung Varus dann zog. Wäre man gen Westen (Xanten, Köln) oder Süden (Mainz) zum Rhein gezogen, dann hätten die Römer auch berichtet, welcher Stamm den Aufstand anzettelte. Aber dieser blieb bis heute unbekannt.
Zu der Zeit gab es nur einen ernsthaften Gegner für Rom und das war Marbod mit seinen Markomannen, die auch Verbündete östlich der Elbe hatten. Ein Angriff von Marbods Leuten hätte Varus sofort mit aller Stärke begegnen müssen. Allerdings mußte er erst seine Legionen sammeln, um dann dorthin zu marschieren. Wenn er nun gen Osten (also von Paderborn/Anreppen aus) gezogen wäre, dann würde sein Weg mitten durch das Cherusker-Gebiet führen und da sie seine Verbündeten waren, war auch noch keine Vorsicht geboten. An einem Lager an der Weser hätte er sich dann wieder mit Proviant eindecken können und die Zivilisten (z.B. für Geschäfte und Handelstätigkeiten) zurücklassen können.
Der germanische Angriff erfolgte aber nicht weit von seinem ursprünglichen Stützpunkt, da so ein Troß noch nicht weit gezogen sein kann (lt.Kehne). Aber warum kehrte er dann nicht um? Ich vermute, die Germanen haben ihn von Anreppen aus, von den Hellwegen weg, über den Teutoburger Wald / Eggegebirge gelockt. Diese "Schleichwege" waren daher nach dem Durchmarsch völlig unbrauchbar. Somit blockierte jetzt ein Bergzug als Hindernis die Umkehr.
Die Kämpfe müssen in der Nähe des Eggegebirges stattgefunden haben. Und warum? Weil in das Gebiet die Chatten, Brukterer, Marser und Cherusker ohne großes Auffallen gelangen konnten. Kein römischer Posten hätte vorher hier durchziehende Germanen als Feinde vermutet, sondern eher als Hilfstruppen für Varus. Die Gegend eignet sich gut für Schlachten, da auch Karl d.Gr. dort gegen Widukind gekämpft hat.
Und da bei der Schlacht immer mehr Germanen dazukamen, muß die Varusschlacht in dem Gebiet gewesen sein, in dem die Gebiete der Chatten, Brukterer, Marser und Cherusker aneindertrafen. Und solche Grenzgebiete waren meist sehr wenig besiedelt.
Das sehe ich nicht so. Das Lager des Varus ist immer noch nicht 100-prozentig gefunden. Alles andere ist Traumtänzerei und Wunschdenken. :wink: Von müssen kann da keine Rede sein. Und gerade weil man Varus sein Legionen von den Siedlungen wegführen wollte zu entlegenen Siedllungen, wo weniger Bevölkerung zu warnen war, rückt Kalkriese wieder als Standort der vernichtenten Schlacht der Varuslegionen in den Vordergrund.
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Spartaner hat geschrieben: Das sehe ich nicht so. Das Lager des Varus ist immer noch nicht 100-prozentig gefunden. Alles andere ist Traumtänzerei und Wunschdenken. :wink: Von müssen kann da keine Rede sein. Und gerade weil man Varus sein Legionen von den Siedlungen wegführen wollte zu entlegenen Siedllungen, wo weniger Bevölkerung zu warnen war, rückt Kalkriese wieder als Standort der vernichtenten Schlacht der Varuslegionen in den Vordergrund.
Gerade Kalkriese kann man nicht als damaligen Raum bezeichnen, in dem wenige Siedlungen waren. Vom Wiehengebirge an gab es etliche Siedlungen, die sich am Hellweg entlangzogen. Auch waren die Hellwege die "antiken Autobahnen", d.h. auf so einem Hellweg konnten die Legionen relativ bequem entlangziehen. Ferner waren solche Hellwege auch mehr frequentiert als irgendwelche "Trampelpfade" oder "Schleichwege". :wink:
Und die Chatten, sowie die Marser und Cherusker hätten einige Probleme gehabt unbemerkt nach Kalkriese zu gelangen. :mrgreen: :wink:

Und Varus war Statthalter von Gallien und Germanien. Es ist schwer vorstellbar, das so ein Statthalter sich mit Zelten zufrieden gab, wenn in Germanien schon Städte (Waldgirmes) und Kastelle bestanden. Und Varus war bekannt für seinen eher luxuriösen Lebensstil. :mrgreen: In Syrien hatte er sich auch in einer Stadt niedergelassen, von der er aus mit seinen Legionen in einem Feldzug gegen Aufständische vorging.


"Das Lager des Varus ist immer noch nicht 100-prozentig gefunden".
Es ist auch nicht 99% gefunden worden, sondern es gibt nur ein Lippelager, in dem Spuren einer seiner Legionen gefunden wurden.
Spartaner
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Cherusker hat geschrieben:
Gerade Kalkriese kann man nicht als damaligen Raum bezeichnen, in dem wenige Siedlungen waren. Vom Wiehengebirge an gab es etliche Siedlungen, die sich am Hellweg entlangzogen. Auch waren die Hellwege die "antiken Autobahnen", d.h. auf so einem Hellweg konnten die Legionen relativ bequem entlangziehen. Ferner waren solche Hellwege auch mehr frequentiert als irgendwelche "Trampelpfade" oder "Schleichwege". :wink:
Und die Chatten, sowie die Marser und Cherusker hätten einige Probleme gehabt unbemerkt nach Kalkriese zu gelangen. :mrgreen: :wink:

Und Varus war Statthalter von Gallien und Germanien. Es ist schwer vorstellbar, das so ein Statthalter sich mit Zelten zufrieden gab, wenn in Germanien schon Städte (Waldgirmes) und Kastelle bestanden. Und Varus war bekannt für seinen eher luxuriösen Lebensstil. :mrgreen: In Syrien hatte er sich auch in einer Stadt niedergelassen, von der er aus mit seinen Legionen in einem Feldzug gegen Aufständische vorging.


"Das Lager des Varus ist immer noch nicht 100-prozentig gefunden".
Es ist auch nicht 99% gefunden worden, sondern es gibt nur ein Lippelager, in dem Spuren einer seiner Legionen gefunden wurden.
Wieviel Siedlungen im Raum Kalkriese wissen wir nicht genau. Jedensfalls musste Arminus, den Varus den Aufstand plausibel schiltern. Auch Varus wusste wo sich germanische Siedlungen befanden und leis sich sicherlich nicht so einfach hinters Licht führen. Die Falle musste, so geschickt gestellt werden, dass Varus kein Verrat wittern konnte.
Es besteht ja auch die von mir geschilderte Mögichkeit, dass vorher die Bevölkerung gewarnt wurde und in entlegene Rückzugsgebiete geführt wurden.
Als Sommerlager käme auch Minden in Frage. Hier wurden zahlreiche Münzen gefunden. Von Minden nach Kalkriese wäre es ein Katzensprung.
"Die Fundstelle in einem Ortsteil von Porta Westfalica passe zu den historischen Quellen, bestätigte Thomas Otten, Referatsleiter Bodendenkmalpflege und Bodendenkmalschutz im Düsseldorfer Bauministerium. Die Distanz sowohl zu den Lippelagern wie Haltern als auch nach Kalkriese bei Osnabrück sei plausibel. Kalkriese, ein kleines Örtchen nördlich von Osnabrück gilt als wahrscheinlichster Schauplatz der Varusschlacht. "

Des weiteren ist es möglich, dass es mehrere Sommerlager gab und die Legionäre dann an einem Ort zusammengezogen wurden. Auch hier paase Minden hervorragend als letzter Standort des Varus ins Panorama.
"Es ist ohne weiteres denkbar, dass er bereits in den Jahren 7 und 8 ähnliche Sommerzüge durchführte und somit bis zu drei solcher Sommerlager, durchaus auch an verschiedenen Orten, erwartet werden können."

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 70701.html
http://genreith.de/index.php?id=varussc ... -kalkriese
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