Auslandsbesuche von Bundespräsident Gauck

Deutsche Außenpolitik, Globalisierung, Auswärtiges Amt, Diplomatie

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Montag, 17. Dezember 2012
Weihnachtsbesuch bei den Soldaten
Gauck fliegt nach Afghanistan

Unangekündigt besucht Bundespräsident Gauck die Bundeswehr in Afghanistan. Wie schon Verteidigungsminister de Maizière fliegt er mit der Regierungsmaschine direkt nach Masar-i-Scharif, um die verbesserte Sicherheitssituation zu unterstreichen.
(...)
In Afghanistan herrschten immer noch kriegsähnliche Zustände, so Gauck. Der internationale Einsatz sei nicht am Ziel, aber er wolle bewusst von einem Erfolg sprechen, meinte Gauck weiter. Man höre in Deutschland von verwundeten oder getöteten Soldaten, nicht aber von zivilen Errungenschaften wie Stromanschlüssen und Schulabschlüssen...
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Dienstag, 18. Dezember 2012
Bundespräsident Konflikte Afghanistan
Gauck sichert Afghanen Unterstützung zu - und mahnt

Kabul (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat bei einem Besuch in Afghanistan dem Land weiterhin die Unterstützung Deutschlands zugesagt. Er mahnte aber auch Fortschritte für Demokratie und Menschenrechte an...
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dieter
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Lieber Barbarossa,
er kann soviele Fortschritte anmahnen, wie er will, die Koruption im Land frißt alle Fortschritte auf. :evil:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton
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Glaubst Du, es kratzt einen einzigen afghanischen Politiker, Stammesfürst, Warlord oder Taliban auch nur eine Laus, was ein im Ausland völlig unbekannter, ehemaliger evangelischer Pfarrer irgendwo in einem Zelt der Bundeswehr in eine Kamera hineinerzählt?

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Peppone
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Triton hat geschrieben:Glaubst Du, es kratzt einen einzigen afghanischen Politiker, Stammesfürst, Warlord oder Taliban auch nur eine Laus, was ein im Ausland völlig unbekannter, ehemaliger evangelischer Pfarrer irgendwo in einem Zelt der Bundeswehr in eine Kamera hineinerzählt?

Beste Grüße
Joerg
Ja, tut es. Und zwar in der Hinsicht, dass "der Afghane" es als Einmischung von außen ansieht, als weiterer Versuch, eine versuchte Eroberung Afghanistans noch weiter zu treiben.

"Der" Afghane identifiziert sich über den Islam, und alles, was ein Nicht-Moslem in und vor allem mit Afghanistan anstellen will bzw. was er verkündet, anstellen zu wollen, wird als unangemessener Versuch gewertet, sich in innerafghanischen Verhältnisse einzumischen.
Die (im Grunde auch ausländischen, nämlich arabischen) Taliban haben in Afghanistan nur deswegen nicht den Status eines weiteren ausländischen Eroberungsversuchs, weil sie Moslems sind. Sie verkünden einen Islam, der dem einheimischen afghanischen Islam fremd ist, aber sie sind immerhin Moslems...

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Glaubst Du, es kratzt einen einzigen afghanischen Politiker, Stammesfürst, Warlord oder Taliban auch nur eine Laus, was ein im Ausland völlig unbekannter, ehemaliger evangelischer Pfarrer irgendwo in einem Zelt der Bundeswehr in eine Kamera hineinerzählt?

Beste Grüße
Joerg
Ja, tut es. Und zwar in der Hinsicht, dass "der Afghane" es als Einmischung von außen ansieht, als weiterer Versuch, eine versuchte Eroberung Afghanistans noch weiter zu treiben.

"Der" Afghane identifiziert sich über den Islam, und alles, was ein Nicht-Moslem in und vor allem mit Afghanistan anstellen will bzw. was er verkündet, anstellen zu wollen, wird als unangemessener Versuch gewertet, sich in innerafghanischen Verhältnisse einzumischen.
Die (im Grunde auch ausländischen, nämlich arabischen) Taliban haben in Afghanistan nur deswegen nicht den Status eines weiteren ausländischen Eroberungsversuchs, weil sie Moslems sind. Sie verkünden einen Islam, der dem einheimischen afghanischen Islam fremd ist, aber sie sind immerhin Moslems...

Beppe
Lieber Joerg und Beppe,
schließlich wurde Gauck vom Afghanischen Präsidenten empfangen. Ein deutscher Präsident, dessen Streitkräfte den Norden von Afghanistan schützen, sollte seine Meinung schon sagen dürfen. Übrigends die gehen ja 2014, dann kann die Taliban wieder schalten und walten wie sie will, zum Schaden des Landes, der dortigen Frauen und der Bevölkerung überhaupt. :evil:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:schließlich wurde Gauck vom Afghanischen Präsidenten empfangen. Ein deutscher Präsident, dessen Streitkräfte den Norden von Afghanistan schützen, sollte seine Meinung schon sagen dürfen. Übrigends die gehen ja 2014, dann kann die Taliban wieder schalten und walten wie sie will, zum Schaden des Landes, der dortigen Frauen und der Bevölkerung überhaupt. :evil:
Das sei nun gar nicht bestritten. Wenn allerdings das Oberhaupt einer als Invasor angesehenen ausländischen Macht sich mit dem Machthaber von Kabul, der lediglich beansprucht, Anführer zumindest des größten einheimischen Stammes (der Paschtunen) zu sein, trifft, was juckt das die persischen, usbekischen, taschikischen, sonstigen Machthaber innerhalb Afghanistans?
Was Gauck in Afghanistan bewirken KANN, ist, die deutschen Truppen in Afghanistan aufzubauen, für Deutschland diplomatische Alternativen offen zu halten und ansonsten die "Heimatfront" zu befriedigen...

Beppe
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Triton
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Peppone hat geschrieben:Ja, tut es. Und zwar in der Hinsicht, dass "der Afghane" es als Einmischung von außen ansieht, als weiterer Versuch, eine versuchte Eroberung Afghanistans noch weiter zu treiben.
Im Grunde haben wir da dieselbe Meinung. Weil Gauck nicht akzeptiert wird, ist es den Afghanen völlig wurscht, was er für eine Meinung hat.

Waren es nicht schon die Briten, die Afghanistan als "unregierbar" klassifiziert haben? Am Ende, so befürchte ich, wird immer wieder das gleiche Ergebnis erscheinen. Geschichte wiederholt sich eben manchmal doch.

Beste Grüße
Joerg
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Peppone
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Triton hat geschrieben:Waren es nicht schon die Briten, die Afghanistan als "unregierbar" klassifiziert haben? Am Ende, so befürchte ich, wird immer wieder das gleiche Ergebnis erscheinen. Geschichte wiederholt sich eben manchmal doch.

Beste Grüße
Joerg
Solange irgendwelche Mächte von außerhalb Afghanistans nicht verstehen, wie der Staat "tickt", wird jede Invasion Afghanistan das gleiche Ergebnis haben.

Interessant finde ich allerdings schon, dass die Taliban ja irgendwo auch eine Invasionsmacht von außerhalb (nämlich von Saudi-Arabien bzw. Pakistan aus) darstellen, und trotzdem nicht auf die gleiche Gegenwehr stoßen wie Briten, Russen, NATO...

VG
Christian

PS: Interessant übrigens auch, dass die Afghanen selber auch schon mal Invasoren waren: Das Mogulreich in Indien wurde von Kabul aus gegründet...wobei der Reichsgründer Babur allerdings eher Usbeke und Timuride war als Afghane...
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:schließlich wurde Gauck vom Afghanischen Präsidenten empfangen. Ein deutscher Präsident, dessen Streitkräfte den Norden von Afghanistan schützen, sollte seine Meinung schon sagen dürfen. Übrigends die gehen ja 2014, dann kann die Taliban wieder schalten und walten wie sie will, zum Schaden des Landes, der dortigen Frauen und der Bevölkerung überhaupt. :evil:
Das sei nun gar nicht bestritten. Wenn allerdings das Oberhaupt einer als Invasor angesehenen ausländischen Macht sich mit dem Machthaber von Kabul, der lediglich beansprucht, Anführer zumindest des größten einheimischen Stammes (der Paschtunen) zu sein, trifft, was juckt das die persischen, usbekischen, taschikischen, sonstigen Machthaber innerhalb Afghanistans?
Was Gauck in Afghanistan bewirken KANN, ist, die deutschen Truppen in Afghanistan aufzubauen, für Deutschland diplomatische Alternativen offen zu halten und ansonsten die "Heimatfront" zu befriedigen...

Beppe
Lieber Beppe,
die Heimatfront zu "befrieden", das macht er ja gerade. Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:
Naja, "nicht schlecht" ist relativ. Besser als das der Russen und Amerikaner jedenfalls. Aber wirklich gut auch nicht.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:
Naja, "nicht schlecht" ist relativ. Besser als das der Russen und Amerikaner jedenfalls. Aber wirklich gut auch nicht.

Beppe
Lieber Beppe,
ich glaube, dass jede fremde Armee in Afghanistan kein gutes Ansehen haben kann. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:
Naja, "nicht schlecht" ist relativ. Besser als das der Russen und Amerikaner jedenfalls. Aber wirklich gut auch nicht.

Beppe
Lieber Beppe,
ich glaube, dass jede fremde Armee in Afghanistan kein gutes Ansehen haben kann. :wink:
Eben.

Beppe
Paul
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[/quote]
Lieber Beppe,
die Heimatfront zu "befrieden", das macht er ja gerade. Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:[/quote]

Ich denke, das die deutschen Truppen im Norden grundsätzlich als Bündnispartner gegen die Taliban angesehen werden, gegen die Taschiken/Hazara und Usbeken lange Krieg führen mußten, wobei gerade auch das Hazara Gebiet schon von den Taliban besetzt war.
Im Süden wird sich ein Teil der Bevölkerung mit den Taliban identifizieren und die ausländischen Truppen als Feinde und Besatzungstruppen ansehen. Letztlich kann es doch noch zur Spaltung des Landes in einen persischsprachigen und einen paschtunischsprachigen Teil kommen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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dieter
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Paul hat geschrieben:
Lieber Beppe,
die Heimatfront zu "befrieden", das macht er ja gerade. Ich meine schon, dass trotz des Bombenangriffs auf zwei Laster, das Ansehen der Deutschen in Afghanistan so schlecht nicht ist, egal bei welcher Bevölkerunggruppe. :wink:[/quote]

Ich denke, das die deutschen Truppen im Norden grundsätzlich als Bündnispartner gegen die Taliban angesehen werden, gegen die Taschiken/Hazara und Usbeken lange Krieg führen mußten, wobei gerade auch das Hazara Gebiet schon von den Taliban besetzt war.
Im Süden wird sich ein Teil der Bevölkerung mit den Taliban identifizieren und die ausländischen Truppen als Feinde und Besatzungstruppen ansehen. Letztlich kann es doch noch zur Spaltung des Landes in einen persischsprachigen und einen paschtunischsprachigen Teil kommen.[/quote]
Lieber Paul,
das hoffe ich nicht. Eine Spaltung, siehe Deutschland, Korea und früher Vietnam hat nie etwas Gutes gebracht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben: das hoffe ich nicht. Eine Spaltung, siehe Deutschland, Korea und früher Vietnam hat nie etwas Gutes gebracht. :wink:
De facto ist Afghanistan längst gespalten. Der Präsident hat außerhalb des Bereichs seines Stammes - den Paschtunen - nichts zu sagen, und innerhalb muss er sich auch dauernd mit lokalen Machthabern arrangieren.

Beppe
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