Helmut Schmidt †

Grundgesetz, Gesetzesfragen, Wahlen, bundespolitische Ereignisse, Polizei

Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren in seinem Heim in Hamburg gestorben. Er genoss bis ins hohe Alter grosse Verehrung. Ich werde diesen grossen Mann sehr vermissen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Barbarossa
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Ich auch. Ich werde mal einen kurzen Lebenslauf ausarbeiten und in Blog-Politik einstellen.
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Ruaidhri
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Helmut Schmidt war ein Mensch, der mich schon früh sicherlich in einigem geprägt hat, direkt und indirekt, unbewusst oder bewusst.
Vorbild wollte er nicht sein. Doch er war eines.
Viele werden ihn vermissen- in der Hoffnung, dass dennoch vieles von ihm im Gedächtnis bleibt, dass auch Politiker sich wieder auf seine Tugenden besinnen.
Deutscher, der sich durchaus auf preußische Tugenden berief, dabei jedoch immer Hamburger blieb.
Die Nachricht kam nicht überraschend, dennoch, als sie kam, bewegte sie viele Menschen, auch solche, die nicht seiner Partei zuneigten.
Schon das zeigt seine Bedeutung, dier über Jahrzehnte für das Land besaß.
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LG Ruaidhri
Wallenstein

An die große Flutkatastrophe von 1962 kann ich mich noch sehr gut erinnern, schließlich war der Süden von Hamburg eine einzige Wasserwüste. Zum Glück kam die Elbe kurz vor unserem Haus zum Stillstand und wir bekamen nur nasse Füße. Andere hatten kein Glück. Es war damals sehr kalt und windig. Die Leute standen auf ihren Dächern und wurden von den Hubschraubern der Bundeswehr evakuiert. Damals gab es nur ein Fernsehprogramm und ich kann mich an ein schlechtes Schwarz-Weiß-Bild erinnern, auf dem ein vorlauter und ziemlich arrogant wirkender jungen Mann zu sehen war, der als Hamburger Innensenator vorgestellt wurde. Ich wusste von ihm vorher nur, dass er früher erbittert die Bundeswehr bekämpft hatte, die gleiche Institution, die er nun einsetzte und deren Vorgesetzter er später wurde.

Im gleichen Jahr, Herbst 1962, erregte die Spiegel-Affäre die Republik. In dem großen Hörsaal der Hamburger Universität gab es damals eine große Versammlung von Studenten und Professoren über diesen Eingriff in die Pressefreiheit. Hier erschien auch Helmut Schmidt, sprang mit elegantem Sprung auf die Rednertribüne und erklärte den Zuhörern, dass er die Angelegenheit in Ordnung bringen würde, sie sollten sich keine Sorgen machen. Mit einem ebenso eleganten Sprung verabschiedete er sich dann. An Selbstvertrauen fehlte es ihm nie.

1969 fand der alles entscheidende Wahlkampf statt, der endlich die Herrschaft der Betonköpfe aus der CDU beenden sollte. Diese hatten sich konsequent gegen eine rationale Politik gegenüber dem Ostblock verschlossen und blockierten alle innenpolitischen Reformen. Es war höchste Zeit für einen Wechsel, sollte die BRD nicht in ihrem eigenen Mief ersticken und sich international isolieren.

Damals habe ich mehrmals Helmut Schmidt auf Wahlveranstaltungen in Hamburg erlebt und saß in der ersten Reihe, ihm direkt gegenüber. Schmidt war kein Mensch, der einem damals sympathisch sein konnte. Er hatte die Herzlichkeit eines Eisblocks, ein reiner Verstandesmensch, eine bloße Rechenmaschine und offensichtlich ohne Emotionen. Ich kann mich an seine blitzenden Augen erinnern, die keinerlei Freundlichkeit ausstrahlten. Vor allem störten mich seine Arroganz und seine Selbstherrlichkeit, er ließ alle Kontrahenten wie Dummköpfe aussehen und machte sie verbal nieder, oft nicht gerade fair. So waren aber früher überall die Chefs in Hamburg gewesen, mit ihren Mitarbeitern gingen sie nicht gerade freundlich um und waren in sich selbst verliebt. Unter Schmidt zu arbeiten, soll nicht angenehm gewesen sein. Das kann ich mir gut vorstellen.

Ich hatte die SPD wegen Willy Brandt gewählt, Herbert Wehner war mir auch sympathisch, für Schmidt hatte ich allerdings nichts übrig. Meine Aversion gegen ihn änderte sich auch nicht, als er später Kanzler wurde, auch wenn er eine im Prinzip richtig Politik betrieb.

Meine Einstellung gegenüber ihm änderte sich erst in den achtziger Jahren, nach dem Ende seiner Kanzlerschaft. Seine Arroganz hatte er nun weitgehend abgelegt, er konnte anderen zuhören, ohne sie sofort niederzumachen, er zeigte Verständnis für abweichende Positionen und diskutierte darüber. In seiner Rolle als Welterklärer und Sachverständiger in Sachen Politik wurde er mir ausgesprochen sympathisch, ich las seine Bücher und habe viel aus ihnen gelernt. Ich erfuhr auch, dass er sich sehr für Kultur interessierte, was mir so nicht bekannt war, mir aber auch sehr gefiel. Alles in allem war er ein hervorragender Politiker und wahrscheinlich einer der größten Persönlichkeiten der Stadt Hamburg, wenn nicht von ganz Deutschland.
Spartaner
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Man muss ergänzen, dass Hemut Schmidt immer den Mut zur Wahrheit hatte und die Welt realistischer aufnahm als manch betriebsblinder Politiker oder wahrheitsverdrehender Journalist .
In der Ukraine Kirse äußerte er Verständnis für Putin. „Ich traue Putin nicht zu, dass er Krieg will“ und weitere Äußerungen .
Dafür wurde er von der Presse als Putinversteher beschimpft und verunglimpft. Menschen mit Verstand konnten aber selbst erkennen, dass das Wort Putinversteher an sich schon wie ein Witz klingt .
Ruaidhri
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1962:
Eh das Jahr meiner ersten frühen politischen Wahrnehmungen- Die Flut in Hamburg und die Spiegel-Affäre.
Sollte ich die poltische Orientierung meiner Erziehenden einordnen:
Liberal im besten Sinne, und in vielen Punkten Teilen der SPD viel näher als der schwarz- konservativen CDU, wobei es auch in der SPD heftig miefte- auch in NRW.wirklich Partei- gebundenes "Denken" und Wählen gab es eher nicht.
Schmidt genoss immer Respekt, wahrscheinlich, weil er so klar und schnörkellos auftrat. Pathos ud Pose hatten meine Oldies genug erlebt.
1969 fand der alles entscheidende Wahlkampf statt, der endlich die Herrschaft der Betonköpfe aus der CDU beenden sollte. Diese hatten sich konsequent gegen eine rationale Politik gegenüber dem Ostblock verschlossen und blockierten alle innenpolitischen Reformen. Es war höchste Zeit für einen Wechsel, sollte die BRD nicht in ihrem eigenen Mief ersticken und sich international isolieren.Politik, Politiker und Diskussionen über beides gehörten in meinem Elternhaus zum täglichen Leben die die 2 Tages- und zwei Wochenzeitungen aus unterschiedlichen "Lagern".
Wahlberechtigt war ich 1969 nicht, bekam aber die mit, dass meine Eltern, Vater Unternehmer/ Mittelstand, es wagen wollten, für eine SPD / FDP Koalition zu stimmen. Eben, weil es im Hintergrund einen Helmut Schmidt gab, von dem man wusste, dass er rechnen konnte.



Schmidt war kein Mensch, der einem damals sympathisch sein konnte. Er hatte die Herzlichkeit eines Eisblocks, ein reiner Verstandesmensch, eine bloße Rechenmaschine und offensichtlich ohne Emotionen. Ich kann mich an seine blitzenden Augen erinnern, die keinerlei Freundlichkeit ausstrahlten. Vor allem störten mich seine Arroganz und seine Selbstherrlichkeit, er ließ alle Kontrahenten wie Dummköpfe aussehen und machte sie verbal nieder, oft nicht gerade fair.
Das ging mir, nur einige Jahre jünger als Du, ähnlich. Trotzdem war seine messerscharfe, strukturierte Art der Rede , oder der Rhetorik, als Vorbild nicht schlecht. Besser als das Geschwurbel, das andere zu seiner Zeit abließen.
So waren aber früher überall die Chefs in Hamburg gewesen, mit ihren Mitarbeitern gingen sie nicht gerade freundlich um und waren in sich selbst verliebt. Unter Schmidt zu arbeiten, soll nicht angenehm gewesen sein. Das kann ich mir gut vorstellen. Gestern Björn Engholm in ndr, der bestätigte, mal geäußert zu haben:
" Unter Schmidt arbeitete man nicht, man diente!"
Nur, dass Schmidt selbst bis an die Grenzen ein Pflicht- und Arbeitsmensch war und vorlebte, was er von anderen verlangte.


Seine Arroganz hatte er nun weitgehend abgelegt, er konnte anderen zuhören, ohne sie sofort niederzumachen, er zeigte Verständnis für abweichende Positionen und diskutierte darüber. In seiner Rolle als Welterklärer und Sachverständiger in Sachen Politik wurde er mir ausgesprochen sympathisch, ich las seine Bücher und habe viel aus ihnen gelernt.
So ist geht es mir ebenfalls.. Zumindest war er einer, der sehr klar und sehr fundiert Zusammenhänge darstellen konnte. Manchmal kam es anders, doch noch immer stimmt, trotz anderen Ablaufs, vieles in seinen Analysen. Lohnt sich, seine älteren Bücher nochmal zu lesen.
Ich erfuhr auch, dass er sich sehr für Kultur interessierte, was mir so nicht bekannt war, mir aber auch sehr gefiel.
Beide Schmidts gingen auf die Lichtwark-Schule in Hamburg, sicherlich prägend. Prägend auch für die Offenheit unterschiedlichen Musikstilen gegenüber. Das leicht Elitäre mag da nicht so ins Bild manches Genossen passen, denen Arbeiterlieder oder Schlagerwelten besser gefallen mögen/ mochten.
Dass er ein hervorragender Klavierspieler war, er und Loki überhaupt die "Klassik" liebte, wusste ich merkwürdigerweise 'immer schon'.
Hatte er mit Ted Heath gemeinsam, dem englischen Premier- Minister.
Helmut Schmidt war mit vielen herausragenden Musikern bekannt- Christoph Eschenbach, Justus Franz, Sergiu Celibdache und Lennie Bernstein, und drum haben wir "nebenan" ihm tatkräftige Hilfe bei der Etablierung des SHMF zu verdanken.
So lange er konnte, segelte der Kanzler.
Mit Conger- Jolle auf dem Brahmsee oder auch mal auf größeren Charter- Yachten oder mit Freunden auf der Ostsee.
Passt auch nicht so ins Bild vom Sozi, das manch einer hat.
Auch da blieb Schmidt bescheiden, der Conger ist wahrlich nie ein Luxus-Boot gewesen, so wenig wie die Hütte am Brahmsee, die erst sehr langsam zu einem Wohnhaus wurde.
Alles in allem war er ein hervorragender Politiker und wahrscheinlich einer der größten Persönlichkeiten der Stadt Hamburg, wenn nicht von ganz Deutschland.
Stimmt schon, Wallenstein, einer der größten Persönlichkeiten, die Deutschland hervorgebracht hat, stammt aus Hamburg, war hanseatisch- norddeutsch geprägt.
Was vielen, die Klarttext nicht mögen, oft als kühl erschien, war oft von Schmidt sicherlich bewusst gemeint, doch wurde seine präzsie Art im Westen und Süden noch eher falsch gedeutet.
Die einen schwurbeln mit viel Lärm und nichts, Schmidt brachte viel Inhalt mit knappen Worten rüber.
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LG Ruaidhri
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Triton
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Während seiner aktiven Zeit galt Schmidt als arrogant, überheblich und zuweilen auch großmäulig. "Schmidt Schnautze" war kein Versehen. Dass ihn im Rückblick viele als bescheiden, still oder gar als schlicht sehen, sei ihm gegönnt. Ein wenig altersmilde wurde er ja auch, was ihn von Helmut Kohl abhebt.

Adenauer und Brandt sind für mich immer noch die ganz großen Kanzler, Schmidt wollte das gar nicht sein, sein berühmtes Zitat "wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", war sicher ernstgemeint, ein Veränderer wollte er nie sein. Auch Lotse trifft ihn ganz gut, der Lotse bestimmt den Kurs nicht, aber ohne ihn läuft der Kahn auf Grund.

Neben seiner Rhetorik waren Ökonomie und Außenpolitik seine Stärken, eine einmalige Kombination unter den Kanzlern, und gewiss keine schlechte.
Er hat seine Sache gut gemacht.
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Ruaidhri
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Schmidt Schnauze besaß ich schrieb es schon oben- jene klare, direkte Sprache, die seine arrogante und distanzierte Art sicherlich für nicht- Norddeutsche unterstrichen.
Dass ihn im Rückblick viele als bescheiden, still oder gar als schlicht sehen, sei ihm gegönnt. Ein wenig altersmilde wurde er ja auch,
Nach außen hin mag er anders gewirkt haben und sich gezeigt haben. Letztlich waren seine Aussagen aber immer noch pointiert, klar und direkt. Sein Mäntelchen nach Wind des Zeitgeistes zu hängen, war nie sein Ding.
Schmidt hatte eine andere Phase der Republik zu managen, weniger zu gestalten als es Adenauer und Brandt konnten uns mussten.
Die Wirtschaftskrise, RAF- Terror, und Nato Doppelbeschluss, sein Eintreten für ein einiges Europa, den Ausbau der deutsch- französischen Verständigung als Basis, sehen viele, auch im Ausland, als eine mindestens so eminente politische Leistung an wie sie Adenauer und Brandt zugestanden wird, in jedem Fall der des glücklichen Kohls aber gleichzusetzen.
Auch Lotse trifft ihn ganz gut, der Lotse bestimmt den Kurs nicht, aber ohne ihn läuft der Kahn auf Grund.
Selbstverständlich bestimmt der Lotse an Bord den Kurs, :wink: drum braucht man ihn mit seinen großen Kenntnissen des Fahrwassers und der Fährnisse ja, damit das Schiff nicht auf Grund läuft.
Vielleicht träfe " Leuchtturm" für seine Zeit nach der aktiven Politik besser zu als Lotse.
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1 hat geschrieben: Dass ihn im RückblicSk viele als bescheiden, still oder gar als schlicht sehen, sei ihm gegönnt. Ein wenig altersmilde wurde er ja auch,
Er war nicht nur altersmilde, sondern auch im Alter etwas trotzig geworden. :D
Bei Maischberger bekam er folgende Frage gestellt:
Zitat:
Maischberger: "Sind sie denn zufrieden mit der ökonomischen Kompetenz in Deutschland, der Kanzlerin?"
Schmidt: " Da muss ich lange zögern, eh mir eine diplomatische Antwort einfällt."
Maischberger: "Dann sagen sie doch etwas undiplomatisches."
Schmidt: nö
https://web.facebook.com/maischberger/v ... 662527433/
Ruaidhri
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Mit Lächeln:
Ob man das als Trotz bezeichnen soll? :wink:
Kann man auch als diplomatische Ehrlichkeit sehen. :angel:
Wir hatten ja an anderer Stelle über FJS diskutiert- intellektuell Helmut Schmidt sicherlich ebenbürtig, ebenso rhetorisch gewandt, aber wie anders in seiner Ausstrahlung und Wirkung!
Jenseits der politische Gegnerschaft zollten beide einander durchaus Respekt.
Auch das zeichnete Schmidt aus- seine Gegenüber genauso: Privat konnte man miteinander reden und diskutieren, so war denn u. a. Gerhard Stoltenberg häufiger bei den Schmidts am Brahmsee zu Gast.
Parteipolitisch begrenzt war sein Horizont nicht- auch das macht eine Leitfigur und einen großen Politiker aus.
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:Selbstverständlich bestimmt der Lotse an Bord den Kurs, :wink: drum braucht man ihn mit seinen großen Kenntnissen des Fahrwassers und der Fährnisse ja, damit das Schiff nicht auf Grund läuft.
Der Lotse bestimmt den Kurs, aber natürlich nicht das Ziel. Die großen Richtungsentscheidungen - Westanbindung, europäische Einigung und Ostannäherung - waren schon gefallen, als Schmidt Kanzler wurde. Er hat dann aktiv weitergemacht, vor allem in der Zeit der Krise der Supermacht USA in der Endzeit Carters, aber den Kurs geändert hat er nicht.
Man darf auch nicht vergessen, dass er nicht Parteivorsitzender war, somit immer noch abhängig von Willy Brandt.
Ruaidhri hat geschrieben:Vielleicht träfe " Leuchtturm" für seine Zeit nach der aktiven Politik besser zu als Lotse.
Nun ja, seine Bücher hätten auch den Titel tragen können "Helmut Schmidt erklärt die Welt 1,2,3" etc., ich kann mir schon vorstellen, dass sich davon andere intelligente Menschen genervt gefühlt haben.
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Ruaidhri
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Nun ja, seine Bücher hätten auch den Titel tragen können "Helmut Schmidt erklärt die Welt 1,2,3" etc., ich kann mir schon vorstellen, dass sich davon andere intelligente Menschen genervt gefühlt haben.
Vieles hat er richtig erklärt, und das auch noch präzise, was andere verschwiegen. Standpunkte, Denkanstöße zu einer mehrdimensionalen Betrachtung, in diesem Land oft so bitter nötig.
In manchem war ich mit ihm so uneins wie einige seiner Parteigenossen. Klaus von Dohnanyi bekannte sich in einer TV-Runde immer noch dazu, dass er mit Schmidt in Bezug auf den Nato-Doppelbeschluss und seine Folgen bis zuletzt differierte.
Dennoch, lieber klare Aussagen statt verschwurbelter, oft nicht durchdachter telegener Wortblasen, am Ende inhaltslos und nicht wirklich Ziel und Kurs absteckend.
Man darf auch nicht vergessen, dass er nicht Parteivorsitzender war, somit immer noch abhängig von Willy Brandt.
Willy Brandt hat Großes geleistet, ohne Abstriche.
Dennoch wäre er mit den zu Schmidts Kanzlerschaft auftretenden Fragen und Problemen überfordert gewesen.
Das war nicht seine Welt, nicht seine Fragen. Bei aller Dankbarkeit für diesen Kanzler- manches sah er nicht so ganz real, was weltwirtschaftspolitische Fragen betraf, z.B.
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:Dennoch wäre er mit den zu Schmidts Kanzlerschaft auftretenden Fragen und Problemen überfordert gewesen.
Ökonomisch vermutlich ja, wobei er sich innerhalb der Partei die richtigen Personen als Unterstützung ausgesucht hatte. Helmut Schmidt war Finanzminister.

Ansonsten darf man den lustlosen Brandt am Ende seiner Amtszeit nicht als Maßstab nehmen, er hatte als Regierender Bürgermeister von Berlin nicht für ein Chaos gesorgt, im Gegenteil, in den unruhigen Nach-68er-Zeiten war er der richtige Mann im Kanzleramt.
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Ökonomisch vermutlich ja, wobei er sich innerhalb der Partei die richtigen Personen als Unterstützung ausgesucht hatte. Helmut Schmidt war Finanzminister.
Stimmt, Willy Brandt war als Regierender in Berlin zur richtigen Zeit dran, als Kanzler eine Zeit ebenso. Als die großen Dinge vollbracht waren und bittere Realitäten wie RAF und wirtschaftliche Probleme zu lösen waren, löste Schmidt ihn, wenn auch ungeplant, zur richtigen Zeit ab.
Beide haben ihre ganz großen Verdienste, nur zu fehlerfreien Polit-Heiligen darf man sie nicht verklären- so wenig die Herren ( und die Dame) nur in Grund und Boden zu reden, weil sie der falschen, nicht der eigenen Partei angehören.
Ein bisschen Schmidt würde ich der gebürtigen Hamburgerin im Kanzleramt schon wünschen.
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