NSU-Untersuchungsausschuß legt Abschlußbericht vor

Grundgesetz, Gesetzesfragen, Wahlen, bundespolitische Ereignisse, Polizei

Moderator: Barbarossa

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Um noch einmal auf das Thema zurück zu kommen: Als Adolf Hitler damals vor Gericht stand, hat er es verstanden, sehr geschickt den Prozess in ein Tribunal zu verwandeln. Zum Schluss sah es so aus, als wäre die Republik auf der Anklagebank und nicht er selbst. Ihm hat dieses Verfahren zu einer großen Popularität verholfen.
Wenn Frau Zschäpe auch nur ansatzweise ein intellektuelles Format hätte, könnte sie etwas Ähnliches versuchen, ohne sich selber dabei zu belasten.
Die Anwälte haben ihr aber wohl geraten, lieber zu schweigen, als wirres, dummes Zeug zu erzählen.
Immerhin, eines wird deutlich: anders als die RAF, hat die NSU offensichtlich in der Bevölkerung nicht den geringsten Rückhalt.
Und sie verfügt über keinerlei brillante Köpfe und auch Intellektuelle von Format stehen nicht zur Verfügung. Für die RAF machten sich ja zeitweilig auch Leute wie Sartre oder Böll stark. Sie sympathisierten zwar nicht mit ihnen, aber sie versuchten, ein gewisses Verständnis für sie zu erwecken. Das würde für die NSU keiner machen.
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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben: Lieber Titus,
über das Wüten unter Stalin oder Mao weiß ich nur ansatzweise etwas, aber beide sind tot und haben mit der Gegenwart nichts mehr zu tun. Nordkorea und Kuba sind nur Randstaaten. Für viel gefährlicher halte ich es, dass Pakistan die Atombombe hat und Iran bestrebt ist eine solche zu produzieren. [...]
Nordkorea dito.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Lieber Titus,
über das Wüten unter Stalin oder Mao weiß ich nur ansatzweise etwas, aber beide sind tot und haben mit der Gegenwart nichts mehr zu tun. Nordkorea und Kuba sind nur Randstaaten. Für viel gefährlicher halte ich es, dass Pakistan die Atombombe hat und Iran bestrebt ist eine solche zu produzieren. [...]
Nordkorea dito.
Lieber Titus,
Südkorea oder China können Nordkorea verhungern lassen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Bei der NSU fällt mir der Spruch von Jean-Jacques Rousseau ein:

„Wir hassen die Bösen nicht nur, weil sie uns schaden, sondern weil sie böse sind.“

Sicherlich, kein Mensch wird als Krimineller geboren, bei Rousseau klingt es allerdings so, als ob es eine Art kriminelles Gen gibt.
Jetzt nur als marginale Randbemerkung: Gelegentlich habe ich allerdings manchmal das Gefühl, das es wirklich böse Menschen gibt und zwar schon von Kindheit an. (Man kann dies auch vornehm wie die Soziologen es machen als "abweichendes Verhalten" bezeichnen). Natürlich ist dies keine wissenschaftliche These und auch nicht beweisbar, stimmt sicherlich auch nicht, nur eine persönliche Erfahrung.
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Balduin
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Karlheinz hat geschrieben:Bei der NSU fällt mir der Spruch von Jean-Jacques Rousseau ein:

„Wir hassen die Bösen nicht nur, weil sie uns schaden, sondern weil sie böse sind.“

Sicherlich, kein Mensch wird als Krimineller geboren, bei Rousseau klingt es allerdings so, als ob es eine Art kriminelles Gen gibt.
Jetzt nur als marginale Randbemerkung: Gelegentlich habe ich allerdings manchmal das Gefühl, das es wirklich böse Menschen gibt und zwar schon von Kindheit an. (Man kann dies auch vornehm wie die Soziologen es machen als "abweichendes Verhalten" bezeichnen). Natürlich ist dies keine wissenschaftliche These und auch nicht beweisbar, stimmt sicherlich auch nicht, nur eine persönliche Erfahrung.
Ich habe selbige Erfahrung gemacht, es gibt sie schon - da treten halt soziopathische Muster auf.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:Um noch einmal auf das Thema zurück zu kommen: Als Adolf Hitler damals vor Gericht stand, hat er es verstanden, sehr geschickt den Prozess in ein Tribunal zu verwandeln. Zum Schluss sah es so aus, als wäre die Republik auf der Anklagebank und nicht er selbst. Ihm hat dieses Verfahren zu einer großen Popularität verholfen.[...]
Hitler war ein brillanter Demagoge, das haben nur ganz wenige drauf.

Karlheinz hat geschrieben: Immerhin, eines wird deutlich: anders als die RAF, hat die NSU offensichtlich in der Bevölkerung nicht den geringsten Rückhalt.
Und sie verfügt über keinerlei brillante Köpfe und auch Intellektuelle von Format stehen nicht zur Verfügung.
Du hast es eh schon geschrieben; das Vorgehen der NSU zeigt eindeutig, dass es ihr keineswegs um irgendwelche politischen Botschaften ging - sonst hätten sie sich zu den Morden mittels Bekennerschreiben bekannt- , sondern um das Ausleben ihres pathologischen Hasses auf Migranten.

Insofern ist das mit der RAF nicht vergleichbar, wobei man keinesfalls den Fehler machen sollte, dadurch die Morde der RAF irgendwie zu legitimieren. Mord bleibt Mord.


Karlheinz hat geschrieben: Für die RAF machten sich ja zeitweilig auch Leute wie Sartre oder Böll stark. Sie sympathisierten zwar nicht mit ihnen, aber sie versuchten, ein gewisses Verständnis für sie zu erwecken. [...]
Was einiges über diese Herrschaften aussagt. :|
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Barbarossa
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Ich glaube aber, wenn es tatsächlich soetwas wie Sympatien für die RAF gegeben haben sollte, dann beschränkte sie sich sicher auf einige Intelektuelle, nicht aber auf die breite Bevölkerung, würde ich denken.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube aber, wenn es tatsächlich soetwas wie Sympatien für die RAF gegeben haben sollte, dann beschränkte sie sich sicher auf einige Intelektuelle, nicht aber auf die breite Bevölkerung, würde ich denken.
Lieber Barbarossa,
die breite Bevölkerung war nur sauer, dass bei diesen Anschlägen nicht nur die Großkopfeten getroffen wurden, sondern auch Polizisten, die sie beschützen mußten. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube aber, wenn es tatsächlich soetwas wie Sympatien für die RAF gegeben haben sollte, dann beschränkte sie sich sicher auf einige Intelektuelle, nicht aber auf die breite Bevölkerung, würde ich denken.
Es gibt keine wirklichen Untersuchungen darüber, wie groß denn die Sympathie für die RAF in der Bevölkerung gewesen ist. In einer Fernsehsendung wurde behauptet, das in der Anfangszeit, 1970 bis 1972 vielleicht 10% der Deutschen die RAF durchaus nicht unsympathisch fanden, was immer das in der Praxis auch bedeuten mochte. In den nachfolgenden Jahren ging die Unterstützung aber stark zurück. Sympathien gab es vor allem in den intellektuellen Kreisen für diese Leute. Es gibt aber keine aussagekräftigen Analysen, nur Schätzungen.

Für die NSU gibt es vielleicht bei einigen NPD-Mitgliedern Sympathien, doch werden die sich kaum öffentlich dazu äußern. Es gibt viele rechtskonservative Denker in Deutschland und Österreich, denen ist aber die NSU viel zu primitiv, obwohl möglicherweise in punkto Fremdenfeindlichkeit eine gewisse Seelenverwandtschaft nicht auszuschließen ist.
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Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube aber, wenn es tatsächlich soetwas wie Sympatien für die RAF gegeben haben sollte, dann beschränkte sie sich sicher auf einige Intelektuelle, nicht aber auf die breite Bevölkerung, würde ich denken.
Karlheinz hat geschrieben:Es gibt keine wirklichen Untersuchungen darüber, wie groß denn die Sympathie für die RAF in der Bevölkerung gewesen ist. In einer Fernsehsendung wurde behauptet, das in der Anfangszeit, 1970 bis 1972 vielleicht 10% der Deutschen die RAF durchaus nicht unsympathisch fanden, was immer das in der Praxis auch bedeuten mochte. In den nachfolgenden Jahren ging die Unterstützung aber stark zurück. Sympathien gab es vor allem in den intellektuellen Kreisen für diese Leute. Es gibt aber keine aussagekräftigen Analysen, nur Schätzungen.
Die Betrachtung nach Zeitabschnitten finde ich bei der RAF auch wichtig, genau wie den Punkt, dass die Botschaft in breiten Bevölkerungskreisen bekannt war, auch wenn sie die Sichtweise der RAF wegen der Radikalität nicht teilten.
Anfangs war die Gewaltanwendung ja nicht so ausgeprägt.
Karlheinz hat geschrieben:Für die NSU gibt es vielleicht bei einigen NPD-Mitgliedern Sympathien, doch werden die sich kaum öffentlich dazu äußern. Es gibt viele rechtskonservative Denker in Deutschland und Österreich, denen ist aber die NSU viel zu primitiv, obwohl möglicherweise in punkto Fremdenfeindlichkeit eine gewisse Seelenverwandtschaft nicht auszuschließen ist.
Wenn man die NSU vergleichen möchte, dann vielleicht eher mit dem Kukluxklan, wobei dessen Ziele zumindest bekannt waren. Den Rückhalt in der Bevölkerung finde ich bei beiden schwer zu beurteilen, weil der Zeitunterschied so groß ist. Der kulturelle Umgang mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit hat sich seither ziemlich geändert, so dass schwer zu untersuchen ist, was da evtl. noch dumpf unter der Oberfläche brodelt.
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:.
[...]Es gibt viele rechtskonservative Denker in Deutschland und Österreich, denen ist aber die NSU viel zu primitiv, obwohl möglicherweise in punkto Fremdenfeindlichkeit eine gewisse Seelenverwandtschaft nicht auszuschließen ist.
Man mag es nicht glauben, aber es soll ja auch unter Rechtskonservativen Menschen mit moralischem Empfinden geben. :roll:

Zuwanderungskritischen Menschen auch nur ansatzweise eine Sympathie für die NSU-Mörder anzudichten, halte ich für reichlich infam.
Bei Breivik war's genau derselbe Mist.... :|

Weiters wahr, obwohl wieder schwer zu glauben:
Es gibt Menschen, die gegen Massenzuwanderung und für die Erhaltung der eigenen kulturellen Identität sind, und trotzdem Gewalt gegenüber Migranten und ganz besonders Mord konsequent und strikt ablehnen. Ist eine Selbstverstädndlichkeit abseits jeder politischen Coleur.

Die Meisten haben ein Problem damit, ihre Werte konsequent durchzuziehen.

So hyperventiliert man bei jedem rechten Rülpser, während z.B. Gewalt von links, von Migranten islamischer Herkunft oder die Verherrlichung von linken Diktaturen das mediale und politische Establishment kaum zu stören scheint. Das ist lächerliche Heuchelei, nichts weiter.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Rechtskonservativen nun ausgerechnet Moral zu unterstellen, halte ich für daneben.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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Barbarossa
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:arrow: Einige Beiträge habe ich abgetrennt und sie an ein passendes Thema angefügt: 2013: "Alternative für Deutschland" (AfD) wird gegründet
bzw. ein neues Thema gestartet: Vergleich: NS-Ideologie - Konservatismus u. Sozialismus
zwecks besserer thematischer Zuordnung.

Ich hoffe, das ist im Interesse aller.

[Mod.]
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Die „arme“ Frau Zschäpe

Frau Zschäpe beschwerte sich kürzlich über ihre Haftbedingungen. Ich habe mir ihre Klagen einmal angesehen, kann aber nicht erkennen, dass sie extrem abweichen würden von denen, die sonst allgemein üblich sind.

Ich weiß dies insofern aus der Zeit, als ich 1970 wegen Kriegsdienstverweigerung 5 Monate inhaftiert wurde. Ihre Einzelzelle ist auch nur 8 qm groß, das ist aber üblich und es brennt 24 Stunden am Tag das Licht. Das war bei mir auch, es wurde nachts lediglich abgedunkelt, was man aber nicht selber machen kann. Arbeit hat sie keine, das war bei mir auch. Wenn man 23 Stunden am Tag dort drin sitzt, hat man spätestens nach einer Woche ständig Kopfschmerzen, massive Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen, depressive Schübe. Psychologisch belastend war damals die Fortnahme aller persönlichen Gegenstände, die hässliche Anstaltskleidung, die täglichen Leibesvisitationen nach dem Hofgang, die häufigen Handfesselungen nach dem Verlassen der Zelle, die völlige Isolation von den übrigen Häftlingen.
Aber das bewegt sich alles im normalen Rahmen und in der Untersuchungshaft bleibt ihr die Anstaltskleidung erspart. Außerdem hat sie anscheinend sogar Fernsehen.

Sie hat aber das Problem, das sie von den anderen Häftlingen beim Hofgang, bespuckt, beschimpft und bedroht wird und das setzt ihr wohl ziemlich zu. Aber wen wundert das? Wenn sie später in den normalen Vollzug kommt, wird sie wohl viele Jahre in einer Einzelzelle leben müssen, denn sonst machen ihr die anderen Häftlinge das Leben zur Hölle. Aber in diese Situation hat sie sich selber hineingebracht. Viel Mitleid kann ich nicht empfinden.

Der Gefangene Breivic hingegen ist offensichtlich ein Luxushäftling. Er hat einen ganzen Trakt für sich allein mit 3 Räumen, eine Zelle, ein Bad und einen Fitnessraum. Außerdem einen exklusiven Sonderhof, nur für ihn allein. Alles vom feinsten. Ob das allerdings so bleiben wird, ist die Frage. Man kann ihn wohl nicht mit anderen Häftlingen zusammen bringen, die würden ihn wahrscheinlich in Stücke reißen. Ist aber nicht gesagt, das hängt von seiner Persönlichkeitsstruktur ab.
Renegat
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Heute morgen habe ich in einer Rede in Bezug auf den Abschlußbericht, den Begriff "institutioneller Rassismus" aufgeschnappt. Es ging um die Annahmen bei Polizei und Verfassungsschutz, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen nicht "unsere" Werte hätten und deshalb der Verdacht von u.a. Bandenkriminalität gegen die NSU-Opfer bestand.
Weiter wurde der Begriff "Neorassismus" verwendet. Wiki ist dazu ganz interessant aber sehr theoretisch http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_ohne_Rassen

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