Sollten Staaten in andere nationale Konflikte eingreifen?

United Nations, Nato, WHO, Unicef, Unesco...

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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... Und wenn ja, wie?
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Fest steht aber, daß es in Syrien einen Bürgerkrieg gibt, in dem sich eine oder mehrere Gruppen ihrer Haut nur durch Waffengewalt wehren können. Es mag Teile von Syrien geben, in denen es ruhig ist. Es mag auch Anhänger des Assad-Regimes geben. Selbst wenn 2/3 aller Syrer für Assad wären - wenn er das verbliebene Drittel dafür einsperren oder gar töten lässt, weil sie nicht für ihn sind, ist das ein schweres Unrecht und er disqualifiziert sich damit als Präsident. Natürlich konzentriert sich die Berichterstattung auf solche Unruheherde und das halte ich auch für richtig. Schwierig wird es erst, wenn ein Teil des Konfliktes durch Videos quasi "gespielt" wird, was in dem Beitrag auch anklingt, daß es da Ungereimtheiten gibt. Aber nenne mir einen Konflikt, wo es die bisher nicht gab.
Die Diskussion ist eröffnet!

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RedScorpion

Ja, sicherlich ist das zumindest teilweise ein Problem,

geschuldet in Teilen eben - wie schon von Vorpostern vermerkt - den Operationsmechanismen der Medien (halt was News-values ausmacht sprich einen Vorfall zur berichtenswerten Notiz),

der eingeschränkten Bewegungsfreiheit der Journalisten gerade in den Assad-Gebieten,

der z.T. mangelnden Sprachkenntnisse der Journalisten,

und nicht zuletzt der Tatsache, dass gerade in Syrien nicht nur weite Teile des besiedelten Gebietes vom Krieg betroffen ist (also so ziemlich alles ausser Damaskus selbst und den Küstenstreifen), massiv gerade die 2., 3. und 4.grösste Stadt des Landes. Das ist keine Minderheit mehr, die massiv vom Krieg betroffen ist, sondern mittlerweile eine starke Mehrheit, leider.


LG
Schandi
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Ok, für das eigentliche Thema ist Syrien vllt nicht soo geeignet, weil es viel Stoff zur Diskusion bietet.

An dieser Stelle wollte ich eigentlich auf die Berichterstattung eingehen.
Wie soll der "Normalbürger" sich eine Meinung bilden, wenn er nur ausgewählte Beiträge sieht?

@Renegat
Ich versuche mich zu bessern ;) Allerdings finde ich es besser nicht zu kommentieren, damit die Leser die Beiträge/Videos selbst lesen/ansehen und sich ein eigenes Bild machen. Eine Beschreibung wäre in jedem Fall subjektiv und ich möchte Niemanden meine Meinung präsentieren, sondern darüber diskutieren. Vllt. siehst du einen Artikel/Beitrag anders als ich.

@Barbarossa @RedScorpion
Wenn Syrien, dann eine Frage.
Sollten sich andere Länder einmischen?
Bei einer 2/3 Mehrheit wäre das doch "ihre Sache".
Russland liefert an Assad,
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... Assad.html
die EU an die Rebellen.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... en-zu.html
Egal wie, es gibt nur Verlierer.

Zu Syrien und Waffenlieferungen kann man sicher einen eigenen Thread aufmachen.

Nun zurück zum eigentlichen Thema.
Man kann genausogut "Killerspiele", oder Blockupy (siehe Demonstrationen), nehmen.
Wenn ich einem Außenstehenden nur ausgewählte Teile zeige, dann haben wir in DE auch einen Polizeistaat, in dem die "Blockupy-Rebellen" unterdrückt werden.

Bei privaten Sendern erwarte ich nix anderes, aber bei Berichten in Medien,
die unabhängig/objektiv berichten sollen :!: ist das sch***.
Aber eine unabhängige/objektive Berichterstattung sieht anders aus.

Gruß
Tom
RedScorpion

Schandi hat geschrieben: ...
@Barbarossa @RedScorpion
Wenn Syrien, dann eine Frage.
Sollten sich andere Länder einmischen?
...
Ja, meiner Meinung nach absolut. Abgesehen davon, dass es ja schon viele Länder, so halb unter der Hand, tun (die Frage ist da aber, welche Länder, bzw. Länder mit welcher Staatsform denn?), auch nicht wenige Orgs, die z.T. mit Sammelbüchse rumlaufen (was sollen sie auch anderes tun?) bzw. glattweg rekrutieren (z.B. in Albanien, Bosnien, ...),

gebietet es Moral, Anstand, aber eben selbst die Realpolitik, schnellstmöglich und massiv einzugreifen, nach dem Vorbild Libyens.

Wobei ich die Hilfe der Hisbollah an Assad für wesentlich wichtiger halte als jene Russlands (hab' das 'mal so'n bisschen verfolgt nach den letzten Posts hier drüben im 3d bez. der russ. Basis in Tartus, die allein schon aufgrund ihrer chronischen Unterbesetzung eigentlich keinen grossen Einfluss haben kann).

Schandi hat geschrieben: ...
Egal wie, es gibt nur Verlierer.
...
Nein, wieso?

Fällt morgen Damaskus, dann ist der Krieg aus und Hisbollah kaputt. Und dazu braucht's nicht unbedingt viel. Die Frage ist, was danach kommt, aber soll das schlimmer sein als Assad bzw. der Krieg? Abgesehen davon, dass man dem vorbeugen könnte.

Schandi hat geschrieben: ...
Bei privaten Sendern erwarte ich nix anderes, aber bei Berichten in Medien,
die unabhängig/objektiv berichten sollen :!: ist das sch***.
Aber eine unabhängige/objektive Berichterstattung sieht anders aus.
...
Allwissende, erfahrene Analysten mit Universalanspruch, die das alles noch journalistisch aufbereiten können, sind halt selten. Jeder berichtet und empfängt Messages eben aus seiner persönlichen kulturellen Nische heraus. Aber es ist ja anderseits auch nicht verboten, sich z.B. mit der Geschichte Syriens zu befassen, dem Löwen von Damaskus, Hama 1982, der Rolle im Libanon, die verkorkste Erbschaft an den Sohn.
Sicherlich weiss man nicht alles, und nicht alles, was man weiss oder glaubt zu wissen, stimmt;

aber zumindest die Flüchtlinge an den und jenseits der Grenzen, die sind schon real. Und keiner verlässt sein Heimatland, wenn's dort schön ist. Schon gar nicht, wenn die Menschenwellen bisher nicht aus dem Land herausbewegt hatten, sondern (z.B. Palästinenser und Libanesen) eher hinein.


LG
Schandi
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RedScorpion hat geschrieben: Ja, meiner Meinung nach absolut. Abgesehen davon, dass es ja schon viele Länder, so halb unter der Hand, tun (die Frage ist da aber, welche Länder, bzw. Länder mit welcher Staatsform denn?), auch nicht wenige Orgs, die z.T. mit Sammelbüchse rumlaufen (was sollen sie auch anderes tun?) bzw. glattweg rekrutieren (z.B. in Albanien, Bosnien, ...),

gebietet es Moral, Anstand, aber eben selbst die Realpolitik, schnellstmöglich und massiv einzugreifen, nach dem Vorbild Libyens.
Libyen? Welches Vorbild?
Solange die Waffenexporte dahin gingen war der Diktator "super". Und dann rettet man das Volk vor dem plötzlich bösen :?:
Ich behaupte immer noch es geht nur ums Geld und Rohstoffe.
Wenn es wirklich um die Menschen geht. Warum wird dann nicht Nordkorea freigebombt?
RedScorpion hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: ...
Egal wie, es gibt nur Verlierer.
...
Nein, wieso?
Und wer gewinnt dabei, wenn Außenstehende Waffen an die Streitenden verteilen?
Die, die mit den Waffen zusätzlich getötet werden sind alle Verlierer.
RedScorpion hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: ...
Bei privaten Sendern erwarte ich nix anderes, aber bei Berichten in Medien,
die unabhängig/objektiv berichten sollen :!: ist das sch***.
Aber eine unabhängige/objektive Berichterstattung sieht anders aus.
...
Allwissende, erfahrene Analysten mit Universalanspruch, die das alles noch journalistisch aufbereiten können, sind halt selten.
LG
Ist ja auch schwer. Wer das schreibt, was er glaubt zu wissen -ok.
Aber wenn man Informationen hat, die absichtlich weggelassen werden, dann entfernt es sich vom Journalismus.
Und gerade die, die den Auftrag haben objektiv zu berichten, dürfen solch eine selektive Auswahl nicht machen.

Zur Geschichte Syriens schreib ich erstmal nix weiter, da hab ich mich bis jetzt zu wenig damit befasst ;)

EDIT:
Karlheinz - schön geschrieben, kann ich nur zustimmen.

Gruß
Tom
RedScorpion

Renegat hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: Karlheinz - schön geschrieben, kann ich nur zustimmen.
Ja, dem stimme ich auch zu. Diese Katastrophen- und Ereignisberichterstattung in fast allen Medien führt dazu, dass alle unbekannten Sachverhalte/Länder nur über eine sehr oberflächliche Negativauswahl wahrgenommen werden.
...
Es hat aber auch manchmal Gegenbeispiele, auch aus Syrien. Der Weltspiegel hat vor ein paar Wochen z.B. aus der Küstenregion berichtet.

Wie gesagt: Man weiss ja eigentlich, wie News entstehen (Karlheinzens "Only bad news are good news"), und es war ja niemals einfacher als heute, sich Hintergrundinfos zu besorgen. Man könnte es also jederzeit tun, wenn man denn wollte.

Schandi hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: gebietet es Moral, Anstand, aber eben selbst die Realpolitik, schnellstmöglich und massiv einzugreifen, nach dem Vorbild Libyens.
Libyen? Welches Vorbild?
...
Der Eingriff und damit das Ende von 99% der Kämpfe. Von jetzt auf gleich.

Schandi hat geschrieben: ...
Solange die Waffenexporte dahin gingen war der Diktator "super". Und dann rettet man das Volk vor dem plötzlich bösen :?:
...
Kann man so nicht sagen, imho. Abgesehen davon, dass man nicht immer nur kontra sein kann (man muss auch sagen, was man will und was man dafür gedenkt zu tun), stimmt's auch nicht, dass z.B. Gaddafi der Irre war, als der er oft gezeichnet wurde.

Was aber so ist, und das ist die Parallele zu Syrien, aber der grosse Unterschied zu Nordkorea:
Schandi hat geschrieben: ...
Warum wird dann nicht Nordkorea freigebombt?
...
ist, dass Libyen und Syrien nicht mehr nur asymmetrische Kriege waren, sondern auch territoriale. Eine räumliche Unterscheidung zwischen den Parteien ist somit möglich und Waffeneinsatz erfolgversprechend. Das ist in Nordkorea z.B. anders.

Schandi hat geschrieben: ...
Und wer gewinnt dabei, wenn Außenstehende Waffen an die Streitenden verteilen?
Die, die mit den Waffen zusätzlich getötet werden sind alle Verlierer.
...
Ja, nur haben wir ja schon 100.000 Tote durch Waffeneinsatz, gerade weil man Assad machen liess. Jetzt keine Intervention zu wagen oder Kriegsmaterial zu liefern, weil man dabei Waffen einsetzen müsste, die ja Menschen töten, ist imho leicht gaga.


LG
ehemaliger Autor K.

RedScorpion
Schandi hat geschrieben:...
Warum wird dann nicht Nordkorea freigebombt?

ist, dass Libyen und Syrien nicht mehr nur asymmetrische Kriege waren, sondern auch territoriale. Eine räumliche Unterscheidung zwischen den Parteien ist somit möglich und Waffeneinsatz erfolgversprechend. Das ist in Nordkorea z.B. anders.
Verstehe ich nicht. Nordkorea ist doch ein sehr übersichtliches Territorium, ganz im Gegensatz zu Syrien, denn hier verlaufen die Fronten quer durch Straßenzüge und Stadtteile, sind also wesentlich unübersichtlicher. Hier dürfte es wohl der große Nachbar China sein, der einen Angriff verhindert.
Schandi hat geschrieben:

RedScorpion hat geschrieben:gebietet es Moral, Anstand, aber eben selbst die Realpolitik, schnellstmöglich und massiv einzugreifen, nach dem Vorbild Libyens.

Libyen? Welches Vorbild?
...
Der Eingriff und damit das Ende von 99% der Kämpfe. Von jetzt auf gleich.
Ganz so einfach ist es nicht. In Libyen hat es auch ein halbes Jahr gedauert und weil die Schweizer die Nato nicht mit ihren Flugzeugträgern, Kampfjets und Elitetruppen unterstützen, dauert es natürlich noch länger. Man kann immer kluge Tipps geben, wenn man selber nicht bereit ist, sich zu engagieren.
Wer soll denn nun seine Soldaten opfern? Ohne Bodentruppen wird es diesmal wohl nicht gehen. Hier gibt es auch zu viele Mitspieler.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion
Schandi hat geschrieben:...
Warum wird dann nicht Nordkorea freigebombt?

ist, dass Libyen und Syrien nicht mehr nur asymmetrische Kriege waren, sondern auch territoriale. Eine räumliche Unterscheidung zwischen den Parteien ist somit möglich und Waffeneinsatz erfolgversprechend. Das ist in Nordkorea z.B. anders.
Verstehe ich nicht. Nordkorea ist doch ein sehr übersichtliches Territorium, ganz im Gegensatz zu Syrien, denn hier verlaufen die Fronten quer durch Straßenzüge und Stadtteile, sind also wesentlich unübersichtlicher.
...
In Nordkorea hat's aber m.W. gar keine Opposition, die über "eigenes" Territorium als logistische Machtbasis verfügt.

Abgesehen davon sind die Trennlinien in Syrien relativ klar umrissen. Man weiss ziemlich genau, was unter wessen Kontrolle liegt.

Karlheinz hat geschrieben: ...
In Libyen hat es auch ein halbes Jahr gedauert und weil die Schweizer die Nato nicht mit ihren Flugzeugträgern, Kampfjets und Elitetruppen unterstützen, dauert es natürlich noch länger.
...
Wer sich dafür interessiert, mag sich erinnern, dass Libyen seit Jahrhunderten das erste Land war, mit dem die Schweiz vor ein paar Jahren quasi einen Casus belli hatte. Gescheitert ist freilich ein Einsatz der Luftwaffe an der Opposition der EU.


P.S. Kampferfahrung in Syrien fehlt mir bisher in der Tat. Allerdings war ich schon näher dran, als offensichtlich mancher hier denkt.
Man kann z.B. mehr als nur einen Pass besitzen. :wink:



LG
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Ihr Lieben,
ich meine schon, dass der Öffentliche Rundfunk und das Fernsehen versuchen objektiv zu sein, dass kam in den Talk-Sendungen durch Herrn Armbruster zur Sprache. Sehe Abends um 20:15 immer die Phönix-Runden.
Lieber Karlheinz, der Temperatur-Umsturz ist mir zu groß. Als wir am Sonntag zurück nach Ffm. kamen hatten wir nur 19° in der Wohnung, die Heizung hatten wir vorher abgestellt, und heute sind es 26° auch ohne Heizung.
Das schmeißt den stärksten Eskimo vom Schlitten. :wink: :mrgreen:

Hoffentlich geht es dir wieder besser. Hier ist es auch wärmer geworden, aber nur 23 Grad. Die Phoenix Runden sind sehr gut, aber ich weiß nicht, wie viele sie gucken. Herrn Armbruster schätze ich sehr, ich war einmal kurz mit seiner früheren Frau befreundet. Davon wusste er aber nichts, er war ja immer im Nahen Osten und sie so viel allein. Von dem Seitensprung hat er wohl nichts erfahren. Ich glaube, die waren damals schon geschieden oder lebten in Scheidung.
Lieber Karlheinz,
man schlägt sich so durch, muß heut zum Geburtstag unseres Sohnes der 39 wird. Ich habe schon 24° im Computerzimmer. Mir wäre schon recht, wenn es nicht so warm würde, muß am Nachmittag durch die ganze Stadt nach Preungesheim. :roll:
Ja, ich halte Armbruster für den kompetentesten Nahost- Kenner. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

RedScorpion:
In Nordkorea hat's aber m.W. gar keine Opposition, die über "eigenes" Territorium als logistische Machtbasis verfügt.
Gut, wenn man eine Opposition mit eigenen Gebieten als Voraussetzung nimmt, ist dies richtig. Allerdings, solange China seine Hand über Nordkorea hält, werden die USA nicht eingreifen. Ein Koreakrieg reicht.
Abgesehen davon sind die Trennlinien in Syrien relativ klar umrissen. Man weiss ziemlich genau, was unter wessen Kontrolle liegt.
So klar sind die Fronten nun auch nicht, jedenfalls dann nicht, wenn sie quer durch die Städte verlaufen. Wer weiß schon, welches Haus und welche Straße wem gehört? Dies ändert sich fortlaufend.

In den siebziger Jahren machte ich auf meiner Weltreise den Fehler, auch in den Libanon zu reisen und ahnte nicht, dass ich hier voll in den Schlamassel des Bürgerkriegs geraten würde. Wenn man in ein Dorf fuhr, wusste man nie, welche Miliz dort gerade das Sagen hatte. Dies änderte sich ständig. Ich wurde außerdem vor den vielen Scharfschützen gewarnt, die es überall gab. Ständig stieß man auf Gruppen von bewaffneten Zivilisten. Freund, Feind? Keiner weiß das vorher. Ich hatte immer Glück, niemand betrachtete mich als feindliche Partei. Eins wurde deutlich: Solche Kriege sind extrem unübersichtlich. Es gibt keine klaren Fronten.

Dies wurde ja auch in den Israelis 1982 im Südlibanon klar. Auch den USA, die dort kurzfristig intervenierten. Beide haben sich gehörig die Finger verbrannt. Die Russen waren damals schlauer. Gleich nach Ausbruch der Kämpfe haben sie die Koffer gepackt und sich aus dem Staub gemacht. Sie wussten, dass es sich nicht lohnt, in solche Auseinandersetzungen einzumischen. Man holt sich blutige Nasen und danken tut es hinterher niemand. Der Krieg dauerte von 1974-1990. Erst die Syrer haben dann die Schmutzarbeit geleistet und die Kämpfe beendet, mit sehr hohen eigenen Verlusten. Froh wurden sie darüber aber auch nicht. Auf internationalen Druck mussten sie das Land später verlassen.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben: ...
Abgesehen davon sind die Trennlinien in Syrien relativ klar umrissen. Man weiss ziemlich genau, was unter wessen Kontrolle liegt.
So klar sind die Fronten nun auch nicht, jedenfalls dann nicht, wenn sie quer durch die Städte verlaufen. Wer weiß schon, welches Haus und welche Straße wem gehört? Dies ändert sich fortlaufend.

In den siebziger Jahren machte ich auf meiner Weltreise den Fehler, auch in den Libanon zu reisen und ahnte nicht, dass ich hier voll in den Schlamassel des Bürgerkriegs geraten würde. Wenn man in ein Dorf fuhr, wusste man nie, welche Miliz dort gerade das Sagen hatte. Dies änderte sich ständig. Ich wurde außerdem vor den vielen Scharfschützen gewarnt, die es überall gab. Ständig stieß man auf Gruppen von bewaffneten Zivilisten. Freund, Feind? Keiner weiß das vorher. Ich hatte immer Glück, niemand betrachtete mich als feindliche Partei. Eins wurde deutlich: Solche Kriege sind extrem unübersichtlich. Es gibt keine klaren Fronten.
...
Das war damals wohl so. Allein, es gab noch weder GPS noch Handys.

Karlheinz hat geschrieben: ...
Dies wurde ja auch in den Israelis 1982 im Südlibanon klar.
...
Das Problem war da aber nicht territoriale Unübersichtlichkeit, sondern politische, als Resultat eines ökonomischen Desasters.



LG
ehemaliger Autor K.

RedScorpion
Das war damals wohl so. Allein, es gab noch weder GPS noch Handys.
Nur mit Einschränkungen. So einfach ist das nun auch nicht. Probiere es einmal in der Praxis. Ob die Gruppe Zivilisten, die vor dir plötzlich mit Waffen stehen, Freunde oder Feinde sind, weißt du nicht, das sagt dir auch das Handy nicht, das du dann auch gar nicht benutzen kannst. Am Schreibtisch kann man sich viel zusammen basteln, aber ich möchte dich dann einmal sehen, wie du in diesen Gebieten zurechtkommst. Mach es, komm wieder und dann bin ich auch bereit, von dir Tipps entgegen zu nehmen. Vorher nicht. Sonst ist es so, als wenn ein Blinder von der Farbe redet.
RedScorpion
Dies wurde ja auch in den Israelis 1982 im Südlibanon klar.
..
Das Problem war da aber nicht territoriale Unübersichtlichkeit, sondern politische, als Resultat eines ökonomischen Desasters.
Ein wenig Nachhilfeunterricht in der Geschichte des Nahen Ostens? Gibt jede Menge Literatur über den Libanonkrieg und die Gründe für das Scheitern der Israelis. Ökonomische Gründe spielten die geringste Rolle.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Das war damals wohl so. Allein, es gab noch weder GPS noch Handys.
Nur mit Einschränkungen. So einfach ist das nun auch nicht. Probiere es einmal in der Praxis. Ob die Gruppe Zivilisten, die vor dir plötzlich mit Waffen stehen, Freunde oder Feinde sind, weißt du nicht, das sagt dir auch das Handy nicht, das du dann auch gar nicht benutzen kannst. Am Schreibtisch kann man sich viel zusammen basteln, aber ich möchte dich dann einmal sehen, wie du in diesen Gebieten zurechtkommst. Mach es, komm wieder und dann bin ich auch bereit, von dir Tipps entgegen zu nehmen. Vorher nicht. Sonst ist es so, als wenn ein Blinder von der Farbe redet.
...
Ich kann und möchte Dir auch gar keine Tips geben, das ist gar nicht das Thema. Auch nicht, dass es für Privatpersonen oder auch Journalisten (hier schliesst sich der Kreis zu Armbruster) mitunter schwierig sein kann, sich zu bewegen bzw. "frei" zu bewegen (wobei btw imho schon 'was dazugehört, ab Mitte der 70er, schlimmer noch in den 80ern, als Zivilist bzw. Tourist da zwischen den Fronten im Schuf herumzutouren; von daher doch n Tip: Nicht machen, aua!).

Meine Msg war: Technische Möglichkeiten erlauben heute, im Ggsatz zu früher, eine relativ einfache Unterscheidung auf territorialer Basis. Was eben gerade für heutiges Militär von enormem Vorteil ist. Dem Olivenbauer auf dem Feld bei der Ernte dagegen hilft's in der Tat nur beschränkt, ja.

Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Das Problem war da aber nicht territoriale Unübersichtlichkeit, sondern politische, als Resultat eines ökonomischen Desasters.
Ein wenig Nachhilfeunterricht in der Geschichte des Nahen Ostens? Gibt jede Menge Literatur über den Libanonkrieg und die Gründe für das Scheitern der Israelis. Ökonomische Gründe spielten die geringste Rolle.
Wenn Herr Professor meint ...

Das Ding hiess zwar sogar 'mal "die gute Grenze" (warum wohl?), aber Du musst Dich damit nicht beschäftigen, wenn's nicht magst ... :wink:


LG
Schandi
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RedScorpion hat geschrieben: Es hat aber auch manchmal Gegenbeispiele, auch aus Syrien. Der Weltspiegel hat vor ein paar Wochen z.B. aus der Küstenregion berichtet.

Wie gesagt: Man weiss ja eigentlich, wie News entstehen (Karlheinzens "Only bad news are good news"), und es war ja niemals einfacher als heute, sich Hintergrundinfos zu besorgen. Man könnte es also jederzeit tun, wenn man denn wollte.
Eine ÖRR Berichterstattung hat aber den !Auftrag! objektiv zu berichten. Oder es muss ein Hinweis an die Beiträge der Tagesschau "Alle Angaben ohne Gewähr".
RedScorpion hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: Solange die Waffenexporte dahin gingen war der Diktator "super". Und dann rettet man das Volk vor dem plötzlich bösen :?:
Kann man so nicht sagen, imho. Abgesehen davon, dass man nicht immer nur kontra sein kann (man muss auch sagen, was man will und was man dafür gedenkt zu tun), stimmt's auch nicht, dass z.B. Gaddafi der Irre war, als der er oft gezeichnet wurde.
Achso. Solange wie der Waffen von der "westlichen Welt" gekauft hat, (die er bestimmt nie gegen das eigene Volk einsetzen wollte), sollte man also pro sein? Und wenn der nicht der Irre war, warum dann "das Volk retten"?
RedScorpion hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: ...
Warum wird dann nicht Nordkorea freigebombt?
...
ist, dass Libyen und Syrien nicht mehr nur asymmetrische Kriege waren, sondern auch territoriale. Eine räumliche Unterscheidung zwischen den Parteien ist somit möglich und Waffeneinsatz erfolgversprechend. Das ist in Nordkorea z.B. anders.
Also wenn das Volk insgesamt leidet, dann ist es ok?

Und abgesehen von Korea gibts noch mehr Diktatoren.
Aber was haben Irak, Libyen und Syrien gemeinsam?
Richtig... Erdöl. Was für ein komischer Zufall, dass diese Länder gerettet werden.
RedScorpion hat geschrieben:
Schandi hat geschrieben: ...
Und wer gewinnt dabei, wenn Außenstehende Waffen an die Streitenden verteilen?
Die, die mit den Waffen zusätzlich getötet werden sind alle Verlierer.
...
Ja, nur haben wir ja schon 100.000 Tote durch Waffeneinsatz, gerade weil man Assad machen liess. Jetzt keine Intervention zu wagen oder Kriegsmaterial zu liefern, weil man dabei Waffen einsetzen müsste, die ja Menschen töten, ist imho leicht gaga.
LG
Und woher kommen die Waffen, mit denen die 100k getötet wurden? Nicht aus dem eigenen Land.

Nach dieser Logik müsste man auch jede Minderheit mit Waffen beliefern, damit die sich wehren können :?:
Wenn sich irgendwelche "Gangs" beschießen bekommen die Unterlegenen neue Waffen?
An die Demonstranten in der Türkei sollte man auch schnellstmöglich Waffen schicken?
Wenn ein Kiosk überfallen wurde, oder nach einem Raubüberfall bekommen die Opfer gleiche Waffen, mit denen sie überfallen wurden?

MfG
Tom
RedScorpion

Schandi hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Es hat aber auch manchmal Gegenbeispiele, auch aus Syrien. Der Weltspiegel hat vor ein paar Wochen z.B. aus der Küstenregion berichtet.

Wie gesagt: Man weiss ja eigentlich, wie News entstehen (Karlheinzens "Only bad news are good news"), und es war ja niemals einfacher als heute, sich Hintergrundinfos zu besorgen. Man könnte es also jederzeit tun, wenn man denn wollte.
Eine ÖRR Berichterstattung hat aber den !Auftrag! objektiv zu berichten. Oder es muss ein Hinweis an die Beiträge der Tagesschau "Alle Angaben ohne Gewähr".
...
Oder eben "Alle Angaben bedingt repräsentativ, bzw. nur mit Hintergrundwissen geniessbar". Was soll man denn machen, wenn man nicht weiss, ob ein neues Ereignis nun auf weiter Flur in ähnlicher Form stattfindet oder hingegen nur lokal begrenz ist? Das weiss man meist nur ex-post, nach Durchführung von Studien. Bei einem solchen Anspruch gäb's aber per definitionem dann überhaupt keine News mehr, sondern nur noch "Olds".

Schandi hat geschrieben: ...
RedScorpion hat geschrieben: Kann man so nicht sagen, imho. Abgesehen davon, dass man nicht immer nur kontra sein kann (man muss auch sagen, was man will und was man dafür gedenkt zu tun), stimmt's auch nicht, dass z.B. Gaddafi der Irre war, als der er oft gezeichnet wurde.
Achso. Solange wie der Waffen von der "westlichen Welt" gekauft hat, (die er bestimmt nie gegen das eigene Volk einsetzen wollte), sollte man also pro sein? Und wenn der nicht der Irre war, warum dann "das Volk retten"?
...
Weil ihm irgendwas krumm gelaufen ist. Fakt war aber, dass man wusste, dass viele Menschen in den vom Regime zurückeroberten Gebieten starben, mit Gaddafis Billigung oder ohne.

Schandi hat geschrieben: ...
Also wenn das Volk insgesamt leidet, dann ist es ok?
...
Nö, aber es ist so gut wie unmöglich, dort militärisch einzugreifen, da westliche Streitkräfte grossteils symmetrischen Kriegen gewappnet sind. Nicht asymmetrischen.

Schandi hat geschrieben: ...
Aber was haben Irak, Libyen und Syrien gemeinsam?
Richtig... Erdöl. Was für ein komischer Zufall, dass diese Länder gerettet werden.
...
Syrien hat nicht viel Oel. Auf Position 31.
Libyen fördert auch nicht besonders viel (was aber teilweise noch Kriegsfolge sein kann); allein, die Bev. ist 1/4 jener Syriens.
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_co ... production


Schandi hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Ja, nur haben wir ja schon 100.000 Tote durch Waffeneinsatz, gerade weil man Assad machen liess. Jetzt keine Intervention zu wagen oder Kriegsmaterial zu liefern, weil man dabei Waffen einsetzen müsste, die ja Menschen töten, ist imho leicht gaga.
LG
Und woher kommen die Waffen, mit denen die 100k getötet wurden? Nicht aus dem eigenen Land.
...
Aus Russland bzw. der Sowjetunion. Abgesehen vom Rest, den sich Syrien so unter der Hand zusammengegaunert hat.

Schandi hat geschrieben: ...
Nach dieser Logik müsste man auch jede Minderheit mit Waffen beliefern, damit die sich wehren können :?:
...
Wenn sie geknechtet bzw. ihren Mitgliedern gar der Tod droht: Freilich.

Schandi hat geschrieben: ...
Wenn sich irgendwelche "Gangs" beschießen bekommen die Unterlegenen neue Waffen?
...
Verfolgte Minderheiten sind keine "Gangs".

Schandi hat geschrieben: ...
An die Demonstranten in der Türkei sollte man auch schnellstmöglich Waffen schicken?
Wenn ein Kiosk überfallen wurde, oder nach einem Raubüberfall bekommen die Opfer gleiche Waffen, mit denen sie überfallen wurden?
...
Beides sind keine verfolgten Minderheiten.



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