Hamburgs Nein zur Olympia-Bewerbung

Landtagswahlen, Ministerpräsidenten, Regierungen und deren Entscheidungen

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
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Lange Gesichter gestern Abend, als klar wurde, dass die Hamburger Bürger sich gegen eine Olympia- Bewerbung ausgesprochen hatten.
Lange Gesicheter auch in Kiel, wo es eine große Mehrheit für die Kieler Co- Bewerbung als Austragungsort der olymischen Segelwettbewerbe gab. *
Persönlich finde ich es gut, dass die Bürger der Städte mitentscheiden, ob nochmal, nach der eh schon teuersten aller Werbekampagnen vor der Bewerbung viel Geld für die eigentliche Bewerbung ausgegeben wird- mit zweifelhaftem Ausgang.
Die BürgerInnen der Hansestadt und des kooperierenden Kiel haben ihre Chance genutzt. :clap:
Nur in der Hansestadt nicht nach dem Gusto der(sport) politischen Kaste. Drum schimpfen nun Funktionäe und Medien in Einigkeit gegen die doofen Bürger, die nichts kapiert haben.
Die Ablehnung der Hanseaten ist auch von der Innenansicht her verständlich, denn man hat die Elb- Philharmonie vor Augen, man weiß, dass es ganz dringende andere Probleme in der Hansestadt gibt, auch in Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterbringung,- und sicherlich haben die Ereignisse Paris ebenso eine Rolle gespielt wie die Gigantomanie der Spiele und die undurchsichtigen Geldflüsse im Sport allgemein. Übrigens haben auch hanseatische Sportfans gegen die Bewerbung gestimmt, klar denkende, kühl rechnende Hanseaten eben, die nicht an Visionen orientiert sind, sondern das Machbare sehen.
Gestern (ndr 3) redeten die meisten von Niederlage, ein total pikierter Poschmann ärgerte sich ( unausgesprochen) über die dummen 21.000 Stimmen mehr, die die Gegner hatten, wäre wohl am liebsten gegen das Ergebnis angegangen. Indirekte Publikumsbeschimpfung waren seine Moderationen schon.
Von einer Bewerbung und bei der( unwahrscheinlichen) Entscheidung für Hamburg wäre auch für Schleswig-Holstein einiges an Geld und PR abgefallen, ob das jedoch am Ende für die Region und Bürger insgesamt ein spürbarer Gewinn gewesen wäre, lass ich mal offen.
* Für Kiel tut es mir leid, Sailing City ist und bliebe der beste Ort für Oympia, technisch und an Erfahrungen bleibt Kiel die deutsche Segel- und Seglerstadt mit Jahrzehnten an Erfahrung in Massen von ausländischen Gästen.
Die Planung war klug- und letztlich wäre die Segel-Olympiade, die bloßen Teilnehmerzahlen angehend, eine kleine Regatta im Vergleich zur Kieler Woche.
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LG Ruaidhri
Renegat
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Was die speziellen, lokalen Gründe in HH sind, kann ich nicht beurteilen. Insgesamt verspüren wahrscheinlich viele ein Unbehagen bei immer größeren Sportveranstaltungen. Olympiaden, WMs sind schon lange keine fröhlichen Feste der sportbegeisterten Jugend der Welt mehr. Es geht fast nur noch um viel Geld, Leistung um jeden Preis, Prestige und Protzerei.
Man sollte sich ernsthaft überlegen, wie man diese Spirale des "Immer mehr, immer größer, immer teurer" durchbrechen kann.
Ruaidhri
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Mir fällt sehr auf, dass viele Medien und Offizielle die Neinsager in die Ecke der Dummen und der "German Angst" stellen.
Oder dass immer nur von "Niederlage" geschrieben wird, wegen der paar Stimmen von dann nicht entscheidungsfähigen Bürgern.
Diskriminierend, aber nicht sonderlich demokratisch, solche Worte.
Man sollte sich ernsthaft überlegen, wie man diese Spirale des "Immer mehr, immer größer, immer teurer" durchbrechen kann.
Schwieriges Thema.
Eine entscheidende Rolle könnte das ganz normale Publikum spielen, indem es live und am TV Abstinenz / Boykott übt. Bei spürbar sinkendem Interesse träfe das die Veranstalter schon arg, so ganz auf Europa und auch Amerika als Werbemarkt kann man nun doch nicht verzichten.
Boston, Oslo, Stockholm, Hamburg- langsam sollten Politiker und Funktionäre und Medien mal wach werden statt, wie nun in Deutschland, in Bürgerbeschimpfung und in Drohungen zu verfallen, der deutsche Spitzen-Sport sei nun dem Untergang geweiht.
Ich bin den Hamburgern ganz dankbar, dass sie dem gesamten Land gleich die Chancen vermasselt haben. Und sei es, dass sie aus dem Desaster der Elbphilharmonie gelernt haben.
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Renegat
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Ruaidhri hat geschrieben:Mir fällt sehr auf, dass viele Medien und Offizielle die Neinsager in die Ecke der Dummen und der "German Angst" stellen.
Oder dass immer nur von "Niederlage" geschrieben wird, wegen der paar Stimmen von dann nicht entscheidungsfähigen Bürgern.
Diskriminierend, aber nicht sonderlich demokratisch, solche Worte.
Das sehe ich ganz gelassen, was sollen sie denn einen Tag danach schon schreiben, außer Enttäuschung zu äußern und über Gründe zu spekulieren. Hat der HH-OB gestern nicht ähnlich reagiert. Übermorgen ist das Nein längst vergessen, wir haben wirklich andere Sorgen.
Renegat hat geschrieben:Man sollte sich ernsthaft überlegen, wie man diese Spirale des "Immer mehr, immer größer, immer teurer" durchbrechen kann.
Ruaidhri hat geschrieben:Schwieriges Thema.
Eine entscheidende Rolle könnte das ganz normale Publikum spielen, indem es live und am TV Abstinenz / Boykott übt. Bei spürbar sinkendem Interesse träfe das die Veranstalter schon arg, so ganz auf Europa und auch Amerika als Werbemarkt kann man nun doch nicht verzichten.
2024 wird Europa und USA wahrscheinlich wieder ein Stück unwichtiger geworden sein, wir sind nun mal nicht die Märkte der Zukunft. Für die alten Westländer wäre ein Boykott sogar ziemlich einfach und schmerzlos. Ältere Menschen interessieren sich meist nicht mehr so engagiert für die 20. Wiederholung der Olympiade oder WM. :roll:
Ruaidhri
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2024 wird Europa und USA wahrscheinlich wieder ein Stück unwichtiger geworden sein, wir sind nun mal nicht die Märkte der Zukunft. Für die alten Westländer wäre ein Boykott sogar ziemlich einfach und schmerzlos. Ältere Menschen interessieren sich meist nicht mehr so engagiert für die 20. Wiederholung der Olympiade oder WM.
Auch ein Argument, auf das ich nie gekommen wäre, die Sache des "alten Europa", das aber plausibel ist. Erstens haben wir wirklich andere Sorgen- und auch andere Möglichkeiten der Unterhaltung im weitesten Sinne, und vielleicht ist es nicht mehr der so globalisierte bezahlte Sport, der fasziniert und wo eine westliche Nation sich in Größe und Stärke bestätigt sieht.
Man ist einfach übersättigt von den Mega-Events und kritischer ob der Begleitumstände und Folgen für die Bevölkerung.
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Renegat
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Heute, nur 3 Tage später, hört man allerorten von großem Verständnis für die Entscheidung der Hamburger. Scheinbar sind viele froh, dass nach den Münchnern, sich auch die Hamburger gegen ein solch teures Großevent ausgesprochen haben.

Irgendwo wurde gesagt, dass man prüfen sollte, sportliche Großereignisse wie WMs und Olympiaden privat zu finanzieren. Reiche Sponsoren dürften sich finden lassen, schließlich ist die Werbung lukrativ. Und als Ausgleich für den Stress werden die Sportstätten und die Infrastruktur nach dem Event den jeweiligen Kommunen gespendet. Was haltet ihr davon?
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Triton
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Renegat hat geschrieben:Irgendwo wurde gesagt, dass man prüfen sollte, sportliche Großereignisse wie WMs und Olympiaden privat zu finanzieren. Reiche Sponsoren dürften sich finden lassen, schließlich ist die Werbung lukrativ.
Ja gutt äh, das kann man schon so machen, aber gerade die olympische Ideee wäre dann wohl vollends am Ende.
Auch wenn dort inzwischen viele Profis am Start sind lebt doch Olympia immer noch auch von den Amateuren und Exoten, für die Dabeisein alles ist.

Und am Beispiel des aktuellen FIFA-Skandals sieht man, dass das Publikum einfach nicht toleriert, wenn alle Interessen dem Kommerz geopfert werden. Was bei einer reinen Privatveranstaltung - völlig verständlich und legitim - der Fall sein wird.

Die Formel 1 ist ein Beispiel eines überwiegend privat und von großen Unternehmen finanzierten Sports, mit Ausnahme einiger Steuergelder für Rennstrecken. Das hat funktioniert als kein Unternehmen dort zu viel Einfluß hatte und der Laden von Bernie Ecclestone zwar undemokratisch aber zuschauerfreundlich geführt wurde. Mit dem Weggang vieler Sponsoren nach der Finanzkrise geriet das System aus den Fugen und heute hat das dort immer weniger mit Sport zu tun. Was dann am Ende allen schadet.

Lieber so weitermachen wie bisher. Meine Meinung.
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Triton hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Irgendwo wurde gesagt, dass man prüfen sollte, sportliche Großereignisse wie WMs und Olympiaden privat zu finanzieren. Reiche Sponsoren dürften sich finden lassen, schließlich ist die Werbung lukrativ.
Ja gutt äh, das kann man schon so machen, aber gerade die olympische Ideee wäre dann wohl vollends am Ende.
Auch wenn dort inzwischen viele Profis am Start sind lebt doch Olympia immer noch auch von den Amateuren und Exoten, für die Dabeisein alles ist.

Und am Beispiel des aktuellen FIFA-Skandals sieht man, dass das Publikum einfach nicht toleriert, wenn alle Interessen dem Kommerz geopfert werden. Was bei einer reinen Privatveranstaltung - völlig verständlich und legitim - der Fall sein wird.

Die Formel 1 ist ein Beispiel eines überwiegend privat und von großen Unternehmen finanzierten Sports, mit Ausnahme einiger Steuergelder für Rennstrecken. Das hat funktioniert als kein Unternehmen dort zu viel Einfluß hatte und der Laden von Bernie Ecclestone zwar undemokratisch aber zuschauerfreundlich geführt wurde. Mit dem Weggang vieler Sponsoren nach der Finanzkrise geriet das System aus den Fugen und heute hat das dort immer weniger mit Sport zu tun. Was dann am Ende allen schadet.

Lieber so weitermachen wie bisher. Meine Meinung.
Nichts halte ich von dem Gedanken, solche Mega-Ereignisse von Privat-Spnsoren finanzieren zu lassen, denn jede Veranstaltung betrifft die Bewohner der Städte genauso, und kein Privatsponsor hat das Recht- und darf es haben, über die Meinung der Bürger hinweg sie mit solchen Veranstaltungen zu konfrontieren. Ohne Abstimmung sollte es auch da nicht gehen.
Mal abgesehen davon fällt vieles in den öffentlichen Bereich, Stadt/ Verkehrsplanung, wer bitte finanziert das? Wer entscheidet darüber?
Letztlich sind Großveranstaltungen dem Bereich der Sicherheit und öffentlichen Ordnung zuzuordnen- Aufgaben des Staates, und ganz sicher werden die zusätzlichen Belastungen nicht von den Veranstaltern bezahlt.
Die würden vielleicht Gewinn machen- die Bürger, der Staat, Verlust.
Der Image-Gewinn soll ein nicht zu beziffernder hoher Wert sein?
Hat Hamburg nicht wirklich nötig, Kiel wird Teile seiner Pläne versuchen, umzusetzen, weil auch ohne Olympia sinnvoll für die Stadtentwicklung.
Lieber so weitermachen wie bisher. Meine Meinung.
Die Gelder intensiv in die Sportförderung investieren- nicht nur in den Spitzensport, denn um Spitzensportler zu bekommen, muss an der Basis zuallererst gearbeitet werden.
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In Deutschland ist sowieso z.Zt. eine "Nein"-Kultur hinsichtlich Großprojekten und Veranstaltungen zu sehen. Ob es nun ein Bahnhof in Stuttgart, eine Rennstrecke in der Einöde (Bilster Berg), olympische Winterspiele (München) usw...ist, überall kommen immer erst die Bedenkenträger mit ihrer Ablehnung. Dann wird aber wieder gewettert, daß ja nichts los sei und es keine Weiterentwicklung gäbe.
Nach dem Motto: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß".
Ruaidhri
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In Deutschland ist sowieso z.Zt. eine "Nein"-Kultur hinsichtlich Großprojekten und Veranstaltungen zu sehen.
S 21 ärgert mich insofern, als dass schon ewig bekannt war, was geplant war, der Protest aber knapp vor Baubeginn kam, obwohl man vorher längst hätte mitreden können.
Man hat andernorts daraus gelernt.
Ich gehöre derzeit auch zur Gruppe der Ostholsteiner mit dem blauen Andreas-Kreuz: Nein zur derzeitigen Planung des Fehmarn-Belt-Projektes. So nicht, jenseits der Frage, ob es das gesamte Projekt wirklich sinnvoll und zwingend ist, in die weite Zukunft gedacht.
Die lebhafte, frühzeitige Beteiligung vieler Bürger, quer durch alle politischen Lager hat inzwischen tatsächlich Unheil verhindert, das mal so eben vor vielen Haustüren geplant war und die Region nicht gestärkt, sondern erheblich geschwächt hätte.
Dann wird aber wieder gewettert, daß ja nichts los sei und es keine Weiterentwicklung gäbe.
Weiterentwicklung geht auch anders und nachhaltiger als mit solchen Sportstätten und Mega-Veranstaltungen. In "Bedenkenträger" steckt auch Denken/ denken, und es hat zuviele Flops mit Großprojekten gegeben, als dass man nicht denken müsste, ob derlei steuerfinanzierte Fun / Fan Investitionen für Gegenwart und Zukunft sinnvoll sind.
Warum haben auch auch andere Länder/ Städte auf die Olympia-Bewerbung verzichtet?
Nach dem Motto: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß".
Das allerdings stimmt wieder auch. Beispiel: Raus aus der Atomenergie wollen viele- wenn dann aber die Windräder und Stromtrassen zu nahe kommen: Bitte nicht bei mir...
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Renegat
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Triton hat geschrieben: Ja gutt äh, das kann man schon so machen, aber gerade die olympische Ideee wäre dann wohl vollends am Ende.
Auch wenn dort inzwischen viele Profis am Start sind lebt doch Olympia immer noch auch von den Amateuren und Exoten, für die Dabeisein alles ist.
Man beklagt ja allerorten die Heuchelei, ist die olympische Idee denn wirklich noch vorhanden? Ich weiß es nicht, diese Frage müsste ein Freizeitsportler beantworten. Haben die denn noch eine realistische Chance wenigstens dabei zu sein?

Triton hat geschrieben:Und am Beispiel des aktuellen FIFA-Skandals sieht man, dass das Publikum einfach nicht toleriert, wenn alle Interessen dem Kommerz geopfert werden. Was bei einer reinen Privatveranstaltung - völlig verständlich und legitim - der Fall sein wird.
Ruaidhri hat geschrieben:[
Nichts halte ich von dem Gedanken, solche Mega-Ereignisse von Privat-Spnsoren finanzieren zu lassen, denn jede Veranstaltung betrifft die Bewohner der Städte genauso, und kein Privatsponsor hat das Recht- und darf es haben, über die Meinung der Bürger hinweg sie mit solchen Veranstaltungen zu konfrontieren. Ohne Abstimmung sollte es auch da nicht gehen.
Mal abgesehen davon fällt vieles in den öffentlichen Bereich, Stadt/ Verkehrsplanung, wer bitte finanziert das? Wer entscheidet darüber?
Letztlich sind Großveranstaltungen dem Bereich der Sicherheit und öffentlichen Ordnung zuzuordnen- Aufgaben des Staates, und ganz sicher werden die zusätzlichen Belastungen nicht von den Veranstaltern bezahlt.
Die würden vielleicht Gewinn machen- die Bürger, der Staat, Verlust.
Der Image-Gewinn soll ein nicht zu beziffernder hoher Wert sein?
Hat Hamburg nicht wirklich nötig, Kiel wird Teile seiner Pläne versuchen, umzusetzen, weil auch ohne Olympia sinnvoll für die Stadtentwicklung.
Muss nicht so sein, auch Superreiche sind Menschen, die vielleicht auch mal Gutes tun wollen. Die könnten schlicht sagen, Planung, Entscheidung, Ausführung, Kontrolle von allen Maßnahmen, die die Olympiade betreffen, bleiben öffentlich wie bisher - nur die Rechnungen werden nicht aus Steuermitteln bezahlt sondern geht an xy Superreich.
Triton hat geschrieben:Die Formel 1 ist ein Beispiel eines überwiegend privat und von großen Unternehmen finanzierten Sports, mit Ausnahme einiger Steuergelder für Rennstrecken. Das hat funktioniert als kein Unternehmen dort zu viel Einfluß hatte und der Laden von Bernie Ecclestone zwar undemokratisch aber zuschauerfreundlich geführt wurde. Mit dem Weggang vieler Sponsoren nach der Finanzkrise geriet das System aus den Fugen und heute hat das dort immer weniger mit Sport zu tun. Was dann am Ende allen schadet.

Lieber so weitermachen wie bisher. Meine Meinung.
Die Formel 1 übersehe ich nicht, geht es da nicht in erster Linie um die Autos?
Dabei fällt mir die Tour de France ein, ein Radrennen, wie läuft´s denn da?
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:Letztlich sind Großveranstaltungen dem Bereich der Sicherheit und öffentlichen Ordnung zuzuordnen- Aufgaben des Staates, und ganz sicher werden die zusätzlichen Belastungen nicht von den Veranstaltern bezahlt.
Die würden vielleicht Gewinn machen- die Bürger, der Staat, Verlust.
Das halte ich im Bezug auf die wirklich großen Sportevents wie Profi-Fußball (ab Bundesliga), Olympia oder Formel 1 für dummes Zeug. Ich möchte nicht wissen, wieviel Steuergelder allein die Bundesligavereine und ihre Angestellten bezahlen. Dazu kommen ja noch die ganzen Arbeitsplätze, die dran hängen. Die großen Bundesligavereine sind doch heute schon so wichtig geworden, dass Ihnen Stadtverwaltungen die Wünsche von den Lippen ablesen.
Wenn nicht gerade irgendein Terroralarm oder sonstwas ist und die Sache ausartet, kann man doch auch mit Fug und Recht verlangen, dass der Staat seine Bürger und Steuerzahler behütet.

Diese Argumentation habe ich schon so oft gehört, aber zu Ende gedacht träfe sie vor allem die eher unbedeutenden Sportevents mit wenigen Zuschauern, also den Breitensport. Und damit meine ich nicht nur eingetragene Vereine sondern auch solche Events wie Stadtläufe, Triathlons usw.

Würde man übrigens Otto Normal befragen, wofür er lieber Steuern bezahlen will, für die Fußball-Bundesliga oder für irgendeinen Regionalmarathon, dann glaube ich die Antwort schon zu kennen.

Olympia ist, da Amateur- und Profisport gemischt, so ein Mittelding. Würde das rein kommerziell organisiert werden, kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass da noch lange Wildwasserkanuten mit wenig Zuschauern und ihren teuren Sportstätten mitmachen können. Ich möchte das nicht.

Olympia ist ja nur alle 4 Jahre und es wird sich sicher immer ein Veranstaltungsort finden lassen, der sich das im Zweifel auch etwas kosten lassen würde. Damenbobfahrerinnen nehmen wohl lieber an einer Olympiade in Sotschi als an keiner teil.
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Ruaidhri
Letztlich sind Großveranstaltungen dem Bereich der Sicherheit und öffentlichen Ordnung zuzuordnen- Aufgaben des Staates, und ganz sicher werden die zusätzlichen Belastungen nicht von den Veranstaltern bezahlt.
Die würden vielleicht Gewinn machen- die Bürger, der Staat, Verlust.
Die Kosten für die Polizeieinsätze bei Bundesligaspielen sind nicht unbeträchtlich:

„Die durchschnittlichen Polizeikosten eines Bundesligaspiels beziffert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) auf 100.000 Euro. Dabei legt sie einen Wert von 50 Euro pro Stunde und Polizist zugrunde. Müsste die Bundesliga diese Kosten selbst übernehmen, kämen auf die 18 Vereine insgesamt mehr als 30 Millionen Euro pro Saison zu.“

http://www.handelsblatt.com/sport/fussb ... 41744.html

Demgegenüber stehen allerdings gewaltige Einnahmen für den Staat.

„Der deutsche Profifußball ist ein noch größerer Wirtschaftsfaktor als angenommen. 1,5 Milliarden Euro an Steuern spült die Liga pro Jahr in die Kasse des Bundes und schafft Arbeitsplätze für 110.000 Personen. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor, die am Dienstag in der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt/Main vorgestellt wurde.“

http://www.focus.de/sport/fussball/dfl- ... 98139.html
Ruaidhri
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Würde man übrigens Otto Normal befragen, wofür er lieber Steuern bezahlen will, für die Fußball-Bundesliga oder für irgendeinen Regionalmarathon, dann glaube ich die Antwort schon zu kennen.
Ich kenne sie- der brave Bürger möchte nämlich beides, den großen Star wie den Lokalmatador- und das hat seine Berechtigung.
Der mediale Wahnsinn lässt es nur anders erscheinen.
Triton hat geschrieben:Wenn nicht gerade irgendein Terroralarm oder sonstwas ist und die Sache ausartet, kann man doch auch mit Fug und Recht verlangen, dass der Staat seine Bürger und Steuerzahler behütet.
Das enthebt die Vereine dennoch nicht der Pflicht, ihren Teil dazu beizutragen, dass gewisse "Fan"-Gruppen gar nicht erst Randale im und ums Stadion machen können.
Schützen müss der Staat seine Bürger- und zwar alle. Die gigantischen Polizeiaufgebote für Fußballspiele machen sich für den Nichtfußball-Fan an anderer Stelle bemerkbar. Müsste man also die Länder zwingen, Teile der Steuergewinne wieder in mehr Polizei zu investieren?
Man beklagt ja allerorten die Heuchelei, ist die olympische Idee denn wirklich noch vorhanden? Ich weiß es nicht, diese Frage müsste ein Freizeitsportler beantworten. Haben die denn noch eine realistische Chance wenigstens dabei zu sein?
Ja, die lebt noch, denn was als Freizeit-Sport begonnen hat, auf dem Weg über erst lokale, dann regionale, dann nationale Wettbewerbe, führt oft zu Olympia. Reine Freizeit-Sportler haben keine Chancen mehr.
Der Weg ab nationalem Wettbewerb ist heutzutage kaum ohne Förderung möglich- oder man muss über entsprechendes Eigenkapital verfügen und vor allem- ob jung oder alt- arm oder reich-Training vor Beruf und Ausbildung stellen.
Was einst noch mit Engagement und Ausbildung/ Beruf ging, ist heute kaum noch möglich, will man weiterkommen und überhaupt die Quali-Norm schaffen.
Hart war der Weg immer schon, aber so hart wie heute sicherlich nicht. Ich bin so einigen Hochleistungssportlern und Olympiateilnehmern unterschiedlicher Sportarten begegnet, die schon damals einiges für Olympia in Kauf nahmen , so sie der jüngeren Altersgruppe angehörten. Heute geht nichts mehr ohne Sporthilfe und ohne Sponsoren.
Die Gigantomanie der professionalisierten Spiele nimmt diesen mehr Reiz als dass sie diesen fördert. Wirkt nicht mehr "echt". Ich denke, neben ganz pragmatischen Gründen hat auch das viele Hamburger, Bostoner, Osloer, Stockholmer abgeschreckt, unbewusst bei vielen ebenso, was um die Fußball-WM-Vergaben ans Licht kam samt Doping-Affären. Olympia hat seinen Nimbus eingebüßt.
Renegat hat geschrieben:Muss nicht so sein, auch Superreiche sind Menschen, die vielleicht auch mal Gutes tun wollen. Die könnten schlicht sagen, Planung, Entscheidung, Ausführung, Kontrolle von allen Maßnahmen, die die Olympiade betreffen, bleiben öffentlich wie bisher - nur die Rechnungen werden nicht aus Steuermitteln bezahlt sondern geht an xy Superreich.
Gut, dass Du vielleicht eingefügt hast- mag auf einige zutreffen, auf viele sicherlich nicht.
Wallenstein hat geschrieben:„Der deutsche Profifußball ist ein noch größerer Wirtschaftsfaktor als angenommen. 1,5 Milliarden Euro an Steuern spült die Liga pro Jahr in die Kasse des Bundes und schafft Arbeitsplätze für 110.000 Personen. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor, die am Dienstag in der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt/Main vorgestellt wurde.“
Das muss sich dann der normale Bürger immer laut vorsagen, wenn er auf pöbelnde, randalierende Fußballfans trifft, die Schäden hinterlassen, für die die Vereine nicht gerade stehen.
Die deutschen Heimtierhalter, nicht zuletzt die Hundehalter, bringen ebenfalls Umsatz und Gewinn. Die genannte Studie ist online als pdf zu finden.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/hei ... -1.2221797
Sollen Hundehalter, was viele leider schon tun, daraus ableiten, dass ihre Hunde drum freies K... auf Gehwegen haben? :angel:
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Ruaidhri
Das muss sich dann der normale Bürger immer laut vorsagen, wenn er auf pöbelnde, randalierende Fußballfans trifft, die Schäden hinterlassen, für die die Vereine nicht gerade stehen.
Wenn jemand außerhalb des Stadions randaliert, handelt es sich um individuelle Straftaten, die dann im Einzelfall auch jeweils individuell verfolgt werden und Schadensersatz muss dann von dem Straftäter eingefordert werden, nicht vom Verein. Dieser hat die Stadionbesucher weder zu diesen Taten aufgefordert noch dazu ermuntert. Für die Sicherheit im Stadion ist der Verein zuständig, heute oft mit eigenen Sicherheitsdiensten. Doch der Verein ist nicht haftbar, für das, was die Spielbesucher dann anschließend, räumlich und zeitlich entfernt, unternehmen. Er trägt nicht die Verantwortung für das, was dann Stunden später und an anderen Orten, einzelne Straftäter anstellen. Das ist auch bei anderen Großveranstaltungen der Fall.

Glücklicherweise ist die Zahl der Randalierer nicht sehr groß. Und wir dürfen nicht von einigen Gewalttätern auf die große Masse der Publikumsbesucher schließen, also nicht pars pro toto, denn für solche Gewalttaten haben die wenigsten Verständnis und sie lehnen diese genauso ab wie andere.
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