200 Jahre Grimms Märchen

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Moderator: Barbarossa

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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Aus heutiger Sicht stellen Kinder bei dem Märchen Rotkäppchen immer die gleichen Fragen:
Wieso hat sie eine rote Kappe auf? Gehört sie zu der „LINKEN“? Besucht sie das Ulrike Meinhof Gymnasium?
Woher kommt der Wolf? Wir haben doch keine mehr. Aus Osteuropa? Also ein Wolf mit Migrationshintergrund? Will er um Asyl suchen?
Wieso wohnt die Großmutter im Wald? Gibt es kein betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim?
Warum bringt Rotkäppchen ihr das Essen? Gibt es kein Essen auf Rädern?
Es wird höchste Zeit, dieses Märchen einmal grundlegend zu modernisieren.
Ich denke auch, Kinder können schon die damalige von der heutigen Zeit auseinanderhalten, zumal es ja am Anfang immer heißt: "Es war einmal..." oder "Vor langer Zeit..."
Aber es ist eigentlich etwas ganz anderes der Fall: Märchen werden von heutigen Jugendlichen konsequent und geschlossen verschmäht. Das war eigentlich auch zu meiner Jugendzeit bereits der Fall, daß man sich zu alt dafür fühlte und damit nichts in Sinn hatte. Und wenn man sie mit 14, 15, 16 schon nicht so mochte, liest man sie auch den eigenen Kindern nicht vor.
Das ist wohl eher die Realität in Deutschland. (und sicher nicht nur hier)
Lieber barbarossa,
dann muß man selber seinen Sprößlingen diese Märchen nahebringen. Ich habe es als Vater bei unserem Sohn gemacht. :wink:
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:Märchen sind ja auch nicht zum (Selbst-)Lesen da, sondern zum Vorlesen bzw. im Idealfall Erzähltbekommen. Und da sind 15jährige freilich off-target.
Moderne Versionen gibt's im Uebrigen. Ich kann mich an Versionen mit Zeichnungen von Ungerer erinnern (oder war's Janosch?).
LG
Du hast recht. Kinder lieben im Allgemeinen Märchen - wen sie sie erzählt bzw. vorgelesen bekommen. Die Bilder sind den Kindern ganz wichtig!
Bei modernisierten Versionen werden die meisten Kinder allerdings streiken. Wehe, der Papa liest einmal ein Wort (!) anders. Dann wird sofort berichtigt. Und die altertümliche Atmosphäre, die die Märchen allein schon wegen ihrer eigentümlichen Sprache haben, ginge verloren, wenn man den Wolf durch etwas anderes ersetzt...wodurch eigentlich? Einen Ork? Oder einen Oger? Dann würde man ein Märchenelement durch ein anderes ersetzen, das kann´s ja nu auch nicht sein.
Das derzeit gefährlichste Tier unserer Wälder ist das Wildschein. Das frißt allerdings keine Menschen. Der Fuchs wäre ein Raubtier, ist allerdings am gefährlichsten für den Menschen als Überträger der Tollwut. Interessante Vorstellung: Der Fuchs tritt vor die Großmutter und droht ihr, sie mit Tollwut anzustecken...achso, im modernen Märchen sprechen Tiere ja nicht...was bleibt?
Aus einem Märchen eine Reality-Doku zu machen. Dann ist es allerdings kein Märchen mehr und man kann sich das Ganze sparen...
Beppe
Lieber Beppe,
ganz meine Meinung. :)
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, die Märchengestalten zu neuem Leben zu erwecken. Ich meine hiermit die Wiederansiedelung von Wölfen und Bären in unseren Wäldern.
Ich halte das für keine gute Idee, denn ich bin eigentlich froh, dass es sie bei uns nicht mehr gibt. Wird der geruhsame Waldspaziergang am Sonntag nun zu einem Survivaltrip? Muss man sich auf den Kampf mit mordlustigen Bestien einstellen?

Es heißt ja immer, diese Tiere seien harmlos für Menschen und sie würden ihnen aus dem Weg gehen. Aber von dem Hund meiner Nachbarin sagte man auch immer, er beißt nicht, aber er tut es trotzdem. Selbst wenn nur einmal etwas passieren sollte, ist dies genau einmal zu viel. Warum also so etwas riskieren?
Lieber Karlheinz,
damit der Wildbestand in den Wäldern zurückgeht und sie nicht alle Bäume verbeißen. Der Wolf frißt keine Grpßmutter und gehörte bis vor 150 Jahren zu den Tieren in unseren Wäldern. Auch würde ich keinen Bär erschießen, der sich nach uns verläuft, wie es in Bayern geschehen ist. :wink:
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ehemaliger Autor K.

Dieter:
damit der Wildbestand in den Wäldern zurückgeht und sie nicht alle Bäume verbeißen. Der Wolf frißt keine Grpßmutter und gehörte bis vor 150 Jahren zu den Tieren in unseren Wäldern. Auch würde ich keinen Bär erschießen, der sich nach uns verläuft, wie es in Bayern geschehen ist.
Lieber Dieter,
Die Regulierung des Wildbestandes ist meines Wissens Aufgabe der Jäger. Und Wölfe haben sicherlich auch früher nur im Märchen Großmütter gefressen. Was aber passiert mit spielenden Kindern? Nicht das Wölfe und Bären Kinder fressen, aber diese Tiere könnten sich plötzlich bedroht fühlen.

Einen Bären im Wald würde ich auch nicht erschießen, vor allem deshalb, weil ich kein Gewehr besitze. Aber in Kanada haben mich die Ranger eindringlich vor Bären gewarnt. Diese Tiere sind in ihrer Verhaltensweise nur schwer einzuschätzen und müssen daher potentiell als Bedrohung angesehen werden. Deshalb, lieber keine Bären in unseren Wäldern.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Dieter:
damit der Wildbestand in den Wäldern zurückgeht und sie nicht alle Bäume verbeißen. Der Wolf frißt keine Grpßmutter und gehörte bis vor 150 Jahren zu den Tieren in unseren Wäldern. Auch würde ich keinen Bär erschießen, der sich nach uns verläuft, wie es in Bayern geschehen ist.
Lieber Dieter,
Die Regulierung des Wildbestandes ist meines Wissens Aufgabe der Jäger. Und Wölfe haben sicherlich auch früher nur im Märchen Großmütter gefressen. Was aber passiert mit spielenden Kindern? Nicht das Wölfe und Bären Kinder fressen, aber diese Tiere könnten sich plötzlich bedroht fühlen.

Einen Bären im Wald würde ich auch nicht erschießen, vor allem deshalb, weil ich kein Gewehr besitze. Aber in Kanada haben mich die Ranger eindringlich vor Bären gewarnt. Diese Tiere sind in ihrer Verhaltensweise nur schwer einzuschätzen und müssen daher potentiell als Bedrohung angesehen werden. Deshalb, lieber keine Bären in unseren Wäldern.
Lieber Karlheinz,
es wäre Aufgabe der Jäger den Wildbestand entsprechend zu regulieren, was aber nicht genug geschieht, sondern es werden Sonntagschützen eingeladen, weil so eine Jagd auch als Auszeichnung gilt. Wer setzt sich schon gern mehrere Nächte auf einen Hochsitz, um ein Tier zu erlegen :?:
Ich besitze ebenfalls kein Gewehr, da ich einziger Sohn eines gefallenen Vaters war, brauchte ich nicht zur Bundeswehr. Habe am Schießstand auf der Kirmes mal versucht zu treffen, der Schießbudenbesitzer brachte sich in Sicherheit. :wink: :mrgreen: Natürlich können Bären gefärlich werden , wenn es keine Waschbären sind, :mrgreen: Sollten sie einwandern, dann ist es ok, wenn nicht dann ist das auch in Ordnung. :wink:
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dieter
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Für Barrikadenstürmerei haben sie nichts übrig und werden doch zu ersten Demokraten. Als sie gegen den König von Hannover protestieren, wird Jacob des Landes verwiesen. 1848 wird er als Abgeordneter des ersten frei gewählten deutschen Parlaments in die Paulskirche einziehen.
Doch nun 1806, nehmen sie den Zuruf auf und sammeln Märchen. Diese gelten als Urstoff der Deutschen, dabei waren sie bei ihnen lediglich gut aufghoben. Die Deutschen waren der Korridor Europas, sie nahmen alles auf, ob es aus Vorzeiten stemmte oder aus dem Orient. vieles war aus Frankreich und Italien zugetragen, doch es waren die Grimms, die ihnen den deutschen Klang gaben, den romantischen Klang.
Quelle: Der Spiegel, von Matthias Matussek
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Peppone
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Karlheinz hat geschrieben:Wölfe haben sicherlich auch früher nur im Märchen Großmütter gefressen. Was aber passiert mit spielenden Kindern? Nicht das Wölfe und Bären Kinder fressen, aber diese Tiere könnten sich plötzlich bedroht fühlen.
Erstens das, und zweitens sind die insbesondere Wölfe früher schon auch mal in die Dörfer gekommen und haben dann nicht nur Hühner gerissen. Wenn diese notabene wilden Tiere ihre sonstige Scheu vor dem Menschen (und seinem Geruch) verloren, waren sie halb wahnsinnig vor Hunger und haben dann auch nicht davor zurückgeschreckt, Menschen zu fressen (muss einen Wolf viiiel Überwindung kosten - eben wegen des Geruchs...wohl gemerkt: Die Menschen haben sich vor dem 20.Jh. so wenig wie möglich gewaschen. Und die letzten Wölfe wurden in Deutschland im 19.Jh. erlegt...). Wären jetzt wieder Wolfsrudel in allen Wäldern, würden wir davon wenig mitbekommen (oder hat jemand von euch schon mal ein Wildschweinrudel gesehen? Wohl kaum, dabei sind davon sehr viel mehr in den Wäldern, als es jemals Wölfe gegeben hat!). Außer, die Tiere haben nach einem harten Winter (der ja auch in Klimawandelszeiten nicht ausgeschlossen, eher wahrscheinlicher ist) derart Hunger, dass sie in die Siedlungen kommen. Dann werden wohl vor allem Hunde und Katzen dran glauben müssen, aber im Zweifelsfall auch der ein oder andere Mensch, der grad seinen Wauwau Gassi führt...die sollen ja auch in der Nacht mal "müssen"...

Ich bin trotzdem dafür, die Wölfe als Mitglied der natürlichen Nahrungskette wieder zuzulassen. Erstens müssen die sich gewaltig vermehren, bis sie in ausreichender Zahl vorhanden sind, dass sie tatsächlich auch in Notzeiten auf die menschlichen Siedlungen ausweichen müssen, und zweitens halte ich natürliche Bestandsregulierung immer noch für die bessere Lösung. Drittens könnte damit auch die Scheu der Rehe etc. wieder erhöht werden, mit wahrscheinlich positiven Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Wir haben hier eine Straße, die fahre ich im Winter nicht. Nicht wegen Eis oder Schnee (wovon wir hier sowieso nur an drei oder vier Tagen im Jahr so viel haben, dass man extrem vorsichtig fahren muss), sondern wegen der Rehrudel, die die Straße als Bestandteil ihres natürlichen Lebensraumes wahrnehmen.

Beppe
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, die Märchengestalten zu neuem Leben zu erwecken. Ich meine hiermit die Wiederansiedelung von Wölfen und Bären in unseren Wäldern.

Ich halte das für keine gute Idee, denn ich bin eigentlich froh, dass es sie bei uns nicht mehr gibt. Wird der geruhsame Waldspaziergang am Sonntag nun zu einem Survivaltrip? Muss man sich auf den Kampf mit mordlustigen Bestien einstellen?
...
Die Wölfe wandern z. Z. ohne Zutun des Menschen hier wieder ein. Ich denke aber nicht, daß ich jemals einen sehen werde, denn Wölfe sind eigentlich scheue Tiere. Bei Wölfen wie bei Bären ist es eigentlich das Hauptproblem, daß sie das Vieh der Landwirte als Nahrungsquelle ansehen - daher auch die Legende vom "bösen Wolf".
Vor Wildschweinrudeln mußte ich tatsächlich schon in der Nacht ein paar mal anhalten und sie den Waldweg passieren lassen, bevor ich zu meinem Kunden weiterfahren konnte, um die Tageszeitung zustellen zu können.
Im Auto bin ich doch einigermaßen sicher. Aussteigen würde ich dann aber auch nicht...
:wink:
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dieter
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Lieber Barbarossa,
lassen wir den natürlichen Dingen einfach ihren Lauf. "Schaun wir mal ", würde der Kaiser sagen. :wink:
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Der romantische Klang ging so:
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die so schon vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gescht schien."
Bei den Märchen lassen sich die Gebrüder Grimm von den Töchtern des Apothekers Wild in Kassel, von der Marktfrau Dorothea Viehmann, vom Dragonerwachtmeister Krause, helfen. Sie plaktieren, sie bezahlen für Märchen, für den Klatsch und die Schnurren unter Spinnerinnen und Wäscherinnen.
Sechs Jahre sammeln sie, bis die Märchen 1812 - Napoleon hatte sich gerade zurückgezogen - erscheinen.
Quelle: Der Spiegel, von Matthias Matussek
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Der romantische Klang ging so:
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die so schon vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gescht schien."
Das ist nicht nur ein klassischer Märchenbeginn, sondern auch der Beginn des "Froschkönigs", des ersten Märchens der "Grimms Märchensammlung".

Insofern programmatisch...für einen "professionellen" Romantiker...

Beppe
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Der romantische Klang ging so:
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die so schon vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gescht schien."
Das ist nicht nur ein klassischer Märchenbeginn, sondern auch der Beginn des "Froschkönigs", des ersten Märchens der "Grimms Märchensammlung".

Insofern programmatisch...für einen "professionellen" Romantiker...

Beppe
Lieber Beppe,
dass dieser Anfang beim Froschkönig zu finden iat, hatte ich gewußt. :wink:
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Wie leben wir heute mit den Grimms, in Zeiten von iPad, Euro-krise und Autobahnbrücken für Frösche, die womöglich alle verschwindene Prinzen sind :?: Hinein in den finsteren Reinhardswald nördlich von Kassel, in dem sich Hänsel und Gretel verirrt haben könnten. Finstere Baunriesen unter einem fahlen Mond.
Auf einer Anhöhe tagt das Dornröschenschloss Sababurg in den Sternenhimmel, 14. Jahrhundert, später als Jagdschloss genutzt, dann abgedeckt zur Ruine, heute Hotel. Romantisch die runden Türme, der Mond scheint in den Burghof, ein gegepflaterter Weg, die rot-weißen Fensterläden untern Weinlaub bereits geschlossen, doch der Wirt ist noch auf.
Quelle: Der Spiegel, von Matthias Matussek
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Die Sababurg ist vor allem Hochzeitsschloss mit Standesamt, und hoch oben, hinter der Burgmauer, liegt ein kleinrs Zaubergärtchen. Der Wirt legt los, er tut das schließlich zweimal an Wochenenden, auf Deutsch und auf Englisch: "Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag, "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!, und kriegten immer keins..."
Im Raum neben der Rezeption warten zwei japanische Mädchen zwischen Koffern auf ihr Taxi. Sie nennen die Märchen "Meruchen", und die werden gelesen, werden verschlungen in Asien, in Taiwan, Korea, China, es sind durchweg alleistehende Frauen, die sich mit Rosentee und Rosenmarmelade und Postkarten eindecken und vom deutschen Märchenland nach Hause schreiben.
Quelle: Der Spiegel, von Matthias Matussek
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Ja, die Grimms sind in China populärer als bei uns. Als der Pächter der Sababurg zu gast auf einer Touristikmesse in Shanghai war, berichtete "China Daily" davon auf der Titelseie: "Dornröschen in Shanghai".
Was sehen die anderen in uns, das wir selbst nicht mehr sehen? Sind wir blind geworden, weil es mal eine Überdosis an düsterer Märchenhaftigkeit gegeben Hat? Nicht weit von hier planten die Nazis einen "Heiligen Hain". Seither sind die Deutschen wieder traumlos. Und sie passen auf, dass es so bleibt.
Quelle: Der Spiegel, von Matthias Matussek
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