Weihnachten in Zeiten von Krieg und Not

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Hier habe ich die Dokumentation "Weihnachten 1945" vom SPIEGEL TV verlinkt. Den revisionistischen Kommentar zum Anfang, den der Uploader eingefügt hat, soll nicht irritieren, man kann zu 0.20 springen, wo die Doku beginnt.

https://www.youtube.com/watch?v=ANysy6FRE-I

Zur weitere Aber da kommt mir die Frage in denn Sinn, Deine ersten Weihnachten in den Jahren des Krieges und der not danach - welchen Stellenwert hatte Weihnachten damals? Wurden sie durch die not überschattet oder hatten sie vielleicht sogar dadurch weit mehr Gewicht als später in den Jahren des aufkommenden Wohlstands und später noch durch den Konsumwahn?

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 897#p49890

Hier zur weiteren Einstimmung die Erinnerungen von Dieter:
dieter hat geschrieben: Wir haben uns immer der Lage angepasst. Der Weihnachtsbaum wurde heimlich im Wald geschlagen, die Kerzen waren aus Wachs, an den Baum wurden Plätzchen gehängt, die meine Oma gebacken hatte. Als Geschenk bekam ich einmal von einer Tante, die bei uns die Gans mitessen durfte eine eingepackte Apfelsine geschenkt. :wink:
Am Heiligen Abend ging es mit mir und den beiden Omas in die Kirche. Zuerst war es nur eine Holzkirche, wo meine Mutter auch zum dritten Mal heiratete, der ev. Pfarrer war gut, dann gab es eine Steinkirche. Da die eine Oma schwerhörig war mußten wir immer in die vorderen Reihen. Nach der Hälfte der Predigt fing meine Oma väterlicherseits an zu schnarchen, ich habe sie angestoßen und bin fast vor Scham in den Boden versunken.
Ich kann mich auch an die Kurzgeschichte von Wolfdietrich Schnurre "die Leihgabe" erinnern, die wir in der Schule lasen. Es war um die Zeit der Weltwirtschaftskrise, und um Geld zu sparen, ging man in den Wald, fällte ihn aber nicht, sondern nahm ihn mitsamt den Wurzeln nach Hause und nach dem Fest planzte man ihn zurück. Später ging man das Bäumchen immer wieder besuchen, den aus Staniol improvisierten Schmuck hat man dran gelassen.
Lia

Mir sind die Geschichten meiner Großmutter alle noch im Ohr, die hatte zwei Weltkriege und die Notzeiten erlebt.
Die meiner Eltern auch, nur bin ich schon nicht mehr in das hineingeboren, was man Notzeiten nennt, die meine älteren Geschwister noch kannten.
Der 26. Dezember war für meine Mutter und ihre Mutter immer auch Gedenktag. Mein Onkel fiel, gerade 20 Jahre alt, am 26.12. 1944 in Recogne in den Ardennen.
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Orianne
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Bei meinen Urgrosseltern im Elsass fand 1944/45 keine Weihnachten mehr statt, die Söhne bzw. Brüder waren alle in Gefangenschaft oder gefallen, und von keinem war das Schicksal bekannt, da beschloss meine Urgrossmutter keine Weihnachtsfeier abzuhalten. Meine Grossmutter hatte noch zwei jüngere Schwestern, die natürlich das Fest vermissten, nur der Kirchenbesuch gab der Familie damals noch Halt und Hoffnung. Die beiden letzten Männer der Familie kamen erst 1955 aus der Gefangenschaft zurück, einer war schon 1946 zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Weihnachten war und ist für viele Leute der Horror geblieben, weil viele Familienmitglieder fehlten oder fehlen, ich kann das verstehen, wenn man diese Zeit gerne überstanden hat(te). Meine Mutter hat Jahrgang 49 so, bekam sie vom ganzen Trubel der Männer nicht viel mit, sie wusste aber schnell, dass zwei von ihnen bei der Division Charlemagne waren, und einer wurde zur Division Reich versetzt, er fiel noch im April 1945.

In der Familie meines Vaters in der Nähe von Zürich lief die Weihnachtsfeier "normal" ab (auch er hat Jahrgang 49), man hatte den eigenen Tannenbaum aus dem eigenen Wald (also nicht illegal gehauen), Geschenke waren auch bei ihm und seinen Schwestern nicht die Hauptsache, sondern das Zusammensein der Familie. Auch heute mag er immer noch die fröhliche Zusammenkunft der grossen Familie, auch hier durfte der Besuch der Kirche nicht fehlen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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