Mord an russ. Opositionspolitiker - Nemzow

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Moderator: Barbarossa

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dieter
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Der russische Opositionspolitiker Newzow wurde am späten Freitagabend auf eine Bücke über die Moskwa, die er mit einer Bekannten überqueren wollte mit acht Schüssen :roll: aus einem fahrenden Auto ermordet. Von den acht Kugel trafen ihn vier in den Rücken. Er hatte Putin vorher in einer scharfen Rede angegriffen, in dem er sagte, es sei erwiesen, dass russische Truppen im Ukrainekonflikt eingriffen, und dass es falsch sei wenn ein Mann die Politik eines Landes allein bestimme.
Zahlreiche Blumen wurden an der Stelle des Mordes von Passanten niedergelegt. Die für heute vorgesehene Demo findet nicht statt, an Stelle dessen erfolgte heute ein Trauermarsch mit geschätzten 50.000 Teilnehmern.
Hat Putin tatsächlich Angst vor einem freien und kritischen Wort :?:
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Aneri

Putin hat Einfluss auf Exekutive, Legislative und Judikative. Er hat es nicht nötig.

Wenn aber doch, könnte er als ehem. KGB Mitarbeiter auf anderer Art und Weise sein Gegner weg zu schaffen. Wobei Putin Position in Russland ist stark und er hat nicht nötig seine Gegner auf die Weise zu eliminieren.

Es ist aber angenehm zu denken - nehme ich jetzt einfach an- dass böse Putin sich hier seine Dummheit zeigt und in eigene Tor schiesst, ohne jegliches Gewinn.

Das wichtigste in Politik ist zu fragen, wer ist ein Nutznießer der Tat. Es sind die beide radikale Flügel: radikale Nationalisten, Kommunisten etc. Aber auch proukrainische Oposition ist ein Nutznießer. Es ist nicht ganz abwegig anzunehmen, dass hier nach Maidan-Model vorgegangen war. Wenn es so wäre, dann neben muslinmischen Selbstmordatentatern beginnt sich ein ukrainisch/slawischer Model des Terrors herauskristallisieren. In dem man eigene leute unbringt und Schuld den anderen zuschiebt.

Vielleicht aber auch nicht so ganz neu dieser Model...
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Barbarossa
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Nein Aneri, so wie du es beschreibst, gehen noch nicht einmal die Islamisten vor. Die töten nämlich mit Hilfe von Selbstmordattentätern auch vermeintliche Gegner - nicht aber ihre Anhänger.
Du meinst, Putin hat es nicht nötig, seine Gegner auszuschalten - das mag im Moment so erscheinen. Andererseits, warum sperrten die Kommunisten ihre politischen Gegner in die Gulags? Und das tat ja nicht nur Stalin, obwohl er dafür heute besonders berüchtigt ist. Nein, es taten alle Machthaber der KPdSU, obwohl das damalige System (noch stärker als heute) überhaupt keine Opposition zuließ. Heute gibt es zwar scheinbar eine Opposition, die aber aufgrund der Wahlmanipulationen (Stichwort: "Karussels") keine Chance haben, Putins Machtposition zu gefährden. Dass diese Scheinopposition (in unseren Medien oft auch als "Systemopposition" bezeichnet) nicht gegen die Wahlmanipulationen lautstark protestiert, spricht Bände.
So. Tritt nun aber ein tatsächlicher Kritiker Putins auf den Plan, der dessen Politik offen mit nachvollziehbaren Argumenten angreift, kann er sich durchaus eine Anhängerschaft aufbauen, die (wenn diese sich politisch organisiert) das bestehende System ins Wanken bringen könnte. Und natürlich ist es immer das Ziel von autoritär regierenden Machthabern, möglichst schon die Entstehung gegnerischer Bewegungen im Keim zu ersticken. So war es schon immer und das wird auch nie anders werden.
Insofern halte ich deine Argumentation schon für etwas zynisch. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu scharf formuliert, aber das musste ich an dieser Stelle jetzt loswerden.
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Aneri

Barbarossa hat geschrieben:Andererseits, warum sperrten die Kommunisten ihre politischen Gegner in die Gulags?
??? :roll: Ich denke, ich lieber schweige. Nur eines dazu: die Bewertung der modernen politischen Situation hängt davon ab, wo man Beziehungen mit Vergangenheit setzt.
so wie du es beschreibst, gehen noch nicht einmal die Islamisten vor. Die töten nämlich mit Hilfe von Selbstmordattentätern auch vermeintliche Gegner - nicht aber ihre Anhänger.
Vielleicht hast du mich nicht verstanden. Genau das meinte ich, wenn ich sagte, dass - wenn es stimmen sollte - dann scheint es eine neue Terror-Weise etablieren: eigenen Anhänger töten um große Ziel zu erreichen. Ich würde mich nicht wundern. Auch in Schach opfert man eigene Figur...
Aneri

Man kann davon ausgehen, dass es sich um einen politischen Mord handelt. Schwieriger ist die Frage, wer die Auftraggeber waren. Die russische Regierung, sollte man meinen, hätte vermutlich andere Möglichkeiten, sich eines unbequemen Kritikers zu entledigen, als einen spektakulären Mord neben dem Kreml auszuführen, der die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit findet. Es sei denn, es würde eben darum gehen, mit diesem Mord innenpolitisch ein abschreckendes Signal zu setzen, dass jede Opposition brutal unterdrückt wird. Man wird sehen, wie der Mord aufgeklärt wird, aber auch schon, wie die heutige Protestveranstaltung, die zu einer Trauerkundgebung umfunktioniert wurde, ablaufen wird. Die ukrainische Begleiterin von Nemtsov wird befragt, aber die Aussagen bleiben bislang unter Verschluss.
http://www.heise.de/tp/artikel/44/44276/1.html
Aneri

Gorbatchov über Mord:
http://de.sputniknews.com/politik/20150 ... 07361.html
Dies ist ein Versuch, die Lage zu erschweren, vielleicht auch zu destabilisieren und die Konfrontation zu verstärken
Genau meine Gedanken...
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Barbarossa
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Die Opfer beim Schach sind aber meist Bauernopfer, nie wirklich wichtige Figuren.

Hier einige Fakten:

Nemzow...
... war einer der Führer der Solidarnost-Bewegung, die ein breites linksliberales und sozialdemokratisches bis rechtsliberales Bündnis von Oppositionellen darstellt. Zu Solidarnost zählen unter anderem Garri Kasparow, Ilja Jaschin, Roman Dobrochotow und Lew Ponomarjow.

Nemzow war, als Vertreter für Solidarnost, Mitgründer und -vorsitzender der sich seit November 2010 im Aufbau befindenden Partei der Volksfreiheit. Diese Partei diente als ein Sammelbecken vier unterschiedlicher oppositioneller Bewegungen (unter anderem Solidarnost) und sollte nach ihrer Registrierung an den Dumawahlen 2011 teilnehmen. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht.
Nemzow...
... war ein Unterstützer des ukrainischen Machtwechsels hin zu NATO- und EU-freundlichen Kräften. Für den folgenden Konflikt in der Ostukraine machte er Wladimir Putins Furcht vor der heimischen Opposition verantwortlich.

„Den Krieg mit der Ukraine fing Putin an, weil er eine Wiederholung des Maidan in Moskau fürchtete, um zu demonstrieren dass eine Revolution im Chaos endet und die Menschen die Staatsmacht nicht auf diese Art beseitigen können.“

– Boris Nemzow: 28. Juni 2014[10]

Kurz vor seinem Tod kritisierte Nemzow Präsident Putin scharf und kündigte neue Enthüllungen über den Krieg um den Ostteil der Ukraine an.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Jefi ... n_zu_Putin

(Hervorhebung durch mich)

Das ist es, was ich meinte. Er war eine führende Persönlichkeit der Opposition und darum:

es könnte sein: er wurde zu unbequem - vielleicht sogar machtbedrohend für Putin, darum musste er weg.

Wäre auch plausibel. Beweise gibt es natürlich im Moment weder für die eine, noch für die andere Version.
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Barbarossa
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Eine aktuelle Meldung:
Der gestrige Trauerzug in Moskau um den ermordeten Boris Nemzow wurde zu einer Massenveranstaltung. Die Angaben über die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 21.000 (Polizei) und 70.000 (Veranstalter). Dabei gab es einen Zwischenfall, denn kurz vor Beginn des Trauermarschs ist der ukrainische Abgeordnete Alexej Gontscharenko in Moskau vorübergehend festgenommen worden, weil er ein T-Shirt mit dem Porträt Nemzows und dem Slogan "Helden sterben nicht" getragen habe. Er wurde wieder frei gelassen, muss sich aber noch vor Gericht verantworten.
Auch in St. Petersburg versammelten sich etwa 6.000 Menschen zum Gedenken an den Oppositionspolitiker.

Artikel lesen: >> Trauermarsch nach Mord an Nemzow - "Diese Kugeln gelten uns allen" << (sueddeutsche.de)
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Aneri

es könnte sein: er wurde zu unbequem - vielleicht sogar machtbedrohend für Putin, darum musste er weg.

Wäre auch plausibel. Beweise gibt es natürlich im Moment weder für die eine, noch für die andere Version.
Es wäre für mich plausibel, wenn es im Stille gemacht würde, z.B. Vortäuschen eines Unfalls.

Man kann den Mord als eine Warnung für Opposition sehen, so wie du neigst es zu sehen. Dennoch denke ich, dass Putin ist noch nicht so verzweifelt, dass er dadurch den Schaden, der er durch dieses Mord bekommt, ignorieren würde. So dumm ist er wiederum nicht. Und die Schaden von dem Tat - für Putin - ist viel größer als Nutzen (überschätzt nicht die Opposition).
Es ist keine Überraschung, dass "unsere" Medien Putin die Schuld zuschieben wollen, obwohl es verschiedene Motivlagen geben kann und der "Kreml-Zar" vieles sein mag, aber eines sicher nicht: so dumm, Gegnern ins offene Messer zu laufen. Nemzow hat im politischen Spektrum Russlands nicht die Bedeutung, die der Westen dem "charismatischen Kreml-Kritiker" zuschreiben will. Interessant ist das Aussparen der privaten Komponente, weil es sicher nicht allen, die bei uns gegen Putin aufgehetzt werden, sympathisch erscheint, dass ein Mann von Mitte 50 einer Frau, die da knapp 20 war, eine Abtreibung bezahlt hat.
http://www.ceiberweiber.at/index.php?ty ... es&id=3343
Aneri

@Barbarossa, deine Quelle
Dabei gab es einen Zwischenfall, denn kurz vor Beginn des Trauermarschs für ist der ukrainische Abgeordnete Alexej Gontscharenko in Moskau vorübergehend festgenommen worden, weil er ein T-Shirt mit dem Porträt Nemzows und dem Slogan "Helden sterben nicht" getragen habe. Er wurde wieder frei gelassen, muss sich aber noch vor Gericht verantworten.
meine Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/44/44281/1.html
Der Trauermarsch lief insgesamt ruhig. Die Polizei verhaftete jedoch zwanzig Personen, darunter Aleksej Gontscharenko, einen Abgeordneten des ukrainischen Parlaments. Gontscharenko trug ein T-Shirt mit dem Porträt von Nemzow und der Aufschrift "Helden sterben nicht".

Die russischen Sicherheitsbehörden verdächtigen den aus Odessa stammenden Abgeordneten Gontascharenko der Teilnahme an den Angriffen auf das Gewerkschaftshaus in Odessa am 2. Mai 2014 (Gab es Drahtzieher der Tragödie von Odessa?). Rechte Aktivisten hatten damals das Gebäude, in das sich Regierungsgegner geflüchtet hatten, mit Molotow-Cocktails beworfen. Bei dem Brand des Hauses starben mindestens 42, wahrscheinlich aber über 100 Menschen.
auch dort:
Nemzow gehörte nicht mehr zu den führenden Oppositionspolitikern

Westliche Medien behaupteten, Nemzow habe eine Enthüllung über eine Beteiligung Russlands am Ukraine-Krieg geplant. Auch wurde behauptet, Nemzow sei der führende russischen Oppositions-Politiker und Anti-Korruptions-Kämpfer Russlands gewesen. Tatsache ist jedoch, dass die politische Karriere des Ermordeten schon 1998 endete, als er im Zuge der russischen Finanzkrise seinen Posten als Vizeministerpräsident verlor. 2008 war das Jahr, in dem die westlich orientierten Reformer in der russischen Regierung endgültig das Vertrauen der Bevölkerung verloren, wovon Putin bis heute profitiert.

Die von Nemzow geführt Partei der Rechten Kräften (SPS) scheiterte bei den Duma-Wahlen 2003 an der Fünf-Prozent-Hürde. Allerdings wurde Nemzow im September 2013 als Abgeordneter der liberalen Klein-Partei RPR-Parnas im Gebietsparlament von Jaroslawl - einer Region im Norden von Moskau - gewählt.

Auf den Demonstrationen gegen die Wahlfälschungen im Dezember 2011 und Frühling 2012 war Nemzow nicht der wichtigste Sprecher. Die Protestbewegung wurde von neuen, unverbrauchten Personen wie dem Rechtsliberalen Aleksej Nawalni ("Spezialoperation" Nawalny) und dem Linksradikalen Sergej Udalzow ("Der Putin-Clan schöpft die ganze Sahne ab")angeführt. Beide stehen jetzt unter Hausarrest.
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Barbarossa hat geschrieben:Eine aktuelle Meldung:
Der gestrige Trauerzug in Moskau um den ermordeten Boris Nemzow wurde zu einer Massenveranstaltung. Die Angaben über die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 21.000 (Polizei) und 70.000 (Veranstalter). Dabei gab es einen Zwischenfall, denn kurz vor Beginn des Trauermarschs ist der ukrainische Abgeordnete Alexej Gontscharenko in Moskau vorübergehend festgenommen worden, weil er ein T-Shirt mit dem Porträt Nemzows und dem Slogan "Helden sterben nicht" getragen habe. Er wurde wieder frei gelassen, muss sich aber noch vor Gericht verantworten.
Auch in St. Petersburg versammelten sich etwa 6.000 Menschen zum Gedenken an den Oppositionspolitiker.

Artikel lesen: >> Trauermarsch nach Mord an Nemzow - "Diese Kugeln gelten uns allen" << (sueddeutsche.de)
Lieber Barbarossa,
was ist das für eine Regierung, die noch nicht einmal ein T-Shirt ertragen kann :?: Putin war in der DDR beim KGB, wird sicherlich Kommunist gewesen sein und mutiert nun vom Kommunisten zum Faschisten. :evil: :twisted:
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:@Barbarossa, deine Quelle
Dabei gab es einen Zwischenfall, denn kurz vor Beginn des Trauermarschs für ist der ukrainische Abgeordnete Alexej Gontscharenko in Moskau vorübergehend festgenommen worden, weil er ein T-Shirt mit dem Porträt Nemzows und dem Slogan "Helden sterben nicht" getragen habe. Er wurde wieder frei gelassen, muss sich aber noch vor Gericht verantworten.
meine Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/44/44281/1.html
Der Trauermarsch lief insgesamt ruhig. Die Polizei verhaftete jedoch zwanzig Personen, darunter Aleksej Gontscharenko, einen Abgeordneten des ukrainischen Parlaments. Gontscharenko trug ein T-Shirt mit dem Porträt von Nemzow und der Aufschrift "Helden sterben nicht".

Die russischen Sicherheitsbehörden verdächtigen den aus Odessa stammenden Abgeordneten Gontascharenko der Teilnahme an den Angriffen auf das Gewerkschaftshaus in Odessa am 2. Mai 2014 (Gab es Drahtzieher der Tragödie von Odessa?). Rechte Aktivisten hatten damals das Gebäude, in das sich Regierungsgegner geflüchtet hatten, mit Molotow-Cocktails beworfen. Bei dem Brand des Hauses starben mindestens 42, wahrscheinlich aber über 100 Menschen.
Ok und nun, was meine Quelle dazu sagt - und diesmal als Zitat:
Laut dem Fernsehsender Rossija 24 wollen die russischen Behörden den Abgeordneten zu seiner Rolle bei der Brandkatastrophe in einem Gewerkschaftshaus der ukrainischen Küstenstadt Odessa befragen, bei dem am 2. Mai 2014 mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen waren. Bei den meisten Opfern des Brandanschlags handelte es sich um prorussische Aktivisten. Weder die Polizei noch die Justiz bestätigten die Angaben von Rossija 24.
Da geht es nämlich schon wieder los. Es gibt einen Medienkrieg, in dem das Medienimperium Putins mit Halbwahrheiten und letztlich nicht haltbaren Vorwürfen arbeitet.
Auch gelingt es diesem Imperium, teilweise Einfluss auf Teile der Medien bei uns auszuüben. Das ist mir schon häufiger aufgefallen.

Aneri hat geschrieben:auch dort:
Nemzow gehörte nicht mehr zu den führenden Oppositionspolitikern

Westliche Medien behaupteten, Nemzow habe eine Enthüllung über eine Beteiligung Russlands am Ukraine-Krieg geplant. Auch wurde behauptet, Nemzow sei der führende russischen Oppositions-Politiker und Anti-Korruptions-Kämpfer Russlands gewesen. Tatsache ist jedoch, dass die politische Karriere des Ermordeten schon 1998 endete, als er im Zuge der russischen Finanzkrise seinen Posten als Vizeministerpräsident verlor. 2008 war das Jahr, in dem die westlich orientierten Reformer in der russischen Regierung endgültig das Vertrauen der Bevölkerung verloren, wovon Putin bis heute profitiert.

Die von Nemzow geführt Partei der Rechten Kräften (SPS) scheiterte bei den Duma-Wahlen 2003 an der Fünf-Prozent-Hürde. Allerdings wurde Nemzow im September 2013 als Abgeordneter der liberalen Klein-Partei RPR-Parnas im Gebietsparlament von Jaroslawl - einer Region im Norden von Moskau - gewählt.

Auf den Demonstrationen gegen die Wahlfälschungen im Dezember 2011 und Frühling 2012 war Nemzow nicht der wichtigste Sprecher. Die Protestbewegung wurde von neuen, unverbrauchten Personen wie dem Rechtsliberalen Aleksej Nawalni ("Spezialoperation" Nawalny) und dem Linksradikalen Sergej Udalzow ("Der Putin-Clan schöpft die ganze Sahne ab")angeführt. Beide stehen jetzt unter Hausarrest.
Und dazu von der "Süddeutschen Zeitung":
Der russische Präsident Boris Jelzin förderte Nemzow und holte ihn schließlich 1997 nach Moskau. Mit gerade mal 37 Jahren war Nemzow russischer Vize-Premier, äußerst beliebt in der Bevölkerung und galt bereits als potenzieller Nachfolger Jelzins.
Doch die Regierung um Premierminister Viktor Tschernomyrdin (Mitte) und Vize-Premier Anatoli Tschubais (links) geriet in eine Krise, als 1998 spektakuläre Kurseinbrüche an der Moskauer Börse das Land in eine tiefe Wirtschaftskrise stürzten. Nemzow (rechts) bot seinen Rücktritt an - und war sein Amt wieder los.
Er gründete gemeinsam mit anderen die "Union der Rechten Kräfte", der 1999 der Einzug in die russische Staatsduma gelang. Bald geriet Nemzow jedoch in Konflikt mit Wladimir Putin (links), der 2000 das Präsidentenamt von Jelzin übernahm. Nemzow kritisierte Putins Vorgehen nach dem Untergang des U-Bootes Kursk und warnte vor autoritären Bestrebungen des neuen Präsidenten.
2003 verpasste die Union der Rechten Kräfte den Einzug ins Parlament, Nemzow verlor sein Mandat in der Duma. Und was die autoritären Bestrebungen Putins anging, sollte er recht behalten. Bald wurden oppositionelle Medien geschlossen, Gegner Putins - einige von ihnen umstrittene Oligarchen - verfolgt und verhaftet. Ein Machtkampf, der 2005 mit dem von Menschenrechtlern hart kritisierten Urteil gegen Michail Chodorkowski seinen Höhepunkt erreichte. Nemzow schloss sich diversen oppositionellen Gruppen und Parteien an, sein Ansehen in der Bevölkerung war jedoch inzwischen gering. Viele Russen machen Politiker der Jelzin-Ära für das Chaos der Neunziger Jahre verantwortlich, negative Berichte der russischen Staatsmedien taten ihr Übriges.
Einen Aufschwung erlebte die russische Opposition vor der Präsidentschaftswahl 2012. Nemzow demonstrierte wie viele Hunderttausend Menschen gegen eine erneute Kandidatur Wladimir Putins um das Präsidentenamt, hier ist er 2011 auf einer Kundgebung für "ehrliche Wahlen" zu sehen. Damals spielten allerdings bereits Andere eine größere Rolle in der Opposition als er - der Anti-Korruptions-Blogger Alexej Nawalny zum Beispiel, der anschließend verhaftet und 2013 und 2014 in umstrittenen Prozessen verurteilt wurde.
Am 27. Februar 2015 wurde Boris Nemzow in Moskau mitten auf der Straße, unweit des Kreml, erschossen. Den Behörden zufolge deutet alles auf einen Auftragsmord hin. Zuletzt hatte Nemzow die russische Intervention scharf kritisiert. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte er Putins Ukraine-Krieg für die schlechte wirtschaftliche Lage Russlands verantwortlich gemacht. (...)
Nemzow ist nicht der einzige Kreml-Kritiker, der während der 15 Jahre andauernden Ära Putin sein Leben verlor. 2006 wurde die Journalistin Anna Politkowskaja (oben, Mitte) ermordet, der Oligarch und Putin-Widersacher Boris Beresoswki (oben, rechts) wurde 2013 erhängt im Londoner Exil aufgefunden. Die Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa (unten, links) wurde 2009 entführt und umgebracht, der Anwalt Sergej Magnitski (unten, Mitte) starb 2009 unter nie geklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und Putin-Kritiker Alexander Litwinenko (unten, rechts) wurde 2006 in London vergiftet. Und das sind nur die bekanntesten Namen, die Liste der Ermordeten ist lang. Allein acht Journalisten und Journalistinnen der Nowaja Gaseta, für die Anna Politkowskaja schrieb, wurden bei Anschlägen getötet oder schwer verletzt.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/ermo ... -1.2372087

Natürlich hatte Nemzow zum Schluss nicht mehr die Position, wie einst, aber man muss auch sehen warum. 15 Jahre "Putinismus" und entsprechende Propaganda wirken sich immer stärker aus.
Vielleicht wäre er auch noch früher ermordet worden, wenn er bedeutender gewesen wäre. Doch jetzt wurde er anscheinend doch zu unbequem.
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dieter
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Lieber Barbarossa,
das wird so der Fall gewesen sein. Der Mord an der Journalistin, Name fällt mir im Augenblick nicht ein, ist auch noch nicht aufgeklärt worden. :evil: :twisted:
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Barbarossa
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Im Mordfall Nemzow wurden vier Verdächtige festgenommen, von denen einer - ein Kaukasier - inzwischen ein Geständnis abgelegt haben soll.
Artikel lesen: >> Russland - Mordfall Nemzow: Kaukasier soll ein Geständnis abgelegt haben << (dw.de)
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Lieber Barbarossa,
ich habe die Beschuldigten gesehen, wie sie der Presse vorgestellt wurden. Sie mußten gebückt gehen, die Beschuldigten mit einer Handschelle zu versehen, das wäre doch ausreichend gewesen. Es sollte aber der Eindruck erweckt werden, die waren es und brechen unter ihrer Schuld zusammen. :evil: :twisted:
Ein Beschuldigter hat schon Selbstmord gemacht, wenn die anderen ihm folgen, gibt es keine Aufklärung mehr. Das war genauso bei den Kennedy-Mörder, der wurde auch erschossen und es folgte keine Aufklärung mehr :evil: :twisted:
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