Nörgelnde Computer werden eher akzeptiert als kritische Lehr

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Fragte man sich im Bildungsbereich früher: Haben wir genug Bücher? – ging es also ums Sammeln und Suchen von relevanten Informationen – kommen die Informationen heute im Übermass auf die Schüler zu und die Aufgabe liegt eher im Filtern: Informationsflut als Filterversagen – Medienkompetenz = Filterkompetenz.

Schon 1995 wurde gefordert, dass jede Schülerin und jeder Schüler über einen eigenen PC verfügen soll, so ist es heute das Smartphone. Der Schule läuft mitunter die Zeit davon...

Wenn der Computer motzt: «Hier sehe ich aber einen Fehler!», dies akzeptieren die Kinder leichter, als wenn der Lehrer nörgelt.

Wie sich die Computerisierung des Unterrichts auf die Lehrerpersönlichkeit auswirke? Die Lehrkraft sollte immer noch ein Vorbild sein, so wie ich es hatte, dank einer Lehrerin wollte ich auch diesen Beruf ergreifen, nun sage ich aber still und leise ein Adieu zu meinem "erlernten" Beruf. Künftig werde ich im Bereich Kultur tätig sein.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Barbarossa
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Oh! Orianne, das klingt irgendwie nach Resignation...
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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dieter
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Orianne hat geschrieben:Fragte man sich im Bildungsbereich früher: Haben wir genug Bücher? – ging es also ums Sammeln und Suchen von relevanten Informationen – kommen die Informationen heute im Übermass auf die Schüler zu und die Aufgabe liegt eher im Filtern: Informationsflut als Filterversagen – Medienkompetenz = Filterkompetenz.

Schon 1995 wurde gefordert, dass jede Schülerin und jeder Schüler über einen eigenen PC verfügen soll, so ist es heute das Smartphone. Der Schule läuft mitunter die Zeit davon...

Wenn der Computer motzt: «Hier sehe ich aber einen Fehler!», dies akzeptieren die Kinder leichter, als wenn der Lehrer nörgelt.

Wie sich die Computerisierung des Unterrichts auf die Lehrerpersönlichkeit auswirke? Die Lehrkraft sollte immer noch ein Vorbild sein, so wie ich es hatte, dank einer Lehrerin wollte ich auch diesen Beruf ergreifen, nun sage ich aber still und leise ein Adieu zu meinem "erlernten" Beruf. Künftig werde ich im Bereich Kultur tätig sein.
Lieber Orianne,
ich würde es sehr bedauern, wenn Du den Beruf des Lehrers aufgibst. Menschen wie Du, es gibt davon ziemlich wenige, werden für die Erziehung und Weiterbildung der jungen Menschen gebraucht. :D
Es gibt leider zu wenige Lehrer, die wie Du sind, durfte in meiner Schulzeit zwei Lehrer und den Rektor erleben vor denen ich Respekt hatte. :wink:
Liebe Orianne, bitte, bitte überlege es Dir nochmal, den Beruf eines Lehrers aufzugeben. Du wirst gebraucht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Wir ertrinken in Informationsflut, der aber den Durst nach dem Wissen nicht stillt.

Irgendwie so oder ähnlich habe ich mal gehört und es wiedergibt , glaube ich, treffend die Situation. Übrigens öfters Diskussion - gerade in naturwissenschaftlichen Forums - nach die Bedeutung des Begriffs Information. Ich möchte jetzt nicht vetriefen, aber vielleicht muss die Aufgabe des Lehrers gerade daran sehen: nicht mit Informationen füttern, sondern in diesem Flut die Referenzen, die Bezugspunkte zeigen, die eine Orientierung in diesem Flut erlauben, um sich nicht in dem zu verlieren und hilflos treiben und "ertrinken".

Sonst ich wünsche dir, liebe Orianne viel Kraft. Du hast nicht gerade den leichtesten Beruf ausgewählt.
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Triton
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Ich verstehe das sehr gut.

Leider bestimmen seit einigen Jahren mehr und mehr diese kranken Computernerds und ihre Regeln das Leben in den Industriestaaten. Technik kontrolliert Menschen und Menschen dienen der Technik - gedacht war es einmal andersrum.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Lia

Schade für viele Schüler-Generationen, Orianne, aber ich kann Deine Entscheidung nachvollziehen.
Zusehends wird man als LehrerIn zu viel von der eigenen Persönlichkeit und von eigenen Überzeugungen unterdrücken müssen, weil das Web ganz zielgerichtet als die bessere und objektive Informations- und Orientierungsmöglichkeit etabliert wird.
Aneri hat geschrieben:Ich möchte jetzt nicht vetriefen, aber vielleicht muss die Aufgabe des Lehrers gerade daran sehen: nicht mit Informationen füttern, sondern in diesem Flut die Referenzen, die Bezugspunkte zeigen, die eine Orientierung in diesem Flut erlauben, um sich nicht in dem zu verlieren und hilflos treiben und "ertrinken".
Medienkompetenz zu unterrichten, ist Teil der Ausbildung im Lehrerberuf, bzw. in Fortbildungen.
Ein Kampf gegen Windmühlenflügel bei den SchülerInnen, die mehr in der virtuellen als in der realen Welt leben, wo direkte Kommunikation zusehends zweitrangig wird.
Ich kann Dich verstehen, Orianne, man lebt nicht nur für andere, muss nicht dauernd Opferbereitschaft zeigen und hehre Ziele im Sinne Dritter, die jeden Tag von Schülern und von "oben" konterkariert werden, anstreben, sondern hat auch einen Anspruch auf ein erfülltes berufliches Leben, das den eigenen Vorstellungen entspricht.
Du kannst beides, Wissenschaft und Pädagogik, beides im Verbund kann sehr viel Erfüllung bringen, wenn man es im großen Rahmen "Kultur" einbringen kann.
Viel Glück beim Neustart wünsche ich Dir!
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Orianne
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Ihr habt alle Recht, man kämpft in der heutigen Zeit in der Schule als Lehrkraft gegen Windmühlen, gegen Eltern, Schulpflege und manchmal auch gegen SchülerInnen. Eine gewisse Resignation war und ist vorhanden. Der auslösende Faktor war eine PN hier mit einem User, dieser User schlug mir vor mich "blind" bei einem staatlichen Unternehmen zu bewerben. Ich machte das, und musste fast einen Monat lang jede Woche zu Tests, die ich dann bestand. So unterschrieb ich dann den Arbeitsvertrag und kündete meine bisherige Stelle. Antreten werde ich den neuen Job ab Dienstag nach Ostern.

@Dieter: Ich kann Dir garantieren, in meiner Klasse würden Boxhiebe in den Bauch unterbunden werden, auch ein sicherer Schulweg ist für mich ein Grundstein für ein gesundes Kind in der Schule.
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dieter
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Orianne hat geschrieben: @Dieter: Ich kann Dir garantieren, in meiner Klasse würden Boxhiebe in den Bauch unterbunden werden, auch ein sicherer Schulweg ist für mich ein Grundstein für ein gesundes Kind in der Schule.
Liebe Orianne,
das hatte ich von Dir auch nicht anders erwartet, umso bedauerlich ist es, dass Du den Beruf des Lehrer aufgibst. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Im übrigen stehst Du nicht allein, Orianne, jüngere wie ältere Kollegen, und immer die engagierten, suchen sich andere Aufgaben, weil sie von allen Seiten im Stich gelassen werden.
Inzwischen weiß ich zu schätzen, dass ich Einzelarbeit doch viel erreichen kann, was kritischen Umgang mit Medien betrifft, darunter zu helfen auch, dem Druck der peer-groups Widerstand zu leisten.
Erzählte kürzlich die Mutter eines 10. Klässlers, ein Mitschüler habe auf Wunsch seiner Ratgeber- belesenen Mutter, die allerdings keinerlei fremdsprachliche Kompetenz hatte, allen! Fachlehrern erzählt, wie der Unterricht zu laufen habe. Irgendwann nimmt man das halt nicht mehr nur leicht amüsiert zur Kenntnis.
Renegat
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Mal abgesehen von Oriannes persönlicher Entscheidung, die ich als Außenstehender nur akzeptieren kann und nicht beurteilen mag, was hat sich denn im Schulalltag durch die neuen Medien wirklich geändert?
Schulthemen hatten wir ja schon so einige. Hier geht es in der Überschrift um die Konkurrenz der scheinbar allwissenden Maschine zum persönlich anwesenden Lehrer.
Lehrer waren und sind nicht allwissend, ihre Aufgabe ist es Wissen zu vermitteln und Wege aufzuzeigen, mit Informationen umzugehen, sie einzuordnen. Heute ist Wissen im Netz gespeichert und schnell abrufbar, wobei die alten Speichermedien Bücher, Zeitschriften, Filme ja weiter da sind bzw. inzwischen auch digital gelagert werden.
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Gontscharow
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Ich wünsche dir, daß du in deinem neuem Beruf die Anerkennung und Erfüllung findest,
die du dir wünscht.
Alles Gute, Orianne.
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