"Holodomor" - Die Hungerkatastrophen der Ukraine

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Die Hungersnot in der Ukraine hat einen Namen, und zwar den von Stalin.

Stalin benutzte den Hunger als eine Waffe, um ein unliebsames Volk gefügig zu machen. Stalin und seine Anhänger nutzten die Hungerwaffe für den Kampf um den Sozialismus und gegen die freien Bauern in der Ukraine.

Andrej Sacharov schrieb einmal über die "Ukrainophobie" Stalins, der der Meinung war, dass man das ukrainische Volk mit Stumpf und Stiel ausrotten sollte, dass dies wegen der grossen Bevölkerungszahl aber nicht möglich sei.

Stalin siegte, er brach den Widerstand des ukrainischen Volkes. Aber zu welchem Preis: ca. 14 Millionen Tote und ein verwüstetes Land, das sich bis heute nicht vollständig erholt hat.

Stalin wollte in der Ukraine die Zwangskollektivierung und die Enteignung einführen, deshalb liess er ukrainische Aktivisten anwerben, die für ihn die Drecksarbeit machen sollten.

Wie meistens aus Moskau wird zu einem Verbrechen keine Stellung genommen, oder es heisst im Fall der Ukraine, ja es hat zuviel geregnet, die Ernte war verdorben, obwohl man weiss, dass die Ukraine die Kornkammer der Sowjetunion war, und das grosse Land fast im Alleingang hätte versorgen können, dies wusste auch Hitler, aber dieser Diktator steht jetzt nicht im Raum.

Eines könnte man Expräsident Juschtschenko zu Gute halten, er hatte gegen Ende 2006 einen Gesetzesentwurf im Parlament vorgelegt, dass die Verleumdung der Hungersnot unter Strafe gestellt wird. Soviel ich weiss, wurde dies vom Parlament als Genozid am ukrainischen Volk anerkannt.

Dazu kam noch die Hungersnot von 1946/47 in der Sowjetunion, mit ca. 1,5 Millionen Toten, sie wird oft vergessen. Warum leistete Stalin z.B. Frankreich, Polen, der Tschechoslowakei und anderen Ländern Lebensmittelhilfen? Er konnte seine eigenen Völker nicht ernähren. Das sind Fragen die schon in den Kalten Krieg fielen, da Truman die Lage kannte, und kein Getreide nach Russland liefern wollte, obwohl die Versorgung schon 1941 zusammengebrochen war.

Ich habe drei Bücher über dieses Thema gelesen, und es werden die grausamsten Dinge erzählt, das Schrecklichste für mich, als eine Mutter ihre Kinder ass. Für diesen Kannibalismus ist ein Mann verantwortlich: Josef Stalin, einer der grössten Verbrecher der Menschheit.

Moskau täte gut daran, endlich die Archive über diesen Genozid zu öffnen, damit sich die Historiker mit diesem Thema befassen könnten, doch wie immer gibt es keine Reaktion seitens des Kremls.

Die Bücher bzw. Abhandlung zum Thema:

Stalins verschwiegener Völkermord - Dr. Olena Geissbühler-Moyseyenko, Sigriswil BE

Aufbewahren für alle Zeit - Lev Kopelev

Stalins Holocaust in der Ukraine 1929­1933 - Robert Conquest
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Für Moskau ist Stalin ein Schandfleck in der Geschichte. Wenn die die Archive öffnen würden und die schon gestorbenen Zeitzeugen zu Wort kommen würden, würde von Stalins Persönlichkeit nicht mehr viel übrig bleiben. Nach außen versuchte er den perfekten Staatsmann zu verkörpern. Im familären Kreis und auch im privaten und politischen Kreise seiner Genossen war keiner vor seinen Launen sicher. Zudem war er unberechenbar, wenn er etwas getrunken hatte. Keiner seiner umgebenen Genossen wusste wer der Nächste ist, der seiner Tobsiucht zum Opfer fiel.
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Die Deppen der Wehrmacht hätten leicht alle Sympathien der nichtrussischen Völker bekommen können, hätten sie sich auch nur normal gegenüber den Ukrainern, Balten, Weissrussen benommen. Kein Partisanenkrieg, wahrscheinlich wäre die UDSSR dann tatsächlich zusammengeklappt wie erhofft.
Spartaner hat geschrieben:Für Moskau ist Stalin ein Schandfleck in der Geschichte.
Wer ist "Moskau"?
Russland war vor Stalin eine Randmacht, verlor Kriege in Serie
1905 gegen Japan
1917 gegen Deutschland
1920 gegen Polen

Nach 20 Jahren Stalin war aus Russland die UDSSR geworden, die zweite Macht auf der Welt.
Wäre das ohne den Stalinismus möglich gewesen?
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Orianne hat geschrieben:Die Hungersnot in der Ukraine hat einen Namen, und zwar den von Stalin.

Stalin benutzte den Hunger als eine Waffe, um ein unliebsames Volk gefügig zu machen. Stalin und seine Anhänger nutzten die Hungerwaffe für den Kampf um den Sozialismus und gegen die freien Bauern in der Ukraine.
Siehst Du es als gesichert, dass es vor allem um die Ukraine ging? Es ging doch vor allem gegen die "Kulaken"? Es gab doch auch eine Kollektivierung in Russland oder verlief es dort anders? Es wiederholte sich ja nach dem Kriege in China. Ineffizienz bringt ebenso viele Menschen um wie Kriege.
Orianne hat geschrieben:Dazu kam noch die Hungersnot von 1946/47 in der Sowjetunion, mit ca. 1,5 Millionen Toten, sie wird oft vergessen. Warum leistete Stalin z.B. Frankreich, Polen, der Tschechoslowakei und anderen Ländern Lebensmittelhilfen?
Ganz einfach: Machtpolitik. In der Tschechoslowakei ging es darum, der Kommunistische Partei den Rücken zu stärken, die ja dann noch nicht allein an der Macht war. Dies auch als Gegenleistung für die Ablehnung des Marshall Planes. Ähnliche Überlegungen dürften im Fall von Polen aber auch von Frankreich gespielt haben. Die eigene Bevölkerung hatte man eh im Würgegriff, da waren keine Konzessionen notwendig.
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Triton hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Für Moskau ist Stalin ein Schandfleck in der Geschichte.
Wer ist "Moskau"?
Russland war vor Stalin eine Randmacht, verlor Kriege in Serie
1905 gegen Japan
1917 gegen Deutschland
1920 gegen Polen

Nach 20 Jahren Stalin war aus Russland die UDSSR geworden, die zweite Macht auf der Welt.
Wäre das ohne den Stalinismus möglich gewesen?
Dein Einwurf ist irgendwo zwischen zynisch und dumm. Gerade in einem Holodomor Thread.
Den Krieg gegen Japan verlor man in seiner Peripherie. Den Krieg "gegen Deutschland" verlor man nicht nur auch gegen Österreich-Ungarn und gegen das Osmanische Reich, sondern vor allem gegen die eigene Revolution. Wäre des Zaren Tscheka so effizient wie das später das NKWD, wäre der Zar vielleicht an der Macht geblieben.

Die Niederlage gegen Polen resultierte auch aus der Hilfe Frankreichs, wie auch ukrainischer Patrioten, aber auch wieder dem eigenen Bürgerkrieg.

Der Sieg im Zweiten Weltkrieg wiederum wäre - hier schon mehrfach dargelegt - ohne Westalliierte Hilfe undenkbar gewesen. Richtig, Hitlers Politik half hier auch mit.

Ja, Stalin hat Russland industrialisiert und unter der Hilfe und gewisser Kurzsichtigkeit der Westmächte der Sowjetunion zur Weltmachtstellung verholfen - aber zu welchem Preis?

Sein Bündnis mit Hitler 1939 im übrigen erwies sich als Bumerang.

Wieviel Menschenleben hat er auf dem Konto?

- Holodomor
- Gulags, politische Morde, Schauprozesse
- Morde an Polen (Katyn u.a.)
- ineffizienz der Roten Armee durch Ermordung des Offiziers Kaders
- menschenverachtende Kriegführung, Verheizen der eigenen Soldaten, Bündnis mit Hitler, Missachtung der Warnungen 1941
- Hungersnot nach dem Krieg durch Ablehnung des Marhallplans und wortbrüchige Gestaltung in Osteuroa

Unterm Strich: Wohl mehr als Hitler?
Benutzeravatar
Gontscharow
Mitglied
Beiträge: 363
Registriert: 14.09.2014, 01:14

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... l_Kyiv.JPG

Das ist das Denkmal und das Museum des Holodomor in Kiew - dort, wo das Kreuz steht.
Im Hintergrund befindet sich Lawra, das Höhlenkloster.
Wenn man dieses Museum besucht und ein nicht ganz empathieloser Mensch ist, kommen
einem die Tränen ob der grauenhaften Bilder und Erlebnisberichte vom Hungertod
und dem vorhergehendem Leiden der Menschen.
Meine Großmutter hat mir schon als Kind davon erzählt .... In Kiew sind die Menschen auf
den Straßen vor Schwäche umgefallen und konnten nicht mehr aufstehen.Als Leichenwagen
wurden Pferdefuhrwerke eingesetzt, man kam mit dem Aufsammeln kaum noch nach.
Es wurden auch noch lebende Menschen auf die Wagen geworfen - mit der Begründung,
daß sie ohnehin tot wären, bis man am Massengrab ankomme.
Abgesehen von der bolschewistischen Ideologie, daß man die Großbauern enteigenen / exekutieren müsse, wollte Stalin natürlich auch speziell der Ukraine und ihrer Nationalbewegung das Rückgrat brechen- was ihm auch gelungen ist. Das Bürgertum und die tüchtige, selbst wirtschaftende Bauernschaft wurde komplett ausgerottet.

Orianne : Von den dir genannten Büchern habe ich das von Robert Conquest gelesen. Es ist grauenhaft zu lesen -
ich hatte mehrmals während der Lektüre überlegt, es wegzulegen, weil die geschilderten Greueltaten schwer
zu ertragen sind.Ungefähr so wie Erlebnisberichte über die KZs.
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

@Gontscharow: Ja, das Buch hatte mich auch sehr beschäftigt, und zwar aus dem gleichen Grund wie Dich.

Zur Zeit lese ich das Buch "Demozid" - der befohlene Tod : Massenmorde im 20. Jahrhundert
von Rudolph J. Rummel, auch hier bin ich manchmal mit der Beschreibung der Gräueltaten überfordert, doch sollte man es wissen, was
sich damals ereignete.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Interessanterweise hat sich ein Biologe dieser Hungersnot angenommen und ein Buch darüber geschrieben (Nicholas Ganson: The Soviet famine of 1946-47 in global and historical Perspektive), hier eine Textpassage:

Code: Alles auswählen

Es ist dankenswert, dass Nicholas Ganson, von der Ausbildung her Biologe, sich dieses Themas annimmt. Da bereits Arbeiten zum Ablauf vorliegen (V. F. Zima: Golod v SSSR 1946‒1947 godov: proischoždenie i posledstvija. Moskva 1996; Michael Ellman: The 1947 Soviet famine and the entitlement approach to famines, in: Cambridge Journal of Economics 24 (2000), S. 603‒630), konzentriert sich Ganson darauf, die Hungersnot in den Kontext des Kalten Krieges zu stellen und in globale Zusammenhänge einzuordnen. Damit gelingt es ihm, einen ungewöhnlichen Blick auf die Ereignisse zu werfen. Er vertritt die Ansicht, Hungersnöte in der Moderne seien weniger von Missernten als vielmehr von dem dahinter stehenden Gesellschaftssystem determiniert. Er fragt deshalb auch, warum gerade die Sowjetunion immer wieder von Hungersnöten getroffen wurde und ob großrahmige Hungersnöte eine Besonderheit totalitärer Staaten sind.

http://www.recensio.net/rezensionen/zei ... anguage=de
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Aneri

Orianne hat geschrieben: Stalin benutzte den Hunger als eine Waffe, um ein unliebsames Volk gefügig zu machen. Stalin und seine Anhänger nutzten die Hungerwaffe für den Kampf um den Sozialismus und gegen die freien Bauern in der Ukraine.
Ich würde jetzt nicht wetten, dass Stalin keine persönliche Abneigung gegen das ukrainische Volk hatte. Vielleicht, ich weiß es nicht. Dennoch logischer scheint mir hier ein andere Zusammenhang. Es geht um eine bestimmte gesellschaftliche Schicht - Kulaken (übersetzt übrigens heißt "ein Faust", was m. E. deren Widerstand würdigt), die in Ukraine allein aus geografischen-klimatologischen-historischen Gründen stärker ausgeprägt als in übrigen Russland. Gegen sie war der Kampf gerichtet. DAbei war unerheblich ob man Ruse oder Ukrainer ist. Alle fielen unter diesem Mähen. Da mit der Zeit beim Stalin eine besondere Abneigung für Ukrainer entstehen könnte, liegt wohl in der breite Masse der ukrainischen Kulaken, deren sozial motivierter Kampf wurde von nationalistischen Strömungen der neu-angeschlossenen Westukraine unterstützt. Dennoch Leitmotiv des Widerstands war nicht nationalisch. Es war das Stück des Ackerlandes, für das sie kämpften.

Der Fakt ist: es kam zu Massentod. Dennoch Darstellung als Völkermord m. E. ist eine Instrumentalisierung ,von anderen politischen Strömungen für ihre Ziele.
Stalin wollte in der Ukraine die Zwangskollektivierung und die Enteignung einführen, deshalb liess er ukrainische Aktivisten anwerben, die für ihn die Drecksarbeit machen sollten.
Gerade hier würde ich die Akzentuierung der Persönlichkeit des Stalins aufgeben. Es war die kommunistische Partei, die die Aktivisten "aktivierte". Kulaken waren die Kapitalisten der Landwirtschaft, die große Teil der Bevölkerung hatte kein Land. Sie waren s. z. "Proletarier". Da dort viele unzufrieden waren, weil keine Aufstiegsmöglichkeit gab, ist auch leicht nachvollziehen.
Eines könnte man Expräsident Juschtschenko zu Gute halten, er hatte gegen Ende 2006 einen Gesetzesentwurf im Parlament vorgelegt, dass die Verleumdung der Hungersnot unter Strafe gestellt wird. Soviel ich weiss, wurde dies vom Parlament als Genozid am ukrainischen Volk anerkannt.
Interessant. Ich hatte Schule in USSR in 60-70-gen besucht. Es war nicht verleumdet. Wir hatten es in Geschichtsunterricht gelernt. Man hat uns zwar nicht mit den Ziffern überrollt, statt dessen über "großen" Hungernot geschrieben, für den - klar doch! - die Kulaken schuld hatten. Im Grunde aber, wenn auch Schuld aus heutiger Sicht sehe ich in der Partei und ihrem Führer, das Rest scheint mir doch richtiger dargestellt werden, als es von der ukrainischen Nationalisten heute verlangt wird.
Benutzeravatar
Gontscharow
Mitglied
Beiträge: 363
Registriert: 14.09.2014, 01:14

Aneri, sicher wird der Holodomor durch ukrainische Nationalisten instrumentalisiert ....
so wie beispielweise der Holocaust vom Staat Israel oder die Sklaverei von schwarzen Bürgerrechtsaktivisten in den USA.
Ist das legitim oder nicht ?
Die Auffassung, daß der Hungertod alle gleichermaßen traf - unabhängig von der Nationalität - und daß es
um die Ausrottung einer sozialen Schicht ( die dem Bolschewismus feindlich gegenüber stand) ist eine sowjetische,
die auch vom heutigen Rußland noch vertreten wird.
Die Opferzahlen sprechen aber eine andere Sprache : Sie waren in der Ukraine besonders hoch, aber auch bei den
Wolgadeutschen.Hier könnte man noch argumentieren, es hätte - genau wie bei den Ukrainern - bei den Wolgadeutschen eben besonders
viele "Kulaken" gegeben ( ein Kulak war man damals schon, wenn man statt einer oder gar keiner zwei Kühe besaß).
Aber warum waren dann die Opferzahlen auch in Zentralasien überdurchschnittlich ? Die dortige moslemische Bevölkerung war
ökonomisch keineswegs besonders erfolgreich.
Nicht vergessen : Stalin war als Georgier , bevor er Dikatator wurde, für die Nationalitätenpolitik der SU mitverantwortlich.
Scheinbar ist er in dieser Zeit zu dem Schluß gekommen, daß man den neuen Sowjetmenschen am besten schaffe, wenn
man alle anderen Nationalitäten auf dem Territorium der UdSSR entweder assimiliert oder ausrottet. Alle sollten zu Russen werden.
Das behob auch die Gefahr der Sezession von Randgebieten.
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Stalin war ein völlig skrupelloser und zynischer Machtpolitiker. Im Gegensatz zu Hitler ein Misanthrop, der sich zwar feiern und besingen ließ, dem es aber wurscht war, was das Volk wirklich dachte und wie es ihm ging.

Hunger war wohl nur eine weitere Terrorwaffe in seinem Arsenal, neben den GULAGs und den Erschießungen, damit das Volk andere Sorgen hat, als sich gegen die Parteiherrschaft aufzulehnen. Vielleicht ist es dumm, aber der Erfolg gab ihm Recht, er blieb bis zu seinem Tod an der Macht und sein Staat existierte fort, expandierte sogar.

Übrigens lag die Hungersnot unmittelbar nach dem Krieg auch an den Kriegsgefangenen und Deportierten, die mitversorgt werden mussten und die oft sogar mehr bekamen als die eigenen Landsleute, um sie nicht verhungern zu lassen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Aneri

Gontscharow hat geschrieben:Aneri, sicher wird der Holodomor durch ukrainische Nationalisten instrumentalisiert ....
so wie beispielweise der Holocaust vom Staat Israel oder die Sklaverei von schwarzen Bürgerrechtsaktivisten in den USA.
Ist das legitim oder nicht ?
Wenn die Wirkungen bewusst verdreht werden, dann ist es nicht legitim, weil es ein Fälschung ist. Gegen wem war die Politik gerichtet: gegen Ukrainer oder Kulaken? M. e. ist es entscheidende Frage, auf die heutige Nationalisten eindeutige Antwort haben.
Instrumentalisierung des Israels oder schwarzen Bürgerechtbewegung ist doch prinzipiell anders. Schade, dass du es nicht siehst.
Die Auffassung, daß der Hungertod alle gleichermaßen traf - unabhängig von der Nationalität - und daß es
um die Ausrottung einer sozialen Schicht ( die dem Bolschewismus feindlich gegenüber stand) ist eine sowjetische,
die auch vom heutigen Rußland noch vertreten wird.
Ich bin nicht der Auffasassung, dass es alle gleichmäßig traf. Gegenteil. Was ich will aber sagen, dass der Kampf nicht "persönlich" gegen des ukrainischen Volk gerichtet wurde. nehmen wir eine ausgedachte Situation: in Europa kommt ein Partei zur Macht, die jeden Blonden Typen als üblichen Feind ansieht und alle hellhaarigen einfach tötet. Ist es richtig zu sagen wäre, dass es ein Genozid gegen Suomi oder Norwegen ist (Opferzahl am größten), wenn es auch überall in Europa die hellhaarigen getötet wurden?
Nicht vergessen : Stalin war als Georgier , bevor er Dikatator wurde, für die Nationalitätenpolitik der SU mitverantwortlich.
Scheinbar ist er in dieser Zeit zu dem Schluß gekommen, daß man den neuen Sowjetmenschen am besten schaffe, wenn
man alle anderen Nationalitäten auf dem Territorium der UdSSR entweder assimiliert oder ausrottet. Alle sollten zu Russen werden.
Warum soll man es nicht vergessen? Hatten Georgier besondere Abneigung gegen Ukrainer? Was ich mit meiner Augen beobachten könnte - eher das Gegenteil. Georgier (und nicht nur sie) gerade jagten die Ukrainerin, waren stolz eine Ukrainerin heiraten zu können.

Schon allein das Fundament der Kommunismus geht auf das Internationale zurück. Proletariat hat keine nationale Grenzen. deshalb hatte er auch die solche Angst für westliche Gesellschaften angejagt.

Auch über die Pflege der nationalistischen Angelegenheiten (Kultur, Sprache) kann ich nur in poststalinistische Zeit berichten. Hier gibt es keine Hinweise auf Ausrottung. Das Ggenteil der Fall ist. Jede Nationalität könnte sich frei entfalten - mit einer Voraussetzung: sie erkennt die Moskaue-Macht.

Wobei vermute ich, dass die ukrainische Sprache, gerade wegen ihre Nähe zur russischen gelitten hat. was nicht von z. B. litauischen oder anderen sagen kann.
Benutzeravatar
Gontscharow
Mitglied
Beiträge: 363
Registriert: 14.09.2014, 01:14

Doch, Aneri, ich sehe durchaus, was du meinst. Deine Ansicht war die offizielle sowjetische und nach wie
vor die geltende russische Version der Ereignisse 1932/33.
Um bei deinem ausgedachtem Beispiel zu bleiben : Ich- als Dikatator - möchte die Norweger töten,
weil sie mir nicht ins Konzept passen. Ich möchte aber nicht, daß alle das erkennen - weil sowohl
im eigenem Land als auch in der Weltöffentlichkeit würde das als unmoralisch gelten,
Also denke ich mir einen "Trick " aus : Ich töte alle blonden Europäer.Da es viele blonde Norweger
und wenig blonde Spanier gibt, trifft das Ausrotten der Blonden die Norweger am härtesten.
Somit habe ich mein M o t i v . die Norweger zu töten, verschleiert.

Natürlich gab es immer Hungersnöte in Rußland - sogar noch kurz nach dem Krieg. Diese Hungersnot
von 1932/33 wurde aber gezielt instrumentalisiert , um das Ziel des Genozides am ukrainischen Volk
heimlich zu bewerkstelligen - die Situation in der Ukraine wurde bewußt von er Regierung verschärft,
damit möglichst viele Ukrainer am Hunger sterben.
Wenn es dich interessiert, lies mal das von Orianne empfohlene Buch von Robert Conquest.
Im übrigen ist der Holodomor n i c h t die Schuld des russischen Volkes, sondern Stalins Schuld.Ich weiß
aus Erfahrung, daß sich Russen leicht angegriffen fühlen, wenn man den Holodomor mit ihnen diskutiert.
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Triton hat geschrieben:Stalin war ein völlig skrupelloser und zynischer Machtpolitiker. Im Gegensatz zu Hitler ein Misanthrop,[....]
Wo siehst du hier den Gegensatz zu Hitler? Hitler, der Philanthrop? :shock: :crazy:

Das kann ja nicht dein Ernst sein.
Triton hat geschrieben: Übrigens lag die Hungersnot unmittelbar nach dem Krieg auch an den Kriegsgefangenen und Deportierten, die mitversorgt werden mussten und die oft sogar mehr bekamen als die eigenen Landsleute, um sie nicht verhungern zu lassen.
Der Holodomor fand aber in den 30ern statt, da gab's noch keinen Krieg.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Aneri hat geschrieben:
Gontscharow hat geschrieben:Aneri, sicher wird der Holodomor durch ukrainische Nationalisten instrumentalisiert ....
so wie beispielweise der Holocaust vom Staat Israel oder die Sklaverei von schwarzen Bürgerrechtsaktivisten in den USA.
Ist das legitim oder nicht ?
Wenn die Wirkungen bewusst verdreht werden, dann ist es nicht legitim, weil es ein Fälschung ist. Gegen wem war die Politik gerichtet: gegen Ukrainer oder Kulaken? [...]

Ist das so wichtig? Fakt ist, dass Stalin Millionen Menschen ins Gras beißen ließ.
Im übrigen kann ein Ukrainer auch gleichzeitig Kulake sein.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Nicht-Mitgliedstaaten“