Türkei nach Atatürk: Kampf Fortschritt gegen Rückschritt

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Paul
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Die Kopftücher haben wahrscheinlich einen ähnlichen Ursprung wie die Hauben in Germanien, als züchtige Bedeckung für verheiratete Frauen. Wurde die Pflicht zum Kopftuch tragen auch in den Koran geschrieben o. beruht es auf einem Irrtum eines Teils der Bevölkerung?
Es dient der Abgrenzung und bewirkt auf jedenfall Abgrenzung. In weiten Teilen des Lebens werden wir auch einen Irrtum tolerieren können. Kopftücher werden auch von religiösen Christen getragen.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Jan H. hat geschrieben:Was ist an Kopftüchern Islamismus?
Lieber Jan,
Atatürk wollte einen laizistischen Staat, deswegen ein Verbot von Kopftüchern in staatlichen oder öffentlichen Räumen,
Der Koran sagt aus, dass due Frauen bedeckt gehen sollen, viele Muslime legen das so aus, dass die Haare als sexuelle Animation nicht mehr gezeigt werden dürfen, deshalb das Kopftuch. Kemal Atatürk wollte eine strickte Trennung von Staat und Religion, deshalb auch das Kopftuchverbot bei den Unis. Erdogan hob diese Verbot auf und verstößt deshalb gegen die Prinzipen von Atatürk, weil er die Türkei noch mehr islamisieren wollte. :evil: :twisted:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Paul hat geschrieben:Die Kopftücher haben wahrscheinlich einen ähnlichen Ursprung wie die Hauben in Germanien, als züchtige Bedeckung für verheiratete Frauen. Wurde die Pflicht zum Kopftuch tragen auch in den Koran geschrieben o. beruht es auf einem Irrtum eines Teils der Bevölkerung?
Es dient der Abgrenzung und bewirkt auf jedenfall Abgrenzung. In weiten Teilen des Lebens werden wir auch einen Irrtum tolerieren können. Kopftücher werden auch von religiösen Christen getragen.
Lieber Paul,
wo werden Kopftücher von religiösen Christen getragen, außer den Nonnen :?: Mohammed spricht von Bedeckung, das wurde so ausgelegt, dass die Haare berdeckt sein sollen. Ob das so sein soll, weiß nur Gott :wink:
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Paul
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dieter hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Die Kopftücher haben wahrscheinlich einen ähnlichen Ursprung wie die Hauben in Germanien, als züchtige Bedeckung für verheiratete Frauen. Wurde die Pflicht zum Kopftuch tragen auch in den Koran geschrieben o. beruht es auf einem Irrtum eines Teils der Bevölkerung?
Es dient der Abgrenzung und bewirkt auf jedenfall Abgrenzung. In weiten Teilen des Lebens werden wir auch einen Irrtum tolerieren können. Kopftücher werden auch von religiösen Christen getragen.
Lieber Paul,
wo werden Kopftücher von religiösen Christen getragen, außer den Nonnen :?: Mohammed spricht von Bedeckung, das wurde so ausgelegt, dass die Haare berdeckt sein sollen. Ob das so sein soll, weiß nur Gott :wink:
Ich weis, das die Pfingstler u.a. streng religiösen Gruppen sehr oft Kopftuch und lange graue Röcke tragen. Es ist keine absolute Vorschrift. Der Sinn ist aber ähnlich, keinen Mann zu erotischen Gedanken verführen und auch keine Eitelkeit zu zeigen. Ich hatte Nachbarn, die vor allem zum Gottesdienst in extrem schlichter kleidung fuhren.
In meinem fast 300 Jahre alten katholischen Gebetbuch stehen solche Regeln auch.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Lieber Paul,
hatten die Frauen Deiner Nachbarn, welche zum Gottesdienst gingen ihre Haare mit Kopftüchern bedeckt :?: Ich bin nicht katholisch sondern evangelisch, mir ist von solchen Beschränkungen nichts bekannt. Meine Liebe Frau sieht mit ihren blonden Haaren auch ohne Kopftuch weitaus besser aus. :wink:
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Die Pfingstler-Nachbarn haben Kopftücher getragen. Jetzt bin ich woanders hingezogen, da ist eine freikirchliche Gemeinde im Dorf, die Leute tragen zwar selten Kopftücher, ziehen sich aber dennoch betont schlicht an, wenn sie zur Kirche gehen.
Als wir nach Deutschland kamen, hat meine Oma auch Kopftuch getragen, aber dann doch bald abgelegt, weil sie auch optisch dazu gehören wollte.
viele Grüße

Paul

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Dietrich
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Paul hat geschrieben: Als wir nach Deutschland kamen, hat meine Oma auch Kopftuch getragen, aber dann doch bald abgelegt, weil sie auch optisch dazu gehören wollte.
Bis ins 19. Jh. ging keine anständige Frau im christlichen Europa ohne Kopfbedeckung auf die Straße. Das änderte sich erst mit der vollen Emanzipierung der Frau im 20 Jh.; aber noch lange nach 1945 sah man in den Cafes besonders ältere Damen nie ohne einen Hut oder eine Kappe.

Die Sitte weiblicher Kopfbedeckung liegt also auch im christlichen Abendland nicht soooo lange zurück und erst nach dem 1. Weltkrieg, dem Wahlrecht für Frauen und ihrer endgültigen Emanzipation änderte sich das: die langen Kleider, die Frauen seit jeher trugen, kamen außer Mode und eine Kopfbedeckung galt nicht mehr als verpflichtend für die "anständige" Dame.

Anders als beim muslimischen Kopftuch hatte die alte Hutordnung der christlichen Frauen aber keine religiösen Gründe, sondern lediglich Gründe der "Schicklichkeit". Und wenn es dennoch ursprünglich einen religiösen Hintergrund gegeben haben sollte, so war der längst in Vergessenheit geraten. Ausnahme: Kopfbedeckung der Frau in Kirchen, was heute nur noch in den südeuropäischen Ländern und Staaten mit christlich-orthodoxer Religion an der Tagesordnung ist.
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dieter
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Paul hat geschrieben:Die Pfingstler-Nachbarn haben Kopftücher getragen. Jetzt bin ich woanders hingezogen, da ist eine freikirchliche Gemeinde im Dorf, die Leute tragen zwar selten Kopftücher, ziehen sich aber dennoch betont schlicht an, wenn sie zur Kirche gehen.
Als wir nach Deutschland kamen, hat meine Oma auch Kopftuch getragen, aber dann doch bald abgelegt, weil sie auch optisch dazu gehören wollte.
Lieber Paul,
ja das gab es nach dem Krieg. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter als Trümmerfrau auch ein Kopftuch getragen. :wink:
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Dietrich hat geschrieben: Anders als beim muslimischen Kopftuch hatte die alte Hutordnung der christlichen Frauen aber keine religiösen Gründe, sondern lediglich Gründe der "Schicklichkeit". Und wenn es dennoch ursprünglich einen religiösen Hintergrund gegeben haben sollte, so war der längst in Vergessenheit geraten. Ausnahme: Kopfbedeckung der Frau in Kirchen, was heute nur noch in den südeuropäischen Ländern und Staaten mit christlich-orthodoxer Religion an der Tagesordnung ist.
Lieber Dietrich,
warum sollen Frauen in Kirchen eine Kopfbedeckung tragen, hat das mit religiösen Vorschriften zu tun :?:
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dieter hat geschrieben: Lieber Dietrich,
warum sollen Frauen in Kirchen eine Kopfbedeckung tragen, hat das mit religiösen Vorschriften zu tun :?:
In den Kirchen Spaniens,Italiens, Portugals, Russlands oder Griechenlands ist es bis heute üblich, dass Frauen zum Kirchgang ihr Haar bedecken. Eine uralte Sitte, die es auch im westlichen Europa bis ins 19. Jh. gab. Im Netz las ich dazu:

"Es ist eine sehr alte Tradition, die tatsächlich schon bis auf die Paulusbriefe zurückgeht, dass Frauen die Kopfbedeckung in der Kirche und auch während des Gottesdienstes anbehalten. Von Männern erwartete man dagegen, dass sie aus Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes in der Kirche ihre Hüte, Mützen oder Kappen abnehmen. Natürlich sind das nicht festgeschriebene oder absolute Gebote, sondern Traditionen,"
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dieter
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Lieber Dietrich,
Danke für diese Auskunft. :) Sofern ich eine Mütze aufhabe, nehme ich sie beim Betreten der Kirche aus Respekt vor Gott ab. Das passiert immer dann, wenn ich mir die Krippenausstellung in unserer Kirche ansehe. :wink:
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Paul
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dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
Danke für diese Auskunft. :) Sofern ich eine Mütze aufhabe, nehme ich sie beim Betreten der Kirche aus Respekt vor Gott ab. Das passiert immer dann, wenn ich mir die Krippenausstellung in unserer Kirche ansehe. :wink:
Das bedecken der Haare wird bei Männern und Frauen traditionell anders bewertet. Wenn ein Mann die Kopfbedeckung abnimmt, ist es ein Akt der Höfflichkeit, man will sich nicht größer machen. Bei der Frau bedeutete das bedecken der Haare, das alle erotischen Reize verhindert werden sollten. Als Ehefrau wollte Frau zeigen, das sie ihrem Ehemann treu ist und im religiösen Sinn bedeutete eine schlichte Kopfbedeckung, also ein Kopftuch, das sie nicht Eitel sein wollte. Die erste Bedeutung ist schon vorchristlich.
viele Grüße

Paul

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Kemalettin
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Ein paar Anmerkungen:

- Die Regierung Erdogan weisst erstmal nicht, wie sie mit IS umgehen soll. Aktiv bekämpfen tut sie sie nicht, Unterstützung gibt es aber auch nicht. Vor ein paar Monaten hat sie nordirakische -kurdische Truppen Unterstützung durch Durchgang gewährt, und die amerikanischen Bomber fliegen von türkischen Basen aus. In der Türkei gibt es 2 Millionen syrische Flüchtlinge (die machen allerlei Ärger teilweise...). Also es ist alles unklar. Die Türkei hat auch Angst vor den Dschihadisten, es gab schon Anschläge seitens der IS in der Türkei und die Regierung hat Angst vor Chaos. Auf der anderen Seite will die Türkei Assad loswerden, sie hat ihre ganze Außenpolitik darauf ausgerichtet. Die Türkei steht am meisten den syrischen Armeeabtrünnigen nahe. Das Erdogan die IS unterstützt ist eine Mär von oppositionellen Kurden und Linken. Ich selbst hasse Erdogan, aber man sollte deshalb nicht lügen. Es gibt aber natürlich auch IS-Sympathisanten in der islamistischen Partei Erdogans und man denkt sich, solange sie nicht die Türkei angreifen muss man auch nicht eingreifen. Aber eine starke Nähe zur IS gibt es nicht. Offizielle Politik ist nur der Sturz Assads... und da hat die Türkei voll auf die falsche Karte gesetzt und sich in der Weltöffentlichkeit blamiert, weil sogar die USA jetzt Assad als "notwendig" betrachten.
Kemalettin
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Es gibt in der Türkei verschiedene Arten von Kopftüchern. Es gibt das bäuerliche Kopftücher, die unsere Omas getragen haben (und eure auch), und es gibt das Kopftuch dass seit dem Sturz des Shahs im Iran aufgetaucht ist. Bei dieser Form achtet man peinlich genau darauf dass man überhaupt keine Haare sieht (auch keine Strähne) und es ist eng gebunden. Seit dieser Erscheinigung gibt es diesen Streit um das Kopftuch in der Türkei. Kein Türke hat was gegen das Kopftuch unserer alten bäuerlichen Omas. Die Islamisten sagen, wir sollen uns nicht in die Religionsfreiheit jeglicher Träger einmischen, aber wir empfinden diese neue Form des Kopftuchs als eine politische Botschaft, die sagt, dass man den Koran sehr exakt und streng ausleben muss.
Die Islamisten in der Türkei haben gesiegt, weil sie eine Opferrolle gespielt haben und erzählt, man würde den Frauen bei Zutrittsverweigerung zur Uni ihr Glauben nicht erlauben und ihre Schulausbildung kaputtmachen, weil die Frauen dann ja den Glauben vor Bildung wählen. Die Linken und Liberalen haben sie daraufhin unterstützt - auch von Europa gab es Stimmen die Erdogan unterstützt haben. Jetzt macht Erdogan alle in seinem Land platt.
Dietrich
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Kemalettin hat geschrieben: Die Islamisten sagen, wir sollen uns nicht in die Religionsfreiheit jeglicher Träger einmischen, aber wir empfinden diese neue Form des Kopftuchs als eine politische Botschaft, die sagt, dass man den Koran sehr exakt und streng ausleben muss.
Das ist der wahre Hintergrund zum muslimischen Kopftuch, auch wenn das verschiedentlich von Kopftuchträgerinnen bestritten wird.
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