31.10.2016: Lutherjahr eröffnet

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Ein Jahr vor dem 500. Jubiläum der legendären Thesenveröffentlichung von Martin Luther wurde gestern offiziell das Lutherjahr festlich eröffnet. Neben Vertretern der Evangelischen Kirche sprach auch Bundespräsident Gauck. 
Für das Lutherjahr sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.
Quelle: http://m.tagesspiegel.de/berlin/500-jah ... s_rd%3Dssl
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Balduin
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Luther war eine für Deutschland sehr prägende Gestalt. Die Bibelübersetzung war mit eine der bedeutendsten Taten dieses Menschen, der ja durchaus auch kontrovers gesehen werden kann: Antisemit (was natürlich für die damalige Zeit nicht unüblich war), Verräter der Bauern, einerseits konservativ bewahrend, andererseits den Glauben spaltend...

http://geschichte-wissen.de/blog/luther ... -reformer/
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Balduin
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Und hier auch noch eine kleine Leseempfehlung: http://geschichte-wissen.de/blog/martin ... uernkrieg/
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Ruaidhri
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Ein Aspekt, der oft in der politisch- theologischen Betrachtung Betrachtung untergeht, aber ganz gewiss neben der Bibelübersetzung eine große Wirkung hatte:
Der Einfluss lutherischer Reformen auf die Kunst und Kultur, insbesondere die Musik.
Von dort ausgehend, entfalteten sich durchaus außerkirchliche Entwicklungen.
Im Gottedienst wurde die Liturgie auf Deutsch gesungen, der Gemeindegesang wurde zu einem wesentlichen Element des Gottesdienstes, wie überhaupt dessen kraftvolle musikalische Untermalung durch Musik zur Ehre Gottes. Bildhaft, verständlich- populär eben- und doch anspruchsvoll.
Ohne Luther kein Bach, um nur den einen, mal zum deutschen Kulturgut gezählten Musikschaffenden zu erwähnen.
Man kann die Reformation  unter anderen Neben- und Nachwirkungen auch als Grundstein einer europäischen Musikkultur betrachten, dazu gibt es so einiges unter dem Stichwort "Reformation und Musik" zu lesen.
Bis heute bedienen sich alljährlich mehr oder weniger begabte Musikgrößen der Vorlagen Luthers oder Bachs und fischern in alten Gewässern, liebend gern dann in der Vorweihnachtszeit in Einkaufszentren abgedudelt.
Vielleicht macht die Musik im Original so manches besser verständlich, was unsere Vorfahren bewegte und Geist ihrer Zeit, aus dem sie lebten nd handelten als manche klugen, lesenswerten Abhandlungen.
Dass Musik, gerade die Kirchenmusik, auch immer im Fokus totalitärer Regimes standen, lässt einiges von ihrer fortdauernden Bedeutung ahnen.
Dass heute die Texte Luthers wie der Bach'schen Oratorien in ihrem Anti-Judaismus analysiert werden, ist nicht nur Sache eines elitären Zirkels.
Das Erbe Luthers, zu dem auch die Kirchenmusik gehört, bleibt vielschichtig.
Hm, und dass totalitäre Regimes diesem Erbe bisweilen "seltsam" begegneten, zeigt, ohne hier zu intensiv darauf einzugehen, dass man dem Kulturgut doch einige Bedeutung zusprach.
Die Zweckentfremdung der "Marseillaise" der Reformation, des auch auf Atheisten durchaus beeindruckend wirkenden " Ein feste Burg ist unser Gott"
bis in die Neuzeit hinein ist ein Beispiel.
Nazis und Kommunisten konnten es übellaunig aufnehmen, wenn der Luther-Choral zu ihnen nicht genehmen Anlässen gesungen wurde.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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Balduin
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Warum kein Bach ohne Luther? Bezogen auf die deutsche Sprache?
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Ruaidhri
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rfon hat geschrieben:Warum kein Bach ohne Luther? Bezogen auf die deutsche Sprache?
Nicht nur allein der Sprache wegen, sondern weil er die Musik in Form des Gemeindegesangs in deutscher Sprache als wesentlichen Teil der gottesdienstlichen Handlung sah. Wenn man so will, machte er die einst den "Pfaffen und Schülern" vorbehaltenen Gesang zur Populär-Musik. :D
Das sollte Folgen für die Musikkultur in den lutherischen Teilen des Landes haben. ( Die Refomierten ud Calvinisten haben eine immer noch unterschiedliche Gottesdienstordnung- viel weniger Musik als die Lutheraner, die Unierten sind so der Kompromiss.) Klar gibt es Diskussionen, ob man Luthers Wirkung nicht überschätze, aber ich kann der dazu passenden wissenschaftlichen Arbeit nicht so ganz folgen.
Wobei Bach nur einer war, der für den Gottesdienst wie auch davon unabhängige musikalische Veranstaltungen in der Kirche komponierte. Die Musik in allen Aufführungsfacetten, ob Orgel (die wahrlich großen Orgellandschaften entstanden im Norden ), ob mit Motetten oder Oratorien, den Weg ebnete zumindest zu einem großen Teil Luther. Ein evangelisch- lutherischer Gottesdienst lebt nicht nur vom Wort allein, sondern auch von der Musik. Wie andere Amtshandlungen auch, wo nicht die Musik von der CD kommt.
Viele evangelische Kirchengemeinden, auch- oder gerade- auf dem Land, sind immer noch geprägt vom musikalischen Miteinander, wobei durchaus die Moderne eingezogen ist. Musik verbindet, und es sind nicht nur "die Alten", die da singen und spielen.
Katholische und evangelische Musik für kirchliche Anlässe entwickelten sich zeitweise auseinander, aber Mozarts geistliche Werke singen die Evangelen aber auch- und die Katholen lassen Bach'sche Musik erklingen. Wobei, lutherisch geprägte Grüße nach Leipzig und Dresden: Bach können die Thomaner und der Kreuzchor besser als die Wiener Sängerknaben oder die Regensburger Domspatzen. Ich kann mir das zwar nicht wirklich erklären, rein musikalisch sind die Katholischen top- aber der evangelisch-lutherische Sound, der fehlt. :wink:
Hier mal Links:
https://www.luther2017.de/de/reformatio ... s-musiker/
http://www.lutherland-thueringen.de/de/ ... musik.html
http://www.pfarrerverband.de/pfarrerbla ... ow&id=2693
https://www.landeskirche-hannovers.de/e ... rchenmusik
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LG Ruaidhri
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Balduin
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Stimmt - der Gemeindegesang wurde erst nach der Reformation eingeführt und war eine zentrale Forderung Luthers.

Spannend finde ich wie generalstabsmäsig Luthers PR geführt wurden. Der Spiegel sieht da ein erstes Medienimperium.
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Paul
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rfon hat geschrieben:Stimmt - der Gemeindegesang wurde erst nach der Reformation eingeführt und war eine zentrale Forderung Luthers.

Spannend finde ich wie generalstabsmäsig Luthers PR geführt wurden. Der Spiegel sieht da ein erstes Medienimperium.
Es wundert mich natürlich, wie sich das Christentum durchsetzen konnte, wenn Gesang und muttersprachlicher Gottesdienst abgeschafft wurden.
Das germanische Glaubensbekenntnis, das Lied vom Leben soll gesungen worden sein.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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