Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten

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Moderator: Barbarossa

Lia

Könnten wir mal slawische Besiedlung, slawische Minderheiten abtrennen und ein eigenes Thema daraus machen?
Mit Grüßen aus dem Abodriten-Land!
Lia

Minderheiten stellen sich nicht unbedingt und grundsätzlich gegen den Staat, die Gesellschaft, die Kultur, in der sie leben.
Sie sind ein Teil davon, der das verbriefte Recht in Anspruch nimmt, innerhalb des Staatswesens und dessen Rechtsnormen
die eigene Sprache und Kultur zu leben.
Das ist nun aber nicht unbedingt Absicht und Ziel mancher Parallel -Kontra-Gesellschaften, wie sie sich herausgebildet haben.
Paul
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dieter hat geschrieben:Man kann mit Schleswig-Holstein anfangen, wonach der Name "Holstein" sich auf den slawischen Stamm der Holsten bezieht.
Die Holsten waren ein germanischer Stamm, ein Unterstamm der Sachsen. Nicht alle Regionen, in denen auch Slawen einwanderten wurden mehrheitlich slawisch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein

Die zurückgebliebenen Rugier, Goten, Burgunder, Silinger/Lugier, Bastarnen, Skiren und Semnonen wurden allerdings letztlich von den slawischen bzw. baltischen Einwanderern assimiliert. Oft erkennt man an den slawischen Namen der Stämme noch den ursprünglichen germanischen Stammesnamen z.B. bei den Rahnen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Lia

Die Holsten waren ein germanischer Stamm, ein Unterstamm der Sachsen. Nicht alle Regionen, in denen auch Slawen einwanderten wurden mehrheitlich slawisch.
Danke, Paul!
So ist es. Zumindest hat der Landesteil seinen Namen nach den sächsischen Ureinwohnern.
Adam von Bremen hat es klar geschrieben,
wo die sächsischen Stämme der Holsaten, Dithmarscher und Stormarner lebten.
Die slawische Besiedlung des heutigen Holsteins zog sich hin, zwischen Völkerwanderung und Zeiten Karls des Großen, der wohl die Sachsen nördlich der Elbe entweder massakrierte oder zwangsumsiedelte und Slawen das entvölkerte Land besiedelten.
Nur liefen die Dinge dann wieder anders, es gab nach der Niederschlagung der Slawenaufstände in der Region keine slawischen Landesherren mehr, schon der Däne Knud Lavard wurde 1129 Lothar III. mit dem Land der Abodriten belehnt " regnum obotritorum" und von den Polaben, Abodriten und Wagriern als Herrscher anerkannt.
War den unter den späteren Schauenburger Landesherren nie wieder Thema, ob Wagrien mal slawisch war.
In Holstein hat sich keine slawische Minderheit mit einem slawischen Bewusstsein gebildet, geblieben sind Orts- und Flurnamen- und Bodenfunde, die eher für offenen Handel als abgeschottetes Dasein sprechen.

http://www.geschichte-s-h.de/vonabiszindex.htm
( Mit Karte).
Renegat
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Lia hat geschrieben:Könnten wir mal slawische Besiedlung, slawische Minderheiten abtrennen und ein eigenes Thema daraus machen?
Mit Grüßen aus dem Abodriten-Land!
Das kann man natürlich machen, das wäre dann eine reine Geschichtsbetrachtung.
In diesem Thema mit Gegenwartsbezug passt es nach meiner Meinung aber auch sehr gut, denn es veranschaulicht so schwammige, moderne Begriffe wie Parallelgesellschaft.
Wenn das meist friedliche Nebeneinander von Deutschsprechern und Slawisch-Sprechern unter diversen Oberherren, mal polnisch, mal habsburgisch, mal preussisch, mal sächsisch keine parallelen Gesellschaften waren, dann weiß ich nicht, was parallel ist.
Minderheiten trifft es auch nicht, Lia. Minderheiten sind Sorben, Wenden, Slawen/Polen im Ruhrgebiet vielleicht heute, aber nicht vor 150 Jahren. Wer heute noch als Sorbe/Wende lebt, diese Kultur bewahrt und nicht erst vor kurzem wiederentdeckt hat, musste schon einiges an Beharrungsvermögen entwickeln oder besser seine Großeltern. Die meisten hatten das nicht, die haben irgendwann ihren verräterischen Namen eingedeutscht, so wie mein Vorfahr und sind in der Masse untergegangen. Besonders wenn sie beruflich weiterkommen wollten, raus aus den Dörfern mit der beginnenden Industriealisierung. Das war damals ganz normales menschliches Verhalten, warum sollte das heute anders sein?
Wendenkönig
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Meine Vorfahren hatten demnach Beharrungsvermögen. In´s deutsche übersetzt bedeutet mein Name "Johannisbeere" ;) , abgeleitet vom wendischen Namen Handrischki entstand durch Abschleifung mein heutiger Name. Ich kann mich also nicht verleugnen. Viele wendisch/ sorbische Namen enden mit dem verräterischen "schk" am Ende- Ist bis in die heutige Zeit eine Herausforderung für die deutsche Zunge. Starick, Nagorcka, Nagork, Najork, Schlodder, Huppatz, Pumpa, Twarz, Kubaschk, Waurischk oder Noack sind typische wendische Namen.
Sorben sind wir nicht, Wenden dürfen wir nicht sein also sind wir Deutsche (wendisches/ slavisches Sprichwort)
Wendenkönig
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Ich finde auch, dass eine Abtrennung des "Slaventhemas" nicht so verkehrt wäre. Die Diskusion hat sich ja doch etwas von dem Thema Parallelgesellschaft ...entfernt. Ich hoffe trotzdem weiterhin interessant. Das Originalthema widmet sich ja doch mehr dem heutigen existieren oder vermeintlichen existieren, von Gesellschaftsgruppen, nebeneinander. Also parallel existierenden Gruppen.
Oder? :?
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Paul
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Wendenkönig hat geschrieben:Meine Vorfahren hatten demnach Beharrungsvermögen. In´s deutsche übersetzt bedeutet mein Name "Johannisbeere" ;) , abgeleitet vom wendischen Namen Handrischki entstand durch Abschleifung mein heutiger Name. Ich kann mich also nicht verleugnen. Viele wendisch/ sorbische Namen enden mit dem verräterischen "schk" am Ende- Ist bis in die heutige Zeit eine Herausforderung für die deutsche Zunge. Starick, Nagorcka, Nagork, Najork, Schlodder, Huppatz, Pumpa, Twarz, Kubaschk, Waurischk oder Noack sind typische wendische Namen.
Die Menschen waren schon früh gemischt. Schlodder und Huppatz sind wohl deutschen Ursprungs. Handrisch ist wahrscheinlich ganz sicher deutschen Ursprungs o. ein germanisches Substrat z.B. der Semnonen.
Das ist in etwa eine Ableitung von Hansdrauwe/Johannistraube. Bei dem Namen hätte ich von vorneherein an einen plattdeutschen Namen gedacht.
viele Grüße

Paul

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Handrischki ist ganz sicher nicht deutschen Ursprungs. Meine Vorfahren kamen aus den weit entfernten östlichsten Siedlungsgebieten der Slaven. Das Ur- Siedlungsgebiet der Wenden lag zwischen Oder und Dnepr. Wie ja fast alle wissen, war in der DDR, russisch ein Pflichtfach in der Schule und wurde ab der 5 Klasse gelehrt. Ich hatte Glück, Meine Mutter konnte problemlos meine Vokabeln abhören. :wink:
Es soll ja auch nicht vergessen werden, dass gerade die Germanen sehr viele Begriffe von Zuwanderern übernamen.
Hendrischk = Johannisbeere, Kubaschk = unverändert Wollknäul usw.
Bei Schlodder und Huppatz will ich mich verbürgen, hab sie aber bei Vikipedia als urwendische Namen gefunden und hier eingebracht.
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Renegat
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Wendenkönig hat geschrieben:Ich finde auch, dass eine Abtrennung des "Slaventhemas" nicht so verkehrt wäre. Die Diskusion hat sich ja doch etwas von dem Thema Parallelgesellschaft ...entfernt. Ich hoffe trotzdem weiterhin interessant. Das Originalthema widmet sich ja doch mehr dem heutigen existieren oder vermeintlichen existieren, von Gesellschaftsgruppen, nebeneinander. Also parallel existierenden Gruppen.
Oder? :?
Als ich das Thema eröffnete, wollte ich diskutieren, was Parallelgesellschaften eigentlich sind. Ein Schlagwort, das immer mal wieder fällt, aber unter dem jeder was anderes zu verstehen scheint.
Deshalb empfinde ich die aktuelle Diskussion für durchaus zum Thema gehörig, zeigt sie doch, wie Gesellschaften sich über Jahrhunderte verändern und dass das ein ganz normaler Prozess ist.
Lia

Kann schon die Gedanken Renegats nachvollziehen, Geschichte und Gegenwart nebeneinander im Thread zu lassen.
Vielleicht lassen sich so auch entscheidende Unterschiede kontrastiv darstellen.
Die Wenden lassen sich dann immer noch in Details a.a.O. näher betrachten.

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Paul
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Es gab und gibt die unterschiedlichsten Paaralelgesellschaften, mit unterschiedlicher Stabilität und Dynamik.
Es gab früher die Arbeiterbewegung die sich in vielen Bereichen der Gesellschaft organisierte, nachdem sich ja vorher schon viele Klassen abgesondert hatten. Es gab früher konventionelle und religiöse Trennungen und auch ethnische.
Die früheren Einwanderergruppen haben sich integriert. Die sozialen und konvessionellen Barrieren sind weitgehend verschwunden und es ist besser so.
viele Grüße

Paul

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ok, wenn man es von der Seite betrachtet ...bin ich auch dafür. :)
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Bei Schlodder und Huppatz will ich mich verbürgen, hab sie aber bei Vikipedia als urwendische Namen gefunden und hier eingebracht

Entschuldigung, es soll natürlich heißen: will ich mich nicht verbürgen
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Barbarossa
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Ich denke auch, für das Untersuchen des Themas kann man die heimischen Nationalen Minderheiten als Vergleich hier belassen.

:arrow: Ich füge aber darum noch den Begriff "Nationale Minderheiten" in der Themenüberschrift hinzu.
Die Diskussion ist eröffnet!

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